Der 19 Jahre alte Radprofi Remco Evenepoel hat das World-Tour-Tagesrennen Clásica San Sebastián gewonnen. Damit ist der Belgier der bisher jüngste Sieger überhaupt.
Das Supertalent kam am Samstag 38 Sekunden vor seinem Landsmann und Olympiasieger Greg van Avermaet ins Ziel, Dritter wurde der Schweizer Marc Hirschi.
Tour-Sieger Egan Bernal beendete das Rennen über 227,3 Kilometer wie auch Vorjahressieger Julian Alaphilippe, der bei der Frankreich-Rundfahrt lange für Furore gesorgt hatte, nicht.
Der RTBF-Radsportjournalist Rodrigo Beenkens erinnerte auf Twitter daran, dass zuletzt ein anderer Belgier, Rik Van Steenbergen, im Jahre 1944 einen Klassiker mit 19 Jahren gewonnen habe (Sieg bei der Flandern-Rundfahrt).
Remco Evenepoel stammt aus einer Radsportfamilie. Sein Vater Patrick Evenepoel war ebenfalls als Radrennfahrer aktiv. Der Sohn begann seine sportliche Laufbahn im Alter von fünf Jahre als Fußballspieler und trat für die Jugendmannschaften von RSC Anderlecht und PSV Eindhoven an wie auch in nationalen Auswahlmannschaften verschiedener Alterskategorien. Zuletzt spielte er für den KV Mechelen, bis er 2017 zum Radsport wechselte.
Riesenlob von Eddy Merckx
Im August 2018 wurde Remco Evenepoel, der schon beide nationale Straßentitel errungen hatte, in Glasgow zweifacher Junioren-Europameister, wobei er das Straßenrennen mit einem Vorsprung von 9:44 Minuten gewann. Nur wenige Wochen später gewann er bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Innsbruck ebenfalls Einzelzeitfahren und Straßenrennen der Junioren. Daraufhin erhielt er einen Vertrag bei Deceuninck-Quick-Step.
Eddy Merckx war schon nach dem Doppelerfolg bei der WM im letzten Jahr schwer beeindruckt von dem damals noch 18-Jährigen: „Dieser Junge erweckt den Eindruck, alles zu können. Wenn Sie sehen, mit welcher Autorität er das Zeitfahren gewann und wie er beim Straßenrennen in den Steigungen die Konkurrenz hinter sich ließ, dann ist das absolut genial. Dieser Fahrer hat etwas Außergewöhnliches. Ich kann ihm keine Ratschläge geben, mit Ausnahme vielleicht, dass er ruhig bleiben soll. Er wird Radprofi Anfang des nächsten Jahres. Er ist dafür noch sehr jung, aber wenn jemand dies schaffen kann, dann er. Remco kann sogar besser werden, als ich es auf dem Höhepunkt meiner Karriere war.“
Die internationale Radsportpresse war jedenfalls schon vor einem Jahr voll des Lobes. Von einem neuen „Wunderkind“ des Radsports, einem „kleinen Kannibalen“ und einem „Phänomen“ war da unter anderem die Rede. Nach dem Sieg an diesem Samstag in San Sebastian titelte die flämische Tageszeitung „Het Nieuwsblad“ in Anspielung auf Eddy Merckx, den größten Radrennfahrer aller Zeiten: „Eddy Evenepoel“.
In seinem ersten Jahr als Profi hat Remco Evenepoel seine unglaublichen Qualitäten mehr als nur bestätigt. Vor seinem Sieg bei der Clásica San Sebastián hatte er bereits die Gesamtwertung, die Punktewertung und eine Etappe der Belgien-Rundfahrt für Radprofis gewonnen. Und das im Alter von 19 Jahren!
Gerne wäre Evenepoel auch schon in diesem Jahr die Tour de France gefahren, aber Patrick Lefevere, Chef des Rennstalls Deceuninck-Quick Step, hielt den Moment für einen Start beim härtesten Radrennen der Welt für verfrüht. (cre/wikipedia)
Remco Evenepoel vainqueur d’une classique à 19 ans…comme Rik Van Steenbergen en 1944 !! #sansebastian
— Rodrigo Beenkens (@RoBeenkens) August 3, 2019
😲 "The most remarkable thing you’ve ever seen!" 😲
Remco Evenepoel wins Clasica San Sebastian aged 19 years and 190 days – the youngest winner of a major one-day race since 1925 👊🏆 pic.twitter.com/EBQUwwuiwj
— Eurosport (@eurosport) August 3, 2019
🔈 ON
OH! OH! OH! OH! OH! Mamma mia.Or how Remco Evenepoel almost induced a stroke in the Eurosport Italy commentators' cabin. 😂#Klasikoa pic.twitter.com/ZcpNImj7yB
— Mihai Simion (@faustocoppi60) August 3, 2019
Einfach großartig, dieser Gewinn eines Staßenrennens, während sich die großen Gegner noch von der Vuelta, dem Giro und der (Tor-)Tour erholen. Trotzdem hoffe ich darauf, dass mein in die Jahre gekommenes Idol Eddy diesmal Recht behält.
(Wer „Clásica San Sebastian“ titelt und damit zeigt, dass ihm der spanische Betonumgs-Akzent auf dem „á“ auch in deutschen Texten am Herzen liegt, sollte in Erwägung ziehen, „Clásica San Sebastián“ auch in die Überschrift zu schreiben.)
Unglaublich! Tolle Leistung! Ich hoffe, dass er gesund und mit beiden Füßen am Boden bleibt!
Es ist die richtige Entscheidung von Deceuninck-Quick-Step gewesen, ihn bei der Tour noch nicht mitfahren zu lassen.
Der Junge hat und braucht Zeit, damit er Erfahrungen sammeln sowie behutsam aufgebaut werden kann und nicht „verheizt“ wird.
Nun noch bei einigen Eintages- (Klassiker) und Etappenrennen gut abschneiden, dann kann Alaphilippe in 2-3 Jahren als „Wasserträger“ und erfahrener Teamkollege ihm bei der Tour zur Seite stehen ?