Nachrichten

Regie-Legende Godard ist tot – Ein Revolutionär des Kinos

27.06.1966, Berlin: Jean-Luc Godard (l) raucht während der 16. Berliner Filmfestspiele eine Zigarette. Foto: Edwin Reichert/AP/dpa

Der französisch-schweizerische Filmregisseur Jean-Luc Godard ist tot. Der Altmeister, der als einer der freiesten Denker des Kinos galt, ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben, wie die Schweizer Agentur SDA unter Berufung auf Godards Ehefrau berichtete.

Der Nachwelt hinterlässt Godard über 60 Filme. Zu den bekanntesten gehören „Außer Atem“, „Die Verachtung“ und „Eine verheiratete Frau“. Zuletzt drehte er Werke, die keine Geschichten mehr erzählten, sondern collagehafte Abbilder der Wirklichkeit waren.

Das Leben von Godard ist das eines Avantgarde-Künstlers, der das Kino veränderte. In den 1950er Jahren schrieb er als Filmkritiker für die „Cahiers du cinéma“, der Zeitschrift des großen Vordenkers des französischen Autorenkinos André Bazin.

13.11.2013, Schweiz, Lausanne: Jean-Luc Godard nimmt an der Verleihung des Preises „Prix et Bourses culturels Leenaards 2013“ teil. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/EPA/dpa

Neben François Truffaut gehörte er zu den Regisseuren der Nouvelle Vague. In ihren filmtheoretischen Schriften forderten sie eine Erneuerung des französischen Kinos, das in ihren Augen zu konventionell geworden war. Sie entwickelten eine eigene Erzählstruktur und machten ihre individuelle Weltansicht zu ihrem Markenzeichen.

Mit „Außer Atem“ wurde Godard über Nacht zu einem Star. Das Kriminaldrama mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle wurde mit einer Handkamera gedreht. Ungewöhnlich war auch zu jener Zeit die Schnitttechnik der Jump Cuts (Bildsprünge). Godard gehörte zu den innovativsten Regisseuren seiner Zeit.

Bis zum Ende der 1960er Jahre war Godard sehr produktiv. In diesen Jahren entstanden „Der kleine Soldat“, „Eine Frau ist eine Frau“, „Die Außenseiterbande“ und „Elf Uhr nachts“.

Mit jedem Film entfernte er sich von dem realistischen Erzählkino. Er begann, mit Musik, Schrifttafeln und langen Bildsequenzen zu experimentieren. Seine späten Filme wie „Adieu au langage“ und „Film Socialisme“ blieben weitgehend unverstanden. Sein letztes Filmessay „Bildbuch“ wurde auf den Filmfestspielen in Cannes 2018 mit einer Sonder-Palme ausgezeichnet.

Godard wurde am 3. Dezember 1930 in Paris als Sohn eines Schweizer Arztes geboren. Nach einem schweren Autounfall in den 1970er Jahren zog er sich immer mehr aus der Filmwelt zurück. Seinem Ansatz, das Kino zu revolutionieren, blieb er sein Leben lang treu. Bis zuletzt hat Godard die Grenzen des Kinos und des Films ausgelotet. (dpa)

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern