Politik

Großfahndung nach Carles Puigdemont in Spanien – Separatistenführer meldet sich: „Wieder in Waterloo“

08.08.2024, Spanien, Barcelona: Der katalanische Unabhängigkeitsführer und ehemalige Präsident Carles Puigdemont spricht zu seinen Anhängern, nachdem er in der Nähe des katalanischen Parlaments angekommen ist, um an der Amtseinführungsdebatte teilzunehmen. Foto: Joan Mateu/AP/dpa

AKTUALISIERT – Der per Haftbefehl gesuchte katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist nach eigenen Angaben nach seinem Auftritt in Barcelona wieder in sein Exil im Belgien zurückgekehrt.

„Heute bin ich nach ein paar äußerst schwierigen Tagen in Waterloo“, schrieb der 61-Jährige am Abend auf der Plattform X. Er habe in „wenigen Tagen Tausende Kilometer“ zurückgelegt und brauche noch etwas, um sich auszuruhen. Zur Frage seiner politischen Zukunft äußerte sich Puigdemont zunächst nicht.

08.08.2024, Spanien, Barcelona: Katalanische Polizisten besetzen einen Kontrollpunkt an einer Straße in den Außenbezirken von Barcelona. Die Beamten haben die Operation „Käfig“ aktiviert, um den ehemaligen Präsidenten ausfindig zu machen, der nach seiner Rückkehr nach Barcelona noch immer vermisst wird. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa

Zugleich kritisierte der per Haftbefehl in Spanien gesuchte Politiker die katalanischen Sicherheitsbehörden, die eine „Hexenjagd“ gegen ihm nahestehende Menschen in Katalonien veranstalteten. Der Generalsekretär von Puigdemonts Partei Junts, Jordi Turull, hatte schon zuvor gesagt, Puigdemont sei wieder in Belgien. Die katalanische Polizei hatte jedoch betont, sie wisse nicht, wo sich Puigdemont aufhalte und Zweifel an Turulls Aussage geäußert.

Puigdemont bezeichnete die Großfahndung, die nach seinem Verschwinden unmittelbar nach einer kurzen Rede vor Anhängern im Zentrum Barcelonas am Donnerstag ausgelöst worden war, als völlig unverhältnismäßig. Damit seien nur unschuldige Bürger belastet und öffentliche Gelder verschwendet worden. Der katalanischen Polizeieinheit Mossos d’Esquadra, einer Art Landespolizei, die ihn festnehmen sollte, warf er vor, wie die spanische Polizei vorgegangen zu sein.

Die Führung der Mossos d’Esquadra hatte bei einer Pressekonferenz zusammen mit Kataloniens Landesinnenminister Joan Ignasi Elena ein Versagen bei der Festnahme Puigdemonts in Barcelona eingeräumt. Der Minister betonte jedoch, niemand habe das «unangemessene» Verhalten Puigdemonts vorhersehen können.

08.08.2024, Spanien, Barcelona: Anhänger des katalanischen Unabhängigkeitsführers Carles Puigdemont halten sein Porträt, während sie auf seine Ankunft in der Nähe des katalanischen Parlaments warten, um an der Amtseinführungsdebatte teilzunehmen. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa

Puigdemont war nach seiner Rede nicht wie angekündigt zum Parlament gegangen, wo der Sozialist Salvador Illa zum neuen Ministerpräsidenten Kataloniens gewählt werden sollte. Illa ist seit langem der erste Regionalregierungschef in Barcelona, der gegen eine Abspaltung der Region von Spanien ist.

Stattdessen stieg Puigdemont in ein Auto und fuhr mit unbekanntem Ziel davon. Dabei sollen ihm zwei Polizisten geholfen haben, die festgenommen wurden. Die Polizei löste eine Großfahndung mit Straßensperren aus. Tausende Autofahrer saßen bei hochsommerlicher Hitze in kilometerlangen Staus fest.

Puigdemont bekräftigte in dem X-Post, dass er nie die Absicht gehabt habe, sich zu stellen oder seine Festnahme zu ermöglichen, weil er aus politischen Gründen verfolgt werde und darüber hinaus das Amnestiegesetz auch für ihn gelten müsse.

Der spanische Ermittlungsrichter Pablo Llarena wirft Puigdemont jedoch vor, 2017 im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsreferendum öffentliche Gelder zu seinem eigenen Vorteil unterschlagen zu haben. Das aber ist von der Amnestie ausgenommen.

Puigdemont hatte die meiste Zeit seit seiner Flucht ins Ausland am 30. Oktober 2017 nach der von ihm betriebenen gescheiterten Abspaltung Kataloniens von Spanien in Belgien gelebt. Zuletzt hatte er sich jedoch auch zeitweise in Südfrankreich aufgehalten.

08.08.2024, Spanien, Barcelona: Der katalanische Unabhängigkeitsführer und ehemalige Präsident Carles Puigdemont spricht zu seinen Anhängern, nachdem er in der Nähe des katalanischen Parlaments angekommen ist, um an der Amtseinführungsdebatte teilzunehmen. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa

Puigdemonts Rechtsanwalt Gonzalo Boye hatte sich am Vorabend eher lapidar über die Aufregung über den Auftritt seines Mandanten und dessen anschließende erneute Flucht geäußert. Die Rückkehr seines Mandanten am Vortag aus fast sieben Jahren Exil nach Barcelona, seine kurze Kampfrede vor etwa 3.500 Anhängern und sein anschließendes Verschwinden unter den Augen der Presse und der Polizei stellte er als normalen Arbeitsalltag dar. „Er hat seine politische Arbeit erledigt und ist nach getaner Arbeit nach Hause gegangen, wie das jeder tut“, sagte er Journalisten. Auf jeden Fall werde sich Puigdemont „niemals stellen“.

Die Führung der katalanischen Polizei räumte ein Versagen bei der Festnahme Puigdemonts in Barcelona ein. Zugleich warb Chefkommissar Eduard Sallent bei der Pressekonferenz um Verständnis. Wichtigste Ziele seien am Donnerstag die Wahrung der öffentlichen Ordnung und die Absicherung der Neuwahl eines katalanischen Ministerpräsidenten im Parlament gewesen, sagte er. Diese Aufgaben seien erfüllt worden. Warum die Festnahme Puigdemonts nicht gelungen sei, müsse noch eingehender analysiert werden. (dpa)

23 Antworten auf “Großfahndung nach Carles Puigdemont in Spanien – Separatistenführer meldet sich: „Wieder in Waterloo“”

  1. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Ich habe kein Verständnis für Puigdemont. Ein unabhängiges Katalonien würde nicht viel bringen. Diese Autonomisten sind Menschen, die selbst nie in einem Betrieb gearbeitet haben und somit das Leben der kleinen Leute nicht kennen. Es sind Intellektuelle mit einem Traum, das ist alles.

    • Risikoreicher trip .
      Man kann nur hoffen , dass sich die spanische Regierung kein Beispiel an Putin nimmt.
      Das wäre ganz schlecht , für den bei uns während 7 Jahren im Exil lebenden .
      Außerdem würden wir dann sicher auch noch im Clinch mit Spanien hängen .
      Ärger gibt es genug auf dieser Welt .
      Was wir brauchen ist mehr Diplomatie unter den verschiedenen Kriegstreibern .
      Ich weiß , klingt gegensätzlich , wäre aber wünschenswert .

  2. Für mich ist Puigdemont ein Feigling 1ster Klasse und Vereräter!
    Schon vor 7 Jahren hatr er die Spaltung Kataloniens von Spanien vorbereitet und dann wie ein Feigling ins Ausland geflüchtet wo natürlich Belgienihn, warum auch immer, empfangen hat und durchgefüttert hat. Auch wenn nicht offiziell bin ich 100%ig davon überzeugt.
    Seine Mitkämpfer in Katalonien blieb nichts anders übrig als mit seinem unvollendeten Werk fertig zu werden.
    Jetzt macht er genau dasselbe Spiel weiter, verschwindet wieder und falls seine èquipe alles für ihn regeln würde kommt der FEigling aus seinem Schatten und würde Präsident von Katalonien werden wollen
    In seinem ganzen Getue ist absolut nichts Heldenhaftes zu erkennen!

  3. Sheriff von Nottingham

    Ich könnte mich heute noch in den A…h beißen, wenn ich daran denke, dass ich damals den Robin von Locksley nie erwischt habe.
    Heute geht es Pedro Sánchez nicht anders.
    Der Freiheitskämpfer von Catalunya wir sich nie erwischen lassen.
    Els catalans haben sich schon von Francisco Franco nich klein kriegen lassen.

  4. Guido Scholzen

    Ganz nüchtern betrachtet hat Puigdemont gegen die spanische Verfassung verstoßen, wo den vielen Regionen mehr Autonomie gewährt wird als anderswo, und das schon seit 1978, bevor Spanien in die (damals) EG kam.
    Puigdemont &Co sind im politischen Sinn nicht besser als die ETA im Baskenland. Der Unterschied ist, dass diese katalanische Separatisten keine Bomben legen, sondern im Nadelstreifen durch die EU unterwegs sind.

  5. Sheriff von Nottingham

    Ganz nüchtern betrachtet wird eine Verfassung von denen, die an der Macht sind geschrieben.
    Ganz nüchtern betrachtet können die die an der Macht sind die Verfassung mehrfach abändern.
    Ganz nüchtern betrachtet hatte Belgien 1876 auch eine Verfassung, die es einem Gewissen Leopold erlaubte sehr viel Geld auf Kosten der Afrikaner zu verdienen.
    Ganz nüchtern betrachtet ist die Verfassung der Belgier seitdem mehrfach angepasst worden, damit solche Ausbeutung nicht weitervorkommt.
    Ganz nüchtern betrachtet könnte die Zentralregierung in Madrid Katalunien weniger ausnutzen, damit die Katalanen sich nicht mehr von Spanien trennen wollen.
    Ganz nüchtern betrachtet sind soviele Leute in Nadelstreifen in der EU unterwegs wie die Möglichkeit besteht Interessen zu vertreten und somit Geld zu machen.
    Guido Scholzen wettert gegen die Mächte in der EU wenn sie alternative Energie durchdrücken, aber wenn einige etwas mehr Autonomie von ihren Zentral wünschen, spricht der Scholzen diesen Leuten dieses Recht ab.

    • Guido Scholzen

      Wissen Sie, welche Politik die beste ist, ganz nüchtern betrachtet?
      Es ist die Politik, die am wenigsten Schaden anrichtet.
      Puigdemont und auch vdLeyen verursachen m.E. mehr Schaden als Nutzen, wenn man sie lässt wie sie wollen.

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