Politik

Premier De Croo ist besorgt: Gas-Probleme in Deutschland hätten Einfluss auf ganze EU

23.06.2022, Belgien, Brüssel: Alexander De Croo, Premierminister von Belgien, trifft zu einem EU-Gipfel in Brüssel ein. Foto: Olivier Matthys/AP/dpa

Premier Alexander De Croo (Open VLD):hat vor EU-weiten Auswirkungen gewarnt, sollte Deutschland Probleme mit der Gasversorgung bekommen.

„Wenn Deutschland in Probleme gerät, dann hat das auch einen enormen Einfluss auf alle anderen europäischen Länder, auch auf unser Land“, sagte er am Freitag am Rande eines EU-Gipfels in Brüssel. Mit Blick darauf, dass Russland sich eigentlich auch im Wirtschaftskrieg mit Europa befinde, müsse man zusammenstehen.

„Es gibt kein besseres Argument für die Tatsache, dass wir das gemeinsam machen müssen, als die Folgen zu betrachten, die Deutschland potenziell erleidet“, so der Regierungschef.

Illustration: Shutterstock

Man werde vielleicht einen schwierigen Winter erleben. Mit Blick auf mögliche Schwierigkeiten bei der Gasversorgung sprach er sich für Preisobergrenzen und gemeinsame Einkäufe des Rohstoffs aus.

Während sich die EU-Staaten bereits im März bei einem Gipfel darauf verständigt hatten, Gas gemeinsam einkaufen zu wollen, sieht es bei Preisobergrenzen anders aus. Bislang gibt es nur für Spanien und Portugal entsprechende Ausnahmen. Vor allem Länder wie Deutschland und die Niederlande sehen Preisdeckel kritisch.

Angesichts eines drohenden Gaslieferstopps durch Russland haben in Deutschland Bundesregierung und Netzagentur die Verbraucher zum Energiesparen aufgerufen. Jeder in der Industrie und privat könne dazu beitragen, sagte Netzagentur-Chef Klaus Müller am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. „Und ja, dazu gehört auch der Pulli, der Duschkopf, die Heizung ein bisschen runterstellen. All das hilft.“

Verbraucherministerin Steffi Lemke sagte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen seien genauso wie Haushalte gefordert. Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) warnte, dass Russland im Sommer den Gashahn ganz zudrehen könnte.

30.03.2022, Berlin: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, gibt in seinem Ministerium eine Pressekonferenz zur Energiesicherheit in Deutschland. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Habeck hatte am Donnerstag die zweite Stufe des dreistufigen Notfallplans Gas ausgerufen, weil Russland die Liefermenge gedrosselt hat. Der Staatskonzern Gazprom pumpt am Tag nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter statt 167 Millionen und begründet dies mit Sanktionen des Westens, die als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine verhängt wurden. Die Bundesregierung hat dies zurückgewiesen. Konkret verweist Russland auf eine Pumpe, die im Ausland festsitze.

Mit den geringeren Liefermengen wachsen die Befürchtungen, dass deutsche Gasspeicher vor dem Winter nicht ausreichend gefüllt sind. Müller hält es nach eigenen Worten auch für möglich, dass Russland die Lieferungen durch die wichtigste Pipeline Nord Stream vollständig einstellt.

Habeck warf Russlands Präsident Wladimir Putin vor, mit der Verringerung der Gasexporte Preise in Deutschland und Europa hochzuhalten, um Unruhe zu schüren. Die Maßnahmen der Bundesregierung sollten auch der Geschlossenheit der Gesellschaft dienen, so dass Putin nicht gewinne. „Darum geht es“, sagte der Minister im ZDF-„heute journal“. Putins Sprecher hatte am Donnerstag zurückgewiesen, dass die Drosselung der Lieferungen politisch motiviert ist.

Mit Sorge blicken Energieversorger und Politik jetzt auf die zehntägige Routinewartung von Nord Stream, die am 11. Juli beginnt. Auf die Frage, ob er befürchte, dass Russland danach gar kein Gas mehr liefern werde, sagte Habeck beim Sender RTL: „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich befürchte es nicht.“ (dpa)

16 Antworten auf “Premier De Croo ist besorgt: Gas-Probleme in Deutschland hätten Einfluss auf ganze EU”

    • Alfons van Compernolle

      Oder wie in der BRD erneut „Koks“-Vergasen , oder wie im III.Reich alte Automanteldecken & Schläuche in Rohöl zurück verwandeln , wobei heute sehr viel mehr Altplastik zur Verfügung steht.

  1. Eifel_er

    Noch ein Problem mehr welches die EU eh nicht gemanaged bekommt.
    Es wird Zeit dass die Leute sich endlich mal auf die Strasse begeben.
    Die Böcke die die EU in den letzten Jahrzenten geschossen hat passen auf keine Kuhhaut.

  2. Robin Wood

    „Wirtschaftsminister Robert Habeck warnte, dass Russland im Sommer den Gashahn ganz zudrehen könnte.“

    Ach wirklich? Der Westen droht Putin seit 3 Monaten damit, kein Gas mehr aus Russland beziehen zu wollen und erlässt eine Sanktion nach der anderen und nun wunder sich Habeck doch tatsächlich, dass Putin den Gashahn zudreht.

    Wir sollen also wieder mal sparen, obschon wir (die Steuerzahler) nicht an dieser Misere schuld sind.
    Interessant, was Hendryk Broder zum Sparen in D sagt (in B wird es wohl ähnlich sein):
    https://www.youtube.com/watch?v=5Xx2_R9RYVs

    • #Robin Wood

      „..wundert sich Habeck doch tatsächlich, dass Putin den Gashahn zudreht.“
      So ist es.

      Da hauen die Lehrlinge der Mangelwirtschaft monatelang auf die Sanktions-Trommel, machen sich lauthals Gedanken wann sie vom Hauptlieferanten nichts mehr beziehen und wundern sich jetzt, dass der „dumme Russe“ den Hahn vorher schon abdreht.

      Jetzt sind die Grünen Experten empört, dass ihre Berechnung nicht aufgeht – wenn sie überhaupt rechnen konnten/können – und raten den Bürger*innen sie sollen kalt duschen.

        • #DR ALBERN

          „nach Umfragen befürwortet doch die Mehrheit der Bürger Sanktionen gegen Russland!“

          Dann darf sich die Mehrheit nicht beschweren, sondern die Sanktionen ausbaden….oder ausduschen – da sparsamer.

          • King nothing

            „Dein Schloss brach zusammen und du hast nur noch einen Namen
            Wo ist deine Krone, König Nichts?“

            Das totalitäre System wird zusammenbrechen, da gibt es keinen Weg mehr vorbei. BEIDE Parteien werden am Ende dabei zerbrechen, nur der eine eine Quäntchen später als der Andere. Nur hat der Russe das, was wir nicht haben: RESERVEN! Und seine Reserven reichen 2 Jahre, unser System wird bereits im nächsten Herbst/Winter brechen. Bis es soweit ist werden wir die immer extremeren Auswüchse dieses Systems erleben.

            „Pass auf, was du dir wünschst, vielleicht bekommst du es“

  3. Frage an Bundespräsident Steinmeier, vor mehr als zwei Monaten, nach seinem Ukraine-Mea Culpa:

    „Warum sollte eine sichere, günstige Gasversorgung mittels Nord-Stream 2 ein Fehler gewesen sein?

    Warum ein Fehler für Europa, ein Fehler für Deutschland, für ein Exportland, das produzieren und exportieren muss, auch, um die EU zu finanzieren?“

    Vermutlich überlegt er noch, da keine Antwort kam.

  4. Der kleine Nelgief

    „ Die belgische Energieministerin sieht Belgiens Gasversorgungssicherheit nicht bedroht, selbst wenn Russland die Gaslieferungen stoppt.“

    De Croo sieht das ganz anders und verbreitet Angst.

    Hier kann man wieder erkennen, wie diese Menschen mit uns umgehen.
    Auch den Wirtschaftskrieg / Sanktionen haben unsere Verantwortlichen selber gestartet, und nun
    darf das Volk bezahlen und sich einschränken. Danke, vielen lieben Dank.

    Glaubten die man könne Putin bestrafen und er lässt sich das gefallen ?
    Wie dumm muss man sein um so etwas zu denken.

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