Politik

Diskussionsrunde zum innerstädtischen Verkehr in Eupen

Gäste von "Nachgefragt" auf "Radio Sunshine" (v.l.n.r.): Arthur Genten (verdeckt), Bernd Gentges, Kirsten Neycken-Bartholemy, Frank Neumann, Colin Kraft, Benoit Gauder, Edgar Hungs, Thomas Lennertz und Harald Klein.

In der neuen Gesprächsrunde „Nachgefragt“ des freien Radiosenders „Radio Sunshine“ diskutierten Vertreter aus Politik und Geschäftswelt  über den innerstädtischen Verkehr in der Eupener Begegnungszone und den Anrainerstraßen.


In der 125 Minuten langen Gesprächsrunde, die am Donnerstagabend stattfand, waren sich alle Teilnehmer der Runde einig, dass der Lernprozess der Bürger über das richtige Miteinander in der neugestalteten Begegnungszone noch überhaupt nicht stattgefunden habe. Dies mache sich ja auch in der allgegenwärtigen Kritik bemerkbar.

Kein Problem wird derzeit in Eupen mehr thematisiert als der tägliche Verkehr in der Innenstadt und die durch ein hohes Verkehrsaufkommen belasteten Zufahrtsstraßen.

Blick auf die Klosterstraße (vom Sitzungssaal des Rathauses aus). Foto: OD

Zu Beginn der von den Moderatoren Benoit Gauder und Edgar Hungs geleiteten Diskussionsrunde wurde ein schon etwas älteres Statement von Altbürgermeister Fred Evers (PFF) vom 5. Januar 2017 eingespielt, der sich darin u.a. zum Thema Entlastungsstraße äußerte.

Für Evers ist es ein „Verbrechen an der Bevölkerung“, dass die Straße nicht gebaut wurde. Der Ehrenbürgermeister hatte damals zudem heftige Kritik daran geübt, dass die Kirchstraße zur Einbahnstraße gemacht wurde. „Mit Einbahnstraßen löst man keine Verkehrsprobleme“, so Evers damals.

Schnell waren sich alle in der Runde anwesenden Politiker einig, dass die Projektidee Entlastungsstraße zu den Akten gehöre und definitiv geschlossen sei. Darüber brauche man nicht mehr zu reden. Der Ist-Zustand sei Fakt.

Parkplatzregelung zufriedenstellend

Das Parken in Eupen sei zwar noch nicht vollständig gelöst, doch komme die jetzige Form einer dauerhaften Lösung sehr nahe. Die Regelung an den Parkautomaten sei für Eupen die beste Lösung, war Mobilitätsschöffe Arthur Genten (Ecolo) überzeugt. In Eupen gebe es zwei Parkvarianten: entweder die blaue Scheibe bis zu 1 Stunde Gratis-Parken oder der Automat auf den C-Plätzen (u.a. Werthplatz, Bergstraße).

Die Gesprächsrunde bei „Radio Sunshine“ aus einer anderen Perspektive. V.l.n.r.: Colin Kraft, Moderator Edgar Hungs, Kirsten Neycken-Bartholemy, Harald Klein, Thomas Lennertz, Arthur Genten, Bernd Gentges und Frank Neumann.

Auch die beiden Geschäftsinhaber Frank Neumann und Harald Klein begrüßten, dass die Kundschaft in der Innenstadt zeitbegrenzt kostenlos parken kann. Durch die komplexen Baumaßnahmen habe der Mittelstand gelitten – und dies über einen sehr langen Zeitraum hinweg.

Kirsten Neycken-Bartholemy (SPplus) zeigte am Beispiel des neugestalteten Parkplatzes an der Hütte in der Unterstadt auf, dass Angebote der Stadt noch immer nicht angenommen würden.

Für die Mehrheit im Eupener Stadtrat ist die heutige Situation in der Begegnungszone zwar durchweg zufriedenstellend, es bestehe aber noch Handlungsbedarf. Man könne dem Autofahrer schon mal zumuten, dass er zwei Minuten im „Stau“ stehe, doch gebe es Kommunikations- und Informationsdefizite gegenüber der Eupener Bevölkerung.

Bürger zum richtigen Verhalten erziehen

Bernd Gentges (PFF) ging noch einen Schritt weiter: „Wir müssen zu einer Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Bürger im Umgang mit der Begegnungszone kommen. Mit der Neugestaltung und der Anpassung der Infrastruktur sind die ersten konkreten Maßnahmen erfolgt. Quasi anschließend muss man nun praktisch alle Verkehrsteilnehmer zum richtigen Verhalten erziehen“, ist sich Gentges bewusst, dass hier festgefahrene Strukturen und Verhaltensweisen neu definiert werden müssen.

Neue Parkautomaten (hier auf dem Parkplatz Bergstraße). Foto: OD

Colin Kraft (CSP und Simarstraße) sah es – wie alle Gesprächspartner – als unabdingbar an, dass es dazu auch intensiverer Kontrollen bedarf. Falschparker, rücksichtslose Fahrer und sogar Falschfahrer müssten zukünftig gezielter zur Rechenschaft gezogen werden.

Genten kündigte an, dass es in Kürze zwei neue ausgebildete städtische Bedienstete geben wird, die bei Übertretungen direkt vor Ort einen Strafzettel ausstellen dürfen.

Falls nun zukünftige bauliche Veränderungen innerhalb der Stadt durchgeführt werden, wird es eine Koordinationsstelle geben, wo alle betroffenen Partner vertreten sind. Frank Neumann: „Die Baustellen haben weh getan. Ich hoffe inständig, dass es in Zukunft in der Abstimmung besser laufen wird. Ich bin ganz und gar nicht zufrieden!“

Punktuell gibt es weitere Initiativen auf Ebene der Stadt, die im Rahmen eines möglichen Gesamtentwicklungsplanes ergriffen werden. Auf dem Gebiet der Stadt Eupen wird es demnächst zu einer Feinstaubmessung kommen.

„Dann haben wir weitere Parameter in der Beurteilung unserer Stadtqualität. Daraus lassen sich zusätzliche Schlüsse ziehen“, gab sich Genten zuversichtlich, dass die Lebens- und Umweltbedingungen innerhalb der Stadt optimiert werden.

V.l.n.r.: Harald Klein, Thomas Lennertz, Frank Neumann und Bernd Gentges.

Ebenso will man kleinere Shuttelbusse einsetzen, um den Berufs- und Schulverkehr zu entlasten. Dann sollen Schüler und Pendler von klar definierten Ausgangspunkten zur Innenstadt gebracht werden.

Schöffe Genten kündigte ebenfalls an, dass die Ausschreibung zur Ideensammlung über die Neugestaltung des Werthplatzes erfolgt sei. Drei Unternehmen haben nun die Möglichkeit, ihre Pläne über die künftige Gestaltung des ehrwürdigen Platzes einzureichen.

„Die Zeit war viel zu knapp, um alle Punkte nur annährend anzusprechen“, war sich Moderator Edgar Hungs am Ende bewusst, dass es noch viele verkehrstechnisch belastete neuralgische Punkte in Eupen gibt. Er kündigte an, dass es nach dieser Gesprächsrunde 2018, vor den Stadt- und Gemeinderatswahlen, weitere Runden mit Vertretern der jeweiligen Listen aus dem Norden Ostbelgiens geben werde.

„Die heutige Runde hat gezeigt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist“, war Benoit Gauder, Geschäftsführer von „Radio Sunshine“, zufrieden mit der ersten Auflage der Sendung „Nachgefragt“. (eb)

25 Antworten auf “Diskussionsrunde zum innerstädtischen Verkehr in Eupen”


  1. Mit der Neugestaltung und der Anpassung der Infrastruktur sind die ersten konkreten Maßnahmen erfolgt. Quasi anschließend muss man nun praktisch alle Verkehrsteilnehmer zum richtigen Verhalten erziehen“,

    Da kommt mir schon die Ko**e hoch! Ich will defintiv nicht von einem Politiker zu irgend einem Verhalten „erzogen“ werden!! Und das aus dem Munde eine PFF Politikers! Unglaublich, da wollen mich die Ökos zu ökologischen Verhalten erziehen, die Sozis erklären mir warum ich aus Solidarität mein verdientes Geld beim Staat abgeben soll, und die alte CSP „erzog“ zur Kirchenhörigkeit. Jetzt kommt die PFF, Liberale, die eigentlich das freie, selbstbestimmte Individuum vertreten sollen und wollen auch noch an mir herumerziehen. Könnte ich doch nur N-VA in Ostbelgien wählen….

    • Erziehung

      Dax, Sie sprechen mir aus der Seele!
      Ich habe schon länger den Eindruck, dass ein Großteil der Politiker sich sicher ist, dass die Bevölkerung für die Politiker da ist und nicht umgekehrt. Es wird allerhöchste Zeit, dass eine Partei entsteht, die den Willen des Bürgers umsetzt und nicht versucht, ihn „(um) zu erziehen“ – da bleibt einem echt die Spucke weg.
      Ich denke schon mit Schrecken daran, wenn unsere Verkehrsexperten sich nach den „Erfolgen“ in der Oberstadt nun der Unterstadt widmen…
      Auch die Ankündigung neuer repressiver Beamter durch A. Genten … super Idee … als ob der Eupener Bürger nicht schon genug gebeutelt wäre.

  2. Peter Müller

    Nicht neues , alle haben sich lieb. Die anderen sind schuld. Der Bürger muss sich anpassen. Jeder sprach für sich. Der eine möchte das Auto aus der Stadt, der andere in die Stadt,und der dritte möchte den Verkehr nicht vor seiner Türe haben. Diese Probleme kennen wir ja. Sendung überflüssig.

  3. Harie's Kommentar

    Diese Runde hat dem Grenz-Echo mit der heutigen Talkrunde überhaupt nicht geschmeckt. Da wagt sich ein kleiner Sender an das alleinige Recht dieser Tageszeitung heran. So auch im eben erschienen Artikel zu lesen: Wir haben die Wahrheit: so soll ein kommunalpolitisches Thema aufgearbeitet werden. Aber was ist nun dabei herausgekommen? Schönes Wetter, gutgelaunte Leute, Applaus und wo ist die Kritik. Nur mal nebensächlich erwähnt. Alles nur Show. Man muss ja die hohe Dotation der Gemeinschaft rechtfertigen. Da darf es keine Kritiker geben.
    Lieber Sender! Macht weiter so! Unabhängig bleiben! Und dann werden die kommenden Gesprächsrunden noch kritischer.

  4. Fazit: Der gemeine Eupener Bürger ist schlichtweg zu doof um die grandiosen Ideen der allmächtigen Trottel zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten.
    Deshalb muss der Bürger halt erzogen werden. Das geht am Besten mit Strafen. (Achtung: Gedankengut der SED)
    Auf welchem hohen Ross sitzen die eigentlich?
    Ist definitiv noch viel zu lange hin bis zu den Wahlen.
    Da werden sicherlich einige blöd gucken. So wie letzten Sonntag in Schland!

    • @ Realist

      Vielleicht würde es genügen die „grandiosen Ideen der allmächtigen Trottel“ dem doofen Eupener so zu erklären das der sie versteht.
      Transparenz heißt das Gebot der Stunde. „Die Politik“ ist dabei angehalten zu erklären warum sie etwas macht und was passiert wenn sie es nicht macht.
      Vielleicht kommen wir dann auch mal dahin das Entscheidungen getroffen werden können die nicht nur bis zum nächsten Wahltag sondern auch darüber hinaus ihren Sinn haben.

  5. Pensionierter Bauer

    Dann soll der Genten die zwei neuen Bediensteten ruhig einstellen, ich werde mit meinem Geld in der Tasche dann einen noch größeren Bogen um die Eupener Innenstadt machen als ich es bisher schon tue. Bürger erziehen, was ist das für ein Gedankengut ? Ist die PFF jetzt auch schon vom grünen Gutmenschentum gleichgeschaltet ?
    Wenn dann bei den Wahlen ein nicht gewünschtes Resultat (wie vergangene Woche in D) herauskommt ist das Geknatsche riesengroß. Der PFF rate ich dringend sich ihrer Grundwerte Freiheit und Fortschritt zu besinnen und die Alternative zum Linksgrünen Gutmenschentum zu sein.

    • @ PB

      Was hat der Verkehr in einer verstopften Innenstadt mit Freiheit und Fortschritt zu tun?
      Unsere Städte wurden nun mal nicht für den Verkehr des 21.Jahrhunbderts gebaut. Wenn die Strasse 2Meter50 breit ist kann ich keine zwei Autos von 2 Meter Breite gegeneinander fahren lassen und muß Einbahnstrassen einrichten.
      Natürlich kann man sich die Freiheit nehmen und, weil Fortschrittlich, von der Aachener Strasse mit dem Auto in die Kirchstrasse zum Brötchenkaufen zu fahren. Aber wer macht das schon. Jeder denkende Mensch weiß das er da keinen Parkplatz kriegt und die paar Meter schneller „per Pedes“ zurückgelegt hat.

        • Ostbelgien Direkt

          @Realité: Ich werde seit Monaten immer immer gefragt, weshalb ich die Kommentare von „Réalité“ noch zulasse. Wer für sich das Recht auf Meinungsfreiheit beansprucht, sollte doch so tolerant sein, dieses auch anderen zu gewähren. Gruß

      • Pensionierter Bauer

        Verstopft ? Nur in der Rush hour ist es um Eupen herum etwas eng. Dann ist die Aachenerstraße im Bereich der Ampel am Bahnhof und die Herbesthalerstraße zähflüssig aber sonst am Tage läuft der Verkeh in und um Eupen herum sehr flüssig.

    • Ja, ich bin mir ganz sicher, dass die N-VA mit ihrer Politik ganz gut bei den Eupener Bürgern und Bürgerinnen ankommen würde. Die tragen die Stadt schließlich in ihrem Herzen ;)
      Lassen wir mal die Kirche im Dorf: Bis 2018 haben sich die Parteien wieder eingefangen und dann wird hübsch was versprochen, wir gehen alle brav wählen und wenn Claudia Niessen Bürgermeisterin ist, dürfen wir alle unsere Namen tanzen. Mal ganz ehrlich, es gibt doch keine Partei in Ostbelgistan, die schonmal in der Regierung, sei es Stadt, Gemeinde oder DG, war und sich nicht (ein bisschen) verbogen hat. Das gehört zur Demokratie dazu, aber es ist auch unser aller demokratisches Recht, diese Menschen aus Amt und Würgen zu entlassen.
      Daher: 2018 kann unter Umständen lustig werden! Machen Sie was draus ;)

  6. „In der 125 Minuten langen Gesprächsrunde, die am Donnerstagabend stattfand, waren sich alle Teilnehmer der Runde einig, dass der Lernprozess der Bürger über das richtige Miteinander in der neugestalteten Begegnungszone noch überhaupt nicht stattgefunden habe.“
    Alle Achtung. Über 2 Stunden hat man gebraucht um festzustellen, das der Bürger mit diesem Schwachsinn nicht einverstanden ist.
    Und dann auch noch von Lernprozess zu sprechen ist der Gipfel der Unverschämtheit!

  7. Senseless

    Man tut sich halt gegenseitig nicht weh…Eine Diskussionsrunde in dieser Zusammensetzung macht einfach keinen Sinn. Wie können Stadtverantwortliche damit zufrieden sein, den Verkehr zunächst über einen Parkplatz ( absolut lächerlich), dann an einem Altenheim und einem Krankenhaus vorbeizuleiten? Die Hufengasse ist nicht besser für entgegenkommenden Verkehr geeignet, als die Kirchstraße ! Bei mir haben die Erziehungsmaßnahmen übrigens bereits gewirkt: ich meide die Innenstadt. Zu Fuß ist man nicht mehr sicher, auf dem Rad ist man ein Ärgernis für die Autofahrer und mit dem Auto ist es sinnlos, denn Parkmöglichkeiten sind rar. Dafür viel Platz…den nehmen aber bunte Stühle ein, auf denen niemand sitzt.

  8. „Auf dem Gebiet der Stadt Eupen wird es demnächst zu einer Feinstaubmessung kommen.“ Super. Dann verbannt man demnächst noch die Diesel-Fahrzeuge aus der Innenstadt und viele können sich eine Besichtigung des Hohen Venns in die Haare schmieren und das Kabelwerk kann die Türen schließen in Ermangelung von Rohmaterialien, weil die Lastwagen nicht durch Eupen kommen…

    • @ Propaganda

      Es muß anders werden damit es besser werden kann. Das dachte sich auch der Wähler in Eupen und schickte die CSP in die Opposition.
      Dafür gab es kleine Brötchen. Die logische Folge davon ist Hunger..
      Ich fürchte „christlicher Trost“ hilft da auch nicht mehr denn was das reiche Christentum gegen den Hunger ausrichtet weiß man ja seit hunderten von Jahren. .

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