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Die Briten haben abgestimmt: Eine Mehrheit gegen den Brexit?

Ein Mann auf einem Fahrrad trägt in London am Tag der Abstimmung ein T-Shirt mit der Aufschrift "Vote Remain". Foto: dpa

Im historischen Referendum der Briten über ihre EU-Mitgliedschaft hat sich wohl ein knapper Sieg der Brexit-Gegner abgezeichnet. So sah es wenigstens gegen Mitternacht aus. 52% der Wähler, die das Institut YouGov nach ihrer Stimmabgabe befragte, hatten sich für den Verbleib in der Europäischen Union entschieden, 48% dagegen.

Die Befragung, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale am Donnerstag vom Sender Sky News veröffentlicht wurde, entsprach jedoch nicht den Kriterien einer klassischen Wahlprognose und ist deswegen nicht ganz so verlässlich.

Eine ähnliche Befragung hatte beim Schottland-Referendum im Jahr 2014 jedoch richtig gelegen. Die britische Wahlkommission wollte ein Endergebnis erst am frühen Freitagmorgen bekanntgeben.

Der Chef der EU-feindlichen Partei Ukip, Nigel Farage, stimmte seine Anhänger bereits auf eine Niederlage ein. Es sehe aus, als werde das „Remain“-Lager noch knapp gewinnen, sagte er.

An den Devisenmärkten wurde am Donnerstag mit einem Sieg des Pro-EU-Lagers gerechnet: Das Pfund verzeichnete nach Bekanntgabe der YouGov-Befragung ein deutliches Kurs-Plus. Finanzexperten gingen davon aus, dass das Pfund bei einer Mehrheit für den EU-Austritt dramatisch abstürzen könnte.

An diesem Donnerstag stimmten die Einwohner Großbritanniens für oder gegen einen Verbleib ihres Landes in der EU. Foto: Shutterstock

An diesem Donnerstag stimmten die Einwohner Großbritanniens für oder gegen einen Verbleib ihres Landes in der EU. Foto: Shutterstock

Umfragen hatten bis zuletzt ein enges Rennen vorhergesagt, die Wettquoten standen am Donnerstag aber gegen den Brexit. 46,5 Millionen Wähler hatten sich registriert, viele von ihnen waren bis zuletzt unentschlossen. Monatelang hatten die Lager um Stimmen gekämpft. Vergangene Woche hatte der Mord an der EU-freundlichen Abgeordneten Jo Cox das Land schockiert und den Wahlkampf für kurze Zeit zum Erliegen gebracht.

Ein Sieg des EU-freundlichen „Remain“-Lagers wäre ein Erfolg für den konservativen Premierminister David Cameron, der für den Verbleib geworben hatte. Sollten die Wähler sich gegen die EU entscheiden, galt sein Rücktritt als wahrscheinlich – auch wenn er stets beteuert hat, in jedem Fall im Amt bleiben zu wollen.

Ein Brexit würde die EU in die schwerste Krise ihrer Geschichte stürzen, beteuerten Austrittsgegner. Viele europäische Politiker hatten die Briten vor einem Austritt gewarnt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und andere Institutionen sagten wirtschaftliche Turbulenzen im Falle eines Brexit voraus, sowohl für die Briten als auch die EU als Ganzes. EU-Politiker befürchtete, dass ein Brexit Austrittswünsche in anderen Ländern beflügeln würde – und damit zusätzliche Probleme für die EU bringt. (dpa/cre)

30 Antworten auf “Die Briten haben abgestimmt: Eine Mehrheit gegen den Brexit?”

  1. Immer diese Pessimisten. Gerade beim Thema Brexit sind nur prinzipiell Kritiker zu hören. Der Brexit sollte ein Experiment sein: Um nachher den Kritikern zu beweisen, dass ihr Pessimismus fehl am Platz war. Gibt mehrere Studien, die keine großen finanziellen/politischen Schwierigkeiten ankommen sehen.
    Es würde für die EU aber bedeuten, dass sie sich deutlich reformieren müsste. Das wäre angesichts undemokratischer Alleinegänge der EU-Kommission gar keine so schlechte Idee.

    • Jens Nitzschke

      Da ist er-sie-es wieder! Wie schön, Sie beleben wieder einmal die Richtigkeit meines Kommentars zu Ihnen! Und wieder wissen Sie alles besser. Sind Sie das Kind von EdiG? Oh Allah, lass Bescheidenheit regnen…

    • karlh1berens

      „Die Alternative zu Europa ist der Faschismus. Großbritannien ist dieser Tage und Wochen viel mehr Europa, als Europa im Rest der Europäischen Union noch zur Verfügung hat. Das wird sich auch nicht ändern, wenn die britischen Bürger am 23. Juni entscheiden, dass sie rauswollen.

      Über ihre Zugehörigkeit zu Europa haben sie symbolisch schon bei den Wahlen des Londoner Bürgermeisters entschieden. Die Tatsache, dass sie Sadiq Khan gewählt haben, sagt über die Londoner mehr aus als das bevorstehende Referendum.

      Und dabei geht es nicht um Khans politische Überzeugungen, die uns im Übrigen auch nicht vollständig bekannt sind, sondern es geht darum, dass er das Kind pakistanischer Flüchtlinge ist und Moslem, ein Angehöriger also eines stigmatisierten Volkes. Ein solches Stigma dürfte in Europa nicht von Bedeutung sein. Nicht in einem Europa, das sich noch daran erinnert, dass es 1945 den Faschismus besiegt hat.

      Wenn Sie sich also immer noch fragen, wie die Zukunft Europas aussieht, dann müssen Sie sich zwischen einem Europa entscheiden, in dem Sadiq Khan Bürgermeister von London ist, und einem Europa, in dem Sadiq Khan im Lager sitzt. “

      Miljenko Jergovic, Kroatien in :

      http://derstandard.at/r2000039098926/Was-wird-aus-Europa

      Dort hat übrigens auch Bruno Kartheuser und 26 weitere Autoren aus ganz Europa gestern Stellung bezogen zum Thema. Lesenswert !

      • „dass er das Kind pakistanischer Flüchtlinge ist und Moslem, ein Angehöriger also eines stigmatisierten Volkes.“

        Ja, Mohammedaner sind ja voll die Opfa. Die ganze Welt jagt die Mohammedaner, die nur Frieden wollen.

        Der liebe Kroate sollte doch wissen, dass zur Zeit des Faschismus Kroaten und Mohammedaner gemeinsam Jagd auf Juden und Serben machten. Und in den 90ern machten sie wieder zusammen Jagd auf Serben.

        Jedenfalls haben unabhängige Briten den Nazis getrotzt, als es sonst keiner tat. Ich möchte die Briten drin behalten, aber darüber sollen die Briten selber entscheiden und sich dabei nicht von postfaschistischen Völkerschaften unter Druck setzen lassen.

  2. Eastwind

    Ist schon schlimm, wie die Finanzhaie, Möchtegern-Börsenexperten und Politiker immer neue Schreckensszenarien an die Wand malen und so tun, als drohe bei einem Brexit der Weltuntergang. Lächerlich.

    • Altweltenaffe

      GENAUSO denke ich auch. Die BANKEN und internationalen Konzerne verlieren! Die, die uns die letzten Jahre ausgebeutet und verarscht haben! Die Briten haben vollkommen Recht und als ich gestern den Asselborn bei Maischberger schwafeln hörte, da war mir klar, dass die EU noch immer nicht verstanden hat wie es soweit kommen konnte! Er sagte „Volksentscheide seien gefährlich. Wenn man die EU abschaffen wollen, dann müsse man noch mehr solcher Volksentscheide machen“. Er hat es damit aber auf den Punkt gebracht: Die EU arbeitet nicht nach den Regeln einer Demokratie, und deshalb lehnt sich jetzt alles gegen die EU auf!

  3. Baudimont

    Ohne das Vereinigte Königreich von Großbritannien wäre noch mehr Interventionismus und Armut in der EU.
    London ist eine Weltstadt ist nach Wallstreet das führende Finanzzentrum der Welt.
    Brexit ist positiv für das Vereinigte Königreich von Großbritannien und ein Verlust für die EU.

  4. Ich bin Bremain-Befürworterin.

    Im Falle eines Brexits halte ich es für unmöglich, innerhalb der vereinbarten zwei Jahre alle Verhandlungskapitel zwischen UK und EU auch nur zu öffnen, geschweige denn bis zur Vertragsreife auszuhandeln. Und ohne diesen Austrittsvertrag sind Personen- und Warenaustausch usw. leider nur viel eingeschränkter möglich als z.B. zwischen der EU und der Volksrepublik China. Das Vereinigte Königreich wäre dann weltweit so ziemlich das einzige Land, mit dem die EU noch gar keine bilateralen Verträge geschlossen hat, um irgendwelche Angelegenheiten zu regeln.

    • Altweltenaffe

      Der Handel lässt sich durch nichts stoppen, da reichen dann auch 2 Jahre, wenn beide Seiten das wollen! Natürlich gibt es ein Restrisiko, aber DANN (!!!) ist ENgland nochmal Herr im eigenen Land!

        • Altweltenaffe

          Und dann verbieten die Briten ihrerseits die Produkte aus dem betreffenden Land, dann sind beide bestraft bzw es hat keiner was davon. Sie werden sehen: Die beißen sich nicht! Die winken das im Eilverfahren durch, damit es weitergehen kann wie bisher!

              • Altweltenaffe

                Ja, auch gut erkannt. In der EU waren die Briten wichtig. Aber dann treten vielleicht die Iren an diese Stelle … wer weiß. Aber die Briten können den Verlust der „Extrawürste“ damit wett machen, dass sie jetzt SELBER entscheiden können und nicht mehr für Soli-Zahlungen in den Osten oder den Süden Europas herhalten müssen.
                Die EU hat Frieden gebracht! Aber die EU wird mittlerweile zu einem riesigen Haufen Gesetze, Ausnahmen von den Gesetzen und faulen Kuhhandeln! Und das geben die EU-Größen ganz offen und ehrlich zu und rühmt sich noch damit, „man habe es doch wieder noch gerade so geschafft“. Am Ende bringt es einfach nichts mehr, es wird zu kompliziert alle unter einen Hut zu bekommen! Warum? Weil jedes Land anders ist und die EU die Problem immer nur mit „schnödem“ Geld regeln will. In einer Demokratie ist Selbstbestimmung aber irgendwann nicht mehr mit Geld auszuwiegen… meiner Meinung nach. Das Volk sieht große Missstände, während man im EU Parlament faule Deals abschließt und dennoch nie das Problem an der Wurzel packt! Man hält an „europäischen Werten“ fest aber betrügt sich und das eigene Volk im gleichen Zuge. Das Problem formuliere ich so: WER diktiert uns die ganzen EU-Gesetze und WAS bringt das uns alles. Die EU ist von Lobbyisten unterwandert! Die diktieren die Gesetze und das alles lässt man zu, unter dem Vorwand, dass man die Wirtschaft stärken müsse (…)! Die Lobbyisten und gewählten Repräsentanten arbeiten nur in die eigene Tasche und das Volk muss darunter leiden! Früher sagte Thatcher „I want my money back!“ Heute ist das Problem schon grösser! Heute sagen die Briten “ We want our liberty back“!

  5. Frankenbernd

    Natuerlich sind da grosse Risiken, bin aber zu wenig Experte um die Gewaltigkeit abschaetzen zu koennen. Aber ich denke, es wird Auswirkungen haben, kurzfristig (Finanzmaerkte, vielleicht auch Wirtschaft) und langfristig (Zoelle, Grenzen, Visa, langwierige Verhandlungen zwischen GB und jedem einzelnen EU Staat usw.. Das schreckt mich, eben weil ich es nicht richtig ‚greifen‘ und abschaetzen kann.
    Andererseits, ein ‚Brexit‘ waere ein ‚Wake up Call‘ fuer die EU, dass es so nicht weiter geht. Generell EGKS/EWG/EG/EU ist historisch gesehen das groesste, ja tollste Produkt, dass die Nationen Europas je hervorgebracht haben. Von lokalen Kriegen (Ex Jugoslawien) abgesehen, hat Europa noch nie solange Frieden gesehen. Ex-und Erbfeinde sind sich heute freundschaftlich verbunden. Vieles ist erreicht, Handel ohne Zoelle, Freizuegigkeit etc. alles was auch ‚Otto Normalbuerger‘ geniesst und ‚lebt‘ und daher nicht missen will. Soweit so gut. Aber die Buerokratie, das Ueberregulieren, die Gleichmacherei auf geringstem Niveau (Beispiele deutsche und ital. Reinheitsgebote fuer Bier bzw. Pasta gekippt), ein teures ‚Pendel’parlament, dessen Sinn noch keinem klar geworden ist ausser dass dort nationale Politiker auf gut dotierte Posten ‚abgeschoben‘ werden usw.
    Der Buerger sind das satt. Und dann dieses ‚Unwort‘ „immerweitergehende europaeische Integration“. Sorry, keiner will das. Ein Daene will Daene bleiben, ein Belgier ‚Frittkopp‘ usw. Gerade bei kleinen Laendern macht sich die Sorge breit, dass ein paar ‚Grosse‘ allen voran D und F, alles bestimmen. Liegt ja auch nahe, und lange Zeit waren D und F die ‚Lokomotive‘ Europas die Dinge anstiessen und die anderen mitrissen. Die Zeiten sind aber lange vorbei. Pflegen und ausbauen,das was man erreicht hat. Und auch mal Laender gehen lassen, die einfach nicht dazugehoeren z.B, Ungarn und Polen, evtl. auch Slowakei und Tschechei. Wer nicht will, der hat schon und fertig. Keine ‚Zwangsehe‘. Nur ‚Abzocken‘ geht nicht. Ich sehe nicht ein wie auch belgische Steuergelder letztlich in ein Ungarn oder Polen fliessen, die sich in einer Weise fast schon diktatorisch entwickeln, sorry, kann ich nicht gutheissen. Aber keiner tut wirklich was. Also GB gehoert deshalb eher rein als manch Osteuropaer. Und wie gesagt, wer die EU nur als zu ‚melkende Kuh‘ sieht sich aber ansonsten nicht engagiert, gehoert raus. Und ein von D, F, GB und Italien bestimmten Europa will auch keiner. Alles runterstutzen auf ein richtiges Niveau. Dann stehen die Europaer auch wieder hinter Europa.

    • Altweltenaffe

      Die EU hat den Fehler gemacht sich erst um Dinge zu kümmern, die total zweitrangig sind! Wenn die EU finanziell auf stabilen Beinen stünde, dann würden wir die Kosten der Flüchtlingskrise aus der Portokasse zahlen! Dann wären nicht heute so viele Staaten pleite! Die EU befasst sich lieber mit Handelsverträgen und Bankangelegenheiten, von denen nur die Hochfinanz profitiert! Wichtigere Themen wären gewesen: Steuereinheit, Bekämpfung von Korruption, Steuerhinterziehung, Kriminalität … Gleichzeitig sind es genau diese Leute, die die Staatskassen plündern! NACH dem Börsencrash wurde weitergemacht wie immer! Als, 2 Jahre später, über die drohende Staatspleite eines EU-Landes und deren Folgen diskutiert wurde, da gab ein Börsenfachman zu, dass die Börsen, Banken, Aktienhändler etc … DARAUF keinerlei Rücksicht nehmen, IM GEGENTEIL! Das gleiche mit grossen Firmen: Es werden Steuerdeals gemacht, Fördermittel gewährt und und und, an der anderen Seite wird der Staat verklagt und die Steuern, die noch übrig bleiben, werden auch nicht gezahlt! Leute werden, nach gutdünken, entlassen und neue eingestellt, natürlich mit dem Ziel soziale Beiträge und Gehaltskosten zu sparen. Das alles macht, teilweise, die EU erst möglich!
      WEM SOLL DIE POLITIK, UND ALLEM VORAN DIE EU, DIENEN? DEN GROSSVERDIENERN UND BANKEN? Wenn sie nicht dem Volk dient, dann schafft die EU besser heute ab wie morgen! Ich werd mich für die Briten freuen wenn sie sich für den Brexit entscheiden!

  6. Bernstein

    England wird laut letzten Informationen wahrscheinlich die EU verlassen. England hat schon vor seiner Mitgliedschaft alle Bemühungen um eine europäische Zusammenarbeit sabotiert. Seitdem die Briten in der EU sind haben sie Europa immer wieder erpresst und jeden Fortschritt unterbunden.
    Die Engländer haben in ihrer Geschichte mit Schwert und Kanonen andere Völker überfallen und unterjocht ( Irland, Schottland, Falkland, Gibraltar, Malta, Zypern, Palästina, grosse Teile Asiens und Afrikas , Kanada, USA Australien, Neuseeland, usw) und sie glauben noch immer, dass dies ihr gutes Recht sei.
    Nun hat man endlich die Gelegenheit England aus der EU zu werfen und dies zu Bedingungen welche die EU mit aller durchsetzen sollte.
    Cameron wäscht seine Hände in Unschuld, er hat jedoch durch seine Politik diesen Schlammassel verursacht.

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