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380 km mit dem Privatflieger statt mit der Bahn: Polemik in Frankreich wegen Kurzflug der Fußballstars von Paris SG

05.09.2022, Frankreich, Paris: Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain während der Pressekonferenz. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

Eine kurze Flugreise des Teams von Paris Saint-Germain und der Umgang mit der Kritik daran hat in Frankreich für Polemik gesorgt.

PSG-Trainer Christophe Galtier hatte am Montagabend auf der Pressekonferenz zum Champions-League-Auftakt gegen Juventus Turin ironisch auf die Frage reagiert, warum der französische Meister zum Spiel nach Nantes geflogen sei, anstatt mit der Bahn zu reisen. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV dauert die Reise in das etwa 380 Kilometer von Paris entfernte Nantes rund zwei Stunden.

Galtier gestand, er habe mit einer derartigen Frage gerechnet, und antwortete, man werde mit der Firma, welche die Reisen der PSG-Mannschaft organisiere, überlegen, ob man beim nächsten Mal einen Strandsegler nutzen sollte.

Stürmerstar Kylian Mbappé brach bei der Frage nach einem kurzen Blick von Galtier in Gelächter aus. Damit heizte der Superstar von PSG die Polemik erst recht an.

05.09.2022, Frankreich, Paris: Christophe Galtier, Trainer von Paris Saint-Germain, während der Pressekonferenz. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

„Herr Galtier, wir sind von Ihnen sachdienlichere und verantwortungsvollere Antworten gewohnt – sollen wir darüber reden?“, schrieb die französische Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra daraufhin auf Twitter. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo forderte ihrerseits PSG zum „Aufwachen“ auf und verlangte einen seriöseren Umgang mit der Frage. „Ironie ist hier fehl am Platz. Wir müssen den Klimawandel ernst nehmen“, sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Dienstag dem Sender BFM.

Der ehemalige französische Nationalspieler und Bayern-Profi Bixente Lizarazu, ein leidenschaftlicher Umweltschützer, reagierte ebenfalls auf die Polemik im Gespräch mit France Info am Dienstag: „Natürlich hat Galtier Unrecht, dieser Witz ist ungeschickt, das Gelächter von Mbappé auch“, räumte der Ex-Weltmeister ein, für den „die Fußballvereine und die Fußballer nicht außerhalb des Systems stehen“.

Der Club rechtfertigte den kurzen Flug damit, dass so nach dem 3:0-Sieg am Samstagabend noch die Rückreise möglich gewesen sei – anders als mit dem TGV.

Derweil zeigte sich Paris Saint-Germain die Wogen etwas zu glätten. Man nehme das Thema sehr ernst. Bei jedem der etwa 25 Auswärtsspiele pro Saison werde die beste Möglichkeit geprüft.

Die Organisation Attac hatte am Freitag darauf hingewiesen, dass der argentinische PSG-Star Lionel Messi mit 52 Flügen im Privatjet einen CO2-Ausstoß von etwa 1500 Tonnen verursacht habe – „so viel wie ein Franzose in 150 Jahren“.

Themen wie Umwelt und Klima scheinen jetzt auch in Frankreich eine  zentrale Rolle zu spielen,  nachdem sie lange Zeit vernachlässigt worden waren. (dpa/cre)

Nachfolgend ein VIDEO von der Pressekonferenz von PSG-Trainer Christophe Galtier und PSG-Star Kylian Mbappé:

Nachfolgend Tweets zum Thema:

19 Antworten auf “380 km mit dem Privatflieger statt mit der Bahn: Polemik in Frankreich wegen Kurzflug der Fußballstars von Paris SG”

  1. delegierter

    – wie ist das bei der EU-Behörde, die pilgern doch auch nutzlos hin und her, oder ?
    – es wird so weit kommen, dass wohlhabende Asiaten, Araber und Amerikaner in Europa nur noch urlauben kommen, weil wir uns das Leben hier nicht mehr leisten können. Weil unsere Regierenden alles tun das die Luft sauber ist und alles zum Kulturerbe ausgebaut wird. Das fängt ja schon an auf den Nordseeinseln, dort wohnen schon nur mehr Wohlhabende und die ehemals Einheimischen kommen morgens vom Festland mit der Fähre zu ihrer Arbeit.

  2. Robin Wood

    Was ist mit den EU-Leuten, die jede Woche von und nach Brüssel fliegen? Oder die deutschen Berlin-Politiker-Pendler?
    Was ist mit all den Superreichen, die mit ihren Jachten durch die Meere kreuzen? Während Corona hat sich die Anzahl der Jachten mehr als verdoppelt.
    Was ist mit den Reichen, Politikern und Geschäftsleuten, die mit ihren Privatsjets von Termin zu Termin fliegen?
    Demnächst lebt Europa aufgrund der Klimapolitik in Armut und verliert seine Wirtschaftsmacht, während China, USA und andere Länder über uns lachen. Als ob Europa alleine das Klima retten könnte.

    • Genau.
      Liz war mal kurz bei der Queen zum Händeschütteln.
      Und hier geht’s nicht um einen Spieler, sondern um die gesamte Mannschaft. Ich seh‘ schon das Polizeiaufgebot, sollten die Jungs von und nach Paris Nord den Zug nehmen.
      Wie gesagt, blöde Frage, dumme Reaktion.
      Aber Mbappé hat zur Zeit ganz andere Sorgen, so dass man seine Reaktion durchaus verstehen kann.

      • Walter Keutgen

        5/11, “ Ich seh‘ schon das Polizeiaufgebot, sollten die Jungs von und nach Paris Nord den Zug nehmen.“ Wie gesagt, blöde Frage, dumme Reaktion.“ Das ist es.

        Davon abgesehen: Wohin mit dem Gepäck? Ich hatte an ein Wochende in Brüssel gedacht, mit dem Auto geht ja nicht mehr. Zufällig musste ich vorher nach Lüttich. KEIN Platz für ein Köfferchen. Im TGV ist auch nicht viel Platz für Koffer. Geht das, einen ganzen Wagen für PSG reservieren? Dann führe der TGV ja gewöhnlich mit einem leeren Wagen herum. Einen hinzufügen geht nicht beim TGV, nur eine ganze Gruppe mit Triebwagen. Bei der alten Eisenbahn ging es. Auch im reservierten, geschlossenen Wagen sind die Jungs ein Attentatsziel. Wie in den Reisebussen: In der Türkei wurde von einem Anhänger des Gegenclubs einfach auf einen Bus geschossen. In Dortmund ist, wenn ich mich recht erinnere, auch etwas passiert.

        Bekannte von mir machten mal eine Wochendreise nach Mailand. Als gutgrüne Bürger wollten sie mit dem Zug. Kosten pro Hin-und Rückticket: 550 EUR. Mit dem Billigfieger 50 EUR.

        • Walter Keutgen

          Über privat/öffentlich. Die Empörer stören sich auch daran, dass es ein Privatflugzeug war. Wenn es vollbesetzt war, war es vermutlich ökologischer als ein Linienflugzeug. À propos, sind nicht inländische Fluglinien in Frankreich abgeschafft worden?

          Zum Zug nach Mailand. Früher gab es eine Direktverbindung Amsterdam-Mailand über Lüttich und Luxemburg. Auf dem genannten Teilstück zog eine belgische Diesellok (oder zwei) den Zug. Dann wurde das Stück elektrifiziert. Die Strecke war zuvor doppelgleisig, wegen der Tunnels musste sie dort eingleisig werden. So warteten sich kreuzende Züge auf Ausweichgleisen aufeinander. Das konnte zehn Minuten dauern. Fazit Amsterdam Mailand ist abgeschafft worden. Statt ideologisch mit EU-Mitteln zu elektrifizieren, hätte man doch einfach die alten Dieselpötte nach US-amerikanischem System, die mit einer starken, blauen Rauchfahne durch die Ardennen fuhren und für Güterzüge noch fahren, durch moderne, deutsche oder englische Dieselloks ersetzen können.

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