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Eine Bayern-„Schmach“ für die Geschichtsbücher – War die 0:5-Klatsche im DFB-Pokal nur ein Ausrutscher?

27.10.2021, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Vor gut einem Monat gewann Gladbach im DFB-Pokal gegen die Bayern 5:0. Foto: Marius Becker/dpa

AKTUALISIERT – Was für ein Spiel, was für eine Schmach! Die 0:5-Klatsche der Bayern in Mönchengladbach geht in die Geschichte ein und wirkt nach. Positiv wie negativ. Die Gladbacher sind noch am Tag danach euphorisiert.

Das historische Pokal-Debakel von Gladbach als Ausrutscher abhaken und einfach weitermachen – so wäre es dem FC Bayern nach der höchsten Pleite seit gut vier Jahrzehnten am liebsten. Nur wird das so einfach nicht funktionieren.

Gleich bei der nächsten Aufgabe in der Fußball-Bundesliga am Samstag wird der gedemütigte Branchen-Primus zwangsläufig wieder mit dem beispiellosen 0:5 vom Mittwoch und dem ersten verspielten Titel der Saison konfrontiert.

27.10.2021, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Münchens Leroy Sané und Münchens Joshua Kimmich stehen nach dem 5:0 auf dem Platz. Foto: Marius Becker/dpa

Ausgerechnet in Berlin, wo die Bayern-Stars am Saisonende erneut keinen DFB-Pokal in die Höhe stemmen können, soll – und muss – beim 1. FC Union eine Antwort folgen. Sonst droht den zuletzt nur auf einigen Nebenschauplätzen gebeutelten Münchnern auch eine sportliche Sinnkrise.

“Wir wollen eine Reaktion zeigen, und die wird mit Sicherheit auch kommen“, versprach Co-Trainer Dino Toppmöller am Mittwochabend im Gladbacher Stadion so entschieden wie tapfer.

Der Sohn des früheren Bundesliga-Stürmers und -Trainers Klaus Toppmöller hatte das Pech, als erneute Vertretung des abwesenden und am Coronavirus erkrankten Chefcoach Julian Nagelsmann negativ in die Club-Historie einzugehen. Eine so hohe Niederlage – die sogar noch höher hätte ausfallen können – wie in Gladbach, hat der stolze FC Bayern im Pokal noch nie erlebt.

Seit 43 Jahren nicht mehr so hoch verloren

Seit dem nicht minder verheerenden 1:7 bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga vor 43 Jahren hatte der Rekordmeister und Rekordpokalsieger generell nicht mehr so hoch verloren.

Doch das waren andere Zeiten. Damals hatten die Bayern noch lange nicht den exklusiven Status eines Liga-Dominators und Abo-Meisters inne. Umso unerklärlicher war die Chancenlosigkeit bei in Gala-Form auftrumpfenden Borussen, die sich in einen Rausch spielten.

27.10.2021, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Borussia Mönchengladbachs Spieler Kouadio Koné (r-l), Ramy Bensebaini, Marcus Thuram und Breel Embolo nach ihrem Sieg. Foto: Marius Becker/dpa

“Die haben ja sensationell gespielt“, gestand Bayerns fassungsloser Sportvorstand Hasan Salihamidzic, nachdem die Gladbacher einen der emotionalsten Momente der jüngeren Club-Geschichte zelebriert hatten.

„Ein perfekter Abend für alle Borussen“, frohlockte der an allen fünf Treffern beteiligte und überragende Doppel-Torschütze Breel Embolo. Unmittelbar zuvor hatte das Team minutenlang im erstmals seit rund anderthalb Jahren wieder mit knapp 50.000 Zuschauern gefüllten Borussia-Park die Vereins-Hymme „Die Seele brennt“ geschmettert.

“Der Abend geht bestimmt in die Geschichte von Borussia Mönchengladbach ein“, sagte Gladbachs stolzer Sportchef Max Eberl. Kapitän Lars Stindl war noch am Tag danach hin und weg. „Was ein Spiel! Was ein Abend!!!“, twitterte der Routinier am Donnerstag, kurz bevor das Team von gut 100 Fans beim Training bejubelt wurde.

Salihamidzic: „Wir sind natürlich absolut schockiert“

Wie ein Orkan waren die in der Liga zuletzt offensiv so glücklosen Borussen über die unfassbar schwache Bayern-Abwehr hinweggefegt. Schon nach 20 Minuten lagen die Bayern 0:3 hinten – unglaublich. „Die hätten auch noch mehr Tore machen können“, gestand Salihamidzic zutreffend: „Wir sind natürlich absolut schockiert.“

Erklären konnte oder wollte das Erlebte niemand so recht. Vom berüchtigten „Mia san mia“ war nichts zu spüren. Kleinlaut kommentierte Thomas Müller als einziger Spieler die Abreibung: „Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erlebt habe im Trikot des FC Bayern. Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen. Das ist natürlich eine Schmach für uns.“

27.10.2021, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Der Gladbacher Breel Embolo (l) gegen Münchens Joshua Kimmich und Münchens Dayot Upamecano. Foto: Marius Becker/dpa

Auch für den nur bedingt beteiligten Nagelsmann. Anders als Trainer wie Felix Magath, Louis van Gaal oder Niko Kovac, die sogleich in ihrem ersten Jahr als Bayern-Coach das Double aus Meisterschaft und Pokal errungen, ist dies dem hochgelobten 34-Jährigen nun nicht mehr möglich.

Dass es etwas mit dem Fehlen ihres Cheftrainers zu tun hatte, wiesen die Verantwortlichen indes von sich. „Natürlich wollen wir, dass der Trainer da ist. Ich glaube aber, dass das heute wenig mit Dino zu tun hatte. Es ist alles schief gelaufen, was schief laufen konnte“, sagte Salihamidzic und erinnerte daran, dass die Bayern zuletzt auch ohne Nagelsmann bisweilen Fußball gezaubert hatten. Dennoch muss es auch irgendwo zwischen Nagelsmann und Toppmöller in der Kommunikation gehakt haben. Wo genau, blieb ungeklärt. Doch warum etwa der als Totalausfall agierende Innenverteidiger Dayot Upamecano erst nach 55 Minuten ausgewechselt wurde und nicht schon nach der verheerenden Anfangsphase, wollte Toppmöller nicht so recht erklären. Ebensowenig, warum die offensichtlich nicht ansatzweise funktionierende Taktik oder Grundformation nicht geändert wurden.

Nach dem Wirbel um den nur knapp einer Haftstrafe in Spanien wegen häuslicher Gewalt entkommenden Lucas Hernández, dem nicht geimpften Joshua Kimmich und der Corona-Infektion von Nagelsmann stehen die Bayern nun vor bedeutsamen Spielen bei Union und danach in der Champions League gegen Benfica Lissabon. War der hilflose und bemitleidenswerte Auftritt in Gladbach nur ein Ausrutscher? Oder war es ein Fingerzeig an die nationale und internationale Konkurrenz? (dpa)

Die höchsten Niederlagen des FC Bayern

Das 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend war eine historische Niederlage für den FC Bayern München. Höher hat der Rekordsieger nie zuvor im DFB-Pokal verloren. Die höchsten Bayern-Niederlagen in den nationalen Top-Wettbewerben:

Bundesliga:

Datum Paarung Ergebnis
09.10.1976 FC Bayern – FC Schalke 04 0:7
09.12.1978 Fortuna Düsseldorf – FC Bayern 7:1
24.08.1974 Kickers Offenbach – FC Bayern 6:0
22.11.1975 Eintracht Frankfurt – FC Bayern 6:0
16.04.1977 1.FC Saarbrücken – FC Bayern 6:1
11.12.1965 1. FC Köln – FC Bayern 6:1


DFB-Pokal:

Datum Paarung Ergebnis Runde
27.10.2021 Borussia Mönchengladbach – FC Bayern 5:0 2. Runde
12.04.1972 1. FC Köln – FC Bayern 5:1 Viertelfinale
12.05.2012 Borussia Dortmund – FC Bayern 5:2 Finale

18 Antworten auf “Eine Bayern-„Schmach“ für die Geschichtsbücher – War die 0:5-Klatsche im DFB-Pokal nur ein Ausrutscher?”

    • Fred vom Jupiter

      Vermutlich gucken die Bayern sich das Spiel an und nehmen auch die Bundesligakonkurrenz wieder ernst.

      Apropos ernstnehmen. Barcelona hat keinen Trainer mehr. Mal sehen wie ernst Martinez ein katalanisches Angebot nimmt

  1. Pensionierter Bauer

    Das Interview vor dem Spiel mit Oliver Kahn war einfach nur noch peinlich. Da wurde nicht oder kaum vom anstehenden Spiel gesprochen, sondern nur weiter auf den Kimmich drauf gehetzt. Hier ist gut zu sehen, dass die Medien in etwas ganz Anderem eingespannt sind. Ich hab da schon das Fernsehen ausgemacht, hatte einfach keine Lust mehr auf das Spiel anzusehen.

    • Friedrich Meier

      Vielleicht hat auch der Kimmich sich impfen lassen und schiebt jetzt die Schuld für die mangelhafte Leistung auf eine unzureichende Langzeitstudie des Impfstoffs in Bezug auf Fußballspieleriches Können.

      • Nee, gerade weil er Impfskeptiker ist und nicht geimpft ist,ist er Schuld.
        Die ungeimpften sind an allem Schuld.
        Man müsste denen echt den Beruf verbieten,wie im Gesundheitssektor,ohne Abfindung .Wenn dann überall gleich oder?

  2. Die selbsternannten „unbesiegbaren“ Bayern haben mal endlich tüchtig einen auf’m Deckel bekommen, ist auch gut so ! Der ARD Kommentator war absolut pro-Bayern, das ist nicht mehr normal so etwas !

    • Hoffen wir mal, dass diese Niederlage keine Eintagsfliege war. Die Dominanz der Bayern ist nämlich nicht gut für den deutschen Fußball. Die Konkurrenz muss jetzt mal endlich Lösungen finden. Gladbach hat gezeigt, dass es möglich ist.

  3. Boah nee...

    @Jo wa !:
    DU kannst dich noch nicht mal über einen Sieg deiner Gladbacher freuen. Immer ein Haar in der Suppe zu finden und über die Bayern herzuhauen, scheint deine Spezialität zu sein. Ich bin, als Bayern Fan, in Verbindung mit vielen (wahren) Gladbachfans aus den 70er Jahren, aber dazu gehörst DU definitiv nicht! DU bist so etwas, wie ein brauner, feuchter Fleck auf einer ansonsten blütenweissen Unterhose. DU kannst noch nicht mal anständig gewinnen!

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