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Pogacar bricht ein – Vingegaard vor Tour-Sieg – Österreicher Gall triumphiert auf Königsetappe

19.07.2023, Frankreich, Courchevel: Tadej Pogacar (r) aus Slowenien vom UAE Team Emirates, der das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers trägt, wird von seinem Teamkollegen Marc Soler aus Spanien getröstet. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

Felix Gall hat die Königsetappe der 110. Tour de France gewonnen. Der Österreicher siegte am Mittwoch auf dem 165,7 Kilometer langen Teilstück von Saint-Gervais nach Courchevel, auf dem 5.400 Höhenmeter zu bewältigen waren. Zweiter wurde der Brite Simon Yates vor dem Spanier Pello Bilbao.

Als Jonas Vingegaard auf dem Flughafen von Courchevel über den Zielstrich rollte, quälte sich sein großer Rivale Tadej Pogacar noch auf der Königsetappe der Tour de France.

Der Slowene erlebte den größten Einbruch seiner Karriere und musste alle Hoffnungen auf das Gelbe Trikot begraben. Der Gesamtführende Vingegaard liegt nach 17 Etappen 7:35 Minuten vor Pogacar, den Dänen kann wohl nur noch ein Sturz den zweiten Tour-Sieg kosten. Die Etappe gewann der Österreicher Felix Gall.

19.07.2023, Frankreich, Courchevel: Jonas Vingegaard aus Dänemark vom Team Jumbo-Visma im Gelben Trikot des Gesamtführenden in Aktion. Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

Alles fieberte nach der herben Pleite im Zeitfahren vom Dienstag auf den großen Gegenschlag von Pogacar hin, doch das Gegenteil trat ein. Der Slowene musste am Col de la Loze etwa 15 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen. Dabei war in dem 28 Kilometer langen und bis zu 24 Prozent steilen Anstieg noch nicht der schwierigste Abschnitt erreicht.

– „Ich kann nicht mehr. Ich bin tot.“ Das Dach der Tour war mit 2304 Metern Höhe zu hoch für Pogacar, der offenbar angeschlagen ist. „Ich kann nicht mehr. Ich bin tot“, funkte Pogacar zu seinem Teamwagen. Vingegaard reagierte umgehend und erhöhte das Tempo massiv. Selbst ein die Straße blockierendes Motorrad stoppte ihn nicht.

Die brutale Etappe mit 5.400 Höhenmetern und vier Bergen begann für Pogacar schon mit einem Missgeschick. Nach 17 Kilometern stürzte der 24-Jährige, zog sich blutende Wunden am linken Knie und Ellenbogen zu. Zunächst schien es nicht so, als sei Pogacar davon beeinträchtigt. Das Tempo im Feld bestimmte das Jumbo-Team von Vingegaard, Pogacar wich ihm nicht von der Seite.

19.07.2023, Frankreich, Courchevel: Felix Gall aus Österreich vom AG2R Citroën Team jubelt über seinen Etappensieg. Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

Das schier unglaubliche Zeitfahren von Vingegaard, als er Pogacar um 1:38 Minuten distanzierte und seinen Teamkollegen Wout van Aert um fast drei Minuten, sorgte auch am Tag danach für Diskussionen. So eine Dominanz weckt im Radsport aufgrund der Vergangenheit Skepsis.

– Verständnis für Skeptiker. Das Tour-Organ „L’Équipe“ titelte zu einem Foto von Vingegaard «Von einem anderen Planeten». Selbst Tour-Direktor Christian Prudhomme sah sich veranlasst, einen Kommentar abzugeben. „Die Fragen zu den verschiedenen Verdächtigungen sind absolut nicht unberechtigt“, sagte der 62-Jährige der Zeitung. Vor wenigen Tagen hatte Vingegaard selbst gesagt, dass er die Skeptiker verstehen könne. Er betonte, dass er nichts nehmen würde und seine Siege nie aberkannt würden.

Am Donnerstag hätte der 28-Jährige wieder eine Chance auf ein gutes Ergebnis bekommen. Die 184,9 Kilometer von Moutiers nach Bourg-en-Bresse weisen nur zwei kleine Anstiege der vierten Kategorie auf, insgesamt werden nur 1.200 Höhenmeter eingesammelt. Der Belgier Jasper Philipsen wird auf seinen fünften Etappensieg bei der diesjährigen Tour hoffen. (dpa)

3 Antworten auf “Pogacar bricht ein – Vingegaard vor Tour-Sieg – Österreicher Gall triumphiert auf Königsetappe”

  1. Komisch, dieser Einbruch von Pogacar. Gut, kann ja passieren, dass selbst er mal einen schlechten Tag hat. Aber so hat man das noch nie bei ihm gesehen. Er wirkte ja bis gestern total konkurrenzfähig gegenüber Vingegaard. Und der Vingegaard stürmt heute den schwersten Berg herauf als würden ihm die ganzen Strapazen nichts ausmachen. Wie gesagt, komisch!

  2. Radfreund

    Gestern etwas über deine Grenzen gegangen, etwas schlechter geschlafen oder Übelkeit… bei mehr als 5.000 Höhenmetern, 25% Steigungen, 17 Tourtagen und im Kopf die pulverisierende Leistung des Konkurrenten… da reicht eine Kleinigkeit für große Abstände. Toll der junge österreichische Fahrer, alle Achtung!

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