Ein Aprilscherz im November? Absolut nicht, sondern laut der Zeitung „De Morgen“ Ende 2014 Realität: Einige Züge werden in Zukunft langsamer fahren als im Jahre …1935. Dies ist der Fall zum Beispiel für die Zugverbindung zwischen Brüssel und Antwerpen. Mit dieser Strategie will die Eisenbahngesellschaft SNCB die hohe Anzahl Verspätungen im Bahnverkehr reduzieren.
„De Morgen“ hat den neuen Mobilitätsplan der belgischen Bahn einsehen können, der im Dezember 2014 eingeführt werden soll. Die Fahrt zwischen Brüssel und Antwerpen dauert dann 43 Minuten – also länger als 1935. Zwischen Mechelen und Leuven (Löwen) wird man 26 Minuten benötigen (statt 16 heute).
Brüsseler Flughafen ist die Ausnahme
Das S-Bahn-Projekt in Brüssel, RER genannt (Réseau Express Régional), ist praktisch ad acta gelegt, obwohl eigentlich dringend notwendig. Im Dezember 2014 soll nur eine Zugverbindung im Rahmen des RER in Betrieb sein, nämlich die Linie zwischen Brüssel und Nivelles.
Hart trifft die Reform der Fahrpläne die Provinz Limburg, wo die Direktverbindung zwischen Hasselt und Antwerpen größtenteils verschwindet. Und um von Genk nach Antwerpen zu gelangen, werden die Fahrgäste zwei Mal (statt einmal heute) umsteigen müssen.
Eine gute Nachricht gibt es laut „De Morgen“ trotzdem: Es werden mehr Züge zum Nationalflughafen Zaventem eingesetzt. Zwischen Brügge und Zaventem gibt es sogar eine Direktverbindung, und zwischen Brüssel-Zentralbahnhof und dem Flughafen sollen 6 Züge pro Stunde zirkulieren statt deren 4 bisher.
Endbahnhof Eupen oft nicht mehr bedient
Die Verspätungen sind ein Riesenproblem im Bahnverkehr. 2013 wurden bisher schon über 20.000 Zugverbindungen wegen Verspätung gestrichen, bis zum Jahresende könnten es nach Angaben von Jean-Pascal Labille (PS), dem für die Staatsunternehmen zuständigen Föderalminister, rund 30.000 sein. Das wäre ein neuer Rekord.
Gestrichen werden auch die Verbindungen zwischen Welkenraedt und Eupen. Laut einer Pressemitteilung, die Ecolo schon vor einem Jahr veröffentlichte, wird der Endbahnhof in Eupen ab einem Verspätungszeitrum von 20 Minuten nicht mehr bedient. Dann endet die Zugverbindung in Welkenraedt. (Belga/cre)
Die Verspätungen sind echt eine Katastrophe. Normalerweise nimmt man ja den Zug, um sicher sein zu können, pünktlich anzukommen. Und wenn schon Verspätungen unumgänglich sein, warum nicht die Fahrgäste rechtzeitig informieren? Das ist eine Frage der Organisation. Einfach langsamer fahren als 1935 kann doch nicht im modernen Zeitalter die Lösung sein.
Da haben wir es ja! Ein weiterer Schritt in Richtung Abschaffung des Eupener Bahnhofs. Der Zug in Eupen steht normalerweise 24 Minuten da. Wieso wird er nach 20 Minuten nicht mehr bedient. Mit Fahrtzeit gibt es 24+12 Minuten also 36 Minuten Zeit, das ist nichts anderes als Schikane!
Die Idee mit einer langsameren Fahrt ist eine Sache, aber dann sollte auch eingeplant werden, dass die Züge schneller fahren, um Verspätungen aufzuholen, sonst bringt diese MaBnahme nur längere Fahrten mit ebenso vielen Verspätungen.
Die Rechnung ist leider so nicht korrekt.
Die Züge haben in Eupen im idealfall 22 Minuten Pause (Ankunft zur Minute 49 und Abfahrt zur Minute 11)
Wenn nun der Zug in Eupen mit 20 Minuten Verspätung ankommt, dann würde er um 17:09 in den Bahnhof einfahren. So ein Zug auf der Linie Eupen – Oostende ist knapp 350m lang. Nun muss der Lokführer erstmal den Führerstand abrüsten, dann seinen Kram zusammenpacken. Nun muss er zum anderen Ende des Zuges auf die Lok rauf. Sich dort wieder einrichten und den Führerstand in der Lok aufrüsten und, soweit ich weiß, eine Bremsprobe durchführen. Wenn alles Reibungslos Funktioniert, dauert dies so 7-8 Minuten, wenn man schon zügig Arbeitet und falls keine Störungen auftreten.
Selbst wenn diese Prozedur schneller fertig sein sollte, aufgrund der niedrigen Bahnsteighöhe dauert der Fahrgastwechsel in Eupen länger als an den anderen Bahnhöfen entlang dieser Strecke. Also könnte man selbst dann nicht viel früher los fahren.
Dies würde dann bedeuten, dass der Zug mit Verspätung in Eupen los fahren würde, wodurch dann wieder Fahrpläne anderer Züge durcheinander gebracht werden.
Den Zug daher früher enden zu lassen ist keine Schikane sondern gängige Praxis um die Züge wieder in den richtigen Takt zu bekommen und die nicht nur in Eupen angewendet wird. Kenne dies z.b. auch sehr gut aus Aachen, dass die Züge aus Richtung Köln bei einer zu hohen Verspätung bereits in Stolberg enden, damit sie wieder pünktlich in die andere Richtung fahren können.
Klar, macht Sinn. Wird denn ein Shuttle-Service angeboten im Falle einer Verspätung? Falls nicht, dann ist das nicht wirklich Kundenfreundlich. Wenn man’s Auto in Eupen geparkt hat, aber dann in Welkenraedt raus muss…
Da kann die SNCB auf den größeren Strecken aus dem IC gleich einen Bummelzug machen. Dann kommt der Zug mit Sicherheit pünktlich an. In unserer Gesellschaft muss alles schneller gehen, nur die Staatsbahn fährt langsamer. Sachen gibt‘ s…