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Jean-Marie Pfaff im Interview: „Wir waren eine goldene Generation, das Belgien von heute ist eine brillante“

Der ehemalige belgische Torhüter Jean-Marie Pfaff spielte bis 1982 für den SK Beveren, bevor er zum FC Bayern München wechselte. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Von 1982 bis 1988 stand Jean-Marie Pfaff für den FC Bayern München im Tor, mit Belgien wurde er bei der WM 1986 Vierter. Der aktuellen Generation traut er noch mehr zu, wie er in diesem Interview bekennt.

Den 2:1-Sieg der Belgier im WM-Viertelfinale gegen Brasilien verfolgte der langjährige Bayern-Torhüter Jean-Marie Pfaff in Kasan im Stadion. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt er, warum Belgien nun auch Weltmeister wird.

dpa: Herr Pfaff, was halten Sie von dieser belgischen Mannschaft?

Jean-Marie Pfaff: 1986 in Mexiko waren wir eine goldene Generation. Das hier ist eine brillante.

dpa: Also glauben Sie, dass Belgien Weltmeister wird?

Der letztjährige Trainer des FC Bayern, Jupp Heynckes (l), spricht nach einem Training mit dem ehemaligen belgischen Fußballtorwart des FC Bayern, Jean-Marie Pfaff. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

Pfaff: Wenn wir es jetzt nicht werden, werden wir es nie. Frankreich im Halbfinale ist ein sehr starker Gegner. Aber ich glaube, dass das Endspiel Belgien gegen England heißt. Und dass wir dann gewinnen werden. Bisher waren wir die beste Mannschaft im Turnier.

dpa: Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Pfaff: Wir haben, wie gesagt, eine außergewöhnliche Generation. Und diese Mannschaft ist über viele Jahre zusammengewachsen. Sie hat aus den Erfahrungen von 2014 und 2016 gelernt. Sehr wichtig ist, dass wir quasi zwei komplette Mannschaften haben. So wie Bayern München. Das hat man gegen England gesehen, als wir mit dem B-Team gespielt und gewonnen haben. Argentinien hatte Messi, Brasilien hatte Neymar, bei uns sind es viele brillante Spieler. In der Offensive haben wir Hazard, De Bruyne, Lukaku. Es ist schwer, die allesamt auszuschalten.

dpa: Welchen Anteil hat Trainer Roberto Martínez?

Pfaff: Schon sein Vorgänger Marc Wilmots hat gute Aufbauarbeit geleistet. Martínez ist aber eine Art Mentor. Vieles von der Arbeit macht Co-Trainer Thierry Henry.

dpa: Was wäre in Belgien los, wenn das Team Weltmeister würde?

13/06/1982, Barcelona: Belgiens Torschütze Erwin Vandenbergh (l) und Torhüter Jean-Marie Pfaff lassen sich nach dem Sensationssieg gegen Argentinien im Eröffnungsspiel der WM 1982 im Camp Nou von Barcelona feiern. Foto: Belga

Pfaff: Dann wäre Belgien zu klein. Es wäre ja trotz allem ein Wunder und eine riesengroße Ehre für so ein kleines Land. So ähnlich wie der EM-Titel 1992 für Dänemark. Aber Europameister ist eben nicht Weltmeister. Diese Jungs haben jetzt schon viel erreicht, egal, was noch kommt. Aber ich hoffe, dass sie diese große Chance nutzen werden. 1986 hätten wir auch schon ins Endspiel gegen Deutschland kommen können, wenn in der ersten Halbzeit gegen Argentinien nicht zweimal Abseits gegen uns gepfiffen worden wäre. Diesmal ist die Chance noch größer, auch weil viele große Teams raus sind.

dpa: Was sagen Sie zum deutschen Ausscheiden?

Pfaff: Das ist traurig für den deutschen Fußball. Vor einem Jahr haben sie noch mit einem B-Team den Confed-Cup gewonnen. Aber ich habe bei dieser WM kein Aufbäumen gesehen, niemanden, der die Mannschaft aufgerüttelt hätte. Das war zu viel Alibi-Fußball.

dpa: Wäre ein Titel noch außergewöhnlicher, weil Ihr Erzrivale Niederlande diesmal gar nicht dabei ist?

Pfaff: Nein, wir schauen nur auf uns. Und ich hatte eher das Gefühl, dass wir bei dieser WM viele holländische Fans haben. Und seit deren Ausscheiden auch viele deutsche.

ZUR PERSON: Jean-Marie Pfaff (64) war Torhüter bei Belgiens bisher größtem Erfolg, als die Roten Teufel bei der WM 1986 in Mexiko Vierter wurden. Von 1982 bis 1988 spielte der Torhüter für den FC Bayern München.

17 Antworten auf “Jean-Marie Pfaff im Interview: „Wir waren eine goldene Generation, das Belgien von heute ist eine brillante“”

  1. Pensionierter Bauer

    Das war ein Typ, der kannte keine Angst -warf sich in jeden Ball hinein- wenn er denn einen guten Tag hatte. Hatte er einen schlechten Tag bekam er auch schon mal Tore rein weil er am Mittelkreis herum stand. Höhepunkte waren die WM Spiele gegen Argentinien 1982 und gegen Russland 1986, ein absoluter Tiefpunk war 1982 gegen Ungarn als er seinen Mannschaftskameraden Eric Gerets so schwer verletzte, dass dieser erstmals im Koma lag. Dadurch hat er auch die 82er Truppe aufgerieben und das WM Aus in der zweiten Gruppenphase gegen Russland mit 0-1 und Polen mit 0-3 besiegelt. Aber generell war er ein Super Typ, legendär war auch seine Freundschaft zum „BRF Whisky“ Erich Heeren.

    • Mischutka

      Hallo mein Freund Landwirt im Ruhestand : Ich habe es schon mal hier getrötet : Der Jean-Marie war am 08.06.2005 in dieser Bäckerei in Lontzen für eine Autogrammstunde anwesend (Werbung für so eine Brotsorte). Es waren fast nur Frauen da und alle bekamen eine Autogrammkarte von ihm. Als ich (so ziemlich als letzter) an der Reihe war, haben Jean-Marie und ich uns sehr lange unterhalten. Zuerst in Französisch, dann (was ihn besonders freute) in Flämisch. Da ich meinen (damaligen) Hund dabei hatte (und das IN der Bäckerei !!!) sind wir nach draußen gegangen und J-M, der Hund und ich sind von einigen Anwesenden fotografiert worden. Habe noch heute (irgendwo) die Bilder). Dann innen hatte er eine Super-Überraschung für mich : ich habe ein Riesen-Poster von ihm bekommen „für meinen Freund -es folgt mein „echter“ Name, von deinem Freund Jean-Marie. Dieses Poster hängt nur 2 Meter von mir entfernt – ich kann es im Moment sogar sehen. Kurz : ein sehr sehr lieber Mann, dieser Jean-Marie. Besonders hatte ihm seine Zeit bei Bayern München gefallen. Er kannte sogar Eupen gut, er war schon mal „privat“ in Eupen gewesen und schwärmte von der herrlichen Gegend (so viel Wald in der Nähe)…. und den sehr freundlichen Menschen in Ostbelgien. Eine sehr schöne Erinnerung für mich.
      Und dir : noch viel Freude bei den restlichen Spielen….. und hoffentlich schöne, lange …..Feiern…..

  2. Ekel Alfred

    @ Frikadele, haben Sie denn auch noch Fridel Croe gekannt….er als EUPENER war mit im Kader des Bundesteam….die Nachbarn in seinem Ferienappartement waren Bundestrainer Helmut Schön und Torwart Sepp Maier….da sind die engen Kontakte entstanden….Berti Vogts war ständiger Gast bei Fridel….ebenso die ehemalige Allemania Aachen….

    • Mischutka

      @ Ekel Alfred :
      Hallo mein Freund Alfred … Jetzt hast du mich „mitten ins Herz“ getroffen…. Der gute Friedel Croé war immer einer meiner besten Freunde. Wir kannten uns schon aus den „Micky-Mäusen“ und ich war sehr oft bei ihm zu Hause zu Gast. Wir haben Stunden zusammen verbracht. Ich habe noch heute (!!!) eine sehr schöne und seltene Erinnerung an ihn – ein Geschenk welches er mir vor Jahren gemacht hat : Ein Original Wimpel der DFB-Elf mit den Unterschriften aller damaligen Stars, inkl. Trainer Jupp Derwahl. Ausserdem war eine Anstecknadel vom DFB dabei. Unmöglich diese Sachen zu kaufen. Er hatte selbst nur 3 Stück von den Sachen. Und bekommen hatte er sie als er mit der DFB-Elf zur WM (ich glaube es war nach Argentinien) geflogen ist. Das ist so lange er, man kann heute keine einzige Unterschrift mehr entziffern, alles ist durch das Tageslicht verblichen (trotz aller Schutzmaßnahmen). Ja und natürlich habe ich bei ihm auch einige „Stars“ kennen gelernt. Alles „Super“-Menschen, alle ohne Starallüren und alle tranken gerne ein-zwei (☺) Bierchen. Der Friedel arbeitete ja als Buchhalter in der Eupener Brauerei. Unvergessliche Zeiten.
      So auch dir ein schönes Spiel morgen und eine schöne Feier im Anschluss (hoffentlich).

  3. Ekel Alfred

    @ Frikadele, Fridel Croe war während seiner Tätigkeit in der damaligen EUPENER Bierbrauerei beschäftigt….heutiges Transportunternehmen Croe sind meines Wissens nach nicht mit Fridel verwandt gewesen….Fridel Croe war ein EUPENER Original und Mitglied der Micky-Mäuse Karnevalsgesellschaft….und hatte auch engste Verbindungen zum GÜRZENICH in Köln….

    • Mischutka

      Nee, Freund Alfi, mit dem Transportunternehmen war er nicht verwandt. Es stimmt, er kannte „halb Köln“.
      Der Friedel hatte ja auch (vor vielen Jahren) das „Millowitsch-Theater“ nach Eupen (bei Bosten oben im Saal) gebracht. Ich durfte das alles hautnah miterleben. Der „lustige“ Willy Millowitsch war in „Natura“ gar nicht soooooo lustig…. dafür aber die Lotti Krekel. Habe sogar ein paar Gläschen mit ihr getrunken. Alles Dank dem Friedel. So – jetzt ist „Sense“ bei mir, ich werde langsam immer nervöser ….wenn ich auf die Uhr sehe. (In 6 Stunden „laufen“ unsere Jungs schon ins Stadion ein ….) Viel Freude an dich und alle bei dir drumherum……….

      • Frikadele

        Hallo,Mischutka !
        Frage: Wahr Herr Friedel Croe der Mann,der den Schlüssel vom Micky-Maus Bunker in der
        Vossengasse hatte.
        Bei den Micky-Mäusen auf dem Pferd vorne an,
        Während dem Karneval.
        Da wahr dann noch der Erich der Bierkutscher,fuhr eine Ford Granada.
        wohnte hinter dem Clown bei der Mutter den nachnahmen habe ich vergessen.
        Das gehört ja nun eigentlich nicht in eine Fussball Diskution, aber eine Frage ist eine Antwort wert

    • Mischutka

      Noch vergessen (Aufregung ist schon zu groß) : Die Lotti Krekel war übrigens keine Kölnerin, wie viele dachten, die war aus ….. Roetgen (und kannte sich bestens in Eupen aus)….
      So, jetzt aber …… (die Nerven „verbieten“ mir weitere Aktivitäten ☺☺☺)

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