Politik

Pelosi zerreißt demonstrativ Trumps Redemanuskript: „Manifest der Unwahrheiten“

05.02.2020, USA, Washington: Nancy Pelosi, demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, zerreißt das Manuskript der Rede zur Nation von US-Präsident Trump, nachdem dieser seine Ansprache gehalten hat. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Vergangenes Jahr klatschte sie ihm spöttisch zu, dieses Mal zerreißt sie seine Ansprache – im wörtlichen Sinn. Die führende Demokratin Nancy Pelosi und Donald Trump verbindet eine innige Abneigung. Am Dienstagabend erreichte diese einen neuen Höhepunkt.

Mehr als eine Stunde lang hatte US-Präsident Donald Trump ein Loblied auf seine politischen Errungenschaften gesungen – dann zeigte ihm seine demokratische Gegenspielerin Nancy Pelosi, was sie von seiner Rede zur Lage der Nation hielt.

Der finale Applaus hallte am Dienstagabend (Ortszeit) durch den Kongress, als die Sprecherin des Repräsentantenhauses hinter Trumps Rücken demonstrativ und mit einem Ausdruck von Ekel im Gesicht die Blätter von dessen Manuskript zerriss – und damit wütende Reaktionen auslöste (siehe VIDEO unten).

04.02.2020, USA, Washington: Nancy Pelosi (vorne), demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, hält das zerrissene Manuskript der Rede zur Nation von US-Präsident Trump. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa

Auf die Szene angesprochen bestätigte Pelosi wenig später, es sei angesichts der Alternativen das Höflichste gewesen, was sie hätte tun können. Sie bezeichnete die Rede als „Manifest der Unwahrheiten“.

Pelosi ist eine erbitterte Gegnerin von Trump und eine der treibenden Kräfte gegen den US-Präsidenten im Amtsenthebungsverfahren, das an diesem Mittwoch aller Voraussicht nach mit einem Freispruch durch die republikanische Mehrheit im Senat endet.

Das Weiße Haus verurteilte Pelosi in einem Tweet für das Zerreißen der Rede. Außenminister Mike Pompeo verspottete sie gar und veröffentlichte ein Bild vom Cartoon-Mädchen Lisa Simpson, das Papiere in der Hand hält und dabei schluchzt.

„Ihr kindisches Benehmen beleidigt unsere amerikanischen Traditionen“, schrieb Newt Gingrich, ein früherer Vorsitzender des Repräsentantenhauses, auf Twitter. Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham sagte: „Das Zerreißen der Rede wird die Leistungen dieses Präsidenten nicht zerreißen.“

Von den Demokraten dagegen erhielt Pelosi für das Zerreißen des Manuskripts Unterstützung. „Ich hätte es geschreddert“, schrieb die Kongressabgeordnete Rashida Tlaib auf Twitter. Auch ihre Kollegin Sylvia Garcia stellte sich hinter Pelosi. Die Menschen seien aufgebrachter über das Zerreißen der Rede als darüber, dass Trump Familien an der Grenze zu Mexiko außeinanderreiße, schrieb sie in einem Tweet.

Pelosi schaut immer wieder mit versteinerter Miene nach unten

Schon zu Beginn der Ansprache gab es einen aufsehenerregenden Moment: Als Trump an das Rednerpult trat und Pelosi sein Manuskript gab, streckte diese ihm die Hand hin, die der 73-Jährige jedoch nicht ergriff. Die Top-Demokratin zog ihre Hand zurück, zuckte leicht mit den Schultern und lächelte. Es war nicht klar, ob Trump sie absichtlich ignorierte.

Pelosi twitterte ein Foto von der Szene und schrieb: „Demokraten werden niemals aufhören, die Hand der Freundschaft auszustrecken.“ Sie verzichtete auch darauf, Trump – wie eigentlich vorgesehen – anzukündigen. Statt „Ich habe das große Privileg und die besondere Ehre, Ihnen den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu präsentieren“ sagte sie nur: „Mitglieder des Kongresses, der Präsident der Vereinigten Staaten“.

Das war vor einem Jahr, an 05.02.2019: Donald Trump (M), Präsident der USA, wendet sich während seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress im Kapitol an die Demokratin Nancy Pelosi (r), Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, die spöttisch klatscht. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

Während der Ansprache schaute sie immer wieder mit versteinerter Miene nach unten, schüttelte auch den Kopf, zum Beispiel als der Präsident über Migrationspolitik redete.

Pelosi hatte schon im Vorjahr bei Trumps Rede zur Lage der Nation ihre Geringschätzung des Präsidenten gezeigt: Dort beklatschte die Demokratin das Staatsoberhaupt auf eine abfällige Art und Weise. Auch in den folgenden Monaten verbesserte sich das Verhältnis der beiden nicht.

Pelosi kritisierte beispielsweise den Präsidenten, weil er aus ihrer Sicht mit einem Wutanfall aus einem Treffen gestürmt war. „Ich bin fünffache Mutter und neunfache Großmutter (…) Ich erkenne einen Wutausbruch, wenn ich ihn sehe.“

Inmitten des Impeachments-Prozesses wurde Pelosi zu einem von Trumps Lieblingsfeinden. Ein Foto aus dem Oktober zeigte Pelosi stehend und mit erhobenem Finger vor dem Präsidenten, als ob sie ihn belehren wollte. Es machte bei ihren Fans rasch die Runde. Doch auch Trump twitterte dazu und schrieb: „Der unkontrollierte Zusammenbruch der nervösen Nancy!“ (dpa)

Nachfolgend ein Tweet mit VIDEO von Nancy Pelosis „Zerreißprobe“ mit Präsident Donald Trump im US-Kongress am Dienstagabend:

20 Antworten auf “Pelosi zerreißt demonstrativ Trumps Redemanuskript: „Manifest der Unwahrheiten“”

    • Dass Trump Pelosi den Handschlag absichtlich verweigert, ist nicht eindeutig. Es kursiert ein Video, wo man sieht, dass Trump ihr das Manuskript aushändigt, sich schon zur Seite dreht und erst dann von Pelosi die Hand gereicht bekommt.

      Ich bin aber trotzdem überzeugt, dass er ihr nicht die Hand gegeben hätte, selbst wenn er es gesehen haben sollte. Wer gibt auch schon jemanden die Hand, der monatelang versucht hat, einem aus dem Amt zu werfen?
      Bestätigung, dass es Frau Pelosi auch nicht wirklich ernst mit dieser Geste war, zeigt ihre Reaktion. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Oder mit den Worten von meinem Vorredner: Arme USA!

    • Der würd ich nicht einmal einen Blick schenken. Die Farce „Impeachment“, ihr ständiges Wettern gegen alle Massnahmen, die Trump FÜR die USA trifft, usw. Sie ist eine Null, er ein Genie, also ignoriert er sie so gut er kann.
      Maga!

  1. Eastwind

    Pelosi passt sich dem Niveau von Trump an. Das lässt tief blicken. Dann können die Amerikaner im November auch gleich das Original wählen statt die Kopie. Die Demokraten tun alles, damit Trump wiedergewählt wird.

  2. Jockel F.

    Das erinnert irgendwie an Sinhead O’Connor, die einst das Bildnis des Papstes zerriss. Lächerlicher Pseudo-Protest, weil die Argumente halt fehlen.
    Na ja, alles besser als Trumps Vorgänger Droney „your wedding will be bombastic“ McPeaceprice.

  3. Solch ein Staatsoberhaupt und Macher brauchen wir auch in Deutschland. Es wird allerhöchste Zeit, dass nicht immer über das Wetter oder Klima geredet wird.

    Braucht man solche Leute auch in Belgien?
    Vielleicht gibt es Bildungsstätten oder auch Kaderschmieden in Europa, die dann solche Persönlichkeiten hervorbringen.
    Europa darf im internationalen Wettbewerb nicht zurückfallen.

  4. Aussenwirtschaftliches Gleichgewicht

    Trump kämpft für einen fairen Welthandel, er bleibt hart gegen China, die vier mal mehr exportieren als sie importieren. Wer dagegen nichts macht wie seine Vorgänger im Amt, der vernichtet Millionen Arbeitsplätze in den USA. Auch Europas Politiker haben viel zu lange abgewartet, unser Markt wird überschwemmt von Waren aus Südostasien, die hier nur noch über riesige Verteilzentren ausgeliefert werden. Millionen guter Industriearbeitsplätze sind verloren gegangen, stattdessen wurden immer mehr Billigjobs geschaffen. Die Folgen kommen noch, politische Unruhen kann schon jetzt in Frankreich beobachten.

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