Notizen

Papst will Reformen – aber bei Priesteramt für Frauen und Abtreibung bleibt er hart

Papst Franziskus hat erneut Reformen in der katholischen Kirche angeregt. Foto: dpa

Papst Franziskus hat in seinem ersten apostolischen Lehrschreiben zu weitreichenden Reformen und einer radikalen Öffnung der katholischen Kirche aufgerufen. Auch das Papsttum soll nicht von Veränderungen verschont bleiben. In dem am Dienstag veröffentlichten rund 200 Seiten langen Text fordert der Pontifex die Kirche auf, „neue Wege“ und „kreative Methoden“ zu wählen. Bei Themen wie Priesteramt für Frauen oder Abtreibung bleibt Franziskus jedoch hart.

In dem Schreiben, das den Titel „Evangelii Gaudium“ („Freude des Evangeliums“) trägt, stellt Franziskus auch eine Reform seines Amtes in Aussicht: „In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen Dezentralisierung voranzuschreiten.“

Wenn historisch gewachsene Regeln der Kirche nicht mehr zur Vermittlung des Glaubens taugten, könnten sie abgeschafft werden, erklärt der Papst weiter. Sie dürften den Gläubigen nicht das Leben schwer machen.

Wirtschaftssystem „in der Wurzel ungerecht“

Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom. Foto: dpa

Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom. Foto: dpa

Franziskus betont außerdem, ihm sei eine Kirche, die auf die Straße gehe, lieber, als eine, die krank und verschlossen sei. Das größte Augenmerk müsse die Kirche auf die Armen und die Menschen am Rande der Gesellschaft legen. Sie seien die Opfer einer ungerechten, globalen Wirtschaftsordnung und bräuchten die zärtliche, mildtätige Liebe der Kirche, so Franziskus weiter. Das herrschende Wirtschaftssystem nennt Papst Franziskus „in der Wurzel ungerecht“.

In seiner „Regierungserklärung“ bekräftigt er zugleich die Position der Kirche zur Abtreibung und den Ausschluss von Frauen vom Priesteramt.

Der argentinische Papst unterstreicht die Notwendigkeit, die Verantwortung der Laien für die Kirche zu stärken. Teils durch mangelnde Ausbildung, teils durch „ausufernden Klerikalismus“ spielten die Laien nicht die Rolle, die sie spielen sollten. Auch müssten die „Räume für eine wirksamere weibliche Gegenwart in der Kirche noch erweitert werden“ vor allem dort, wo die wichtigen Entscheidungen fielen.

Das den Männern vorbehaltene Priestertum stehe dabei nicht zur Diskussion, könne aber Anlass zu Konflikten geben, „wenn die sakramentale Vollmacht zu sehr mit der Macht verwechselt wird“. Auch die Jugendlichen müssten eine größere Rolle in der Kirche spielen.

Schutz des ungeborenen Lebens

Bis auf Weiteres bleibt das Priesteramt den Männern vorbehalten. Foto: Shutterstock

Bis auf Weiteres bleibt das Priesteramt den Männern vorbehalten. Foto: Shutterstock

In Sachen Abtreibung bleibt Franziskus derweil in der Kontinuität. Die Kirche werde ihre Einstellung in der Frage der Abtreibung nicht ändern, stellte der Papst klar. Der Schutz des ungeborenen Lebens sei keine Frage der Modernität, der sich die Kirche anpassen müsste. Wahr sei aber auch, „dass wir wenig getan haben, um die Frauen, die sich in sehr schweren Situationen befinden, angemessen zu begleiten“, etwa nach Vergewaltigungen.

In einem apostolischen Schreiben gibt der Papst Orientierungen und teilt den Gläubigen die Grundzüge seines Amtsverständnisses mit. Das „Evangelii Gaudium“ ist streng genommen das zweite wichtige theologische Dokument in Franziskus Amtszeit nach der Enzyklika „Licht des Glaubens“, die er im Juli veröffentlicht hat. Diese war allerdings noch weitgehend von seinem Vorgänger Benedikt XVI. verfasst worden. (tagesschau.de/dpa)

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