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Papiermangel und höhere Preise für Altpapier bringen die Buch- und Zeitungs-Verlage in arge Bedrängnis

Zeitungen an einem Kiosk. Foto: Pixabay

Weil Papier deutlich teurer geworden ist, kommen Buch- und Zeitungsverlage unter Druck. Kurzfristige Bestellungen von besonderen grafischen Papieren und Pappen für Einbände seien schwieriger geworden, berichten Experten.

Sollte die Papierknappheit anhalten und die Kosten entsprechend langfristig hoch bleiben, könnte sich das in letzter Konsequenz auf die Lieferbarkeit und die Preise für Bücher und Zeitungen auswirken.

Der Preisanstieg liegt an höheren Kosten für Energie und Transport sowie an der Corona-Krise, durch die der Strukturwandel verschärft wurde: Immer mehr Papierfabriken stellen ihre Produktion von grafischen Papieren auf Kartons um, die wegen des boomenden Online-Handels gefragt sind.

Pappe statt Papier: Immer mehr Papierfabriken stellen ihre Produktion von grafischen Papieren auf Kartons um, die wegen des boomenden Online-Handels und der immer wichtigeren Paketzustellung gefragter denn je sind. Foto: Shutterstock

Laut Branchenindex von Fastmarkets FOEX sind die Preise für Altpapier seit Jahresbeginn um 78 Prozent geklettert. Auch beim Zellstoff gab es einen starken Anstieg.

Je nach Papierart spielen diese beiden Rohstoffe eine unterschiedlich große Rolle: Zellstoff entsteht aus der chemischen Bearbeitung von Holz oder Holzresten. Diese frischen Fasern werden zu neuem Papier gemacht oder bei einigen Papierarten mit Altpapier gemischt. Zeitungspapier wiederum ist komplett aus Altpapier.

Buchverlage bekommen die höheren Kosten zu spüren. Die Vorlaufzeit – also die Zeit für den Druckauftrag inklusive Papierbestellung – ist bei Büchern um das Vier- bis Sechsfache gestiegen sei. Insbesondere die kurzfristige Nachauflagenproduktion ist kaum möglich. Verlage müssen also gleich höhere Auflagen einplanen, was die Kalkulation erschwert.

Seit der Euro-Umstellung vor etwa zwei Jahrzehnten hätten sich die Buchpreise nur sehr moderat nach oben entwickelt. Die Gewinnspannen sind niedrig. Steigende Produktionskosten können Verlage auf lange Sicht nicht ausgleichen, und die Preise müssen angepasst werden, um nicht in wirtschaftliche Schieflage zu geraten.

Auch die Buchverlage bekommen die höheren Kosten zu spüren. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Einen erheblichen Preisdruck gibt es bei den Pressepapieren. Die Nachfrage übersteigt die Menge des produzierten Papiers. Nicht alle Käufer erhalten die vereinbarten Mengen oder es werden Aufschläge verlangt. Die drohende Unterversorgung ist höchst problematisch. Es wird damit gerechnet, dass sich eine erhebliche Kostensteigerung bei den Rohstoffen, die zu erwarten ist, längerfristig auch im Preis des Produkts niederschlagen wird.

Die Nachfrage nach Druckpapier sank jahrelang, was auch an der Digitalisierung lag. E-Paper werden beim Medienkonsum häufiger genutzt als früher, in Büros wird weniger ausgedruckt. Im vergangenen Jahr beschleunigte sich die Entwicklung.

Europaweit werden Fabriken für viel Geld umgerüstet, um Pappe statt Papier herzustellen. Schwierig ist die Lage beim Altpapier: Das fiel im Corona-Jahr 2020 unter anderem wegen geringerer Zeitungsdicken und stornierter Werbeblätter weniger an – damit steht dieses Jahr auch weniger zur Wiederverwertung zur Verfügung. Grob gesagt kann Altpapier zehnmal wiederverwertet werden, bevor es nicht mehr zu gebrauchen ist.

Auch Toilettenpapier dürfte im Winter teurer werden

Wegen steigender Kosten für Energie und Fracht, aber auch einer wieder deutlich zunehmenden Nachfrage nach Altpapier und Zellstoff wird Toilettenpapier teurer. Foto: Shutterstock

Toilettenpapier könnte im Winter deutlich teurer werden. Laut einem Medienbericht will der schwedische Konzern Essity, zu dem die Marken Zewa und Tempo gehören, in Preisverhandlungen mit dem Einzelhandel einen Aufschlag von mindestens fünf Prozent durchsetzen. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Handel dies an die Kunden weitergeben würde.

Essity-Chef Magnus Groth begründete den geplanten Aufschlag mit steigenden Kosten für Energie und Fracht, aber auch einer wieder deutlich zunehmenden Nachfrage nach Altpapier und Zellstoff. Essity hat die Preise demnach im Frühjahr schon einmal um fünf Prozent erhöht, dies habe sich aber nicht so stark auf die Einzelhandelspreise ausgewirkt. (dpa/cre)

 

15 Antworten auf “Papiermangel und höhere Preise für Altpapier bringen die Buch- und Zeitungs-Verlage in arge Bedrängnis”

  1. So, so im Moment liegt, Dank Borkenkäfer, so viel Fichte in den Wäldern rum, dass ein Überschuss besteht und der Preis im Keller ist.
    Da Fichte sich durch seine Dichte hervorragend zur Papierherstellung eignet, ist das Problem wieder hausgemacht. Rohstoffmangel?

    • Gruselmonster

      Vor einem halben Jahr beklagten sich die Altpapierhändler dass sich die Lager ohne Ende füllen, wie bereits von Fichti beschrieben, müssen (enorm) viele Fichte wegen dem Borkenkäfer gefällt werden, das Holz kann in den meisten Fällen ( Blaufäule) als Bauholz nicht verkauft werden. Zu wenig Rohstoff? Ein Witz, aber der Kunde muss ja beruhigt werden, er muss ja zahlen

    • Halbwahrheiten

      Alles nur getrikst, um uns das Geld aus der Börse zu ziehen. Ob Telefon, Benzin, Diesel, Gas und Vieles mehr.
      Egentlich mangelt es an Nichts, es wird nur so getan. Die großen Strippenzieher, Geldadel (Großkapital und Banken, vor allem in CH) und Politik verstehen sich gut. Siehe Lobbys.

      Wann geht der geschröpfte normale Bürger endlich auf die Straße?

      • Robin Wood

        Und schon die nächste (herbei geredete) Krise…
        Hatte vor ein, zwei Wochen einen Bericht im Fernsehen gehört, dass China den grössten Teil des Altpapiers in Europa einkauft. Auf der einen Seite kassieren, auf der anderen jammern, dass kaum Altpapier da ist.
        Wieso gibt es denn Mangel an Papier, wo doch in den letzten Jahren viele Zeitungen und Zeitschriften digitalisiert wurden?
        Aber dem Bürger kann man ja alles erzählen, der nickt und zahlt bis seine Taschen irgendwann leer sind.
        Ich verstehe auch nicht, dass wir uns alles gefallen lassen und immer nur alles abnicken.

  2. Halbwahrheiten

    Wann geht der geschröpfte normale Bürger endlich auf die Straße?
    Nie,es wird nicht mehr geschehen.
    Solange er zu Essen hat ist alles toll.
    Brot und Spiele,mehr gibt’s nicht mehr.
    Die Reichen und Regierenden sind ja schlau und geben immer ein bisschen, mal mehr mal weniger,funktioniert doch schon lange.
    Und ihr Glaubt das die nur das Beste für uns wollen.
    Schafe weit und breit.

    • Nein, das meiste Papier ist bei den 5% Reichen dieser Welt in Scheinform.
      Wäre doch auch ne schöne Verschwörungstheorie um wieder einen Grund zu haben um zum Aufstand aufzurufen.
      Fehlt nur noch ein schwachsinniger Kommentar der Beschwipsten Mutter

  3. delegierter

    ich warte noch drauf dass die Bäcker die Brotpreise erhöhen, weil ja die Energiepreise steigen. Dabei hatte ich gar nicht gemerkt, dass im letzten Jahr die Brotpreise im Keller waren weil ja die Heizkosten gering waren ;)

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