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Onkel Dagobert, der geldgierige Geizkragen aus Entenhausen, wird 70

Der 12-jährige Jakob hält ein Lustiges Taschenbuch mit einer Geschichte um Dagobert Duck in der Hand. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Zylinder, Schnabel, Geldspeicher: Dagobert Duck feiert zu Weihnachten seinen 70. Geburtstag auf Papier. Der Entenhausener Fantastilliardär ist weltweites Symbol für Geld, Gier und Geiz – und bleibt es selbst in Zeiten von Bitcoin und Co.

Den Hechtsprung in die goldenen Wogen beherrscht der Rentner wie eh und je. „Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten“, strahlt Dagobert Duck und krault – „schnorch! schnurch!“ – im Comic durch sein Meer aus Münzen.

Dass er die reichste Ente der Welt ist, weiß nicht nur jedes Kind. Der knausrige Fantastilliardär aus Entenhausen muss oft als Symbol herhalten, wenn es um Geld, Gier und Geiz geht – und das nun schon seit 70 Jahren.

Lustiges Taschenbuch mit einer Geschichte um Dagobert Duck. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Dabei hat sich die Welt gehörig verändert, seit Donalds reicher Onkel das Licht der Welt erblickte. Weihnachten 1947 tauchte Scrooge McDuck, wie er in den USA heißt, erstmals in einer Entenhausen-Geschichte von Zeichnerlegende Carl Barks auf.

Benannt nach dem Geizhals Scrooge aus der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens saß er da noch einsam im Ohrensessel seiner Fabrikantenvilla und schimpfte: „Grauenhaftes Fest!“

80 Jahre alt sei der greise Schotte schon damals gewesen, errechnete Barks-Nachfolger Don Rosa in der Biografie „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“ – Geburtsjahr: 1867, vor 150 Jahren. Seine erste Million im Goldrausch Nordamerikas: 1899. Seit den frühen Comics wurde Dagobert zwar immer jünger und fitter. Die Falten auf dem Schnabel verschwanden, der Backenbart war weniger zerzaust.

Doch auch modisch, mit Zylinder, Gehrock, Spazierstock, Zwicker und Gamaschen, blieb Dagobert eine Ente seiner Zeit. Die Milliardäre von heute tragen dagegen schon lange keine Zylinder mehr. Wer heute Geld hortet, lässt es sich in Briefkastenfirmen auf karibischen Inseln vermehren oder investiert in digitale Kryptowährungen wie Bitcoin.

Fantastisch reiche Ente

„Natürlich wirkt ein Dagobert Duck bisweilen ein bisschen wie aus der Zeit geraten“, sagt Peter Höpfner, Chefredakteur beim Verlag Egmont Ehapa. Schon allein beim Arbeitsethos etwa: Dagobert ist stolz darauf, wie hart er sich sein Vermögen (eine Schätzung: 5 Fantastilliarden, 9 Trillionen Taler und 16 Kreuzer) erarbeitet hat.

Vom ersten Glückstaler, verdient als Schuhputzer, stieg er zum Großbankier, Großindustriellen und Großhändler auf. Auch die ein oder andere Schatzsuche trug Früchte.

Der Chefredakteur des Egmont Ehapa Verlages in Deutschland, Peter Höpfner, hält am 30.11.2017 in Berlin im LTB Popup-Shop ein Dagobert Glückskreuzer in der Hand. Foto: Britta Pedersen/dpa

Trotzdem ist der Knauser auch im 21. Jahrhundert immer wieder Sinnbild, wenn es um Reichtum geht – in der Bankenkrise etwa oder Steuerpolitik. Auch für politische Parabeln wird der Erpel gerne mal bemüht.

„Der Punkt ist: Man kann nicht zu gierig sein!“, ließ US-Polit-Satiriker Stephen Colbert jüngst Dagoberts Synchronsprecher vorlesen. „Teil meiner Schönheit ist, dass ich sehr reich bin.“ Die Zitate in Entenstimme stammten von US-Präsident Donald Trump.

Aber der Erpel wird auch geliebt: „Dagobert ist quasi jemand, mit dem wir uns ein bisschen identifizieren können, weil er so viel Erfolg hat, weil er aber auch für die echten Tugenden steht“, meint Höpfner. Die fantastisch reiche Ente habe Vorbildfunktion: „Es ist seiner harten Hände Arbeit, mit denen er das geschaffen hat.“ Außerdem sorge sich der Erpel um seine Familie und habe unter seinem Gehrock das Herz am rechten Fleck. Ente gut, alles gut.

Mit seinem Riecher für Geld könnte sich Dagobert Duck denn auch in der digitalen Wirtschaft behaupten – trotz Zylinder. „Als Großunternehmer mit untrüglichem Geschäftssinn investiert er natürlich in moderne Technik und System – und würde sich so auch in Bitcoins seinen Speicher füllen“, meint Höpfner. „Auch, wenn man darin leider nicht baden kann.“ (dpa)

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