Gesellschaft

„Frauen reden zu viel“: Der OK-Chef der Olympischen Spiele in Japan tritt nach Sexismus-Vorwürfen zurück

12.01.2021, Japan, Tokio: Olympia-Organisationschef Yoshiro Mori. Über Frauen sagte er: „Wenn eine von ihnen ihre Hand hebt, denken sie wahrscheinlich, dass sie auch etwas sagen müssen. Und dann sagen alle etwas.“ Foto: --/kyodo/dpa

Der wegen sexistischer Kommentare massiv in die Kritik geratene japanische Olympia-Organisationschef Yoshiro Mori wird Medienberichten zufolge zurücktreten. Er hatte u.a. erklärt, Frauen redeten viel, weshalb Vorstandssitzungen Zeit in Anspruch nähmen. Damit löste er einen Sturm der Entrüstung aus.

Das meldeten die japanische Nachrichtenagentur Kyodo und andere lokale Medien am Donnerstag unter Berufung auf informierte Kreise.

Der 83 Jahre alte Ex-Regierungschef Mori hatte bei einer Online-Vorstandssitzung des OK der Sommerspiele zur geplanten Verdoppelung der Frauenquote in Führungsgremien der Sportverbände auf 40 Prozent erklärt, Frauen redeten viel, weshalb Vorstandssitzungen Zeit in Anspruch nähmen. Mori hatte sich für die Äußerung entschuldigt, doch der Sturm der Entrüstung riss nicht ab.

Für diesen Freitag hat das OK eine Sondersitzung einberufen, auf der Mori den Berichten zufolge seinen Rücktritt bekanntgeben wollte. Dem japanischen Fernsehsender Nippon TV zufolge erklärte Mori am Donnerstag, er wolle nicht, dass sich die Sache noch länger hinziehe. Er wolle, dass es gute Spiele würden, daher müssten die Vorbereitungen vorangetrieben werden.

09.02.2021, Japan, Tokio: Weibliche Abgeordnete der Opposition tragen am weiße Jacken mit weißen Rosen als Protest gegen sexistische Bemerkungen von Olympia-Organisationschef Yoshiro Mori. Foto: //kyodo/dpa

„Wir haben keine Zeit mehr“, zitierte der Sender Mori. Als sein Nachfolger ist Berichten zufolge Saburo Kawabuchi im Gespräch, Gründer der japanischen Fußball-Profiliga J. League und ehemaliger Präsident des japanischen Fußballverbandes.

Frauen hätten einen starken Sinn für Rivalität, war Mori zitiert worden. „Wenn eine von ihnen ihre Hand hebt, denken sie wahrscheinlich, dass sie auch etwas sagen müssen. Und dann sagen alle etwas.“

Es hagelte einen Sturm der Kritik. So erklärten rund 390 freiwillige Olympia-Helfer, aus Protest ihr Ehrenamt nicht antreten zu wollen. Die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike, erklärte laut Medien, dass sie an einem Mitte dieses Monats geplanten Treffen mit Mori, Japans Olympiaministerin Seiko Hashimoto und IOC-Präsident Thomas Bach zur Vorbereitung der Spiele nicht teilnehmen werde.

Das japanische OK bewertete Moris Aussagen als unangemessen und unterstrich sein Bekenntnis zur Gleichstellung der Geschlechter. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) erklärte, die Aussagen des japanischen Funktionärs seien „absolut unangebracht und im Widerspruch zu den Verpflichtungen des IOC und den Reformen seiner Olympischen Agenda 2020“.

Der Eklat um Tokios obersten Olympia-Funktionär wirft ein Schlaglicht auf die Benachteiligung von Frauen in Japans männerdominierter Gesellschaft. Im Ranking des Weltwirtschaftsforums zur Gleichberechtigung der Geschlechter rangiert die – vor Deutschland – Nummer Drei der Weltwirtschaft nur auf Platz 121 von 153 Staaten. (dpa)

27 Antworten auf “„Frauen reden zu viel“: Der OK-Chef der Olympischen Spiele in Japan tritt nach Sexismus-Vorwürfen zurück”

  1. delegierter

    mit 83 spielt und bastelt man mit Ur-Enkeln und leitet keine Kommissionen oder Verbände mehr.
    Wer setzt solche Leute auf solche Posten ? Ach ja, fast vergessen, wir haben ja in Eupen auch einen Abgewählten als König auf seinem Thron kleben. Der ist zwar noch keine 83 aber arbeitet dran…… ;)

      • Werter Dax,
        Meines Wissens zählt auch Japan zu den ältesten Kaiserhausern der Welt.
        Ja, tatsächlich, ich bin eine Frau, und hoffe, dass dies Ihr männliches Ego wieder ein bisschen streichelt. Muss Mann in der 6. Lebensdekade anscheinend brauchen -)

        • Walter Keutgen

          Kaiser, und der letzte in der Welt. Ohne Macht. Der japanische Kalender zählt noch immer die Jahre nach Herrschaftsjahre des Kaisers, ohne ihn zu nennen, denn das würde implizieren, dass er sterblich ist. Ansonsten ehrt man noch in Japan im Gegensatz zu uns das Alter.

  2. Wie man hier lesen kann, hat dieser hinterwäldlerische Herr Mori in diesem Altmänner-Forum viele Anhänger. Ein Soziogramm der Teilnehmer hier wäre mal sehr interessant, neben der Frage nach dem Alter unter anderem die Frage nach der eigenen Lebenzufriedenheit.

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