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Morten Olsen wird 70: In den 1990er Jahren wohnte der Däne in Raeren, heute lebt er im Ruhestand in Brüssel

Bild links - 16.06.2012, Ukraine, Lwiw: Dänemarks damaliger Fußball-Nationaltrainer Morten Olsen gestikuliert während einer Trainingseinheit seiner Mannschaft im Rahmen der Europameisterschaft. Bild rechts - Auf diesem undatierten Foto sieht man Morten Olsen (r) mit dem ehemaligen dänischen Nationalspieler Henrik Andersen (l) und dem Eupener Klaus-Dieter „Bübbes“ Convents. Fotos: Thomas Eisenhuth/dpa - privat

Nach 15 Jahren als dänischer Nationalcoach genießt Morten Olsen heute seinen Ruhestand in Brüssel. In den Neunzigern, als er Trainer des 1. FC Köln und von Ajax Amsterdam war, wohnte der Däne in Raeren. Noch heute hat Olsen einen engen Kontakt zum Eupener Klaus-Dieter Convents („Bübbes“).

Am Mittwoch wird Morten Olsen 70. Einen Namen im internationalen Fußball machte er sich in Belgien, wo er für Cercle Brügge, RWDM und den RSC Anderlecht spielte, bevor er beim 1. FC Köln seine Spielerkarriere beendete.

Nach einem halben Jahrhundert auf und neben den Fußballplätzen Europas kümmert sich Morten Olsen mittlerweile um ein ganz anderes Grün. Wenn es nicht zu heiß sei und er mit seiner belgischen Ehefrau an die Küste fahre, verbringe er viel Zeit im Garten ihres Hauses vor den Toren von Brüssel.

17.11.2015, Dänemark, Kopenhagen: Dänemarks damaliger Fuflball-Nationaltrainer Morten Olsen sitzt während eines Länderspiels im Stadion. Foto: Claus Bech/epa/dpa

“Ich bin Rentner. Ich kann machen, was ich will“, sagt der frühere Spieler und Trainer des 1. FC Köln. „Nach 50 Jahren als Profi – als Sportler und als Trainer – ist es ganz nett, aufzustehen und sich zu fragen: Und jetzt, was machen wir heute?“

An diesem Mittwoch wird Olsen 70 Jahre alt. Das Rentner-Idyll hat sich der disziplinierte Däne hart erarbeitet. Dänemark, Deutschland, Belgien: Diese drei Länder prägten Morten Olsens Fußballerkarriere als Aktiver ganz besonders, als Trainer kehrte er dann für Brøndby IF in die erste dänische Liga sowie für Köln in den Jahren 1993 bis 1995 auch in die Bundesliga zurück.

Nach einem Intermezzo bei Ajax Amsterdam folgten rund 15 Jahre als Nationalcoach seines Heimatlandes – der größte Job, den man als Trainer erreichen könne, sagte er einmal. Anfang 2018 gab er schließlich sein Karriereende bekannt. Als er Trainer in Köln und dann bei Ajax Amsterdam war, wohnte Olsen in Raeren.

Eine Rückkehr auf die Trainerbank schließt er aus

Eine Rückkehr auf die Trainerbank schließt Olsen auch heute noch aus. Dabei liebte er den Job auf und neben dem Rasen heiß und innig, wie er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betont. „Ich habe ein fantastisches Leben gehabt. Und dieses Leben war hauptsächlich der Fußball.“ Er sei zwar rund um die Uhr im Einsatz gewesen, habe das aber genossen.

01.05.1993, Köln: Kölns damaliger Trainer Morten Olsen (r) iim Blickpunkt der Fotografen im Müngersdorfer Stadion. Foto: Hartmut Reeh/dpa

“Ich habe meine Arbeit als Sportler und als Trainer niemals als Arbeit betrachtet. Es war mein Hobby“, sagt der Mann aus Vordingborg etwa 90 Kilometer südlich von Kopenhagen rückblickend. Es sei letztlich großartig, wenn man sein Hobby zum Beruf machen könne.

Fußball schaut der Ex-Kölner weiter gern, wenn auch bei Weitem nicht mehr so exzessiv wie während seiner Laufbahn. „Als Coach habe ich jedes Jahr vielleicht 500 Spiele gesehen. Heute sind es vielleicht noch 50“, erzählt er. Er möge weiter den technisch anspruchsvollen Fußball der ganz Großen in der Champions League, aber auch kleinere Clubs interessieren ihn.

Dass er in Belgien wohnt, hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Das Stadion des RSC Anderlecht, mit dem er als Verteidiger in den 1980er Jahren UEFA-Cup-Sieger sowie dreimal belgischer Meister wurde, befindet sich nur fünf Kilometer von seinem Haus entfernt. „Manchmal gehe ich ins Stadion, selbstverständlich.“

Mit dem RSC Anderlecht an der Spitze Europas

Was angesichts seiner langen Zeit als Trainer oft vergessen wird, ist, dass Olsen auch ein begnadeter Verteidiger war. Nicht zuletzt deshalb zählte Anderlecht damals zur Spitze Europas und Olsen zu den besten Liberos der Welt. Seine Ballsicherheit und seine ruhige, passgenaue Spieleröffnung sorgten unter anderem dafür, dass das vom Deutschen Sepp Piontek trainierte dänische Nationalteam 1984 in Frankreich bis ins EM-Halbfinale kam. Kapitän damals: Morten Olsen.

25.05.2012, Hamburg: Der damalige dänische Fußball-Nationaltrainer Morten Olsen (oben l) steht bei einer Trainingseinheit vor einem Freundschaftsspiel gegen Brasilien in der Imtech Arena vor seinen Spielern. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Diese Erfahrung brachte er in den Endzügen seiner aktiven Karriere auch nach Köln mit – mit dem FC wurde er 1989 als Abwehrchef unter Christoph Daum Vizemeister. Nach drei Jahren Bundesliga war dann Schluss als Aktiver – im Alter von beinahe 40 Jahren und nach 80 Bundesliga- sowie 102 Länderspielen. „Ich hatte eine fantastische Zeit in Köln“, resümiert er.

Auch als Coach war Olsen in der Folgezeit erfolgreich: Mit Brøndby wurde er Anfang der 1990er zweimal dänischer Meister, das Nationalteam brachte er 2002 ins WM-Achtel- und 2004 ins EM-Viertelfinale. Nach dem Scheitern bei der Qualifikation für die EM 2016 – ausgerechnet gegen Schweden – erklärte er seinen Rücktritt. Auch als Coach kam er bis dahin auf über 100 Länderspiele. Und mit 15 Jahren im Amt überflügelte Olsen sogar den bisherigen Rekordcoach Sepp Piontek, unter dem er einst als Libero gewaltet hatte.

Angebot als deutscher Bundestrainer abgelehnt

Morten Olsen hatte übrigens vor 15 Jahren ein Angebot, als Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu arbeiten. Das berichtete der 102-fache dänische Nationalspieler und spätere Coach einen Tag vor seinem 70. Geburtstag in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag).

“Nach der EM in Portugal sollte ich Nachfolger von Rudi Völler werden. Franz Beckenbauer hat mich 2004 angesprochen und mir das Angebot unterbreitet“, sagte Olsen. Die deutsche Nationalmannschaft war bei dem Turnier ohne einen Sieg in drei Spielen bereits in der Vorrunde gescheitert.

Doch Olsen lehnte das Amt des Bundestrainers ab. „Ich habe mich entschieden, Nationaltrainer in Dänemark zu bleiben. Wir hatten damals eine gute Generation. Ich wollte in meiner Heimat etwas erreichen“, begründete er seine Entscheidung. Die Dänen waren bei der EM 2004 im Viertelfinale nach einer 0:3-Niederlage gegen Tschechien ausgeschieden. (dpa/cre)

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