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Fußballskandal in Belgien: Neun Verdächtige, darunter zwei Schiedsrichter, sitzen im Gefängnis

Das war am 11. Oktober 2018: Der Spielerberater Mogi Bayat (r) sitzt in einem Polizeiauto, das die Büros des Ermittlungsrichters im Justizpalast in Tongeren verlässt. Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Im belgischen Fußballskandal haben 9 von 19 Beschuldigten die Nacht von Donnerstag auf Freitag in Haft verbracht, darunter auch der Spielerberater Mogi Bayat, mit dessen Festnahme am Mittwoch die Affäre aufgeflogen war. Die beiden Schiedsrichter Sébastien Delferière und Bart Vertenten sitzen ebenfalls hinter Gittern.

Es ist schon ein Erdbeben, das seit Mittwoch den belgischen Fußball erschüttert. Es geht um Geldwäsche und organisiertes Verbrechen sowie um die Manipulation von zwei Spielen in der Jupiler Pro League in der Saison 2017-2018. Ziel war es, den KV Mechelen in der höchsten Spielklasse zu halten – zu Lasten der AS Eupen.

Die beiden Spiele sind Antwerp gegen Eupen am vorletzten Spieltag der regulären Meisterschaft (3. März 2018) sowie Mechelen gegen Waasland-Beveren am letzten Spieltag (11. März 2018).

Die Manipulation, sollte es sie tatsächlich gegeben haben, scheiterte, weil die AS Eupen im letzten Spiel gegen Excelsior Mouscron 4:0 gewann. (Siehe dazu auch an anderer Stelle Artikel „Wie der Spielerberater Veljkovic die Schiedsrichter Delferière und Vertenten beschenkte“).

11.10.2018, Belgien, Mechelen: Johan Timmermans, Vorsitzender des KV Mechelen, spricht zu Fans. Bei dem Betrugsskandal im belgischen Fuflball sind möglicherweise zwei Spiele der ersten Liga manipuliert worden. Foto: Jasper Jacobs/BELGA/dpa

Inzwischen wurden Delferière und Vertenten vom Fußballverband suspendiert, wahrscheinlich werden die beiden niemals mehr eine Begegnung der Pro League leiten. Außerdem wurde der nächste Spieltag in der Division 1B auf später verschoben. Die Jupiler Pro League ruht eh wegen der Länderspielpause an diesem Wochenende.

Sollte dem KV Mechelen und Waasland-Beveren nachgewiesen werden, dass die Spielmanipulationen der Vereinsführung bekannt waren oder diese sogar daran beteiligt war, droht beiden Vereinen ein Zwangsabstieg ins Amateurlager, wenn nicht sogar die Streichung ihrer Stammnummer.

Belgiens Justizminister Koen Geens (CD&V) äußerte sich via Twitter zu den Vorfällen: „Spielmanipulationen untergraben die Integrität des Sports.“

Mogi Bayat – eine zwielichtige Figur im belgischen Fußball

Der Anwalt von Spielerberater Mogi Bayat erklärte am späten Donnerstag gegenüber Journalisten, sein Mandat werde nur wegen Geldwäsche beschuldigt, keineswegs wegen Spielmanipulation. Beim serbischen Spielerberater Dejan Veljkovic liegen die Dinge etwas anders.

Mogi Bayat, dessen Bruder Mehdi Sportdirektor des SC Charleroi und auch Mitglied des Exekutivkomitees des belgischen Fußballverbandes ist, hatte auch schon mit der AS Eupen zu tun, als Ende der Saison 2016-2017 der Spieler Henry Onyekuru von der AS Eupen zum Premier-League-Club FC Everton verkauft und sogleich an den RSC Anderlecht verliehen wurde.

Die Vereinsführung der AS hatte damals nach eigenen Angaben Mogi Bayat mit der Abwicklung des Onyekuru-Transfergeschäfts beauftragt.

Mogi Bayat (Bildmitte) auf der Ehrentribüne des RSC Anderlecht bei einem Spiel gegen den SC Charleroi im April 2018. Foto: Belga

Der im Iran geborene Mogi Bayat ist schon lange im belgischen Fußball verwurzelt. Nachdem seine in der persischen Heimat hoch angesehene Familie während der Iranischen Revolution über die USA nach Frankreich ausgewandert war, landete Mogi im Jahr 2003 beim SC Charleroi, wo sein Onkel Abbas zu dieser Zeit als Präsident tätig war.

Einige Jahre später kam es zum Bruch mit seinem Onkel, und Mogis Arbeit bei Charleroi fand ein vorzeitiges Ende. Im Oktober 2010 entlassen und durch seinen Bruder Mehdi ersetzt, hatte er aber bereits die Zulassung als Berater in der Tasche. Und sehr schnell hatte Mogi Bayat bei vielen Toptransfers seine Hände im Spiel.

Möglicherweise droht dem belgischen Profifußball ein neuer Skandal, sollten sich die Verdächtigungen bewahrheiten. Mehr könnte man am Donnerstag erfahren, wenn vielleicht gegen verdächtige Personen, die am Mittwoch von der Justiz gehört wurden, Anklage erhoben wird.

Die Korruptionsaffäre „Standard-Waterschei“ Anfang der 1980er Jahre war ein Schock für den belgischen Fußball. Sie beendete eine glorreiche Epoche, als Standard Lüttich, der RSC Anderlecht und der FC Brügge zur absoluten Spitze in Europa gehörten. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

HINWEIS – Der Bericht wird im Laufe des Tages regelmäßig aktualisiert.

22 Antworten auf “Fußballskandal in Belgien: Neun Verdächtige, darunter zwei Schiedsrichter, sitzen im Gefängnis”

  1. Rundes Leder

    Gleich und Gleich gesinnt sich gern! Nicht nur in der hohen Politik wird gemauschelt und geklüngelt, sondern auch im Sport. Gerade in den „oberen Etagen“, so wie auch jetzt wieder in der Politik. Besonders vor den Wahlen werden da die „Sprungbretter“ für die Zukunft fest gehobelt und fest genagelt. Die Gestalten kriege ihren Hals nicht voll genug. Wer dabei dann den Gelackmeierte später wohl sein mag? Dreimal dürfen sie raten?

  2. Mischutka

    Wenn man das obere Bild (nur ganz kurz) ansschaut, da denkste : Ist dat nicht dä Multi-Milliardär aus Russland, dieser Roman Arkadjewitsch Abramowitsch ? Oder sein Zwillingsbruder …… ? (Hoffentlich liegt da keine Verwechsung vor und die haben den (angeblich sehr sehr netten, freundlichen) guten Roman da festgenommen…. Aber gegen 1 Milliarde lassen die den schon laufen ….. (aus seiner Portokasse) ☺…..

  3. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT – Was die Ermittlungen über etwaige Spielmanipulationen betrifft, so könnten sich diese auf das Spiel zwischen KV Kortrijk und Excelsior Mouscron vom 12. März 2017 handeln. Mouscron gewann 2:0 und sicherte sich dadurch den Klassenerhalt zu Lasten des VC Westerlo, der absteigen musste und daraufhin den Spielervermittler Mogi Bayat verklagte.

    Westerlo vermutete, der Sieg von Mouscron in Kortrijk sei manipuliert gewesen, weil mehrere Spieler aus beiden Mannschaften Bayat als Berater und Vermittler hatten.

  4. Bayat ist mehr als zwiellichtig. Jeder weiss bzw ahnt das da krumme Geschäfte laufen. Auch bei einigen Vereinen wundert mich dies überhaupt nicht. In Belgien war nie die Frage ob sondern wann….

    • Mischutka

      @ Landwirt im verdienten Ruhestand :
      Hallo mein alter (Schul- ???)- Freund ….. Ich darf dir doch eine Frage stellen :
      Hast du denen das Geld denn immer in den Hintern gesteckt ? (Jetzt machst du es ja nicht mehr) ….
      Das wäre mir zu umständlich gewesen. Ich habe immer an der Kasse bezahlt, das ging schneller. Aber dauernd ins Kassenhäuschen rein, einem die Hose runter ziehen, Geld in den Hintern rein -diese ganze Fummelei mit den Geldscheinen (die man auch noch ölen muss) …. und dann noch gut die Hände desinfizieren ….. dauert doch alles viel zu lange….. Waren deshalb die langen Warteschlangen an der Kasse ? VlG von deinem Freund Mischi ……

        • Mischutka

          @ Pierre :
          Hallo lieber Pierre, Riiiiiiiiiichtig ! Ich finde es ist besser, „lustig“ zu sein – es gibt ja genug traurige Nachrichten täglich. So bin ich aber auch (immer) privat im Leben.
          Noch vor 4 Stunden habe ich telefonisch eine Fleischbestellung gemacht, leider musste ich alles nochmals wiederholen, da die Verkäuferin „vor Lachen“ (wie sie mir sagte) nichts verstanden hatte…… Sie hatte mich gefragt, ob der Braten vom Rind oder vom Schwein sein soll – ich habe nur geantwortet „Nee, von der Fliege“. Dann wollte sie wissen, ob die paar Scheiben Speck „gut durchwachsen“ sein sollen…. Ich habe dann geantwortet „Wat is dat denn ?“ – pack‘ mir einfach ein Stück „Ministerspeck“ ein – die sind seit ihrer Wahl immer gut und gesund durchgefüttert worden und haben immer Freilauf……
          Übrigens habe ich seit vielen Jahren immer Witze gesammelt (schon lange bevor es Internet gab). Inzwischen sind es -zigtausende.
          VlG auch an dich – wahrscheinlich kennen wir uns auch persönlich – ich kenne genau 21 „Pierre“ persönlich….. (zwischen 74 und 11 Jahren)……… Dann bis bald !

          • Oberstes Kommentargremium

            Sehr geehrte(r) Herr oder Frau Mischutka
            Uns ist bei unserer routinemäßigen, täglichen Durchsicht aufgefallen, dass Sie heute leider zwei Kommentare absonderten, die weit jenseits des guten Geschmacks anzusiedeln sind.
            Einmal begeben Sie sich schamlos in die untersten Bereiche analer Geschmacklosigkeiten und im zweiten Fall setzen Sie zu einem unverschämten Vergleich an, nämlich dem zwischen Schweinen und honorigen Politikern. Solche Auswüchse werden wir in Zukunft nicht mehr dulden. Wir bitten Sie inständig sich an die Regeln des anständigen Humors zu halten und nur noch in nüchternem Zustand zu posten. Wir werden die Sache weiterhin beobachten.
            Mit frdl. Gruß, Ihr O.-K.-Team.

      • Pensionierter Bauer

        Hallo Freund Mischutka,
        in der Tat bin ich zu Zeiten von Piot, Cools, van Himst, Taeter, Vandenbergh, Ceulemans, Vandersmissen und Co. sehr oft in die Belgischen Stadien gegangen. Eine erste große Enttäuschung war der Umkaufskandal um Eric Gerets mit Standart.
        Endgültig habe ich mich aus den Stadien verabschiedet als es für hiesige Jungs fast unmöglich wurde in die 1.Division zu kommen, weil man ihnen, auch aufgrund der „Spielervermitler“, immer irgendwelche Afrikaner vor die Nase setzte.
        „Das Geld in den Hinter schieben“ finde ich, ist es wenn man ein solches System unterstützt und das tue ich einfach nicht weil mir im Belgischen Profifussball vieles nur noch anstinkt, so wie es ein jeder Hintern nach jedem großen Geschäft auch tut.

  5. Eigentlich wundert es doch keinen mehr . Der Fussball ist doch todkrank, schon seit 20 Jahren . Mitte der 90er Jahre hat das Bosmann Urteil alles verändert. Davor gehörte die Macht den Vereinen. Das war vielleicht nicht korrekt, jedoch besser als das heutige System. Heute gehört alle Macht den Spielern, und vor allem den Spielervermittler Ganze Vereine (Mouscron, etc) sind total abhängig von diesen Personen. Es wundert doch niemanden, dass Spiele mit Beteiligung von Spielern, die zum Grossteil einem Spielervermittler „hörig“ sind , abgekartet sind. Es wird höchste Zeit, die Macht dieser Vermittler einzugrenzen und ein neues „Transfertsystem “ zu entwickeln.

  6. Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber jedes Mal wenn Skandal im Fussball geht, habe ich immer die Befürchtung dass die AS mit involviert ist. Eupen wurde nicht genannt wie oben steht, aber in der Meuse steht dass das letzte Saisonspiele Eupen-Mouscron und Mecheln-Beveren schon im Verdacht stehen manipuliert worden zu sein. Also, steht wieder alles auf der Kippe? Aber ein bleibt klar, an den Toren die unser Japaner gechossen hat war nichts einzuwenden.

    • Ist sie auch! Und zwar als Opfer, welches de facto mehrfach im Rahmen eines Betruges benachteiligt wurde. Es sind die Traditionsvereine, welche ihr Gesicht in dieser Angelegenheit verlieren!

    • Jan. Es handelt sich um die Spiele Antwerp-Eupen und Mechelen-Beveren. Beide Spiele sollten zum Nachteil von Eupen ausgehen. In beiden Fällen sollen sowohl Antwerpen wie Mechelen so hoch wie möglich gewinnen.

  7. „Pro League: Der FC Brügge verliert bei Standard Lüttich – RC Genk neuer Tabellenführer“

    In Anbetracht dessen, was da im belgischen Fußball vorgefallen ist, lesen sich solche Titelmeldungen irgendwie komisch……

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