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Michael Kalscheuer: „Heute kommen auch junge Leute und kaufen einen Mercedes“

Geschäftsführer Michael Kalscheuer (rechts) beim Interview mit André Goebels von Radio Contact anlässlich der Vorstellung der Mercedes-Niederlassung in Alleur im September 2014. Foto: OD

Am Donnerstag hat die Firma Kalscheuer – wie bereits berichtet – im Rahmen einer Pressekonferenz ihre erweiterte Niederlassung im Industriegebiet Alleur vorgestellt. Rund 4 Millionen Euro hat sich das Eupener Familienunternehmen das Vorhaben kosten lassen.

Am Rande der Präsentation unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ mit Geschäftsführer Michael Kalscheuer – natürlich über die Niederlassung, aber auch über andere Themen rund ums Auto.

Michael Kalscheuer leitet das seit dem Jahr 1832 bestehende Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Andreas in der sechsten Generation. Die Kalscheuer-Gruppe verfügt nunmehr über drei praktisch ebenbürtige Niederlassungen in Eupen, Verviers und Alleur. Letztere Filiale ist nunmehr die offizielle Vertretung von Kalscheuer für die Region Lüttich.

Nachfolgend das Gespräch, das „Ostbelgien Direkt“ am Donnerstag in Alleur mit Michael Kalscheuer führte.

Mercedes hat Produktpalette stark erweitert

OD: Herr Kalscheuer, weshalb benötigt Ihr Unternehmen eigentlich drei Niederlassungen auf einem Gebiet, das doch flächenmäßig einigermaßen begrenzt ist?

M. Kalscheuer: Weil wir davon überzeugt sind, dass ein Autohaus nah am Kunden sein muss. Der Kunde sucht heutzutage kurze Wege. Außerdem decken wir mit unserer Präsenz in Eupen, Verviers und Lüttich drei kulturell sehr verschiedene Gebiete ab. So hat jedes der drei Autohäuser seine Daseinsberechtigung.

OD: Was ist das Besondere an dieser Niederlassung hier in Alleur?

Michael Kalscheuer beim Rundgang durch die Hallen der Mercedes-Niederlassung in Alleur. Foto: OD

Michael Kalscheuer beim Rundgang durch die Hallen der Mercedes-Niederlassung in Alleur. Foto: OD

M. Kalscheuer: Das Besondere ist sicherlich die Größe dieser Niederlassung. Die Fläche beträgt über 30.000 Quadratmeter. Die Nutzfahrzeug-Werkstatt ist ausgesprochen groß. Zudem ist die Lage direkt an den großen Autobahnen E40, E42 und E25 bemerkenswert. Mir persönlich imponiert auch die Schönheit des Gebäudes hier in Alleur.

OD: Rund 4 Millionen Euro haben Sie in die Erweiterung dieser Niederlassung investiert, und dies in einer Zeit, wo andere Unternehmen eher sparen als investieren. Ist dies eine „Flucht nach vorne“, gemäß der Devise „Friss oder stirb“?

M. Kalscheuer: Das ist keine Flucht nach vorne. Vielmehr glaube ich, dass unsere Marke im Lütticher Raum ein großes Potenzial hat. Mercedes-Benz hat in den letzten Jahren Riesenfortschritte gemacht. Unsere Produktpalette ist stark erweitert worden. Im Übrigen bin ich Unternehmer, und als solcher gehe ich gerne auch mal ein Wagnis ein. Dieses Wagnis ist aber kalkuliert.

Auch noch Kunden aus dem Aachener Raum

OD: Vielleicht ein Wort zu Ihrem Stammsitz in Eupen. Es gab mal Zeiten, da galten die Autohäuser an der Herbesthaler Straße als Eldorado für Autokunden aus der Ferne, die eigens nach Eupen kamen, um ein Auto zu kaufen. Sind diese glorreichen Zeiten jetzt vorbei? Oder gibt es sie noch?

Das Hauptgebäude der Mercedes-Niederlassung in Alleur.

Das Hauptgebäude der Mercedes-Niederlassung in Alleur.

M. Kalscheuer: Ich denke schon, dass es diese Attraktivität von Eupen für Autokunden aus der Ferne heute noch gibt. Auf jeden Fall haben wir noch eine große Kundschaft im Aachener Raum. Es gibt auch Kunden aus Löwen und Brüssel, die nach Eupen kommen, um ein Auto zu kaufen oder ihr Auto bei uns warten zu lassen.

OD: Welche Vorteile hat denn der Aachener Kunde, wenn er ein Auto in Eupen kauft? Mercedes verfügt auch in Aachen über Autohäuser, oder?

M. Kalscheuer: Für Eupen spricht vor allem der persönliche Empfang. In Eupen haben wir das Glück, dass der Kundenkreis noch überschaubar ist. Bei uns wird der Kunde noch mit seinem Namen begrüßt. Dieser familiäre Charakter ist uns auch sehr wichtig.

OD: Mercedes wird wahrscheinlich Formel-1-Weltmeister. Ist dieser WM-Titel für Ihr Geschäft eigentlich von Bedeutung?

M. Kalscheuer: Erst einmal freue ich mich darüber. Ob wir durch einen WM-Titel mehr Autos verkaufen, weiß ich nicht, glaube ich auch nicht. Es tut aber der Marke Mercedes gut, es hilft ihrem Image, was sich dann auch in unseren Produkten widerspiegelt.

Konkurrenz schläft nicht – wir auch nicht

OD: Apropos Image: Das Image von Mercedes war früher eher altbacken. Die Zielgruppe bestand jedenfalls aus älteren Bürgern. Haben sich Image und Zielgruppe inzwischen geändert?

Nicole Heck, bei Kalscheuer verantwortlich für Marketing (hier mit Grenz-Echo-Redakteur Martin Klever). Foto: OD

Nicole Heck, bei Kalscheuer verantwortlich für Marketing (hier mit Grenz-Echo-Redakteur Martin Klever). Foto: OD

M. Kalscheuer: Komplett. Der Vorstand der Daimler AG hat seine Produktpalette vor einigen Jahren grundlegend geändert. Heute haben wir Produkte, die es vorher bei Mercedes einfach nicht gab. Selbst die Produkte, die im Prinzip für ein älteres Publikum bestimmt sind, wurden aufgefrischt.

OD: Mit BMW oder Audi hat Mercedes heute ja auch eine harte Konkurrenz, oder?

M. Kalscheuer: Das ist richtig, unsere Konkurrenz schläft nicht, aber wir schlafen auch nicht. So gerät der Markt in Bewegung, und das ist gut so. Ich kann aber sagen, dass wir uns heute mit Mercedes im hohen Segment sehr gut behaupten können.

OD: Zu Ihnen kommen inzwischen also auch 30-Jährige, um einen Mercedes zu kaufen?

M. Kalscheuer: Absolut. Das gab es vor einigen Jahren noch nicht oder nur selten. Heute kommen viele junge Leute in unseren Showroom und kaufen einen Mercedes.

OD: Wie ist die Lage im Automobilsektor momentan?

M. Kalscheuer: Sie ist nicht einfach, klar. Wir hatten allerdings das große Glück, dass wir durch die komplette Erneuerung unserer Produktpalette, von der ich vorhin gesprochen habe, die negativen Auswirkungen der Krise weitgehend kompensieren konnten. (cre)

Siehe auch Artikel „Michael Kalscheuer“

5 Antworten auf “Michael Kalscheuer: „Heute kommen auch junge Leute und kaufen einen Mercedes“”

  1. Eastwind

    Ich denke auch, dass sich das Image von Mercedes komplett geändert hat, weg vom Senioren-Image. Alles ist flotter geworden unterm Stern. Gratulation an die Firma Kalscheuer für den Mut zu Investition und Expansion. Ist heutzutage nicht selbstverständlich.

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