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Bahnfahren ist relativ sicher – und trotzdem immer wieder Zugunglücke

Blick auf die Unglücksstelle bei Santiago de Compostela. Foto: dpa

Bahnfahren ist relativ sicher. Dennoch haben Zugunglücke schon Hunderte Menschen das Leben gekostet. Bei einem schweren Bahnunglück im Nordwesten Spaniens am Mittwochabend sind 78 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten wurde von den Rettungskräften auf rund 180 geschätzt. Erst kürzlich waren südlich von Paris mehrere Waggons eines Intercity-Zuges entgleist.

ANMERKUNG DER REDAKTION: Aus Pietätsgründen verzichtet „Ostbelgien Direkt“ darauf, wie andere Medien ein Video zu veröffentlichen, das den Crash in Spanien zeigt.

Das Unglück von Mittwochabend ereignete sich in der Pilger-Metropole Santiago de Compostela. Ein Schnellzug aus Madrid war kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof der Regionalhauptstadt Galiciens aus zunächst unbekannter Ursache entgleist.

Lokführer gibt überhöhtes Tempo zu

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Ein Intercity verlässt den Eupener Bahnhof. Wie sicher ist Zugfahren? Foto: OD

Alle 13 Waggons des Zuges sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Mauer und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander.

Das Zugunglück ist offenbar durch überhöhtes Tempo verursacht worden. Einer der beiden Lokführer räumte nach Informationen der Tageszeitung „El Pais“ ein, der Zug sei mit rund 190 km/h unterwegs gewesen, obwohl in der Unglückskurve höchstens Tempo 80 zulässig gewesen sei. Der Mann wurde am Freitag festgenommen. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung in 79 Fällen vor Gericht verantworten. Die Zeitung „El Pais“ berichtete, der 52-Jährige habe eingeräumt, unvorsichtig gehandelt zu haben. Er soll zum Zeitpunkt des Crashs telefoniert haben.

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt Galiciens und ein wichtiges Pilgerzentrum, das jährlich Zehntausende Menschen anzieht. Am Mittwoch sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons von Galicien, des Heiligen Jakobs, stattfinden. Die Behörden sagten die geplanten Feiern nach dem Unglück ab.

Die schlimmsten Zugunglücke in Europa seit 1998

Nachstehend eine Übersicht der Deutschen Presse-Agentur über die schlimmsten Zugunglücke in Europa in den letzten 15 Jahren (zusätzlich zu der Zugkatastrophe in Spanien):

  • 29. Juli 2013 – Schweiz: Bei einem Frontalzusammenstoß zwischen zwei Zügen in der Schweiz wird ein Lokführer getötet, 25 weitere Personen werden verletzt. Offenbar wurde ein Haltesignal übersehen.
  • Juli 2013 – Frankreich: Am Bahnhof von Brétigny-sur-Orge, südlich von Paris, entgleisen mehrere Waggons eines Intercity-Zuges. Sechs Menschen sterben. Dutzende der 385 Reisenden werden verletzt.
  • März 2012 – Polen: 16 Menschen kommen ums Leben, als zwei Züge mit insgesamt 350 Insassen frontal ineinanderrasen. Bei dem Unglück nahe Zawiercie, nördlich von Krakau, werden etwa 50 Menschen verletzt.
  • Januar 2011 – Deutschland: Zehn Menschen sterben, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstößt. Ein Lokführer hatte zwei Haltesignale überfahren.
  • Februar 2010 – Belgien: Im morgendlichen Berufsverkehr übersieht ein Lokführer nahe Brüssel ein Stoppsignal. Zwei Regionalzüge prallen zusammen. Mindestens 18 Menschen sterben, rund 80 werden verletzt.
  • Juni 2009 – Italien: Am Bahnhof von Viareggio in der Toskana explodiert ein mit Flüssiggas beladener Güterwagen. Er war nach einem Achsbruch entgleist. 31 Menschen sterben, etwa 1000 müssen in Sicherheit gebracht werden.
  • Januar 2006 – Montenegro: Nahe der Hauptstadt Podgorica entgleist ein Regionalzug, vier Waggons stürzen in eine Schlucht. 44 Menschen kommen ums Leben, 198 werden verletzt. Die Bremsen hatten versagt.
  • Januar 2005 – Italien: Auf der eingleisigen Strecke Bologna- Verona prallen ein Passagierzug und ein Güterzug zusammen – 17 Tote. Ein Lokführer hatte bei dichtem Nebel ein Haltesignal übersehen.
  • Juni 2003 – Spanien: Bei Chinchilla im Südosten kollidiert ein Schnellzug mit einem Güterzug. 19 Insassen sterben, weil ein Signal falsch gestellt wurde.
  • Januar 2000 – Norwegen: 19 Menschen kommen ums Leben, weil auf einer eingleisigen Strecke nördlich von Oslo zwei Züge kollidieren. Der Führer eines Regionalzugs hatte ein Signal missachtet.
  • Oktober 1999 – Großbritannien: Im Westen Londons rasen zwei Personenzüge ineinander. 31 Menschen sterben, weil ein Zugführer ein Haltesignal übersehen hatte.
  • Juni 1998 – Deutschland: Bei Eschede in Niedersachsen zerschellen Waggons eines ICE an einer Straßenbrücke. 101 Reisende sterben, Dutzende werden schwer verletzt. Ein gebrochener Radreifen brachte den Zug zum Entgleisen. (dpa/cre)

32 Antworten auf “Bahnfahren ist relativ sicher – und trotzdem immer wieder Zugunglücke”

  1. Eastwind

    Es gibt keine 100%-tige Sicherheit. Selbst wenn man sich in den eigenen vier Wänden einsperen würde, könnte einem die Decke auf den Kopf fallen. Was einen maßlos ärgert im Fall des Unglücks in Spanien ist, dass der Zug mit überhöhtem Tempo in die Kurve raste.

    • Mischutka

      Ich finde es auch 100 % RICHTIG, dass OBdirekt diese schrecklichen Bilder NICHT zeigt. Sensationsgierige Menschen haben doch anderswo genug Gelegenheit sich das Leid der Familien anzusehen ! Eine deutsche Boulevardzeitung ist doch voll damit ….(ich nenne hier nicht den Namen dieses Blattes, aber ich denke, alle sind im Bilde wen ich meine). Hoffenlich werden diese Menschen, die sich das -zigmal anschauen, nicht selbst eines Tages von so etwas Schrecklichem betroffen….
      MfG an die Redaktion von OBdirekt.

    • Im Prinzip keine schlechte Entscheidung der Redaktion.

      Allerdings kann man an Hand des Videos nachvollziehen, wie 2-3 Sekunden, auch bei zu schnellem Auto- oder Motorradfahren über Leben und Tod entscheiden.

  2. Gurtpflicht?

    Ich verstehe nicht, wieso es in Zügen keine Gurte gibt. Im Auto ist es Pflicht, in Bus oder Zug hat man noch nicht einmal die Möglichkeit, sich anzuschnallen.

    Bei einem Unglück, bei dem die Waggons zerfetzt oder zerquetscht werden, oder wo der Aufprall so heftig ist, dass die Sitze herumfliegen, bringt das natürlich nichts, aber z. B. bei einem heftigen Zusammenstoß könnten Menschen, die durch den Waggon geschleudert werden und sich einfach dabei das Genick brechen o. ä. durch einen Dreipunktgurt in vielen Fällen gerettet werden.

    Ich habe aber noch nie gehört, dass dieses Thema mal irgendwo angesprochen worden wäre.

  3. Johann Schelm

    Mir ist völlig unverständlich, dass man diese Schnell-Züge nicht mit Navigationsgeräten ausrüstet die abhängig von der Position des Zuges die Geschwindikeit kontroliert und notfalls drosselt. Da werden teure lokale Sensoren an den Zugstrecken montiert um die Geschwindigkeit des Zuges zu messen. Dabei kann jedes Navigationsgerät von 200 bis 300 Euro das ohne Probleme. Viele Geräte warnen an den Stellen wo man zuschnell fährt. Warum wird diese einfache Technik nicht bei diesen HOCHENTWICKELTEN Zügen eingesetzt. Mir tut es Leid für alle Betroffenen.

      • Wieso der Zugverkehr nicht komplett automatisiert ist, wobei der Zugführer nur noch eine überwachende Tätigkeit hat, versteh ich nicht. Wenn man’s schafft ein Jumbojet via Autopilot zum Ziel zu bringen, inkl. automatischer Landung (ausser bei extremen Witterungsbedingungen), wird man ja wohl so’n blödes Fahrzeug auf Schienen von selbst fahren lassen können.

  4. Hallo Mischutka:
    Finde deine Aussage, ist zutreffend.Weis(leider aus Erfahrung )wovon ich rede.
    Hier hat OD,wiedermal gezeigt,wo die (Journalistischen) Grenzen sind.BRAVO!
    Schönen Tag,für dich.

    @Kopfschüttel… 25. Juli 2013 um 21:20

    …oder weil er sich hier beklatschen lassen will, weil er es nicht zeigt.
    Wer so denkt,ist KRANK! Sie sind bestimmt „BILD“ leser,dem Niveau ihrer postings nach zu urteilen.Oder sie lieben Science-fiction.Aber bitte REAL.
    Sie, tuen mir nur leid.

    • Mischutka

      Hallo, lieber Freund Nur so :
      es tut mir wirklich von Herzen leid, wenn du schon mal eine solche (bittere) Erfahrung erleben musstest. Hoffentlich sind die seelischen Wunden inzwischen zumindest etwas verheilt. Ich kann nur sagen, dass ich mal einen „Mini-Fall“ erlebt habe. Eine etwas ältere Dame ist bei Glatteis mal ausgerutscht und böse gefallen. NIEMAND ist auf die Idee gekommen zu helfen. Ein junger Mann hat sogar einFoto mit seinem Handy gemacht. ich habe sie geholfen – beim Aufstehen und ihre Einkäufe (zwar nur ein paar 100 m) bis vor ihrer Haustür getragen….und bin noch blöde angesprochen worden (von Passanten). Ës hätte nur noch gefehlt, dass dieses „Foto“ veröffentlicht worden wäre…
      Und zu @ Kopfschüttel bin ich ganz deiner Meinung.
      Ein schönes Wochenende auch an dich und wie wir inzwischen sagen : bis nächste Woche. Herzlichst, dein Freund Mischutka.

  5. Werner Pelzer

    Interessant, das Wort „pietätlos“ im Zusammenhang mit dem Video zu gebrauchen. Habt ihr alle, die dies pietätlos haltet, denn nicht mindesten 10 Mal gesehen, wie die beiden Türme in New-York zusammenfielen. Da sassen noch ein paar Menschen mehr drin als in dem Zug. Tut also nicht so scheinheilig.

    • Alemannia4ever

      Interessanter Vergleich: Umkippender Zug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit und von Terroristen per Flugzeugen zum Einstürzen gebrachter Wolkenkratzer.
      Die Symbolik und die Ursachen sind ganz anders in den beiden Fällen. WTC-Einsturz kann man durchaus zeigen, aber Verkehrsunfälle wie Santiago nicht.

      • Gerard Cremer

        Hallo Werner Pelzer, weshalb das Video auf allen Fernsehkanälen gezeigt wurde, ist mir absolut unverständlich. Was würden Sie sagen, wenn nicht nur Menschen, die Ihnen unbekannt sind, sondern zum Beispiel ein Verwandter oder Bekannter von Ihnen in dem Zug gewesen wäre und man das Video vom Zugunglück auf allen Kanälen und auf den Internetseiten der angeblich seriösen Tagespresse hätte sehen können? Wenn Ostbelgier in dem Zug gewesen wären, hätte niemand dafür Verständnis gehabt, dass dieses Video gezeigt wird.

        • Werner Pelzer

          Natürlich ist es Quotendruck, gepaart mit der Sensationsgier der Menschen.

          Über die 24.000 Hungertote pro Tag wird heute, morgen und übermorgen nichts berichtet. Das hat einen einfachen Grund: Das Normale und Alltägliche ist für die Medien uninteressant.

          Unfälle wie in Spanien sind dagegen ein gefundenes Fressen für die Medien. Ist leider so. Deshalb schau ich schon seit Jahren keine Nachrichten mehr im Fernsehen.

  6. @Werner Pelzer:
    Herr Pelzer,sind sie nun eigentlich nur BEGRIFFSTUTZIG oder gar DÄMLICH?
    Hier,geht es nicht um „andere Redaktionen“sondern,hier befinden sie sich bei Ostbelgien Direkt.Also nochmal,nur für sie:Lesen sie weiter ihre BILD.
    So etwas,nennt der Volksmund,SENSATIONSGEIL.

  7. @Werner Pelzer:
    Werner Pelzer 27. Juli 2013 um 23:01

    Komisch, wieso sah man dann das Video auf allen Fernsehkanälen? Haben…..

    Werner Pelzer 28. Juli 2013 um 00:33

    Unfälle wie in Spanien sind dagegen ein gefundenes Fressen für die Medien. Ist leider so. Deshalb schau ich schon seit Jahren keine Nachrichten mehr im Fernsehen.
    Ja,Herr Werner Pelzer,was denn nun?Haben sie das Zugunglück (auf allen Kanälen) wie sie schreiben! nun gesehen?

    Oder,wie sie uns auch zu verstehen geben wollen,schauen sie schon seit Jahren keine Nachrichten mehr im Fernsehen an.

    Fazit:Ein Widerspruch in sich ,oder leiden sie an……….?

  8. @Werner Pelzer:
    Ruhig Brauner! Ich hoffe sehr,sie stellen hier mit mir, KEINEN Vergleich mit den „Braunen “ vor ca.70 Jahren her.
    Dies wäre ,eine UNVERSCHÄMTHEIT

    Sie haben selber (Posting 27.Juli 2013 um 23:01Uhr geschrieben):Komisch, wieso sah man dann das Video auf allen Fernsehkanälen?
    Also,wer ist hier Scheinheilig?

    Ach ja,ihre Frage an mich,ist an Zynismus nicht zu überbieten.

  9. Werner Pelzer

    „Ruhig, Brauner!“ ist eine Redewendung, die eigentlich auf junge, ungestüme, unruhige Pferde bezogen ist. Sie kann aber auch ironisierend auf hibbelige, ungeduldige oder engagierte Zeitgenossen angewandt werden.

    Keine Panik also ;-))

  10. @Werner Pelzer
    Na,dann ist „Das Braune“ jawohl geklärt.
    Übrigens,ich bin 57 Jahre,also nicht mehr ganz so Jung!

    Aber mit dem ungeduldigen und engagierten Menschen,(könnten) sie richtig liegen.
    MfG:Nur so

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