Viele Belgier bekamen die Nachricht in ihrem Ferienort mit: Vor genau 20 Jahren, am 31. Juli 1993, starb König Baudouin an seinem Urlaubsdomizil Motril in Spanien an Herzversagen. Das plötzliche Ableben des Monarchen, der beliebt war wie kein anderer König zuvor und auch danach, stürzte Belgien in eine tiefe Trauer.
Auch viele Ostbelgier sind in jenen Tagen des Sommers 1993 nach Brüssel gefahren und haben dort Stunden in der sengenden Hitze gewartet, um persönlich vom Staatsoberhaupt Abschied zu nehmen. Es waren Augenblicke großer Emotion, denn sehr viele Belgier hatten bis dahin keinen anderen König gekannt. Baudouin I. war demnach ein Teil ihres bisherigen Lebens.
Mehr als 40 Jahre dauerte die Regentschaft Baudouins. Am 17. Juli 1951 hatte er als Nachfolger seines im Zuge der sogenannten „Königsfrage“ abgetretenen Vaters Leopold III. seinen Eid auf die Verfassung geleistet und war der 5. König der Belgier geworden.
Die verweigerte Unterschrift
Baudouin war sehr religiös, deshalb weigerte er sich 1990, ein Gesetz zur Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes zu unterzeichnen. Diese Unterzeichnung ist notwendig, damit ein Gesetz rechtskräftig werden kann. Die Regierung erklärte Baudouin deshalb am 4. April 1990 für regierungsunfähig. Für diesen Fall sieht die belgische Verfassung vor, dass die gesamte Regierung die Funktion des Staatsoberhauptes übernimmt. Nachdem alle Regierungsmitglieder das Gesetz unterzeichnet hatten, erklärte die Regierung am nächsten Tag, dem 5. April 1990, Baudouin wieder für regierungsfähig.
Baudouins Weigerung löste damals zahlreiche Diskussionen aus. Für die einen wurde der Monarch dadurch erst recht ein Idol, wenn nicht sogar „ein Heiliger“. Bei anderen hingegen hat sich der König viele Sympathien verscherzt. Für sie war er von da an „ein Verweigerer“.
Der Kongo und die Ermordung von Lumumba
Ein unrühmliches Kapitel in den 42 Jahren als Staatsoberhaupt stellt die Kongo-Krise dar. Eine im Jahre 2002 einberufene Fachkommission des Parlaments untersuchte die Ereignisse um die Ermordung des ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice E. Lumumba im Januar 1961. Die Demokratische Republik Kongo war am 30. Juni 1960 in die Unabhängigkeit entlassen worden.
In ihrem Schlussbericht kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass König Baudouin von den Plänen zur Ermordung Lumumbas wusste. Fest steht, dass die Regierung in Brüssel die Lumumba feindlich gesinnten Kräfte im Kongo logistisch, finanziell und militärisch unterstützte. Ein Großteil der Schuld wird unmittelbar König Baudouin zugeschrieben, der unter Umgehung der politischen Instanzen seine eigene postkoloniale Politik betrieben haben soll.
König Baudouin heiratete am 15. Dezember 1960 Doña Fabiola Fernanda María de las Victorias Antonia Adelaida de Mora y Aragón (geboren am 11. Juni 1928 in Spanien). Die Ehe mit Königin Fabiola blieb kinderlos, weswegen nach Baudouins Ableben 1993 sein Bruder Albert König wurde. Prinz Philippe hielt man damals offenbar noch für zu jung, um Staatsoberhaupt zu werden. (cre)
Dieser gute gute König. Vive la roi (sans majuscule).
http://www.ptb.be/nieuws/artikel/interview-ludo-de-witte-le-roi-a-implicitement-donne-son-feu-vert-a-lassassinat-de-lumumba.html
Baudouin erweckte den Anschein, ein Heiliger zu sein, aber er war es bestimmt nicht (Kongo, Abtreibungsgesetz…). Auch sein Bruder und Nachfolger Albert I. war alles andere als neutral. In seiner letzten Fernsehansprache hat er eindeutig für Di Rupo Partei ergriffen. Neutralität hört sich anders an.
Er sprach sich für die Arbeit der Regierung und die des Premiers aus, nicht für die PS
Mir ist völlig schnuppe wie man das bezeichnet, ich finde das Baudouin mit seiner Aktion bzgl. des Abtreibungsgesetzes zumindest Zivilcourage besessen hat! Unter seiner Feder wäre auch jene Euthanasiegesetzgebung nicht so ohne verlaufen – wohlgemerkt ich bin kein Abtreibungsgegener, aber Euthanasie, war da nicht mal ein nationalsozialistischer Vorläufer?