Leserbrief, Nachrichten

LESERBRIEF – Wir sind die Guten – oder?

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Vielleicht sollte man das Pferd einmal von hinten Satteln. Denke, die wenigsten können mit dem Namen Otto Luchtenhandt etwas anfangen.

Der Professor für öffentliches Recht und „ Ostrecht“ an der Uni Hamburg sagte mal:

Es gibt drei Kriterien für die Anerkennung eines Staates:
a) ein erkennbares Staatsgebiet
b) ein dazugehöriges Volk
c)eine effiziente Staatsgewalt

Vor allem das dritte Kriterium war nicht gegeben, als im Februar 2008 der Kosovo durch den Westen anerkannt wurde, gegen den damals ausdrücklichen Willen Russlands. Damals hatten uns die Russen vor dem Bruch des Völkerrechts gewarnt.

In der Völkerrechtsgeschichte wirkt das Reziprozitätsprinzip !!! Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!!

Jugoslawien wurde „zerbombt in Nationalstaaten“, die Tschechen und Slowaken haben sich getrennt.

Wo war den das Geschrei, als der Kosovo von Serbien abgetrennt wurde? Vielleicht fällt es mir altersbedingt schwer, mich an den damaligen Aufschrei der westlichen Berichterstatter zu erinnern.

Für dieses Husarenstück reichte unseren Vorturnern lediglich eine „Art Oberherrschaft wie die UN-Verwaltung“.

Einfach ein Witz und ein „Affront gegenüber Russland“. Aber …..

Wo ist bitteschön der Unterschied zu der Anerkennung der ehemals ost-ukrainischen Gebiete als unabhängige Staaten durch Russland?

Oder: Da war doch noch dieses Minsker Abkommen. Bin ich schon so senil, dass ich nur glaube, dass selbst der ukrainische Präsident dieses Abkommen mehr als nur einmal abgelehnt hat. Wurde da nicht schon der Grundstein gelegt für die nun aufziehenden Gewitterwolken.

Soviel zur Vorgeschichte.

Zum weiteren Verlauf bleibt zu hoffen, dass der Stratege Putin unsere Schlaumeier allesamt etwas gelinkt hat und der etwas größere Truppenauflauf an der ukrainischen Grenze nur den Zweck verfolgte, die Ukraine davon abzuhalten, militärisch zu intervenieren, sobald sich die „Republiken“ Donezk und Luhansk für unabhängig erklärten.

Durch die Anerkennung wird eine eventuelle doch noch mögliche Intervention praktisch völlig unmöglich.

Und wir:

Sanktionen wurden für einen Einmarsch in die Ukraine angekündigt!

Aber Hauptsache Sanktionen… eine andere Antwort hat der Westen nicht!

Über eine zielführende Zusammenarbeit mit Russland sollte der Westen endlich mal nachdenken, anstatt ewig das Feindbild der bösen russischen Aggressoren zu pflegen. Sanktionen werden uns auf längere Sicht mehr schaden als den Russen. Sie werden dazu beitragen, dass der Bär und der Drache noch näher zusammenrücken, und das könnte uns im Westen ganz andere Probleme bringen.

Diese halbe euro-asiatische Erdkugel hat im Gegensatz zu uns nahezu unendliche Bodenschätze und nutzt diese auch. Wer braucht dann langfristig wohl wem?

Man kann die Russen nicht einfach umerziehen. Sie sehen und empfinden bestimmte Dinge – u.a. die hier betriebene Transformation der Gesellschaft – einfach anders.

Ich glaube fast, dass unsere Hobby-Politiker hiervon – und von vielem anderen – keine Ahnung haben.

Gleiches gilt für die Bedrohungslage, sie trauen dem Westen nicht.

Das lässt sich nicht einfach auf Podiumsdiskussionen und in Talkshows wegreden. Davon muss man ausgehen und auf dieser Basis weiter agieren mit dem Ziel eines respektierenden Nebeneinanders.

Mit den Jahren sagt mir mein Instinkt, dass es genau das ist, was einige unsere Vorturner fürchten wie der Teufel das Weihwasser: ein gutes Miteinander.

22.02.2022 Johann Klos, Eupen

22 Antworten auf “LESERBRIEF – Wir sind die Guten – oder?”

  1. Hallo Herr Klos,dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Alles genau gesagt.
    Die EU mit ihren Hampelfrauen – und männer machen sich so was von lächerlich
    ,laufen an der Leine der Amerikaner. Die EU Führung hat doch in ihren jeweiligen Länder total versagt.
    Es geht nur “ mit den Russen“ und nicht gegen.

  2. Guido Scholzen

    Sie entlarven hervorragend das westliche Gutmenschentum als eine naive Weltansicht, die besser auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Soll sich der Kreml doch so ein nationalistisches Entwicklungsland wie die Ukraine oder Teile davon holen, bevor es für den Westen ein Fass ohne Boden wird.

  3. Klötschkopp

    Leider gibt es keine Politiker ( es sind Marionetten ) mehr!
    Wir werden von Interessengemeinschaften regiert. Die Politik und die Medien tun das was nötig ist um diese Interessen umzusetzen.
    Der Ami braucht Krieg. Er sitzt auf einem riesigen Waffenberg und vielen Problemen.
    Auch die Europäer sollen ihr Militär im Sinne der Waffenindustrie kräftig aufrüsten.
    Also einer Instanz die keinen Nutzen, sondern nur Leid über die Bevölkerung bringt.
    Leider begreifen circa 70 Prozent der Bevölkerung nicht, das es so wie bei Corona nur um Interessen geht und sie selbst die Rechnung bezahlen die sie zuvor von den Marionetten als alternativlos präsentiert bekommen haben.

  4. schlechtmensch

    Im Grunde ist es ganz einfach. Unsere „Vorturner“ turnen halt vor. Die USA bestimmt was in Europa getan wird. Die USA sind einfach daran interessiert einen Keil zwischen Europa und Russland zu treiben.

  5. Es wird wie immer sein
    Die USA zetteln mal wieder einen Krieg an, verdienen sich bekloppt an Waffen Verkäufe, und fahren wieder überm Teich nach Hause.
    Und unsere Witz-EU hat nicht ein Politiker von dem man sagen könnte, wow, da hörst du mal besser zu wenn der redet. Putin lacht sich tot wenn er unsere durch USA gesteuerte EU-Clowns hört uns sieht…

  6. Erleuchtung Jean

    @Johann Klos 👍👍

    „Hauptsache Sanktionen… eine andere Antwort hat der Westen nicht!“
    Sanktions-Master sind die USA, wenn es hart kommt, auch gegen die westlichen Mitläufer-Staaten.

    ..“glaube fast, dass unsere Hobby-Politiker hiervon – und von vielem anderen – keine Ahnung haben.“
    Wenn es nur „Hobby-Politiker“ wären – leider ist es deren Hauptberuf.
    Und warum?

    Weil es für Politiker keinen Eignungstest gibt.

  7. Herrn Putin wird Vertragsbruch vorgeworfen.Die NATO hat doch mit ihrer Osterweiterung nichts anderes gemacht.Den Europäern bleibt nichts anderes übrig als Amerikas Standpunkt abzunicken.Dies gilt vor allem für die BRD die,man kann es wenden wie man will,letztendlich nach wie vor ein (von den Amerikanern) besetztes Land ist.

  8. volkshochschule

    1999 Krieg in Serbien, 2001 Krieg in Afghanistan, 2003 Krieg im Irak, 2011 Krieg in Libyen, 2018 Krieg im Jemen. Alles vom Westen organisiert aber die Aufregung auch der Journalisten hielt sich in Grenzen. Kaum jemand forderte die gerichtliche Aufarbeitung oder die Anklage der Hauptverantwortlichen für den Bruch des Völkerrechts und begangener Kriegsverbrechen.

    • Und alle verloren, nur Leid und Elend.
      Merci Ami. Können die dummen Europäer sich ja drum kümmern.
      Vor Paris steht Micky Maus.
      Der kommt immer nach hier, man müsste mal auf seinem Gebiet Krieg anfangen.
      Wenn der Ami Krieg mit Russland will,wird der sein blaues oder weisses Wunder erleben.
      Die Braunen sind auch eiskalt gescheitert.

    • Weitsicht

      Im Gegensatz zu Ihnen Herr Meier haben die älteren unter uns noch die Zeit gekannt in welcher jeder nach Abschluss seiner Schul- sprich Studienzeit einen Wehrdienst zu absolvieren hatte.
      Eine Erfahrung welche den meisten hier in diesem Forum fehlt.

      Mit oberflächlichem Geschwafel lässt sich keine „Heimat“ vor Aggressoren schützen, wobei ich glaube das die meisten hier im Falle eines ausgerufenen Beistandspakt ganz schnell und ganz laut: NEIN DANKE von sich geben werden. Von wegen NATO!

      Wenn ihr schon aus voller Überzeugung hier und an anderer Stelle lautstark rumposaunt dann bitte wendet euch zuerst mal an die Politik damit als aller ersteres die Wehrpflicht wieder eingeführt wird damit ihr euch aktiv an der Rettung der Demokratien beteiligen könnt.
      Das weiterhin die Ausgaben für die Aufrüstung auf mindestens drei Prozent vom BIB angehoben werden.

      Vergesst weiterhin nicht, den Aufbau einer nuklearen europäischen Abschreckung auf der Basis z.B. der französischen Force de Frappe – ich sehe schon die Abschussrampe oben auf Botrange deutlich vor mir.
      ——-
      Versucht es lieber wie die Putinversteher mit Dialog. Für alles andere sind euch die benötigten Kampfstiefel 3 Nummern zu groß.

  9. Bravo Herr Klos !
    Fast 80 Jahre ohne Krieg, das ist Ihnen scheinbar zu langweilig !
    Sie finden bestimmt eine Region, in der Ihre Parole erhört wird: „Anerkennen und platt machen“.
    Der Wagner-Trupp empfängt Sie mit offenen Armen, Verbandszeug nicht vergessen.

    • Weitsicht

      Hier ist etwas passiert das sich selbst die Analysten der einzelnen Staaten nicht vorstellen konnten.
      Auch der Klos sicherlich nicht!

      Der alte Mann im Kreml ist wütend auf die ukrainische Regierung und es gibt scheinbar keinen in Russland der es wagen würde ihn zu widersprechen.

      Er ist der Ansicht, dass die Ukraine wiederholt das Minsker Abkommen abgelehnt hat, das den ukrainischen Provinzen Donezk und Luhansk wesentliche Autonomie gegeben hätte.

      Er ist verärgert über die Mitunterzeichner des Abkommens Frankreich und Deutschland und auf die USA, weil sie keinen Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausüben, das umzusetzen.

      Ebenso wütend ist er über die USA, weil sie Russlands Sicherheitsbedenken angesichts der Ausweitung der Nato und die Stationierung offensiver Raketen in der Nähe der russischen Grenzen nicht berücksichtig haben.

      Putin widerspricht denjenigen, die sagen, die Nato sei berechtigt, jeden beliebigen Staat zum Beitritt einzuladen. Er argumentiert, die Politik der „offenen Tür“ sei durch ein zweites, von der Nato akzeptiertes Prinzip beschränkt:

      Die Erhöhung der Sicherheit eines Staates dürfe nicht zum Schaden der Sicherheit eines anderen Staates geschehen (etwa Russlands).

      ES bleibt dabei: auch dieses derzeit idiotische Verhalten eines alten Mannes wird nur durch Konsultationen und reden, reden und nochmals reden bereinigt werden können.

      Auch der Westen muss bereit sein verschiedene Bedingungen zu akzeptieren – wetten das das langfristig auch so kommt,

      PS,; Das was jetzt passiert ist abscheulich – keine Frage – aber gab es das nicht auch in anderen Ländern wo wir der Westen versuchten “ Ordnung “ zu schaffen!

  10. Es kommt darauf an, wann und wo man die Geschichte beginnen lässt. Dementsprechend werden Ereignisse sehr unterschiedlich dargestellt und eingeordnet.

    Einen Einzelvorgang zu „framen“, ist ein beliebtes Mittel der Manipulation von Meinungen.

    Aber auch das Gegenteil gibt es: „Deframing“ — etwas aus dem Zusammenhang reißen. Bei der Beurteilung der derzeitigen Politik Russlands kommt es ganz darauf an, wie weit man den historischen Rahmen steckt, in dessen Kontext man die Lage einschätzt. Isoliert betrachtet, ist es böse, wenn ein größeres Land ein kleineres drangsaliert und versucht, Teile von dessen Staatsgebiet abzutrennen.

    Ein „aggressiver Akt“, geifert die aggressivste aller Weltmächte. Sieht man dagegen, wie sich die Weltgeschichte spätestens seit der „Wendezeit“ entwickelt hat, gewinnt man an Verständnis für die vermeintlich erratische Politik Putins.

    Es ist eine Geschichte des schrittweisen Zurückdrängens des russischen Einflusses, der wachsenden Umzingelung und Bedrängung des großen Landes durch den sich als siegreich gerierenden Westen.

    Jeder der die Hintergründe wirklich wissen will hat die Möglichkeit. So -ne Menschenfreunde sind wir Wessis nun auch nicht!

  11. Joseph Meyer

    @Herr Klos,
    sehr gute Stellungnahme!

    @Weitsicht,
    die aktuelle Lage macht mir sehr grosse Sorgen! Die MSM und auch unsere EU-Regierungen scheinen zu reinen Vertretern der Interessen von US-amerikanischen Milliardären verkommen zu sein!
    Putin bzw. die russische Führung sieht sich durch den Westen, sprich USA/NATO, so sehr bedroht, dass die russische Armee tatsächlich bei einer weiteren westlichen Eskalation die Kontrolle verlieren und die nukleare Option ziehen könnte. Was das dann für ganz Europa bedeuten würde muss doch Jeder/Jedem klar sein!!
    Warum wird dann in dieser Situation nicht endlich von Seiten der EU und der NATO-Staaten gegenüber dem ukrainischen Präsidenten und der ukrainischen Bevölkerung ein Machtwort gesprochen! Schluss mit Waffengewalt und mit “heroischer” Verteidigung der Heimat! Aus Respekt vor dem Leben unschuldiger Menschen! Und Schluss mit Waffenlieferungen an einen seit seiner Ernennung zum Regierungschef vollkommen durchgeknallten grössenwahnsinnigen ukrainischen Präsidenten, den man, auf Grund der 10.000 zivilen Opfer in der Ostukraine die auf sein persönliches Konto gehen, auch ganz anders bezeichnen könnte!
    Ja, auch Putin bzw. die russische Armee hätte, trotz der zunehmenden Bedrohung durch die NATO, nicht diesen Angriffskrieg starten dürfen, dass ist aber später zu verurteilen, jetzt kommt es auf einen Stopp der Schiesserei an, selbst wenn dafür die Ukraine als Erste die Waffen niederlegen muss, meine Meinung!

    • Gesundheit

      Warum dürfen die Ukrainer nicht selbst entscheiden, wie sie leben möchten ? Natürlich kenne ich nur die westliche Lebensweise, aber wenn ich vor die Wahl gestellt würde, nach westlicher Art zu leben oder unter Putin, würde ich auch für Demokratie und Freiheit kämpfen. Auch dann, wenn beides hier zweifellos verbesserungswürdig ist. In Russland würde es OD bestimmt nicht geben und solche Diskussionen würden wir nicht führen.

      • Robin Wood

        @Gesundheit
        Da haben Sie Recht. Ich würde – wenn ich wählen müsste – auch lieber in die USA als nach Russland auswandern.
        Aber dennoch sollten wir nicht die Augen vor dem verschliessen, was andere Staaten machen.
        Wir wollen kein russisches Gas mehr – wollen aber nun das von Saudi Arabien, was meines Erachtens nicht „besser“ als Russland ist.

        Die Salomonen wollen eine Zusammenarbeit mit China aufnehmen. Die USA hat die Salomonen aufgefordert, dieses Abkommen nicht zu unterschreiben. Die USA hat den Salomonen gedroht, notfalls militärisch einzugreifen. Das ist doch die gleiche Situation wie in der Ukraine. Russland will die Nato nicht direkt vor der Tür und hat deswegen den Krieg begonnen und USA will China nicht direkt vor der Haustür und will deswegen eventuell einen Krieg gegen die Salomonen führen.
        Sie sagen, die Ukraine soll selbst entscheiden, wie sie leben möchte. Vollkommen richtig.
        Die Salomonen wollen aber auch selbst entscheiden, wie sie leben möchten. Auch richtig, oder?
        Die Ukraine wird von Russland angegriffen.
        Was ist, wenn die USA die Salomonen angreift?
        Werden wir Europäer dann auch Sanktionen gegen USA fordern? Wohl nicht. Warum nicht? Im Falle eines Angriffs auf die Salomonen wäre die USA doch genau so ein Kriegstreiber wie Putin.

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