Gesellschaft

Leichentransport-Steuer der Stadt Eupen macht sogar im Ausland von sich reden

Ein Leichentransport in Eupen. Foto: Gerd Comouth

Seit einiger Zeit wird in Eupen über die schon seit einer halben Ewigkeit erhobene Leichentransport-Steuer diskutiert. Sie bringt der Stadt jährlich rund 32.000 Euro ein. Eupen ist die einzige Gemeinde in der DG, die diese „todsichere“ Steuer erhebt. Mit dieser Abgabe macht die Stadt sogar im Ausland von sich reden.

100 Euro werden verlangt. Die Leichentransport-Steuer gilt sowohl für Menschen, die in Eupen wohnen und sterben, als auch für Auswärtige, die zum Beispiel im Eupener Krankenhaus behandelt wurden und dort verstorben sind.

Über die Steuer, die auf die Kutschenzeit zurückgeht, bis heute aber beibehalten wurde, berichtete jetzt sogar „Autobild“.

In dem Artikel heißt es: „100 Euro – Diese Summe kassiert die deutschsprachige belgische Stadt Eupen als Leichentransport-Steuer von den Angehörigen Verstorbener. Nun formiert sich Widerstand: Die Abgabe sei überzogen und moralisch fragwürdig. Überleben wird sie vermutlich nicht.“

Seit der Kutschenzeit gibt es in Eupen eine Leichentransport-Steuer. Foto: Shutterstock

Seit der Kutschenzeit gibt es in Eupen eine Leichentransport-Steuer. Foto: Shutterstock

Zur Kutschenzeit machte die Steuer irgendwie noch Sinn. Damals zogen Pferde die Leichenkutsche und ließen Pferdeäpfel auf der Straße zurück, die anschließend von Gemeindearbeitern entfernt werden mussten.

Auch der saarländische Rundfunksender „Radio Salü“ ging auf die Eupener Gebühr für Leichentransporte ein und sprach von einer „merkwürdigen Steuer“.

Wörtlich hieß es auf der Internetseite des Senders: „In der belgischen Stadt Eupen wird über die Leichentransportsteuer diskutiert. Die Stadt verlangt 100 Euro für jeden , der verstirbt und transportiert werden muss. Kritiker nennen die Steuer verletzend, überzogen und fragwürdig. Die Steuer stammt übrigens aus einer Zeit, als Leichen noch mit der Kutsche transportiert wurden. Im letzten Jahr verdiente Eupen damit 32.000 Euro.“

Als verletzend und völlig überzogen empfunden

Ein Leserbriefschreiber hatte als Erster die Leichentransport-Steuer in Eupen kritisiert. „Alle Welt redet über die geplante Autobahnmaut in Deutschland, doch hat die Stadt Eupen bereits eine Steuer, die diese Maut sowohl in Betrag als auch in Bezeichnung übertrifft: Es ist die Leichentransportsteuer!“, schrieb der Mann aus Bütgenbach und schlussfolgerte: „Als betroffener Angehöriger einer in Eupen Verstorbenen habe ich diese Erhebung als verletzend und im Betrag völlig überzogen empfunden.“

Auszug aus der Zeitschrift

Auszug aus der Zeitschrift „Autobild“.

„Weg damit und zwar schleunigst“, forderte derweil BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder die schnellstmögliche Abschaffung der Steuer: „Da helfen auch die gutgemeinten Argumente des Finanzschöffen Philippe Hunger nicht, der das Problem nicht erfunden, sondern geerbt hat (…) Eupen sollte sich die anderen DG-Gemeinden und die Hunderten wallonischen Kommunen zum Vorbild nehmen und auf diese todsichere Einnahme verzichten. Armenbegräbnisse und Friedhofsarbeiten müssten doch aus dem normalen Topf der Gemeindesteuern zu finanzieren sein, die jeder entrichten muss, der in Eupen ansässig ist.“

Übrigens: Bis 2013 galt die Leichentransport-Steuer nur für Eupener Einwohner. Dann aber änderte die (heutige) Stadtratsmehrheit die Regelung dahingehend ab, dass sie für alle Anwendung findet, die auf dem Gebiet der Stadt verstorben sind. „Wir wollten alle gleich behandeln – egal, ob es Eupener sind oder sie aus einer anderen Gemeinde kommen“, begründete Finanzschöffe Philippe Hunger (PFF) die Ausweitung der Steuer auf Nicht-Eupener in der Presse. (cre)

53 Antworten auf “Leichentransport-Steuer der Stadt Eupen macht sogar im Ausland von sich reden”

  1. Eastwind

    Ich wusste gar nicht, dass es diese Steuer gibt. Aber man weiß ja, Politiker führen gerne neue Steuern ein, sie schaffen aber keine alten ab. Übrigens: Gibt es die Swimmingpool-Steuer eigentlich inzwischen? Die würde ja wenigstens Sinn machen.

  2. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZINFO: Bis 2013 galt die Leichentransport-Steuer nur für Eupener Einwohner. Dann aber änderte die (heutige) Stadtratsmehrheit die Regelung dahingehend ab, dass sie für alle Anwendung findet, die auf dem Gebiet der Stadt verstorben sind. „Wir wollten alle gleich behandeln – egal, ob es Eupener sind oder sie aus einer anderen Gemeinde kommen“, begründete Finanzschöffe Philippe Hunger (PFF) die Ausweitung der Steuer auf Nicht-Eupener in der Presse. (Zusatzinfo wurde dem Bericht hinzugefügt).

  3. Super für die Stadtkasse wäre ja mal ein Busunfall mit vielen Toten auf einmal im Gebiet von Eupen – da würde die Kasse klingeln !!

    Tolle Presse im Ausland für Eupen – genau so zieht man viele Touristen in diese schöne Stadt – weiter so ! Endlich spricht man über Eupen, geschafft !

  4. Bei diesem Thema könnte man glatt in
    „Sarg(k)asmus verfallen.Anregung meinerseits: Vielleicht könnte der Eupener Stadtrat den Ärzten, hier in erster Linie den Chirurgen und Internisten des Eupener Krankenhauses eine „Eiferprämie“ zukommen lassen um die Sterberate der Patienten noch voranzutreiben!

  5. Diese Steuer ist nicht neu. Nie hat sich jemand darüber beschwert. Herr Hunger hat doch ganz klar gesagt diese “ geerbte“Steuer zu überdenken. Wenn ich das richtig verstehe zählt der Eupen seid November 50 % weniger als vorher, da andere Steuern weg gefallen sind.

  6. Réalité

    Vielleicht sollte die Stadt mal eine Steuer auf kleine Brötchen erfinden,die gibt es noch nicht und nirgends.Wo geht das noch hin in Belgien?Welche Steuern könnte man noch erheben?Bitte melden!

    • Gudrun Geisler

      @Réalité: Weltbürger-Sterbesteuer. Ist von jedem Planetenbewohner zu entrichten, der nicht nachweisen kann, dass er/sie/es vorhat in Eupen zu sterben. Wer trotzdem stirbt, wird automatisch mit der Leichentransportsteuer belegt.

    • Mischutka

      @ Réalité :
      „Bitte melden“… OK., mache ich selbstverständlich für dich :
      Man kann ja noch eine „Verarschungs-Steuer“ einführen. Prozentual auf das Einkommen. Was meinst du, wieviel die Stadt Eupen von den Verantwortlichen der AS kassieren würde….!
      MfG.

      • Réalité

        Hallo Mischutka!

        Eine interessante und vor allem Ertragreiche Steuer wäre eine solche auf Pressekonferenzen,was meinst Du davon!?

        Der finden massenweise statt im Kleingliedstaate,nur das komische daran ist,da sind lange nicht so viele Mikros wie im Fernseher,ausserdem sieht man immer nur die Einladenden auf dem Foto und niemals die anwesenden Journalisten!

        Oder sind deren nur 1 oder 2 oder eventuell 3 anwesend?
        Das müssen wohl komische Pressekonferenzen sein,und das öfters auch noch in grossen Sälen.
        Na ja,alles ist hier sowieso ein paar Nummern zu gross gemacht worden.

        • Mischutka

          @ Réalité :
          Hallo und ♥lichen Dank für die Antwort. Ich war noch nie im Leben auf einer Pressekonferenz. Deshalb kann ich nicht sagen, wieviele Journalisten da anwesend sind. Evtl. (!) zeigt man diese Leute nicht, weil es KÖNNTE ja sein, dass da jemand auftaucht, mit einer „Werbung“ irgendwo an der Kleidung. (z.B. „Kaufen Sie Ihre Kamele in Katar – ab 10 Stück billiger).
          Ach ja, was die Steuern betrifft : da sind ALLE Politiker wohl Meister-Erfinder drin. Neulich habe ich irgendwo im Teletext gelesen, dass die EU überlegt, Steuern auf die Internetnutzung zu erheben. Dabei soll jeder Staat die Summe selbst festlegen. Ich glaube, die haben noch nicht fertig.
          MfG.

  7. Dann müsste sich die Stadt Eupen ja über ein Massaker oder Amoklauf freuen, da klingeln die Kassen.
    Man sollte lieber das Geld von den lebenden holen, wie es nun ja auch gerade bei uns gang und gebe ist.
    Kann ja auch gut sein das die Bediensteten der Stadt gar nicht mehr wussten das es diese unverschämte und unmenschliche Steuer gibt.

  8. Die nehmen’s von den Lebenden und den Toten und verfallen immer wieder in ihre alte Leier: die anderen waren es. Wer hat denn trotz Ankündigungen vor der Wahl die Einkommensteuer erhöht? Wer hat neue Steuern eingeführt, wie die Steuer auf Schwimmbäder? Wer hat die Knöllchen um 100% erhöht? Wer hat die Leichentransportsteuer zu Gunsten der Stadtkasse erweitert und nicht abgeschafft?

  9. Ramscheid J.B.

    Ein Glück, dass ich als Eifeler das Eupener Krankenhaus meide. So bleibt meinen Angehörigen diese lächerliche Steuer erspart. Auch werde ich in Zukunft diese Stadt umfahren. Achtung: Betonung auf „fahren“.

  10. Heinz Günter Visé

    Und ich meine ab sofort wird auch wieder in Eupen
    ab April 2015 die Terrassensteuer
    erhoben bei Wirten und Gastronomen, welche im Freien Tische und Stühle für Gäste aufstellen.
    Diese Abgabe war ja nicht mehr wegen der
    Bauarbeiten in der Innenstadt einkassiert worden,
    denn mindestens 2 Jahre glich ja die Hauptstadt
    der Deutschsprachigen Gemeinschaft einem „town“ im Wilden Westen,wo wie verrückt gegraben und geschürft wurde nach GOLD, welches dann doch nie entdeckt wurde und
    Strohpuppen sollten diese „claims“ bewachen ….

  11. Dieter Creutz

    Na endlich! Jetzt verstehe ich, warum bei der Feuerwehr und beim Krankenhauspersonal knallhart eingespart wurde, jetzt macht das Ganze endlich Sinn!
    Glückwunsch! Vor allem, weil ja dank der neuen Mehrheit, alle gleichermaßen abgezockt werden, ob Eupener oder nicht.
    Übrigens macht diese Steuer durchaus Sinn, wenn man sieht, was in Eupen so abgeht….da braucht man bald schon kein Amoklauf oder Unfall mehr…

  12. delegierter

    das erinnert mich an den Witz mit dem Paar das zur Silberhochzeit in Begleitung der Schwiegermutter des Mannes in Jerusalem war.
    Als diese dann dort plötzlich verstarb, nahm der Schwiegersohn sie in einen Teppich gerollt, mit nach Hause.
    Dies tat er aus Angst, weil da ja schon mal einer auferstanden sein soll.
    Also bei Todesfall Teppich mit nach St. Nikolaus, einrollen, und ab nach Raeren,Welekete oder über’s Venn.

  13. Eupenerin

    Unglaublich, dass es seit vielen Jahren solch eine Steuer gibt. Skandalös, dass diese Steuer unter dem Deckmäntelchen der Gleichbehandlung auch noch ausgedehnt wurde. Der Herr Finanzschöffe soll sich schämen. Armes Eupen.

  14. Marc Van Houtte

    Ist diese Steuer etwa eine Förderung der Palliativ Versorgung wie in Moresnet?
    Den stirbt ja Mann oder Frau außerhalb der Gemeinde Eupen.
    War ja zum Totlachen die PFF baut Steuern auf.
    Ein Grund Eupener Krankenhäuser oder Altenheime zu meiden.
    Lontzen kontert über Radio Sunshine „Bei uns sterben sie billiger“
    Wie wäre eine Politsteuer?

  15. Im Süden der DG finden die meisten Begräbnisse am Samstag statt. Vorteil : Im Berufsleben stehende Personen brauchen für die Teilnahme an diesen Begräbnissen, keinen Urlaubstag zu opfern bezw. bringen ihren Arbeitgeber nicht in Schwierigkeiten.

    Nur in der Hauptstadt der DG ist dies nicht möglich, in Eupen findet kein Begräbnis am Samstag statt, man ist nicht imstande dies ebenfalls am Samstag zu organisieren.

  16. Zaungast

    Schon erstaunlich, dass diese Leichentransportsteuer schon seit ewigen Zeiten existiert und noch nie jemand auf den Gedanken kam, sie in Frage zu stellen. Aber manchmal genügt ein kleiner Stein in Form eines Leserbriefs, um eine Lawine ins Rollen zu bringen.

    Nun stelle man sich vor, jede Gemeinde erhöbe eine solche Steuer für jeden Verstorbenen, der in oder durch ihr Territorium transportiert wird.

    Da verstirbt ein Ourener in Eupen. Mal nachrechnen, wie viele Gemeinden da abzocken könnten.

    Noch krasser, er verstirbt im CHU oder in einem Brüsseler Krankenhaus…

    Die Stadt Eupen wäre gut beraten, diese Steuer abzuschaffen, auch wenn es schmerzt. 32.000 € sind ja schließlich kein Pappenstiel.

  17. Heuchel-Ei

    Es ist einfach nur noch beschämend wer da in den Stadtrat gewählt worden ist.

    Anstatt Probleme sachlich und fachmännisch anzugehen wird da nur noch die Keule der Dämlichkeit geschwungen.

    Da immer mehr Kosten auf Gemeindeebene aufgrund kurzsichtiger Politik in den letzten Jahrzehnten entstanden sind, ist es vollkommen normal das nach Lösungen gesucht wird.

    Bedauerlicherweise werden keine Lösungen mit den Bürgern gesucht.

    Man handelt da beim Gemeinderat auf unterstem Niveau.

    Die benehmen sich wie russische Oligarchen.

    Bei Kritik wird ausgesessen.

    Wenigstens ist mit solchen Aktionen bewiesen das man nicht sonderlich intelligent sein muß um in die Poltik zu gehen.

    In dem Zustand der geistigen Abstinenz und der andauernden Suche nach finanziellen Mitteln, die sie dann in rauschenden Festen, mit Prognosen von Experten und zum Verbleib der eigenen Existenz auf dem Kopf hauen können.

    Dem Bürger werden da noch die Augen aus dem Kopf fallen was unseren Politikern in einer Gesellschaft die sich nur noch aus dem Töpfchen bedient aber nicht mehr bereit ist es zu füllen noch so alles einfallen wird.

    Ich plädiere für eine Luftholsteuer, atmen muß ja schließlich jeder.

  18. Franz-Josef Collienne

    Die etwas robusten Methoden der Geldeintreibung der Stadtverwaltung Eupen sind mir noch in schmerzlicher Erinerung: als , noch 2 Jahre nach Umzug in eine andere Gemeinde ich mich weigerte die Hundesteuer noch zu bezahlen, schickte man mir ohne Umschweife den Gerichtsvollzieher auf den Hals der dann die Steuer plus saftige Gebühren eintrieb.

  19. Hurra-Hurra

    Ich bin für einen Orden an den Gemeinderat.

    „Wir haben es geschafft das nach der erfolgreichen Zerstörung des Einzelhandels noch nicht mal mehr jemand nach Eupen kommen will um zu sterben“.

    Das muß gefeiert werden.

  20. Es dauert nicht mehr lange , dann müssen wir noch Steuer bezahlen , wenn wir mit der eigenen Frau ein Nümmerschen schieben . Dann haben die Politiker noch mehr Steuergelder um drauf zu hauen ……

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