Politik

Ein „Hochamt“ für Lambertz: DG übernimmt Vorsitz der Euregio Maas-Rhein

Ist seit dem 13. März Vorsitzender der Euregio Maas-Rhein: DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz. Foto: Christian Willems

Das war der Tag des Karl-Heinz Lambertz: Der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft hatte gerufen, und rund 250 Funktionäre und hochrangige Politiker aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland waren am Mittwoch in das tiefverschneite St. Vith gekommen. Auf dem Programm stand der Stabwechsel beim Vorsitz der Euregio Maas-Rhein (EMR).

Nach drei Jahren übergab der Gouverneur der Provinz Belgisch Limburg, Herman Reynders, den Vorsitz im Zusammenschluss der fünf Partnerregionen der Euregio mit vier Millionen Einwohnern für drei Jahre an die Deutschsprachige Gemeinschaft und ihren Ministerpräsidenten.

In einem mehrstündigen „Hochamt“ ging dieser Wechsel im St. Vither Triangel im Rahmen einer gut inszenierten und informativen Schau über die Bühne.

Ehrgeizige Ziele mit vier Schwerpunkten

Rund 250 Funktionäre und hochrangige Politiker aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland waren am Mittwoch nach St.Vith gekommen. Foto: Christian Willems

Rund 250 Funktionäre und hochrangige Politiker aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland waren am Mittwoch nach St.Vith gekommen. Foto: Christian Willems

Dabei ist der politische Rahmen für die kommenden drei Jahre durch das in St. Vith vorgelegte Entwicklungskonzept „EMR 2020“ für Lambertz von seinem Vorgänger genau abgesteckt. Reynders hat ganze Arbeit geleistet und in Kooperation mit den Partnerregionen auf 46 Seiten für eine langfristige grenzüberschreitende Verzahnung in der Euregio ehrgeizige Ziele mit vier Schwerpunkten formuliert (das Programm gibt es unter www.emr2020.eu).

Darin geht es um eine verstärkte Einbeziehung der Bürger ebenso wie um gemeinsame Anstrengungen bei Bildung, Arbeitsmarkt und Wirtschaft sowie um Tourismus und Gesundheit. Gleichzeitig geht es natürlich auch um viel Geld aus dem Interreg-Fonds der Europäischen Union. Auch wenn die Haushaltsprojektion der EU bis 2020 am Mittwoch erst einmal am Veto des Straßburger Parlaments scheiterte, versicherte Dirk Ahner, ehemaliger für Regionalentwicklung zuständiger Generaldirektor der EU-Kommission, der Versammlung in St. Vith , dass der Etat für das Interreg-Programm unverändert bleiben werde.

Obwohl der strategische Rahmen durch das Programm „EMR 2020“ langfristig abgesteckt ist, sieht Ministerpräsident Lambertz für die nächsten drei Jahre seiner Euregio-Präsidentschaft noch genügend persönlichen Gestaltungsspielraum.

„Gremienfrust muss abgebaut werden“

Die Euregio Maas-Rhein zählt fünf Partnerregionen und vier Millionen Einwohner. Foto: Christian Willems

Die Euregio Maas-Rhein zählt fünf Partnerregionen und vier Millionen Einwohner. Foto: Christian Willems

Die Schlagkraft der EMR will er stärken nicht durch Reden, sondern durch den Dialog der Akteure. „Der Gremienfrust muss abgebaut werden“, forderte er und sprach sich zugleich für eine größere Effizienz des Euregio-Sekretariats aus, dessen Koordinator Björn Koopmans sein wird, der auch maßgeblich am „EMR 2020-Konzept“ beteiligt war. Der Zugriff auf das EMR-Sekretariat dürfte für Lambertz insofern nicht so schwierig sein, da sich das Büro unmittelbar neben den Diensträumen des Ministerpräsidenten in Eupen befindet.

Zugleich sprach er sich für eine bessere Vernetzung der vorhandenen Institutionen und eine forcierte Lobby-Arbeit der Euregio Maas-Rhein in Berlin, Brüssel, Düsseldorf und bei der EU aus.

„Die Regierung der DG freut sich auf die drei Jahre und sie wird sich voll einbringen, damit die Präsidentschaft einen Erfolg bringt“, versicherte Lambertz. Gegenüber „Ostbelgien Direkt“ kündigte er an, man werde in den nächsten drei Jahren alle sechs Monate Regionalkonferenzen zu konkreten Themen in den Teilgebieten der Euregio abhalten, um die EMR besser im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Diesem Ziel sollen auch „Klein-Projekte“ dienen, die für den Einzelnen einen konkret fassbaren Mehrwert bedeuteten.

Sorgte für eine persönliche Note: Stafford Wadsworth lieferte in St. Vith Außenansichten eines Briten zur Euregio Maas-Rhein. Foto: Christian Willems

Sorgte für eine persönliche Note: Stafford Wadsworth lieferte in St. Vith Außenansichten eines Briten zur Euregio Maas-Rhein. Foto: Christian Willems

Als besonderes Ziel nannte Lambertz, künftig verstärkt „Doppelinfrastrukturen“ in der Euregio bereits im Planungsstadium zu vermeiden. Das setze allerdings eine „redliche Arbeit“ voraus. Schließlich müsse man darauf achten, dass bestimmte Einrichtungen auch lokal gerecht verteilt seien.

Für einen sympathischen und persönlichen Ausklang der Festivität in St. Vith sorgte Stafford Wadsworth. Der seit vielen Jahren in Maastricht lebende Journalist und aus Großbritannien stammende Euregio-Ausländer vertrat die These: Die Menschen in der Euregio Maas-Rhein sollten sich ihrer gemeinsamen Geschichte stärker bewusst werden, die nicht allein mit Karl dem Großen zusammenhänge, sondern über die Industrielle Revolution bis zur Gegenwart reiche. Vor diesem Hintergrund sollten sie endlich eine gemeinsame Identität entwickeln.

ULRICH KÖLSCH

24 Antworten auf “Ein „Hochamt“ für Lambertz: DG übernimmt Vorsitz der Euregio Maas-Rhein”

  1. Zappel Bosch

    Dass er sich so für die Euregio einsetzt, d.h. regional/Großregion, find‘ ich gut (im Gegensatz zur Hyperaktivität bei den m.E. unverhältnismäßigen Außenbeziehungen unseres Kleingliedstaates). Aber auch in der Euregio hat man den Eindruck, dass er mit seinem ungestümen Tatendrang seine Partner überfordert, überfordern wird; sei es zeitlich, organisatorisch oder programmatisch. Der Hinweis auf den Gremienfrust bestätigt mich in dieser Meinung.
    Ob er wohl Hans Niessen wieder einstellen bzw. als Berater berufen wird? Was ist eigentlich aus dem geworden?

  2. Zappel Bosch

    Zitat KHL : „Zugleich sprach er sich für eine bessere Vernetzung der vorhandenen Institutionen und eine forcierte Lobby-Arbeit der Euregio Maas-Rhein in Berlin, Brüssel, Düsseldorf und bei der EU aus.“
    Da ham wers doch schon… Hätte mich sonst auch gewundert.

  3. J.W. Klos

    Hallo Ostbelgien direkt:
    Deutsche Sprache schwere Sprache – aber vielleicht können Sie mir helfen.
    Wie ist die scheinbar gemachte Aussage zum Auftakt von Herrn Ministerpräsident Lambertz zu verstehen wenn man berücksichtigt, das doch im kommenden Jahr Wahlen durchgeführt werden sollen?
    Zitat: Ich werde das Thema für meinen dreijährigen Vorsitz zur Chefsache machen.

    • Ostbelgien Direkt

      Ok, wenn man es ganz genau nimmt, hätte Lambertz sagen müssen: „Ich übernehme den Vorsitz der Euregio Maas-Rhein vorerst für gut ein Jahr, und sollte ich auch noch nach den PDG-Wahlen 2014 Ministerpräsident sein, dann auch noch für weitere zwei Jahre.“ Aber so redet man ja nicht. Fakt ist, dass die DG drei Jahre den Vorsitz ausübt, egal wer Ministerpräsident ist.

  4. Mir ist die Betonung recht egal. Als waschechter DGler haperts hält beim deutsch.
    Wichtiger ist wohl der Inhalt!
    Ich denke KHL bereitet sich für seine Europa-Kandidatur vor und Tatendrang ist auch nicht verkehrt.
    Mal abwarten ob wir 2014 noch DG sind.
    Wenn Bart deWever Haus hoch gewinnt, müssen wir im schlimmsten Fall wieder unsere Pässe tauschen, für meinen Vater dann schon das zweite mal.
    KHL hat die Weichen schon gestellt, Düsseldorf, Berlin.
    Hoffe wir kriegen noch die Kurve.

    • Scheinbar happert es bei Ihnen auch beim Niederländischen. Bart De Wever hatte noch nie vor, die DG an Deutschland anzugliedern.
      Das meinen nur Leute die gehirnlos alles nachplappern, was die wallonische Presse so auftischt.
      Ein KZ gibt’s in Flandern auch noch nicht. BDW ist schon lange in der flämischen Regierung, und trotzdem ist Flandern noch immer weltoffener als z.B. Wallonien.

    • Zappel Bosch

      Zitat : „Ich denke KHL bereitet sich für seine Europa-Kandidatur vor…“

      Das glaube ich eher nicht. Wer soll dann für die SP die Kohlen aus dem „DG-Feuer“ holen? Antonio? Es sei denn, er macht eine Doppelt-Kandidatur EU-DG…

  5. iloveeupen

    Richtig! Ausserdem lieber flämisch als ein Protektorat der Wallonie!
    Hoffe BDW stellt auch eine Liste in der DG! 70 Jahre sind genug. Glaube BDW hat hier ne Chance, dass erkennt man schon am den Reaktionen der „Belgizisten“ hier. Forum

  6. Iloveeupen sag es einfach direkt, Berlin statt Brüssel oder?!

    Ich bin ja bei uns im Ort als Loyaler Belgier bekannt und die Parole höre ich seit Jahren immer lauter.
    Wenn unsere Herren Politiker nicht langsam hier was ändern passiert das tatsächlich.

  7. hauseterjong

    Leider muss ich dir zustimmen Kelemes.
    Arbeitsplätze, Ausbildung, Uni ,in Hauset sind jetzt schon 80% in D beschäftigt und die Hälfte hat eh schon den deutschen Pass.
    Da nützt es auch nicht vor der Mehrzweckhalle die belgische Fahne zu hissen.
    Der nächste Schritt ist da nur konsequent. Adieu Belgique! Leider leider…

    • Das hat doch gar nichts mit der Grenze zu tun! Das ist mikroökonomisch sowie makroökonomisch und was weiss ich was noch ökonomisch ganz einfach dadurch zu erklären, dass wir im Ballungsraum der nächsten grösseren Stadt leben und dort eine erhöhte wirtschaftliche Aktivität haben und diese Stadt ist nun mal Aachen. Punkt. An Alle die meinen, dass die Autokaravanen von hier jeden morgen ausschliesslich nach Aachen fahren, ich lade euch herzlich zu Kaffee und Kuchen ein auf der Autobahnauffahrt Richtung Lüttch und Industriezone Battice. Wenn natürlich einer nur deutsch spricht (und sich in der Schule immer geweigert hat Frannzösisch ordentlich zu lernen – ich kenne einige solche Pappenheimer), wird er in Battice und Lüttich keinen Job finden, genau wie die hiesigen Eupener, die meinen, das Französisch die einzige Weltsprache sei, die werden in Aachen keinen Job finden.

      • Ich habe bezüglich meiner These des Ballungsraums mal die Luftlinie zwischen Lüttich und Aachen auf Google Earth eingezeichnet und die Mitte gesucht. Diese Mitte liegt bei Aubel. Demnach sind wir alle im Ballungsraum von Aachen und somit ist Aachen der nächstgelegene grössere wirtschaftliche Standort. Da hat die Grenze nix mit am Hut

    • Hallo „hauseterjong“:
      Wenn ich Ihren Beitrag so lese, fällt mir dazu folgendes ein ( aber Achtung: alles nur Satire)
      Wir Eifeler sind in unseren Gemeinden voraussichtlich noch( lange) in der Mehrheit.
      Bei euch lieben“ Nordlichtern“ wohnen ja teilweise bis zu 50% EU-Bürger (um keine bestimmte Nationalität zu benennen).
      Die sind mir aber lieber, als die große Anzahl Nicht-EU-Bürger, beispielsweise in Brüssel. Irgendwo habe ich in einer belgischen Tageszeitung gelesen : „Bruxelles sera islamique ou ne sera pas“.
      Letzteres ist nicht satirisch gemeint

  8. Mich würde mal interessieren, was uns die Euregio bis jetzt gebracht. So ein wenig habe ich den Eindruck: Außer Spesen nichts gewesen.
    Es geht das hartnäckige Gerücht, dass die ganze Euregioclique seinerzeit von Maastricht nach Eupen umgezogen ist, weil KHL versprochen hatte hier keine oder nur eine ganz geringe Miete zu verlangen.

  9. hauseterjong

    @ Patriot
    Ich verstehe was du sagen willst ;-)
    Historisch ist Hauset schon immer Teil von AC gewesen.
    Deshalb heisst das hier ja auch Aachener Wald aber was glaubst du, wenn ich geschrieben hätte “ ich beantrage die Eingemeindung zu Aachen“

  10. Ja Marc v H.
    Mein Vater und ich sprechen Kelmiser Platt und einigermaßen Hochdeutsch, nicht nur im ALDI versteht man dich nicht woanders in Kelmis passiert dir das auch und das als Einheimischer.
    Warum müssen eigentlich immer wir uns anpassen??
    Ich bin gerne Belgier aber manchmal wäre es selbst mir lieber wir würden von Aachen aus verwaltet.
    Also nicht nur wegen der Sprache, siehe auch Zustand der Straßen, Stromversorger usw.

  11. Die EMR zahlt keine Miete! So kann man auch den Regierungspalast füllen! Die EMR ist nicht nach Eupen gekommen weil hier das Machtzentrum ist, sondern weils umsonst ist!!! Was macht eigentlich die EMR? Wer hat eigentlich Direktor Niessen ersetzt? oder sind die jetzt führungslos? Fragen über Fragen!
    Das überdimensionierte PDG Gebäude (Sana) wird sicher auch mit gratis Untermieter gefüllt! Vielleicht aus dem benachbarten BelleVue!

    • Das Gerücht, dass die EMR keine Miete bezahlt wurde mir von zwei unabhängigen Personen vor langer Zeit schon mitgeteilt.
      Allerdings handelt es sich bisher nur um ein Gerücht. Zur Wahrheitsfindung gibt es mehrere Wege. Entweder outet sich unser MP, oder aber es käme durch journalistische Recherche eventuell etwas ans Tageslicht was aber nicht so einfach ist. Die dritte und letzte Möglichkeit wäre die politische Arbeit der Opposition.
      Wie dem auch, mein Vertrauen hat diese Regierung schon lange nicht mehr.

  12. "Réalité"

    All diese Instanzen sind „unnötige Erfindungen“der Politiker!Kosten alle viel Geld dem armen Steuerzahler!Sind „Postenfüller“……und so überflüssig wie der letzte Schnee voriger Tage!Da müsste dringendst „abgespeckt“ werden!“Pomp und Gloria“…..und nix dahinter!!

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