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Kritik am Videobeweis reißt nicht ab: FC Brügge durfte sich über VAR ärgern (gegen Eupen) und freuen (in Linz)

20.08.2019, Linz: Der Brügger Spieler Lois Openda (l) steht womöglich im Abseits. Er wird kurz darauf im Strafraum gefoult. Es gibt Elfmeter für Brügge. Foto: Twitter

Dass der Video-Schiedsrichter im Fußball ein wichtiges Hilfsmittel sein kann, ist klar. Dass der VAR sich aber auch irren kann, haben in den letzen Tagen die Mannschaft und die Fans des FC Brügge erfahren – zu ihrem Ungunsten wie auch zu ihrem Gunsten.

– Freitag, 16. August, Jupiler Pro League, FC Brügge – AS Eupen:

In der 53. Minute reklamiert das Publikum im Brügger Jan-Breydel-Stadion zu Recht einen Foulelfmeter für Brügge nach einem robusten Einsatz des AS-Eupen-Spielers Menno Koch gegen Ruud Vormer.

Die Szene, über die das ganze Wochenende diskutiert wurde: Der Eupener Spieler Menno Koch (l, Nr. 3) springt mit voller Wut den Brügger Ruud Vormer (r) an und bringt diesen zu Fall. Der Elfmeterpfiff blieb jedoch aus. Foto: Belga

Obwohl der Rempler von Koch so krass war, dass wohl jeder Provinzklassen-Schiedsrichter ohne VAR auf den Elfmeterpunkt gezeigt hätte, blieb hier der Pfiff vom Unparteiischen Bram Van Drieesche aus, und auch die Video-Assistenten sahen keine Veranlassung zu intervenieren.

Noch beim Schlusspfiff rastete Brügges Trainer Philippe Clement aus und beschwerte sich vehement beim Schiedsrichter, wofür er auch bestraft wird.

Indes kann man Clements Wut irgendwo auch verstehen. „Da brauchte niemand einen VAR, um festzustellen, dass dies ein im Übrigen überflüssiges Foulspiel war“, erklärte am Mittwoch der ehemalige Eupener Topschiedsrichter Jean-François Crucke auf Anfrage gegenüber „Ostbelgien Direkt“.

Die strittige Szene war jedenfalls spielentscheidend, denn die Partie endete 0:0 – sehr zur Freude der Eupener, zum Missfallen der Brügger.

– Dienstag, 20. August 2019, Playoff-Hinspiel der Champions League LASK Linz – FC Brügge:

Beim ersten Brügger Angriff wird der belgische Stürmer Lois Openda im Strafraum zu Fall gebracht. Es gibt Elfmeter. Ob es einer war, ist eine Frage der Auslegung. Der Schiedsrichter hat ein Foul gesehen. Soweit ist alles klar.

Der ehemalige Eupener Topschiedsrichter Jean-François Crucke. Foto: OD

ABER: Unmittelbar vor der vermeintlichen Foulszene stand Openda im Abseits, ganz knapp, aber ganz offensichtlich war die Szene regelwidrig. Trotzdem gibt der Unparteiische nach Anhörung des VAR den Elfmeter, den Hans Vanaken sicher verwandelt. Die Szene war also ebenfalls spielentscheidend – diesmal für Brügge.

Das Linzer Publikum verhielt sich danach sehr fair, aber im Netz tobte der Bär. Auf Twitter hagelte es Proteste von Österreichern, die sich verschaukelt fühlten.

– Sonntag, 18. August 2019, Jupiler Pro League, Standard – Mouscron: Im Spiel der Jupiler Pro League zwischen Standard Lüttich und Excel Mouscron am Sonntag, 18. August 2019, gab es sogar drei Szenen, in denen trotz des VAR möglicherweise falsch gepfiffen wurde, weil die Videoassistenten entweder gar nicht intervenierten oder die vermeintlich falsche Entscheidung trafen.

Vor dem 1:0 für Standard war der Ball nach Meinung von Mouscron-Trainer Bernd Hollerbach klar im Aus, weswegen der Treffer von Maxime Lestienne hätte aberkannt werden müssen. Und auch der Treffer zum 4:1 durch Renaud Emond war wahrscheinlich irregulär, weil der Standard Stürmer im Abseits gestanden haben soll, als er angespielt wurde (siehe Foto anbei).

Beim Stand von 3:1 für Lüttich wurde zudem ein Spieler von Mouscron im Strafraum von Standard ähnlich überhart angerempelt wie Vormer im Spiel gegen Eupen von Koch, doch auch hier reagierten Schiedsrichter und VAR nicht.

18/08/2019, Lüttich: Im Spiel Standard gegen Mouscron wird der Lütticher Renaud Emond (im Vordergrund, rotes Trikot, Nr. 9) angespielt und erzielt das 4:1 für Standard. Foto: Twitter

Was die Abseitsstellung des Brüggers Openda in Linz (Bild oben) und die von Emond im Spiel Standard-Mouscron (Bild anbei) betrifft, so gibt Ex-Schiedsrichter Crucke gegenüber „Ostbelgien Direkt“ zu bedenken: „Bei den beiden Abseitspositionen ist das menschliche Auge nicht in der Lage, so etwas zu beurteilen. Das Auge ‚sendet‘ ja etwa 25 Bilder pro Sekunde ans Gehirn. Die Abstände von Bild zu Bild können bis zu 40 cm ausmachen. Die Aufzeichnungen (selbst mit Linie) sind nicht leicht zu beurteilen, da man den ‚genauen’ Moment der Ballabgabe haben (der Kontakt mit dem Ball dauert auch einige Millisekunden) und man entscheiden muss, welches Körperteil in Betracht gezogen werden soll.“

Cruckes Fazit zum Thema Videoschiedsrichter: „Wer sagt, dass der VAR alles genau entscheiden könnte, der irrt. Es bleibt immer noch genug Gesprächsstoff – und das ist auch gut so!“ (cre)

2 Antworten auf “Kritik am Videobeweis reißt nicht ab: FC Brügge durfte sich über VAR ärgern (gegen Eupen) und freuen (in Linz)”

  1. Roland Knauf

    Die VAR der grösste quatsch seidem Fußball gespielt wird durch diesen Irrsinn wird der Schiedsrichter untergraben .
    Somit werden alle von ihm getroffene Entscheidungen in zweifel gezogen

  2. Brügge sollte sich eigentlich nur über eins ärgern und zwar dass sie nicht fähig waren einen einzigen Schuss aufs eupener Tor abzugeben. Deswegen rufen die einen Skansal auf der über einen Sturm im Wasserglas nicht hinaus gehen.
    Ausserdem ist dem FC Brügge in Linz ein Elfmeter “ geschenkt “ worden, worüber sie komischer Weise nicht den Videobeweis hundert mal analysieren.
    Anderseits wäre dieselbe Situation einem viel schwächeren Club in der Jupiler-Leage vorgekommen, Hätte keiner mehr als 5 Minuten drüber diskutiert
    Armer armer FC Brügge. :((

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