Einst versetzte sie als „Party-Prinzessin“ den belgischen Hof in Aufregung. Später wurde sie zur geschätzten Landesmutter der Wallonen und Flamen. Seit vier Jahren ist Paola Königin im Ruhestand. Am 11. September 2017 wird sie 80 Jahre alt.
Ihr Schwager Baudouin bezeichnete sie einst als „das schönste Geschenk, das Italien Belgien jemals gemacht hat“. Aus dem sonnigen Süden verschlug sie die Liebe in das feucht-kühle Königreich zwischen Nordsee und Ardennen.
Als junge Prinzessin brachte sie mediterranes Flair an den Brüsseler Hof. Im gesetzten Alter wurde die italienische Adlige zur belgischen Landesmutter.
Auch nach der Thronbesteigung ihres Sohns Philippe 2013 blieb Paola der Königinnentitel. Am nächsten Montag (11. September) wird die Monarchin 80 Jahre alt.
Paola Margherita Maria-Antonia Consiglia Ruffo di Calabria, so ihr vollständiger Name, stammt aus einer uralten süditalienischen Adelsfamilie, vermutlich normannischen Ursprungs. Ihr Vater war einer der erfolgreichsten italienischen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs.
Zur Welt kam Prinzessin Paola 1937 in der Toskana, später studierte sie in Rom. Dort lernte sie auch den Mann ihres Lebens kennen: Bei der Amtseinführung von Papst Johannes XXIII. Ende 1958 geschah es, dass der belgische Prinz Albert, Bruder König Baudouins, auf die bildschöne Blaublütige aufmerksam wurde. Im Juli 1959 wurde geheiratet.
Unkonventioneller Lebensstil
Es war eine Traumhochzeit in der Kathedrale von Brüssel, Fotos des jungen Paares füllten die Gazetten. Bald kamen drei Kinder zur Welt, Philippe (1960), Astrid (1962) und Laurent (1963).
Mit ihrem unkonventionellen Lebensstil verschreckte Paola konservative Kreise am Hof. In den wilden 1960er Jahren erlebte man sie bald als „Party-Prinzessin“, Fotos der Schwägerin im Mini-Rock oder knappen Bikini fand der strenge katholische König Baudouin gar nicht lustig.
Und bald schien es in der Ehe zu kriseln. Über Jahre soll das Prinzenpaar im Schloss Belvédère getrennte Gemächer bewohnt haben. Als Fotos von Albert in Begleitung junger Damen in der Presse auftauchten, ließ sich Paola in Begleitung anderer Männer sehen. Ihr wurde gar eine Affäre mit dem ebenfalls aus Süditalien stammenden Sänger Salvatore Adamo („Es geht eine Träne auf Reisen“) angedichtet. Der hatte ihr bei einem Auftritt in einem Brüsseler Stadion eine rote Rose geschenkt und sein Liebeslied „Dolce Paola“ (Süße Paola) gesungen.
Viel wurde in Belgien über die Umtriebigkeit des Paares gemunkelt, und niemanden wunderte es, als 1999 ein Biograf über ein uneheliches Kind Alberts spekulierte. Seit Jahren kämpft die 1968 geborene Künstlerin Delphine Boël vor Gericht darum, als dessen leibliche Tochter offiziell anerkannt zu werden. Albert hat stets bestritten, der Vater der Frau zu sein.
Mit dem Flämischen tat sie sich schwer
Allen Unkenrufen zum Trotz hielt die Ehe. Als der kinderlose Baudouin 1993 mit nur 62 Jahren an plötzlichem Herzversagen starb, wurde sein vier Jahre jüngerer Bruder als Albert II. sechster König der Belgier. Er und seine Frau waren nun gekrönte Häupter eines Staates, der seit seiner Gründung 1830 immer wieder am Gegensatz zwischen Niederländisch sprechenden Flamen und französischsprachigen Wallonen zu zerbrechen drohte.
Die Monarchie wirkt in dem die romanisch-germanische Sprachgrenze überlappenden Land mit seinen vielen Regierungskrisen wie eine Klammer. Es war für Paola ein Manko, dass sie sich als gebürtige Italienerin mit dem Flämischen sehr schwer tat.
20 Jahre standen Albert und Paola an der Spitze des gut 11 Millionen Einwohner zählenden Königreichs. Die Königin engagierte sich vor allem im Kulturellen und Sozialen.
Am Nationalfeiertag 2013 (21. Juli) dankte Albert II. zugunsten seines ältesten Sohnes ab. Statt König der Belgier nennt er sich jetzt König von Belgien – eine sprachliche Feinheit in der noch recht jungen Monarchie.
Paola hatte zuletzt gesundheitliche Probleme, im Februar brach sie sich den Oberschenkelhals und lag drei Wochen im Krankenhaus. Als sie Ende Juni ihren 80. Geburtstag vorfeierte, sah man sie aber wohlauf eine riesige Torte anschneiden. (dpa)
Tja , war in den sechziger und siebziger Jahren genau wie Albert eine flotte Biene .
In welcher Sprache spricht die Landesmutter der Flamen und Wallonen mit ihren deutschsprachigen Untertanen?
Beide sind von einem Leben voller Arbeit gezeichnet.