Es ist schon ein bisschen paradox, dass ausgerechnet die BRF-Wahldebatte in Kelmis, wo die Koalition längst feststeht, von allen Debatten vielleicht diejenige sein wird, die am interessantesten war. Wahrscheinlich gerade weil bereits alle wissen, wer nach dem 14. Oktober mit wem ein Bündnis eingehen wird, nämlich die CSP mit der SP, standen für Kelmis die eigentlichen Sachthemen im Vordergrund, die Kandidaten wirkten einfach entspannter. Wenn noch zu viel auf dem Spiel steht, wenn man nicht weiß, wer nach dem 14. Oktober mit wem koalieren könnte, dann sind alle anwesenden Spitzenkandidaten verkrampft und verlieren von Beginn an die Hälfte ihres Potenzials. Das sieht man in Eupen.
In Eupen gab es eine nicht-öffentliche und eine öffentliche Debatte, aber weder die eine noch die andere haben die Erwartungen, die ohnehin viel zu hoch waren, erfüllen können.
Kein Wunder, am Sonntag steht in Eupen einfach zu viel auf dem Spiel. Die Eupener Wahl ist eine Testwahl für die gesamte DG, und das macht sie so wichtig. Und deshalb sind alle verkrampft. Keiner geht richtig aus sich raus. Jeder hat Angst, etwas Falsches zu sagen. Keiner will den politischen Gegner brüskieren, weil man ihn am Wahlabend noch nötig haben könnte. Das kann nichts werden.
Im Wahlkampf geht es zu wie im Fußball
In Kelmis hingegen braucht es diese Verkrampfungen nicht mehr zu geben. BRF-Moderator Manuel Zimmermann durfte sich sogar den Luxus leisten, „eine freche Frage“ an den SP-Spitzenkandidaten Marcel Strougmayer in Zusammenhang mit dessen „Doppel-Wohnsitz“ zu stellen (siehe „Leute von heute“ – Manuel Zimmermann), die dieser auch beantwortete. In Eupen wäre Zimmermann nach der Debatte vielleicht von dem betroffenen Spitzenkandidaten oder von dessen Anhängerschar der Kopf abgerissen worden…
Im Wahlkampf geht es zu wie im Fußball: Wenn es um zu viel geht, läuft nichts mehr rund. Alles ist nur noch Krampf. Und in der DG geht es auf allen politischen Feldern – ob auf Gemeinde- oder auf Gemeinschaftsebene – um sehr viel, um zu viel.
GERARD CREMER
Siehe dazu auch Artikel: „In Kelmis wohnen CSP und SP künftig zusammen“
Siehe dazu auch Artikel: „Wichtelspiel war der eigentliche Höhepunkt“
Leute von heute – Manuel Zimmermann
Vielleicht fehlte bei der Eupener Wahldebatte auch ein Moderator, der einem Kandidaten oder einer Kandidatin etwas beleidigendes sagt z.B. „Wissen Sie, was mich an Ihnen stört? Sie sind immer so weinerlich.“. Soll es alles schon einmal gegeben haben.
Wie du richtig bemerkst, Gerard, will in Eupen keiner dem anderen was Böses. So glich diese Debatte, sowie auch das Geplänkel in der Tagespresse, eher vorgezogenen Koalitionsgesprächen als einem ernst gemeinten Wahlkampf.
Eupen, Quo Vadis?