Der „Super Tuesday“ hat es in sich: Beim Vorwahl-Marathon der Demokraten in den USA gelingt Joe Biden die Aufholjagd zu Bernie Sanders. Michael Bloomberg vermasselt seine Bewährungsprobe. Und Trump? Ihm dürfte die Neuaufstellung der Konkurrenz gefallen.
Die Dinge drehen sich schnell im US-Wahlkampf. „Wir sind sehr lebendig“, ruft Joe Biden am Abend des „Super Tuesday“ seinen Unterstützern in Los Angeles zu. Es ist eine Botschaft an alle, die die Kampagne des Ex-Vizepräsidenten schon für tot erklärt haben. Und von ihnen gibt es nicht wenige. „Diese Kampagne hebt ab“, jubelt Biden.
Tatsächlich hat er nach einer langen Durststrecke Grund zum Überschwang: Beim wichtigsten Tag der Demokraten-Vorwahlen für das Präsidentschaftsrennen gewinnt Biden laut Prognosen überraschend mindestens 9 der 14 „Super Tuesday“-Bundesstaaten, darunter das Schwergewicht Texas. Dabei hatten ihn viele längst abgeschrieben.
Bei der wichtigsten Vorwahl in Kalifornien, wo es um die meisten Delegiertenstimmen geht, sehen Berechnungen zwar den linken Senator Bernie Sanders vorne. Klar ist aber bereits eines: Sanders ist am „Super Tuesday“ entgegen vieler Erwartungen nicht der klare Sieger – und die Demokraten-Vorwahl ist zum Altherren-Zweikampf geworden.
Die beiden End-Siebziger Biden (77) und Sanders (78) schicken sich an, im November den auch nicht mehr blutjungen Amtsinhaber, US-Präsident Donald Trump (73), herauszufordern. Dazu kommt noch Mike Bloomberg (78). Ein US-Wahlkampf als Arena alter weißer Männer also.
Für Biden läuft es plötzlich unverhofft geschmeidig. In einem Staat nach dem anderen wird er am „Super Tuesday“ zum Sieger erklärt: In North Carolina, Virginia, Alabama, Tennessee, Arkansas, Minnesota, Arkansas, Massachusetts und am frühen Mittwochmorgen schließlich sogar in Texas.
Sanders sichert sich seinen Heimat-Staat Vermont, dazu Colorado und Utah. Und er hat Aussicht auf einen bedeutsamen Sieg in Kalifornien. In jenem Bundesstaat mit der größten Bevölkerungszahl, der im Sommer die meisten Delegierten zum Nominierungsparteitag der Demokraten nach Milwaukee schickt.
Biden bedient den Sehnsucht nach den Jahren unter Obama
Sanders gibt sich vor Anhängern in seiner Heimat Vermont betont zuversichtlich: „Heute Abend sage ich euch mit absoluter Zuversicht, dass wir die demokratische Nominierung gewinnen werden.“ Und er bedenkt Biden mit einigen Breitseiten. Trump sei nicht mit der „immer gleichen alten Politik“ zu schlagen. Es müsse einen Aufbruch geben. „Dies wird der Kontrast der Ideen.“ In der Tat: Der hart linke Sanders gegen den gemäßigten Mann des Mainstreams, Biden.
Über Monate hatte Biden geschwächelt. Bei öffentlichen Auftritten und Fernsehdebatten leistete er sich peinliche Verhaspler, Patzer und Aussetzer. Mal verwechselte er Orte, mal seine Frau, mal das Amt, um das er sich bewirbt („Ich bin demokratischer Bewerber für den US-Senat“).
Kritiker spotteten, Biden sei schon überfordert, simple Gedanken in Worte zu fassen und Sätze zu Ende zu bringen. In nationalen Umfragen fiel er dramatisch zurück. Bei den ersten drei Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada fuhr er nur enttäuschende Ergebnisse ein.
Doch dann kam South Carolina am vergangenen Samstag: In dem südlichen Bundesstaat mit vielen afroamerikanischen Wählern triumphierte Biden. Für viele von ihnen bedient er die Sehnsucht nach den Jahren unter dem ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama, für den Biden als Vize im Amt war.
Kurz nach South Carolina stiegen wichtige Konkurrenten aus dem moderaten Lager – aus Angst vor einer Blamage am „Super Tuesday“ – aus dem Rennen aus: der Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg und die Senatorin Amy Klobuchar. Sie – wie auch der schon zuvor abgesprungene Beto O’Rourke – erklärten offiziell ihre Unterstützung für Biden und riefen ihre Anhänger auf, zu ihm überzulaufen. Das gab Biden ungeahnten Schwung für den wichtigsten Tag der Vorwahl.
Sanders blieb weit hinter den Erwartungen zurück
Dabei hatte es zuvor ausgesehen, als würde Sanders hier der große Abräumer werden und sich einen schwer einholbaren Vorsprung sichern. Er lag nach den ersten vier Vorwahlen im Februar vorne, führte über Wochen auch in nationalen Umfragen und hatte beste Aussichten in den wichtigen „Super Tuesday“-Staaten. Doch nach den bisherigen Ergebnissen blieb Sanders weit hinter den Erwartungen zurück.
Sanders hat eine leidenschaftliche Anhängerschaft, elektrisiert junge Leute, füllt seine Wahlkampfkasse durch eine beeindruckende Zahl von Kleinspenden. Er ist unverbogen, vertritt seit Jahrzehnten mit Verve die gleichen linken Positionen – etwa für eine Krankenversicherung für alle. Doch mit seiner linken Agenda polarisiert der unabhängige Senator aus Vermont. Das Partei-Establishment ist gegen ihn. Er hat weniger Aussicht, für seine Forderungen Mehrheiten zu organisieren. Doch auch er hat weiter gute Chancen auf eine Nominierung.
Noch ist die ebenfalls linksgerichtete Senatorin Elizabeth Warren im Rennen, die wie Sanders um die linke Anhängerschaft buhlt. Doch der „Super Tuesday“ endet für sie enttäuschend – ohne einen Sieg in einem einzigen Staat. Selbst in ihrer Heimat Massachusetts verliert sie. Noch gibt sich Warren aber kämpferisch, will weiter im Rennen bleiben. Je schneller sie ausscheidet, umso besser für Sanders.
Und Bloomberg (78) – der Mann, auf den sich an diesem Tag besonders viele Augen richteten? Der frühere Bürgermeister von New York und Multimilliardär gibt seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf. Bloomberg erklärte seinen Rückzug am Mittwoch in einer Mail an seine Anhänger und sprach dem Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden offiziell seine Unterstützung aus.
Trump dürfte der derzeitige Stand des Rennens gefallen
Nach dem „Super Tuesday“ mit Vorwahlen in 14 Bundesstaaten bestehe für ihn rein rechnerisch keine Chance mehr, sich die Nominierung zu sichern, schrieb Bloomberg. Der richtige Kandidat sei Biden. Wenn er selbst im Rennen bleibe, würde es das Ziel, US-Präsident Donald Trump zu besiegen, nur erschweren, betonte er.
Der 78-Jährige schnitt bei den Vorwahlen in 14 Bundesstaaten am Dienstag enttäuschend ab, obwohl er Hunderte Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens in den Wahlkampf gesteckt hatte.
Trump dürfte der derzeitige Stand des Rennens gefallen. Für ihn wären sowohl Biden als auch Sanders liebsame Gegner. Biden hat sich zuletzt nicht gerade als begnadeter Redner hervorgetan. Er liefert Trumps Team durch seine verbalen Fehltritte regelmäßig Munition für Spott. Selbst unabhängige Beobachter prophezeien, Trump werde Biden bei TV-Debatten öffentlich vorführen und verbal zerlegen.
Sanders dagegen könnte bei öffentlichen Auftritten gegen Trump wohl durchaus bestehen und ihm etwas entgegensetzen. Aber der selbst ernannte „demokratische Sozialist“ bietet Trump gleichzeitig besonders viel Angriffsfläche. Der Präsident würde gegen Sanders wohl mit Inbrunst einen Anti-Sozialismus-Wahlkampf führen, in dem er mit düsteren Szenarien vor venezolanischen Verhältnissen und linksradikalem Fanatismus unter Sanders warnt.
Noch ist offen, wer am Ende gegen Trump antreten wird. Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Und es könnte passieren, dass selbst dann bei den Demokraten noch kein klarer Gewinner feststeht – sondern es zu einem Showdown beim großen Nominierungsparteitag im Juli kommt. (dpa)
AKTUALISIERT – Der frühere Bürgermeister von New York, der Multimilliardär Michael Bloomberg, gibt seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf. Bloomberg erklärte seinen Rückzug am Mittwoch in einer Mail an seine Anhänger und sprach dem Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden offiziell seine Unterstützung aus. Nach dem «Super Tuesday» mit Vorwahlen in 14 Bundesstaaten bestehe für ihn rein rechnerisch keine Chance mehr, sich die Nominierung zu sichern, schrieb Bloomberg. Der richtige Kandidat sei Biden. Wenn er selbst im Rennen bleibe, würde es das Ziel, US-Präsident Donald Trump zu besiegen, nur erschweren, betonte er.
Der 78-Jährige schnitt bei den Vorwahlen in 14 Bundesstaaten am Dienstag enttäuschend ab, obwohl er Hunderte Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens in den Wahlkampf gesteckt hatte. Er holte sich nur den Sieg in einem US-Außengebiet mit minimaler politischer Bedeutung, konnte aber keinen einzigen US-Bundesstaat für sich gewinnen. Biden hatte dagegen am «Super Tuesday» ein überraschendes Comeback hingelegt und in der Mehrheit der 14 Bundesstaaten gesiegt. (dpa)
Wenn der establishment Mann und Grossmaul Biden die Vorwahlen bei den Demokraten gewinnt, dann ist die zweite Amtszeit des Donald gesichert. Ich bin davon überzeugt, dass nur Bernie Sanders genügend Wähler mobilisieren kann um den Wechsel zu schaffen.
Sie gehen zurecht davon aus das viele Protestwähler (anti-establishment) Trump gewählt haben und das diese Wähler auch einen Trump einen Biden vorziehen würden. Ich bin mir da nicht so sicher wie Sie. Könnte es nicht auch sein das viele Protestwähler eingesehen haben welchen Typen sie da ins weisse Haus gewählt haben und sich eines besseren besinnen? Man könnte auch so argumentieren das viele Amerikaner einen Sanders zu links finden. Wie dem auch sei, die Antwort werden wir wohl erst nach der Präsidentenwahl kennen.
Leider ist in den USA sehr vieles eine Frage des Geldes, auch der Wahlkampf, LEIDER !
Was dort jeder Kandidat als Wahlkampfkosten ausgibt , sind in anderen Laendern Jahresetats einer Regierung, WAHNSINN ! Das Geld in den dortigen Sozialhaushalt eingebracht und die massive Armut in den USA waere mindestens dauerhaft halbiert. Wahnsinn !!
Dann hab ich mal zu 2016 die Kosten gegoogelt und der Einfachheit halber einen Artikel der Bild (macht sich ja wohl selten einer Untertreibung schuldig) genommen.
Gesamtkosten Wahlkampf 2012: USD 6 Milliarden inklusive Kongresswahlen.
2016 Clinton: 387 Millionen.
Ja es gibt einige Staaten (sehr kleine und sehr arme), die müssen mit einem Budget von weniger als 6 Milliarden auskommen.
Nein mit 6 Milliarden retten Sie nicht das Sozialsystem der USA, noch nicht mal das Belgiens.
A vote for Bernie Sanders is a vote for Communism!
https://youtu.be/i7lg3Y9cppY