Leserbrief

Johann Klos: Wahlkampf in Kriegszeiten

Glaubt man Wolfang Hetzer, promovierter Jurist und Autor, befinden wir uns bereits im Krieg. Währungskrieg, Handelskrieg, ja sogar wieder mal Klassenkrieg. Er geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er sagt: Wenn die westliche Schuldenkrise nicht bald eine Lösung findet, besteht die Gefahr eines neuen Weltkrieges, weil zu wenig Menschen zu viel besitzen und zu viele viel zu wenig haben.

Zu hoffen ist, dass er irrt, denn die Zustände in Spanien, Griechenland und Portugal tragen bereits eindeutige Züge eines bürgerkriegsähnlichen Zustandes. Diese Entwicklung wird auch nicht vor den Toren unserer Gemeinschaft Halt machen.

Somit sollten wir davon ausgehen, dass der Wahlkampf für 2014 und die sich daraus ableitende neue Regierung weiß Gott mit Problemen beschäftigen muss, die alles bisherige Dagewesene in den Schatten stellen wird.

Für außerordentlich wichtig in diesem Zusammenhang scheint mir die Überlegung, welche hiesigen Parteien in Zukunft wenigstens versuchen, die sich anbahnenden sozialen Einschläge, angefangen von der Jungenarbeitslosigkeit bis hin zur Verarmung der Rentner, durch konkrete Interventionen auf nationaler Ebene abzufedern.

Das Dilemma besteht für mich darin, dass die traditionell gewachsenen großen Parteien zu sehr dem Joch ihrer Brüsseler Heeresführer unterliegen, und man muss sich schon fragen: Gibt es unter ihnen den einen oder anderen Kandidaten, der die Kraft mitbringt und auch genügend Zivilcourage, einen – nennen wir es – „ostbelgischen Weg“ zu gehen?

Da wären da noch die kleinen Parteien. Dazu gesellt sich noch ein derzeitiger Trend, immer neue Parteien aus dem Boden zu stampfen. Diese finden ihre Anhänger, bedingt durch Ratlosigkeit und vor allem aus der Angst heraus vor dem, was sich da so zusammenbraut.

Nun, auch all diese Gruppierungen haben keine Antworten auf die einzig wichtige Frage, die alles wieder ins Lot rücken kann:

WIE ERZEUGE ICH MARKTVERTRAUEN?

Priorität haben neue Jobs und damit verbunden produktive Investitionen.

Das derzeitige Konglomerat von angestauten Problemen kann eine kleine Partei in Zukunft ganz bestimmt nicht lösen. Und wenn wir uns wie die Ökonomen auf die mathematische Wahrscheinlichkeitsanalyse einlassen, so sollten wir festhalten, dass neue tragfähige Lösungen allein schon aus eben diesem Grund der Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt von den Kleinen kommen werden.

Solche Ideen entspringen einer Entwicklungsumgebung, welche nicht mit ideologischen Scheuklappen behaftet ist, auch wenn es durch ihre Umsetzung unangenehm für die Nutznießer werden kann.

Somit wäre es wünschenswert, wenn in einer Epoche des möglichen kollektiven Kollapses die Weitsicht vor dem politischen Kleinkarierten siegt und der Bürger sich für Kandidaten entscheidet, welche im Interesse der hiesigen Bevölkerung ihr Menschenmöglichstes bewerkstelligen, um gemeinsam mit den Bürgern den Versuch zu unternehmen, ehemaligen Goldman Sachs-Führungskräften wie Herrn Draghi die Grenzen des „mit uns nicht“ aufzuzeigen, und prioritär die Wiederbelebung der Realwirtschaft als erstes Gebot in ihren Wahlslogan aufzunehmen.

Verzettelungen sind im Zeitalter der Apokalypse der falsche Weg.

7.6.2013 Johann Klos, Eupen

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