Leserbrief

Johann Klos: Meine Vision eines Europas von morgen

Beim Lesen der Veröffentlichungen verschiedener Kandidaten für die Europawahl ist es bewundernswert zu erfahren, dass in den Kernaussagen immer eine pastorale Botschaft vermittelt werden soll, in welcher je nach Couleur andere Themen dafür herhalten müssen, um das Leben der Menschen in unserem schönen Ostbelgien zu verbessern.

Es mag sein, das einige Damen und Herren aus politischer Unerfahrenheit, immer noch nicht begriffen haben das solche Zielaussagen die realistischen Möglichkeiten eines Einzelnen und sogar die der gesamten Politik ad absurdum führen.

Eine vernünftige Zielformulierung ist kein Wort zum Sonntag und hat auch mit Philosophie nichts am Hut.

Es mag ja sein, das für die Kandidaten der CSP, PFF und Ecolo die aufgezeigten Themen wichtige Politikfelder sind, aber der Bürger – auch in Ostbelgien – tickt anders.

Zum einen kann er zu Recht davon ausgehen, dass gut bezahlte Abgeordnete für die ordnungsgemäße Abwicklung ja schließlich gewählt werden, zum anderen juckt ihn vielmehr die Tatsache, dass durch die bisherige chaotische Vorgehenzweise der europäischen Eliten die über Jahrzehnte erkämpften Privilegien den „Bach runterfließen“, wie das in Volkes Sprache genannt wird.

Soziale Absicherungen, eine vernünftige Leistungserbringung im Krankheitsfall, ordentlicher Kündigungsschutz, sicherlich auch Rechtsicherheit, um nur einige zu nennen, wurden den Bürgern nicht in den Schoß gelegt. Diese Errungenschaften wurden erkämpft. Wir erleben zur Zeit, dass diese Errungenschaften immer mehr durch eine rein auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Europapolitik verloren gehen.

Europa und die DG brauchen vor allem eins: Bürger, die mit sich und ihren Lebenslagen zufrieden sind. Es macht keinen Sinn, sich nur darauf zu konzentrieren, Bürger ohne Arbeit oder mit schlechtbezahlen Jobs „am Leben zu halten“.

Alle diese Mitmenschen – Tendenz steigend – leben ein Leben mit zerstörtem Selbstwertgefühl – kurz: Die Gesellschaft wird zum Teil physisch, sprich seelisch, krank.

Eine ausgeglichene Europapolitik muss in ihrer Ausrichtung von morgen das Wohlbefinden der Bürger vor nie enden wollender Liberalisierungswut in den Vordergrund ihrer politischen Ausrichtung stellen.

Wenn wir uns beklagen, dass Familien verfallen, dann gibt es nur einen Weg, das wieder ins vernünftige Lot zu bringen.

Eine europaweite, den jeweiligen Lebensstandard angeglichene Verkürzung der Arbeitszeit.

Familie muss wieder Zeit für Familie haben!

Soziale Gemeinschaften, dazu gehören auch vermehrt Bürgerinitiativen, benötigen eine Renaissance. Nur durch eine Bekämpfung der Anonymität kann ein sozialer Frieden innerhalt unserer Multi-Kulti-Gesellschaft erreicht werden.

Unser Vertreter in Brüssel und Straßburg hat neben seiner anstehenden parlamentarischen Pflichtarbeit verdammt genug damit zu tun, wenigstens zu versuchen, auf die Erschöpfung unserer Gesellschaft hinzuweisen und zu versuchen, vielen anderen klarzumachen, dass wir die Grenzen des Wachstums praktisch schon überschritten haben.

Es muss Schluss damit sein, den Bürgern noch mehr Arbeit aufzuhalsen.

Kleine Schritte sind angesagt – Schritte, welche die Bürger entlasten und ihnen den tatsächlichen Sinn ihres Daseins wieder vermitteln.

Hören wir damit auf, politische Luftschlösser zu bauen und versprechen den Bürgern nur das, was wir vor unserem Gewissen verantworten können.

2.4.2014 Johann Klos, Eupen

15 Antworten auf “Johann Klos: Meine Vision eines Europas von morgen”

  1. http://www.youtube.com/embed/YpyybLSSTCk?feature=player_detailpage

    http://www.youtube.com/embed/YpyybLSSTCk?feature=player_detailpage

    Ob Sie beim Ansehen dieses Videos noch immer“ Visionen eines Europas von morgen“haben?
    Ich für meinen Teil sehe mich in meiner Antipathie , bzw. totaler Ablehnung gegenüber diesen bürgerfeindlichen EU-dioten nur bestätigt.Immer mehr Bürger/innen lehnen dieses Bevormundungs-Europa ab. Das wird sich am 25.Mai auch zeigen!

  2. Zappel Bosch

    Zitat : „Eine europaweite, den jeweiligen Lebensstandards angeglichene Verkürzung der Arbeitszeit.
    Familie muss wieder Zeit für Familie haben!“

    Klar, dann geht es uns allen bald gleich „gut“ wie den Franzosen („konkurenzlose“ generelle 35-Stundenwoche)… Ihre Aussage ist genauso abgehoben und weltfremd wie die Aussagen der anderen EP-Kandidaten, Herr Klos.

    • Johann Klos

      Wenn ich mit richtig entsinne, arbeiten die Franzosen seid dem Jahr 2003 im 35 Stunden Modell. Die Umfragen zeigen dass die Franzosen diese Erleichterung zu schätzen wissen.

      Wenn ich über Familien schreibe, dann gehören wohl auch die Frauen dazu. Sind es nicht Sie die überwiegend die Alltagslasten stemmen müssen.

      Die Erfahrungen aus einem Jahrzehnt in Frankreich zeigen deutlich, dass durch diesen Schritt es vor allem vielen alleinerziehenden Mütter möglich war wieder einen Vollzeitjob aufzunehmen. Dieser Schritt ermöglichte den Frauen im Allgemeinen von einer Teilzeit in eine Vollzeit zu wechseln.

      Was ist verwerflich daran?

      Die Probleme in Frankreich sind der schlechteren Berufsausbildung geschuldet (im Vergleich zur BRD).

      Dort entscheidet der Abschluss – möglichst von der richtigen Uni – über den Einstieg auf der Karriereleiter. Das franz. System ist nicht innovationsfreudig – ein Mangel welcher auch zum Teil für den wallonischen Teil Belgiens gilt, nur die Ursachen sind andere. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind durch die Bevorzugung gewisser Eliteschulbesucher für die breite Masse schwieriger.

      So ein System ist nicht mehr zeitgerecht und führt zu den derzeitigen dortigen Problemen.

      Nicht die Arbeitszeitverkürzung.

      • Zappel Bosch

        Es geht in Frankreich nicht um die paar Eliteschüler und das Kaderpersonal, die meistens sowieso (und „freiwillig“) nicht im 35-Stundenrythmus arbeiten, sondern um die normalen Arbeitsplätze in der Industrie (Produktion) und im Handel. Viele Industie-Arbeitsplätze sind seitdem abgebaut worden (proportional weitaus mehr als in anderen Ländern!) und selbst der „neue französische Besen“, PM Manuel Vals (PS), hat schon laut über die Abschaffung der 35-Stundenwoche nachgedacht. Für Familienpolitik und Frauenquote und -Teilzeit muss man trotz allem wirtschaftlich denken und kreativer sein, obwohl ja in Frankreich (im Vergleich zu D) bekanntlich schon beste Voraussetzungen für „Kinderauffang“ vorhanden sind, zumindert für Krippen und Kindergärten.
        Übrigens, wer arbeitet nicht gerne nur 35 Stunden/Woche bei gleichem Einkommen? Kein Wunder also, dass das die meisten Arbeitnehmern „zu schätzen wissen“. Das ist also absolut nicht verwerflich, aber ist die Maßnahme auch makroökonomisch sinnvoll und tragbar? Solange nicht alle konkurrierenden Volkswirtschaften auf dem gleichen Niveau sind, ganz besonders in Krisenzeiten? Bei Vollbeschäftigung natürlich kein Problem, aber bekommen wir die nochmal ?…

        • Johann Klos

          „Solange nicht alle konkurrierenden Volkswirtschaften auf dem gleichen Niveau sind, ganz besonders in Krisenzeiten?“

          Richtig Herr Bosch

          Auch hierzu hatte ich schon mal was ganz radikales geschrieben

          „DIE LEBENSSTANDARDAUSGLEICHSABGABE“ war der Titel eines Leserbriefes der sich genau mit dieser Thematik und die erforderliche Abhilfe beschäftigte.

          Für die meisten, ein Eingriff in die freien Kräfte des Marktes – für mich ein Instrument, um die Produktion von reellen Wirtschaftsgütern, mehr oder weniger gerecht, auf alle Länder zu verteilen.

            • Ein Leser

              Nun, vielleicht doch nicht so schlecht. Das unser System überholungsbedürftig ist bekommen wir ja nun jeden Tag vorgeführt. Es bedarf neuer Wege. Vielleicht wäre das eine Alternative.
              Sollte mal durchleuchtet werden.

              • Nein, dass braucht nicht wieder durchleuchtet worden, das wurde schon so oft in so vielen Ländern versucht und ist immer schiefgegangen.

                Ich sage jedem Kommunisten:
                Zyankali ist gar nicht giftig, es ist nur noch nie richtig verdaut worden, beim nächsten Mal klappt es bestimmt. Probieren Sie’s. Wenigstens schaden Sie damit niemand anders.

                • Ein Leser

                  Was hat das denn mit Kommunismus zu tuen . Breitere Bevölkerungsschichten nicht wieder abrutschen zu lassen bedarf einer neuen Politik. Es gibt noch viele Möglichen Varianten die noch weit Weg sind von dieser Ideologie. Direkt solche Geschützen auffahren lag bestimmt nicht in der Absicht des Schreibers. Jedenfalls ich habe das nicht herauslesen können.

                  • Warum sollte man noch arbeiten, wenn hinterher eh alles umverteilt wird?
                    Das führt natürlich auf Kommunismus hinaus. Wenn man Umverteilung gut findet, warum nicht mehr Umverteilung? Warum nicht noch mehr? Warum nicht alles umverteilen?
                    Wer will denn, wenn Umverteilung erst einmal akzeptiert ist, festlegen, wo die Grenze liegt?

  3. Réalité

    -Die Parolen,Reden,Aussagen,Versprechungen usw….überschlagen sich!
    Jeden Tag kommen neue und verheissungsvolle Phrasen ,und Vorhersagen an die Luft!
    Jede und jeder will besser sein wie der andere!
    Manche gauckeln Steuererleichterungen bis zum O Tarif vor,andere preisen bessere Familienpolitik an,wieder andere liefern uns gratis Butter,die eine Partei verspricht uns immerwährenden blauen Himmel und alle 14 Tage einen Regenschauer,wieder ein anderer verspricht uns ewige Gesundheit und den Himmel auf Erden usw….usw….!-Von allem ein bischen…vom meisten und besten viel zu wenig!

    -Liebe Politiker von A – Z,wenn ihr gut wüsstet was der Wähler von Euch allen hieltet….ja dann….würdet ihr alle euch in ein Mauseloch verkriechen….

    -Fangt mal allemal bei Euch selbst an,und geht mit gutem Beispiel voran!Ihr habt viel an Kredit verloren beim Volke!

  4. Werter Herr Klos,
    Sie begehen den gleichen Fehler wie ihn alle Politiker im Zusammenhang mit Europa begehen. Sie können Europa nicht „per Ordre de Mufti“ schaffen. Auch das befördern und bevorzugen von Lobbyinteressen, sei es nun die Industrie oder die Gewerkschaft, ist nicht hilfreich.Wenn man die „Großkopferten“ so anhört könnte man glauben der eine oder andere hätte begriffen das sich Europa nur mit den Europäern aufbauen lässt. Leider sind diejenigen die das erkannt haben in der Minderheit und ihre anderen Ideen von Europa so weit weg von jeder Realität das sie nicht wählbar sind. Aber jetzt sind ja die Europaskeptiker auf dem Vormarsch. Kommunisten, Nazis, Nationalisten und Europagegner wollen ins Europaparlament. Bravo, immer rein mit denen, Bis die Gemerkt haben das dieses Parlment nur ein nutzloser Debattierklub ohne Macht und Einfluss ist, der zudem noch von den großen Ländern Europas als Endlager für Politrentner die im eigen Land keiner mehr hören und sehen will missbraucht wird, sind sie bereits in diesem Meer aus Korruption und Eitelkeit ersoffen. Meine Vision von Europa ist eine Freundschaft mit Laurent aus Paris, Juan aus Valladlod und Pavel aus Warschau, Ohne Politik, ohne Kommision und ohne die Bevormundung und Reglementierung aus Brüssel.

    • Johann Klos

      Hallo @ EdiG,

      „Ordre de Mufti“.

      Wo habe ich etwas über das „Schaffen“ der EU geschrieben. Wenn bei OD oder anderweitig jemand in den letzten Monaten gegen verschiedene Praktiken innerhalb dieser Gemeinschaft gewettert, hat dann wohl doch ich.

      Ich zitiere:

      – Länger Arbeiten ein Muss
      – Waser ist kein Handelsgut
      – Wer für Europa ist …
      – Der moderne Mensch denkt in Geld
      – Die Ausgeschlossenen ……
      – Wasserversorgung: Privatisierung unbegründet?
      – Der moderne Mensch denkt in Geld
      – der saure Apfel mit dem sauren Kern
      – M. Grosch: sind Zypern und die EU noch zu retten
      – Ist unser dt. Nachbar das EU-Problem?
      – Gemeinsamkeiten
      – Meine Fragen an Europa
      – Fiskalpakt – winke durch ………
      – Der Eurobürger —- ein Auslaufmodell
      – Die Lebensstandardausgleichsabgabe
      – der schräge Blick auf das Ersparte
      – EU sät ärger , bei weitem nicht nur bei Hobbygärtner
      – der Pakt für Wettbewerb und Konvergenz
      – Vom Punchingball und Abgebrannten
      – Wahlkampf in Kriegszeiten
      – Europas Staaten bestehlen ihre Bürger
      – Das überforderte Europa
      usw.

      Reichen Ihnen diese Leserbriefe nicht um zu erkennen dass ich bei weitem mit vielen Abläufen in der EU nicht einverstanden bin.
      Können Sie mir noch jemanden nennen, der in den letzten Monaten so offen gegen die dortigen Auswüchse so deutlich Stellung bezogen hat?

      Genau weil mir bewusst ist wie klein der Spielraum eines Einzelnen ist, habe ich keine große nichtsagenden Sprüche „ gekloppt“, sondern wie Sie z. Bsp. wert auf Laurent usw. legen den Schwerpunkt auf die Familie gelegt. Die Familie ist der Grundstein einer Gesellschaft und dieser zeigt gefährliche Spannungsrisse oder?

      Die Kommission, die Bevormundung usw. wird es auch weiterhin geben. Aber – Wenn jede Region – auch die DG – ein Verhaltenskodex für seinen Vertreter überparteilich festschreiben würde wäre ein erster Schritt getan.

      DAFÜR WÜRDE ES SICH LOHNEN HIER AUF OD STIMMUNG ZU MACHEN!

  5. Réalité

    @ EdiG

    gebe ihnen Grossteils recht EdiG!

    Die Europapolitik ist noch nie richtig erwachsen gewesen!
    Da kocht jeder sein Süppchen!Zum Teil sind’s auch viele die da auf „Dankes-oder Abschiebepöstchen“ sitzen,Hauptsache sie sind dabei!Jedes Land sucht sowieso zu allererst seine Vorteile!
    Dann die horrenden Kosten dieses ganzen und ineffizienten Apparates!

    Diäten,Personalkosten,die Hin-und Rückreisen Brüssel-Strasburg,allein letzere was die den Steuerzahler alles kosten…..und die Politik lässt das einfach so weiterlaufen……weggeworfenes Geld….was würden die Alice und die Angelika sich freuen in Haiti…..

    -Schreit zum Himmel sowas!

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