Leserbrief

Johann Klos: Kommunalpolitiker als Lebensraumgestalter

Der Einzelhandel wird zu 90% aus Kleinstädten wie Eupen in den kommenden Jahren verschwinden. Dies wird von professionellen Städteplaner schon seit Jahren thematisiert. Nicht nur für Eupen gilt: Nicht-professionelle Entscheider besitzen kein Gespür für die Gestaltung der Lebensräume der Bürger. Alte derzeitige und zukünftige Mehrheiten überschritten bzw. überschreiten ihre fachliche und moralische Kompetenz in Bezug auf das visionäre Heimatsgefühl der Bürger.

Kommunalpolitiker sind fachlich nicht die Bezugspersonen, um als Entscheidungsträger Lebensräume zu gestalten, welche heute schon drastische Veränderungen von morgen berücksichtigen. Hier gilt es sich bescheiden mit der zweiten Geige zu begnügen und verantwortungsvoll den jeweiligen finanziellen Rahmen zu begleiten.

Die derzeitigen hiesigen Realisationen der verschiedenen Lebensräume glänzen vor Trostlosigkeit, sie bedürfen einer erneuten Infragestellung. So wie sie sich jetzt präsentieren, als sich selbst überlassene, zubetonierte und entgrünte Verwahrlosungen, drücken sie nichts anders aus als Trostlosigkeit und ein Schnell-fort-von-hier. Ein Anblick, der dazu einlädt, die Rollläden zu schließen.

Genauso für die sogenannte Begegnungszone. Hier bringt der Verkehr die Bürger nicht zusammen, sondern er trennt sie jeden Monat ein bisschen mehr.

Unsere Kommunalpolitiker haben verlernt, unsere Innenstadt wertzuschätzen. Es wäre ihre Aufgabe, wenn es sein muss wöchentlich, auf die heruntergekommenen oder stillosen Behausungen mancher Straßenzüge hinzuweisen. Marode Bausubstanz, bröckelnde Fassaden, Leerstande gehören angezeigt und sollten immer wieder mittels Fingerzeig angesprochen werden.

Die Zeiten sollten vorbei sein, meine Damen und Herren, wo Stadtplanungskonzepte sich dem Individualverkehr unterordnet und alles passend fürs Auto angeordnet wird. Setzen Sie auf die Jugend, denn diese setzt andere Prioritäten. Das Auto als Statussymbol ist out, der Individualverkehr der Zukunft passt sich den jeweiligen Lebensphasen an – mal mit, mal ohne.

Eine Stadt besteht aus ihrem Kern und ihrer Peripherie. Eine gelungene Kernsanierung zeichnet sich aus durch den regelmäßigen „Besuch“ und das Verweilen der Peripheriebewohner.

Der Kern muss den heimischen Peripheriegartengestaltungen wenigstens gleichwürdig sein. Nur dadurch entwickelt sich ein neuer Einzelhandel, ein Einzelhandel nach den jeweiligen Bedürfnissen späterer Generationen, der aber für das Lebensraumgefühl wichtig sein sollte.

4.2.2015 Johann Klos, Eupen

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern