Leserbrief

Johann Klos: Die Vorhut ist da

Es wird wohl nicht mehr viele geben, denen dieser Begriff aus der Klamottenkiste der Geschichte noch etwas sagt. Kamen die „Befreier“ mehr oder weniger geordnet, so haben wir es heute im Zeitalter von i-Phone und Ähnlichem mit unkalkulierbaren angepassten Invasoren zu tun. 

Ja, die Vorhut ist da, und schon jetzt zeigt sich unsere Ratlosigkeit. Was, wenn erst die vielen Millionen weiterer Invasoren den Weg zu uns antreten?

Wir sollten uns so langsam vor Augen führen, dass dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten ist. Auch dass die jetzige Politikergeneration nicht den Schneid hat, rational mit dieser Tatsache umzugehen und sich noch weniger traut, den Bürgern mitzuteilen, dass es kein Zurück geben wird in unsere Spaßgesellschaft der letzten Jahrzehnte. 

Wir werden staunende Zeugen einer Völkerwanderung, die sich auch von einer „Nichtwillkommenskultur“ nicht zurückschrecken lassen wird. Jeder, der mit etwas Logik an die Sache rangeht, muss erkennen, dass Menschen einen so langen und risikoreichen Weg, ohne den Ausgang ihrer Odyssee zu kennen, nur auf sich nehmen, weil ihnen keine andere Wahl bleibt. Zu Hause „krepieren“ oder durch die Flucht wenigstens auf eine Überlebenschance hoffen – mehr ist nicht drin. 

Es ist an der Zeit, dass unsere gewählten Volksvertreter die Dinge beim Namen nennen. Dazu gehört auch zu sagen, dass es diesen Menschen gleich ist, was und wie wir darüber denken, sie kommen auf Gedeih und Verderb. Sie wissen von ihrem Lotteriespiel bei der Überquerung des Ozeans. Wie verzweifelt muss man sein, um selbst diese Gefahr, die für viele schon des Ende bedeutete, auf sich zu nehmen. 

Es wird nicht genug Stacheldraht weltweit geben, um diese unzähligen Millionen aufzuhalten. Unsere lächerliche Planung der Verschärfung des Asylrechtes werden in den Ländern, die durch Kriegs und Armut aufgehört haben zu funktionieren,  nicht zu Kenntnis genommen werden. Die Menschen haben weiß Gott andere Probleme. 

Ob wir ihnen nun das Taschengeld verweigern oder nur noch Gutscheine aushändigen, wie verblödet muss man eigentlich sein, um aus solchen Maßnahmen Konzepte abzuleiten. Und noch eine Überlegung sollte man anstellen: Ist es nicht eigentlich so, dass alle, die um Asyl bitten, einen durchaus triftigen Grund haben, ihre Heimat zu verlassen? 

Warum, ihr Herren Politiker aller Couleurs, verkriecht ihr euch in eurem Alltagsgeschäft?

Warum bringt ihr eurem Wahlvolk nicht mit viel Geduld und Überzeugung so langsam bei, dass dieses Problem bei weitem eine Dimension annehmen wird, deren Größe sich bis heute keiner vorstellen kann. Die Eurokrise war „Firlefans“ um Vergleich hierzu. 

Die Zeit der Oberflächlichen war gestern. 

Ich habe nur die Befürchtung, dass es unsere derzeitigen Eliten, von einigen Ausnahmen abgesehen, in Zeiten wie diesen an Weitsicht, Mut zur Ehrlichkeit und Entschlusskraft fehlt. Keiner unserer EU-Vorturner, und auch viele andere auf nationalem Terrain, trauen sich, das Problem beherzt anzupacken. 
Immer noch steht parteipolitische Geplänkel an oberster Stelle, immer noch traut sich keiner zu sagen, dass sich dringendst zentrale Punkte der Politik verändern müssen.

An alle, die nun kommentieren werden, sei gesagt, dass es strategisch keinen Wert hat, sich an den Symptomen abzuarbeiten. Es wäre produktiver, endlich Wege aufzuzeigen, welche zur Ursachenbeseitigung beitragen können. 

Als erster Punkt sollten wir gemeinsam allen Politikern die Stirn bieten, welche weiterhin in der Nato mehr sehen als ein Verteidigungsbündnis. Ich für meinen Teil habe endgültig genug von unseren bisherigen sogenannten chaotischen Interventionskriegen. ” Leider wird zurzeit in den USA der Wahlkampf eingeläutet. Wenn ein Republikaner gewählt sollte, wird alles rund um Europa weiter destabilisiert werden. Da ist das, was wir jetzt erleben nur Übung. Zitat: ” … es kümmert mich nicht, was man in Europa über die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Außenpolitik denkt. Was für mich zählt, ist das amerikanische Volk und ob das amerikanische Volk dieser Außenpolitik glaubt, …” Was wollen wir eigentlich noch von solchen „Freunden“?
Und noch eines, werte Leser: Unser sogenannter Reichtum ist begrenzt. Wir müssen, ob wir wollen oder nicht, einen Teil davon abgeben. Da ich befürchte , dass die wenigsten das einsehen werden, laufen wir Gefahr, dass die derzeit weltweit Benachteiligten sich ihren Anteil einfach bei uns abholen werden.

Völkerwanderungsfragen lassen sich nicht in eine Power-Point-Präsentation zwängen, sie erfordert eine uneigennützige Politik von Machern.

21.9.2015 Johann Klos, Eupen

16 Antworten auf “Johann Klos: Die Vorhut ist da”

  1. Bürgerwehr

    “ Da ich befürchte , dass die wenigsten das einsehen werden, laufen wir Gefahr, dass die derzeit weltweit Benachteiligten sich ihren Anteil einfach bei uns abholen werden.“

    Ganz einfach ihren Anteil bei uns abholen? Dann müssen entsprechende Mechanismen als Antwort darauf greifen! Was ich damit meine, überlasse ich Ihrer Fantasie..

    • sehr Zustimmung

      Herr Klos zum Inhalt ihres Leserbriefes, jedoch erlaube ich mir folgende Frage an Sie, als Politiker, sind Sie denn einer der Wenigen in Ihrer Partei, die notwendiges anderes Handeln schon vorher erkannt haben und eventuell damit fast allein auf weiter Flur standen? Oder haben Sie Ihre Sicht überhaupt nicht geauessert? Mit Verlaub das traue ich Ihnen nicht zu.

  2. Réalité

    Tja,Herr Klos,alles schön und gut! Habe jedoch die Befürchtung das alles Knottern und Schimpfen auf die Politikgilde keinen Erfolg haben wird!? Die sind so eingeigelt das nur mehr die Haarspitzen rausragen.
    Der Firlefanz den diese Eliten verbreiten, den glaubt das Volk denen nicht mehr! Diese Zeiten sind vorbei; Wenn die Leute sich dann auch noch die Taschen füllen das sie überquellen, und vorgeben sie hätten sowas von viel Arbeit, ja dann ist das Fass am überlaufen.
    Alleine die Politik ist die angesprochene Misere schuld. Der Assad sitzt nach wie vor auf dem Trohn, sein Volk und vornehmlich die Jugend verlässt ihn in Scharen. Alleine die Mutter Angela tat das richtige und half dem Elend. Was wohl in ein paar Jahrzehnten von Europa übrig bleibt das wird die Zeit uns sagen. Eins steht jedoch fest, so schwarz wie Sie es schreiben wird es niemals sein!?
    Unsere Freunde in den USA werden uns schon nicht im Stiche lassen, sollten dann die Syrer,Afgahnen usw sich gegen uns wenden.Ich denke das uns die Amis immer noch näher sind wie der Putin! Haben Sie mal keine Angst,Herr Klos!
    An Ihrer Stelle würde ich mal sofort anfangen hier auf zu räumen.
    Alleine hier vor Ort ist der Bedarf schon total überzogen und über bewertet.
    Und nach oben ist auch noch vieles möglich in der Hinsicht.
    Die Vorturner, wie Sie es sagen, sind total ausser Übung, und können ihre Kür nicht mehr!Von der Pflicht schon gar nicht zu reden!
    Einzig die Macht und Profitgier zählt, sowie das von Ihnen genannte Alltagsgeschäft. Letzeres ist der massen hart und übermässig (siehe nur die Anzahl an Jahressitzungen unseres Senats!), dass selbst die viel zu grosse Überzahl an Politikern es nicht mehr gemeistert kriegt.

  3. Bestechend schlüssig ist die Argumentation zur mangelnden Sinnhaftigkeit einer Behandlung der Symptome.

    Die Nutzung des Begriffs „Invasoren“ und die darauf in der Einleitung suggerierte Endzeitstimmung (man beachte den Sprachgebrauch: unkalkulierbar, angepasst = nicht so leicht zu entdecken?, Abschied von der Spassgesellschaft) sollen wohl aus marketingtechnischen Gründen die Leser bei der Stange halten. Hat für mich einen gewissen Nachgeschmack, aber sei’s drum.

    Halten wir also positiv fest, dass es nicht lohnt Symptome zu bekämpfen. Packen wir das Übel also an der Wurzel. Nein.
    Nein, keine militärischen Interventionen (mehr).
    Sollte man also den IS gewähren lassen, um weitere Flüchtlingsströme zu vermeiden?
    Glauben Sie, dass Herr Assad die Sache in den Griff kriegt? Vielleicht sollten wir ihm (auch) Waffen liefern, hoffend das er uns die Hilfe mit einer Rückrufaktion vergilt.
    Oder vertrauen wir darauf, dass Väterchen Wladimir die Sache richten wird?

    Mit Verlaub Herr Klos, ohne militärische Intervention gegen den IS, bleibt Ihr Vorschlag wohl eine homöopathische Wurzelbehandlung.

  4. „Es wird nicht genug Stacheldraht weltweit geben, um diese unzähligen Millionen aufzuhalten.“

    Das ist Quatsch. Es braucht nur die Entschlossenheit, seine Grenzen zu schützen. Und wenn es militärische Mittel braucht, dann werden die halt angewendet. Amen.

  5. gerhards

    Keiner hat „die Eier“ sich um die Zustände in den Herkunftslandern zu kümmern. Sprich einmarschieren, Despoten abmelden, Wiederaufbau gestalten und die Menschen in Demokratie sowie Freiheit zu unterrichten.
    Bestens bekannt als D-Day und Marshall Plan.
    Diekostet aber tausende Leben der Befreier und Billionen Euro.
    Wasch mich aber mach mich nicht nass, dies hat noch nie funktioniert! Das Ergebnis sehen wir jetzt. Wir sind selber schuld.

  6. Quelle misére

    So bald das TTIP Handelsabkommen mit unseren „Freunde “ aus USA unterschrieben wird, wird es keine „Flüchtlingströme „, kein VW Skandal, keine neuen Atomraketen , keinen Bau von 200 Moscheen mit der ünterstützung der Saudis mehr geben in Deutschland . Hier wird versucht ein Land siehe ein Kontinent zu destabilisieren weil es unseren „Freunde “ nicht gefällt das sie nicht mehr die einzigen Weltherscher mehr sind . Das was wir jetzt erleben ist erst der Anfang . Danke mein Amerikanischer Freund.

    • Quelle misére

      Die ¨Russen haben über Gazprom einen Vertag mit diversen Balkanstaaten für eine Pipeline die Europa mit Gaz versogen solte , die Pipeline geht komischer weise durch die selben Statten wie der Flüchtlingsstrom , Zufall?????

  7. Marcel Scholzen (Eimerscheid)

    Werter Herr Klos,

    Sie haben alles gut analysiert und richtig dargestellt.

    Das grösste aussenpolitische Problem der Vereinigten Staaten ist es, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Kriege zu gewinnen, sondern nur noch Chaos anrichten können wie im Irak, Afghanistan, Libyen, etc und das Europa dann die Suppe auslöffeln muss. Die Nato sollte sich auf ihre Rolle als Verteigungsbündnis zurückbesinnen und die spärlichen Resourcen, die für Verteidigung noch da sind, in die Landesverteidigung stecken, als in irgendwelche sinnlosen Abenteuer wie in Afghanistan, etc.

    Man sollte endlich begreifen, dass „die Herrschaft des Weissen Mannes“ endgültig vorbei ist und dass in der heutigen globalisierten Welt Zusammenarbeit mehr bringt als einseitige Handlungen.

    • Bart der Wewer

      Herr Scholzen (Eimerscheid), Zusammenarbeit ist wichtig und richtig! Aber unter der Herrschaft anderer Farben wird die Welt mit Sicherheit nicht besser werden, als unter der Herrschaft der Weißen. (und nicht des bösen weißen Mannes) Oder ist die Politik die Asiaten und Afrikaner besser? Nein!

    • „Das grösste aussenpolitische Problem der Vereinigten Staaten ist es, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Kriege zu gewinnen,“

      Komplett falsch, die Amerikaner können jeden Krieg gewinnen, sie müssen nur wollen.

        • Klar, die Amerikaner haben auch nicht den Vietnamkrieg verloren, sie haben sich nur zurückgezogen, weil sie zu Hause eine schlechte Presse hatten.
          1991 haben sie Saddam nicht gestürzt, weil sie den Irak nicht an den Hacken haben wollten.
          Nach dem letzten Irakkrieg haben sie sich zurückgezogen, weil Obama eine Null ist.
          Und in Afghanistan war der Fehler, zu glauben, man könne dort eine Demokratie einführen. Hätten sie mal besser eine Militäradministration unter eigenem Kommando eingerichtet.

          Oben schrieb ich:

          „Komplett falsch, die Amerikaner können jeden Krieg gewinnen, sie müssen nur wollen.“

          Eine Einschränkung muss ich anfügen: Das gilt natürlich nicht gegen Russland, so ein Krieg würde zur Weltherrschaft der Eskimos führen, weil danach alle anderen tot sind.

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