Leserbrief

Johann Klos: Die Lebensstandardausgleichsabgabe

Die Arbeitslosenzahlen der letzten Monate sprechen eine eindeutige Sprache. In unserem Wirtschaftsraum sind derzeit mehr als 20 Millionen Menschen ohne Arbeit. Tendenz steigend. Jeder 4 Jugendliche ist betroffen! Die einzelnen Nationalstaaten, an der Spitze Frankreich u Spanien (Belgien auch), weichen ihre begonnen Sparprogramme heftig auf, was nicht anders heißt, es werden wieder kräftig neue Schulden eingeplant.

Durch Sonderprogramme wird man sicherlich versuchen, der einheimischen Wirtschaft neue Impulse zu geben. Kurzfristig gedacht vielleicht sogar richtig, langfristig total daneben, da nicht anhaltend.

Solche Impulse verpuffen, sobald die Gelder aufgezehrt sind. Umdenken in unserer Gesellschaft ist angesagt.

Der derzeitig propagierte und mit aller Kraft prospektierte Weg der globalen Produktionsliberalisierung erwirtschaftet keine Mehrwerte, sondern erzwingt nur eine globale Verlagerung der Produktionsstandorte. Sie macht aus ärmeren Regionen reichere und aus reicheren Regionen ärmere. Genau in dieser Zwickmühle befindet sich Mittel- und Südeuropa. Wohlgemerkt, unbestritten ist die Tatsache, dass auch andere Länder wie Ungarn, Bulgarien, Litauen, Rumänien usw. ein Recht auf „blühende Landschaften“ haben.

Es ist weiterhin erstrebenswert, dass Länder wie China, Indien, Korea, Bangladesch usw. den wirtschaftlichen Anschluss weiterhin packen – warum Afrika hier eine Nullnummer abgibt, wer weiß es? All dies darf aber nicht bedeuten, dass die „Kornkammern der Marktwirtschaft“ zum Armenhaus der Weltwirtschaft degradieren.

Anders gesagt, als Vorreiter in Sachen Demokratie, Wirtschaft und Sozialem liegt es an Europa, die Definition von nachhaltigem Lebensstandard neu zu definieren. Denn eins ist wohl inzwischen jeden klar: Es sind nicht die sogenannten „neuen Technologien“, die Hochlohnländern wie Belgien usw. aus der Klemme helfen. “High-Tec” alleine reicht nicht. Um dies zu bewerkstelligen, könnte in erster Linie aus beschäftigungspolitischen Gründen eine strukturierte Einfuhr von Konsumgütern angestrebt werden. Bis auf weiteres ist der einzige Garant für ein Aufrechterhalten unserer sozialen Errungenschaften die Produktivität. Wir benötigen somit ein Instrument, um dieses fundamentale Bedürfnis zu befriedigen.

Hier setzt die Lebensstandardausgleichsabgabe an. Importwaren würden gemäß ihrer Herkunft bereits im Ursprungsland nach einem variablen Schlüssel mit einem Mehrwert belegt, welcher einen Ausgleich bilden soll zu den vergleichbaren Mehrkosten der Produkte, wenn diese im Importland produziert worden wären. Der Unterschied zum derzeitigen praktizierten protektionistischen System besteht darin, dass es keine Importzölle gibt, sondern dieser Mehrwert im Erzeugerland der Waren verbleibt.

Solch eine Vorgehensweise würde es potenziellen einheimischen Investoren ermöglichen, wieder Produktionskapazitäten für die heimischen Märkte zu realisieren, und würde der breiten Bevölkerung eine Chance bieten, nicht in Armut aufzuwachsen oder im Alter mittellos zu sein.

Dies könnte ein erster Schritt in eine neue gangbare Richtung sein. Ein Weg in eine neue Wirtschaftsform, die nicht geprägt ist vom Muss des ewigen Wirtschaftswachstums. Ein Wachstum, das sich nur damit begründet, anfallende Zins- und Schuldbelastungen der Staaten und Privathaushalte zu finanzieren. Eins allerdings vorweg: „Geiz ist geil“ funktioniert dann nur noch in Maßen, so manches wird eine Nummer kleiner, aber ein Auskommen ist besser als ein Nichtauskommen.

Nur eins benötigte unsere EU-Kommission: eine „Lebenstandardausgleichsermittlungsbehörde“.

14.5.2013 Johann Klos, Eupen

8 Antworten auf “Johann Klos: Die Lebensstandardausgleichsabgabe”

  1. Réalité

    Werter Herr Klos,
    das Sie noch von keiner Partei entdeckt sind worden,wundert mich sehr!?Mit all ihrem Wissen,Wortschatz und „weisen Ratschlägen“,wären Sie geradezu prädestiniert Politisch tätig zu sein!Vieles wird sich in Zukunft ändern müssen,und zwar radikal!Da sollte gerade die Politik mal bei sich anfangen,ob auf E.U. Basis bis hin zu den Nationalen-u Regionalen Verantwortlichen!Heute in den Niews:Frankreich in der Rezession!Wieso,woher denn??Ein so grosses Mittel-Europäisches Land,unglaublich!?Ich behaupte mal:da sind die reingesteuert worden von den Chirac’s,Sarkozy’s usw!Einige anderen E U Staaten sind ebenfalls auf bestem Wege zum selben Ziele!Sie sprechen die hohe Jugendarbeitslosigkeit an.Dieses „Pulverfass“ wird in absehbarer Zeit hochgehen,u.a. auch weil die heutige Politik keine Antworten mehr auf deren Fragen hat!Darum hat die Jugend „auch keinen Bock auf Politik“mehr!Gravierend!Es fehlt in der Politik vornehmlich an „Leadern“,Leute die überzeugen können,die Charisma haben!Es überwiegen die Skandale,die Gier nach Macht und Geld,das Parteidenken!Das Finanzieren bzw. Ausgleichen über Wachstum wird so nicht weitergehen.Da müssen schon andere Lösungen her.Sie enden Ihren Kommentar mit einem so langen Satz,der selbst den unseres M.P.von vor kurzer Zeit in den Schatten stellt!Noch eine Behörde!!?Gerade da sollten die Politiker mal anfangen,“und abbauen“!Da viel zu viele unnötige „Erfinder und danach Beschützer“ Ihrer Gesetze,Verordnungen,Bestimmungen,Erlasse,Bedingungen,Paragraphen usw-„weiss der Teufel noch alles“ am staatlichen Ruder sind!Wäre schon mal ein Anfang!Und von diesen Leuten auch mal etwas „Demut“ zu verlangen,da könnte man noch lange drauf warten.Überall werden neue Funktionen,Aufsichtsbehörden,Direktoren,Unterdirektoren,Posten und Pöstchen erfunden,um gewisse Umkreise zu festigen!Unnütz oder nicht,Hauptsache,mal wieder „ein Pläsierchen“!Wir werden umdenken müssen!Ist es normal das fast die 1/2 des E U Haushalt’s an Zuschüssen fûr die Agrarwirtschaft geht!?Davon sehr grosse Summen an Multi’s und Grossbauern.Viele Länder steuern auf den Bankrott zu!Selbst die USA gehören dazu!Man darf nicht daran denken!Uns Belgiern wollen sie an die Sparbücher.Wo möge wohl die Welt hinsteuern,wenn „jede Familie so wirtschaften würde“!?Man könnte sich die Finger wundschreiben bis morgen früh,aber die Lösung wird von selbst kommen!Früher oder später!

    • Johann Klos

      Erfreulich an ihrem Kommentar –er erfrischt durch Sachverstand, spiegelt Besorgnis wieder und bleibt themengebunden.

      Ihre Anspielung auf meine „Parteilosigkeit“ steht im direkten Zusammenhang mit meiner unkonventionellen Art Probleme zu erkennen und anzugehen.
      Die etablierten Parteien zeichnen sich insgesamt durch gewachsene hierarchische Strukturen aus, welche alleine schon aus Selbsterhaltungstrieb Abweichler ausschließen müssen oder an die Kette legen. Die traditionellen Partien hängen mit ihren Business Plänen dem Zeitalter der modernen Kommunikation und der sich daraus entwickelten Bereitschaft vieler Bürger „öfters gefragt“ zu werden meilenweit hinterher. Da zudem im Gegensatz zur freien Wirtschaft ein „ nicht am Ball bleiben“ nicht zum direkten Konkurs führt, benötigt es ellenlange Jahre ehe sich ein bemerkenswerter „ Changement d’esprit „ bemerkbar macht.
      Somit bliebe als Alternative nur der Weg über eine neu zu gründende bürgernahe Bewegung. Eine Überlegung mit vielen Haken und Ösen. Na wie sagte da jemand „schauen mer mal“

      Die Jugendarbeitslosigkeit habe ich angesprochen weil ich der Auffassung bin das der Mensch einfach zu seiner Entfaltung Arbeit braucht. Sicherlich spielt der finanzielle Effekt eine große Rolle – aber das ist nicht alles. Somit müssen wir uns lösen von dem Slogan „ Geiz ist Geil“. Wir brauchen Industriestandorte vor Ort und zwar in den meisten traditionellen Bereichen. Das große Problem unseres Wirtschaftssystems besteht darin das die reale Wertschöpfung nur noch linear ansteigt und die private Abschöpfung scheint exponentiell anzuwachsen.

      Ein weiteres Problem. Die Vollautomatisierung der Arbeitsplätze wird selbst unter meiner geschilderten für mich überlegenswerte Umstrukturierung eine Vollbeschäftigung niemals mehr zulassen – außer wir finden uns mit dem von der Natur scheinbaren vorgegeben Geburtenrückgang ab, wobei wir dann den Wahnsinn des derzeitigen Generationenvertrags den Abfluss runterspülen sollten um uns nach einem andern Finanzierungssystems unserer Renten umzuschauen.

      Hier können wir nun seitenweise über die wenn auch automatisch stattfindende Wertschöpfungskette debattieren kurz angesprochen – der auch auf diese Art erwirtschaftete Mehrwert muss nur gerecht verteilt werden – ganz anderes Thema.

      Das daraus erwirtschaftete darf somit nicht zu Kapitalanhäufungen führen, sondern muss unters Volk gebracht werden, auch ohne ein direktes Dazutuen. Was wiederum bedeutet, wir benötigen eine komplette Umorientierung in Sachen zeitgemäße Pädagogik.

      Im Punkte Zungenbrecher kann ich Sie beruhigen. Eine Lebensstandardausgleichsermittlungsbehörde kann im Zeitalter der EDV auch von den einzelnen Nationalbanken übernommen werden.

      Ihre Anmerkungen in Bezug auf das „gefühlte“ Ausufern von Behörden usw. und die sich daraus ergebene Flut von Gesetzen, Bestimmungen usw. erklären sich zum Teil durch die -ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht – Zentralisierung der Macht, das hin zu einem Staat der sich Europa nennt und das derzeit noch praktizierte Doppelleben durch Nationalstaaten und das Herunterbrechen dieser Beschlüsse auf die Anwendungstauglichkeit der einzelnen Regionen. Der Nationalstaat in unserem Fall Belgien wird bei Realisierung dieses Projekts auf Dauer in die Bedeutungslosigkeit abrutschen. Die Regionen können die großen Gewinner dieser damit verbundenen Strukturveränderungen werden. Ob wir es nun hier wahrhaben wollen oder nicht die Regierung der DG hat diese Perspektive erkannt und versucht mit ihren Mitteln sich hier vorteilhaft aufzustellen. Um in Zukunft aus dieser „Machtzentrale“ regionalen Profit zu erzielen braucht es Allianzen. Daher Vorsicht mit vorzeitiger Verurteilung verschiedenster Aktivitäten.

      • Réalité

        @Johann Klos
        Sehr geehrter Herr Klos,
        vielen Dank für Ihre Blumen an mich im ersten Satz!Gebe Ihnen diese sofort zurück mit „Chapeau für Ihren Schreibstil und Wortschatz“!Wie wär’s denn wenn Sie selbst den 1ten Schritt zur Bürgernahen Partei wagten!??Schaun’se mal!!?Zu Beginn Ihres 1ten Artikels gingen Sie auf unsere blühenden Landschaften sowie die gegenteiligen in Süd- und Osteuropa ein.Wir sind glücklich dieselben von unseren Vätern und unserer Nachkriegsgeneration hart erarbeitet zu haben!Jedoch diese Länder wollen mit aller Macht auch da rein,Sie und wir wissen bestimmt warum!?Andere Länder im Süden haben sich gewissermassen da „reingestohlen“,im wahrsten Sinne des Wortes!Und unsere „Schlauberger“ haben „sich dran kriegen lassen“!!!!Das Resultat kennen wir zur Genüge!Und sowas steht an der Spitze einen Volkes,eines Staates….und das auch noch „ungestraft“!Da sitzen sehr viele im Knast für kleinere Übel!Auch ist es skuril,dass Nordeuropäische Staaten,wie Norwegen,Schweden,Finnland u Dänemark,sowas von fruchtbare u Volksnahe Politik betreiben,dass man fast neidisch wird!Keine Streiks,keine Politikerskandale,Regierungswechsel!Da können alle unsere „Südstaaten“ erblassen vor Neid!Viele sehen in den „BRIC“Staaten die kommende Weltmacht!Ich glaube sowieso,dass China in den kommenden Jahrzehnten der „Weltplayer“ in vielen Bereichen sein wird!Und Afrika wird zum Grossteil seine Kolonie sein!Die Chinesen unterwandern jetzt schon viele Staaten dieses Kontinents,besonders wegen der dortigen Rohstoffe!(und Müllabladehalden)
        Das in Europa die Regionen in Zukunft eine Rolle spielten sehe ich nicht so!Denn vieles läuft nur mehr im „Globalen/grossen Stil“.Die grossen Städte sind jetzt schon die Magneten der Multi’s,und damit Einwanderungs-und Zuzugsgebiete par Excéllence!Da ist unsere so kleine Gemeinschaft viel zu winzig um da mit zu spielen!Allerhöchstens „eine kleine Statistenrolle“!Wir liegen dafür auch zu nahe an diesen Städten.Wo ginge es auch hin wenn die kl Stadt Düren mit der Region Nord-Eifel,oder Hombourg und die Voeren sich denn auch noch als „Region erklärten“,und danach Oberhausen,und dann Hinderhausen…..und jede Region hätte da 4-5 Minister,und Parlamentspaläste,und viel Personal,und eigenen Radiosender usw…!?Die Zeiten werden wir beide wohl nicht erleben!Die Politik muss umdenken!Es geht nicht an das horrende Summen in unnütze Gebäude und Regierungssitze investiert werden,wovon letzlich das Volk,der Steuerzahler überhaupt keinen Nutzen hat!Da muss zumindest vorher der Bürger/der Steuerzahler gefragt für werden,denn er bezahlt das ganze ja!Da müssen unsere Regierenden wohl bessere Perspektiven suchen,denn bis heute sind hier noch keine Ostdeutsche Schweisser hingekommen,geschwiege denn ein grosser Investor mit einem grossen Werk oder Fabrik!Zu schwarz sollten wir aber auch nicht sehen.Der Ostkantönler wird immer noch Positiv gesehen,als Arbeitsam,ehrlich u flexibel.Es gab immer schon Konjunkturdellen,und darauf folgte auch wieder ein Hoch!Es kommt darauf an „sich der Sache an zu passen“!Da sollten auch die verantwortlichen Politiker an den wahren Spruch denken:
        Spare in der Zeit…,dann hast Du in der Not!
        Ich gebrauche Ihre Worte:
        Auskommen mit dem Einkommen,ist immer noch besser und weniger schlimmer,wie das „Nicht-Auskommen mit dem Nicht-Einkommen“!!
        Fast hätte ich’s vergessen!Ihre neue Behörde sollte von den Nationalbanken gesteuert werden!?Da wäre ich an Ihrer Stelle doch etwas vorsichtiger…..sie wissen schon was ich meine…..!!!
        Ich habe einen Gegenvorschlag um bessere Behörde!Folgende:
        EINEDERPOLITIKKONTROLIERENDEUNDAUFDIEFINGERSCHAUENDEINSTANZUMZUKON
        TROLIERENOBAUSFÜHRUNGDESSENWOFÜRDERWÄHLERSIEGEWÄHLTHAT—-(Uff!)
        (ich freue mich auf ihren nächsten Artikel!)

    • Petra Ganser

      Alles Geld geht auch nicht in den Agrarbereich, Die Kleinbauern koennen eh durch die Finger schauen. Jetzt las ich, dass aus dem Agrartopf 130.000.000 Euro jaehrlich als Subvention fuer den spanischen Stierkampf verschleudert wird, Auf eine Erklaerung hierfuer wird man wohl vergeblich warten.

  2. Zunächst mal die EU-Institutions-Wasserköpfe in ihrer jetzigen Form abschaffen. Als erste, die EU-Kommission,
    (treffender als Europäische Unfug-Kommission zu betiteln). Die schmeißen unsere Steuergelder mit der Schaufel zum Fenster raus und machen den Nationalstaaten derweil noch Vorschriften, wie diese zu sparen haben. Diese Vollpfosten sollen mal zunächst bei sich selbst anfangen! Und dann dieser Irrsinn, jedes Jahr praktisch ein neues Land als Mitglied hinzu zu nehmen, ohne genau überprüft zu haben, ob diese Staaten die Aufnahmekriterien auch erfüllen. (Beispiel Griechenland) Da ist die EU ja schön
    hinters Licht geführt worden, da zu blöd um es zu bemerken.Wir brauchen keine
    weitere Behörde von EU-Deppen, sondern weniger

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