Leserbrief

Johann Klos: Apologet wider Willen?

Da die DG sich auch noch längere Zeit als Teil Walloniens zählen darf, sollten wir uns – ob wir nun wollen oder auch nicht – von Zeit zu Zeit mit den fundamentalen Problemen wallonischer Politik auseinandersetzen. Seitdem scheinbar der eine und andere Politiker eine Allianz der Rechten, bedingt durch die immer noch guten Vorhersagen für die N-VA, in seinen schlimmsten Träumen als realitätsnah vorgeführt bekommt, wird der Begriff „Nationalismus“ zum Unwort des Jahres.

Warum nun ausgerechnet Herr Demotte als Ministerpräsident der Wallonischen Region diesen Begriff für seine Sozialistische Partei in Anspruch nahm, bleibt wohl sein Geheimnis. Herr Demotte wäre gut beraten gewesen, wenn er im Zuge seiner diesbezüglichen Äußerungen, wenn er schon diesen Begriff wählen musste, seine neuzeitliche Definition dieses Begriffes, bezogen auf die Politik der PS, herausgestellt hätte.

So in den Wind gesprochen, war dies natürlich eine super Ballvorlage für „Andere“. Die MR ist sofort auf diesen Zug aufgesprungen, und es werden Historiker zitiert, um theatralisch zu belegen, dass jeder Nationalismus ins politische Chaos führen muss.

Vom Grundsatz richtig, wenn man aber hingeht und vergleicht nun Herrn Demotte und seine Sozialistische Partei mit den Urhebern von Faschismus, Nazismus oder Kommunismus, geht man einfach zu weit.

Wenn Herr D. Bacquelaine (MR) im weiteren Verlauf seiner Stellungnahme klarstellt, dass Nationalismus und Liberalismus keine Gemeinsamkeiten aufzeigen, dann hat er damit natürlich Recht. Nur, das dann folgende Schönmalen liberaler Weltanschauungen stammt aus dem vorherigen Jahrhundert.

Von dieser Ideologie sind die Liberalen derzeit schon ziemlich weit weg. Es wäre tatsächlich wünschenswert, wenn europaweit die ungeheuerliche Fehlentwicklung des Neoliberalismus à la Thatcher und Reagan wieder zu ihrer Urversion zurückgespult würde.

Dann, liebe Freunde der MR, bräuchten Sie sich um dem Begriff des Nationalismus keine Gedanken mehr zu machen.

Gelebter, ursprünglicher Liberalismus wäre eine echte Gefahr für alle anderen Parteien. Aber: Ob wir das je noch einmal erleben werden, wage ich zu bezweifeln.

9.9.2013 Johann Klos, Eupen

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