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Ein Beamter, der nie einer war: „Jockel“ Kremer geht in Pension

Georg „Jockel“ Kremer am 17. September 2017 in seiner Eigenschaft als Kulturbeauftragter der Stadt Eupen bei der Eröffnung des Lehrpfads „Martin Luther“ an der Friedenskirche in Eupen. Foto: OD

An diesem Freitag verabschiedet sich Georg Kremer, den aber jeder „Jockel“ nennt, von seinen Arbeitskollegen bei der Stadt Eupen. Mit fast 62 Jahren geht der Mann, der zuletzt als Kulturbeauftragter bezeichnet wurde, in Wirklichkeit aber Beauftragter für alles war, zum Monatsende in Pension.

Man ist fast geneigt zu behaupten, dass mit „Jockel“ ein echtes Original die Eupener Stadtverwaltung verlässt – ein Beamter, der alles war, nur kein Beamter.

Januar 2018, Neujahrskonzert der Stadt Eupen: Dirigent Jean-Pierre Haeck (links) bedankt sich bei Organisator Georg „Jockel“ Kremer (rechts) für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren. Foto: Gerd Comouth

Denn Arbeitszeiten hat Georg Kremer nie gekannt. Er war ständig im Einsatz, auf Achse. Wenn alle Arbeitskollegen schon längst zu Hause waren, brannte in seinem Büro noch Licht. „Jockel“ musste spät abends noch all das erledigen, wozu er tagsüber nicht gekommen war.

“Ein Unikat“ gehe in Rente, meldete der BRF. Ein Unikat ist Kremer in der Tat in vielerlei Hinsicht, und nicht nur deshalb, weil wohl nur ganz selten ein Mann in Pension geht, der kaum ein graues Haar hat.

Ein Unikat ist „Jockel“ auch deshalb, weil wahrscheinlich in ganz Ostbelgien nur ganz wenige Menschen so viel und so gerne reden wie er. Wenn man in akuter Zeitnot ist und „Jockel“ am anderen Ende der Strippe hat, hat man ein Problem.

Seine Wortgewalt ist überwältigend

„Die Wortgewalt des Jockel Kremer ist bestechend, überwältigend“, meinte BRF-Redakteur Rudi Schroeder kürzlich in einem Beitrag über den angehenden Pensionär.

Georg Kremer im August 2015 bei einer Aktion von GAIA auf dem Eupener Marktplatz. Foto: OD

„Jockel“ heißt er seit seiner Kindheit auf dem Schönefelderweg. Seine Mutter sträubte sich lange Zeit gegen den Spitznamen „Jockel“. Für sie war er immer noch „Georg“. Mit der Zeit aber war sie fast die Einzige, die ihn noch so nannte. Inzwischen nennt auch sie ihn „Jockel“. Es geht auch nicht anders, denn hierzulande nennen ihn alle so. Nur für Frankophone wie Comiczeichner Pierre Kroll ist er „Georges“.

42 Dienstjahre hat Kremer auf dem Buckel. Im Bauamt fing seine städtische Laufbahn an. Weil das Thema Umwelt in den Achtzigern immer wichtiger wurde, spezialisierte sich Georg Kremer immer mehr auf diesen Bereich, in dem er sein Talent zur Eigeniniative voll ausleben konnte.

1991 wechselte er als Umweltberater ins Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Joseph Maraite (CSP), wo er sich aktiv mit dem Thema Umwelt beschäftigte, obwohl die DG für Umwelt gar nicht zuständig war.

Umwelt, Kultur und vieles mehr

Im Umweltbereich gibt es viele Verwirklichungen, die es ohne Kremers Einsatz gar nicht oder erst viel später gegeben hätte. Der Wertstoffhof an der Aachener Straße in Eupen gehört sicherlich dazu.

Nachdem 1999 ein Regenbogen über die DG gespannt worden war, kehrte Kremer zur Stadt Eupen zurück. Er wurde fortan Kulturbeauftragter, Redenschreiber und vieles mehr.

Paul McKelvie (links) mit England-Fan Georg („Jockel“) Kremer 2010 beim WM-Spiel England-Deutschland.

Im Kulturbereich gab es zwei Events, für die er sich mit Leib und Seele engagierte: die Veranstaltungsreihe „Summer in the City“, die ihn vor allem an Wochenenden forderte, und das inzwischen traditionelle Neujahrskonzert Anfang Januar.

Als Pensionär wird Georg Kremer natürlich nicht untätig sein. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Engagement für den Tierschutz und die Vereinigung GAIA geht weiter. Zudem ist ihm das Kloster Garnstock ans Herz gewachsen, für dessen Übertragung an die DG er sich stark macht.

Wenn er Zeit hat, kann er sich immer noch ein Fußballspiel der AS Eupen anschauen oder dem 28. Juni 2018 entgegenfiebern, denn an jenem Tag spielt bei der Fußball-WM Belgien gegen England. Und „Jockel“ ist seit jeher Fan von …England.

Seine Liebe zu Großbritannien hat – wie der Name „Jockel“ – in seiner Kindheit und Jugend ihren Ursprung, als er ein großer Fan des schottischen Formel-1-Weltmeisters Jackie Stewart war.

Nur die Kosten der langen Telefongespräche, die muss er künftig selbst übernehmen. Zum Glück sind die Festnetztarife inzwischen niedrig, denn ein Handy oder Smartphone benutzt „Jockel“ immer noch nicht… (cre)

16 Antworten auf “Ein Beamter, der nie einer war: „Jockel“ Kremer geht in Pension”

  1. Kritiker

    Jockel hat kulturell und ökologisch viel bewegt in seiner Heimatstadt Eupen.
    Vielleicht wird einmal eine Straße oder zumindest ein Raum im Rathaus nach ihm benannt werden…
    Vielen Dank, Jockel. Und noch viele schöne Jahre in Deinem (Un)Ruhestand.

  2. Überfluss

    War er nicht auch der Erfinder der Konzertveranstaltungen: Summer in the City!?
    Dieses war mit Schuld am Untergang vieler Feste in Eupen. Da war ein dermassen grosses An- und Aufgebot an allerlei Konzerten in Eupen, so das viele Ortsvereine fast keine Luft zum atmen mehr bekamen!? Siehe, u.a. das Kgl Männerquartett hat sogar bei Zeiten die Segel streichen müssen. Es war ja jedes W.E. irgend etwas los in Eupen, vom Frühjahr bis Ende Sommer! Das war letztendlich zu viel des guten!?

  3. Grandioser Artikel! Alles RIIIIIIIIIIICHTIG.Hätte man nicht besser……..
    Alles,alles Jute für den (Un)ruhestand,Wa?Ein „Original“ verlässt die Bühne (Büro).Wer soll Ihn ersetzen?
    NIEMAND.


  4. 1991 wechselte er als Umweltberater ins Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Joseph Maraite (CSP), wo er sich aktiv mit dem Thema Umwelt beschäftigte, obwohl die DG für Umwelt gar nicht zuständig war.
    ….
    Das hat einen faden Beigeschmack für den gemeinen Steuerzahler. Hier wird jemand bezahlt – aus dem Steuertopf – um sich selbst zu verwirklichen. Und bekommt auch noch Applaus dafür. Ich kenne Leute die 40 Jahre Schichtarbeit auf dem Buckel haben, dafür nie von den Medien gelobt werden, aber solche Spaßvögel mit ihren Steuern finanzieren dürfen. War so mein Gedanke beim Lesen dieses Artikels….

  5. Propaganda

    Herr Jockel Kremer kam nicht bei allen Leuten gut an. Manchmal war er sehr arrogant und zeigte sein wahres Gesicht. Einfach nur lächerlich diese Lobeshymen für einen Beamten der sich bestimmt nicht den Buckel kaputt gearbeitet hat.

  6. Greffier

    Welch ein Gedöns um den Wortgewaltigen, Kulturbeauftragten, Umweltberater, Tourismusbeauftragten, Plumskloerfinder und Tausendsassa! Ein Hans Dampf in allen Gassen! Er muss ja ein wahrer Wunderknabe sein! Der Wertstoffhof, die Kompostierungsanlage, das Sperrgutsortierzentrum, die Anerkennung des Hauses Ternell als CRIE tragen laut Grenz-Echo seinen Stempel. Da gab und gibt es sicherlich noch einige andere städtische Angestellte, die sich dort verdient gemacht haben. Und was die Anerkennung von Haus Ternell als CRIE betrifft, da hat Jockel nun gar nichts zu beigetragen. Warum schmückt sich der Gockel mit fremden Federn? Das ist eine Beleidigung für alle seine ehemaligen und derzeitigen Kollegen, als ob ohne ihn nichts in Eupen funktioniert hätte. Aber ein Konzept für sich zu beanspruchen, welches schon lange ein anderer in der Schublade liegen hatte, das passt zu ihm. Er ist und bleibt ein Trittbrettfahrer. Ein normaler Mensch hätte es auch gar nicht nötig seine „Erfolge“ derart aufzulisten, dass es fast schon peinlich ist. Ich gebe DAX recht, Lob verdient einer, der 40-45 Jahre seinen Job korrekt und engagiert gemacht hat. Gockel hat auf Kosten des Steuerzahlers seine Narrenfreiheit ausgelebt, die ihm die politischen Chefs gegeben haben und die sich – wie er selber sagt – für die politisch Verantwortlichen gelohnt hat. Insider wie Überfluss“ und andere wissen auch genug Beispiel zu nennen, wo Gockel viel versprochen, aber nichts gehalten hat oder wo Projekte komplett den Bach runter gegangen sind.

    • Holzmichel

      @ Greffier : In diesen von Ihnen forschen aber wahren Tönen möchte ich fortfahren . Komme jetzt gerade zurück aus Morschheck , dort waren zwei gut organisierte Holzveranstaltungstage über die Bühne gegangen , da kann man alle Veranstalter nur gratulieren , was diese alles auf die Beinen gebracht haben . Nur zu allem Überdruss mussten ein paar unserer selbsternannten ranghöchster Politmatchos von der Weser , mit Arroganz die Aufmerksamkeit auf sich ziehen . Diese wussten nur allzugut wie sie die aufmerksamkeiten der Besucher auf sich ziehen konnten , indem sie ihre P und E Limusinen direkt vor den Toren abstellten . Man konnte aber sehr gut feststellen , das die Bevölkerung sich von diesen abkapselten und ignorierten . Ob diese hiermit schon schleichwerbung machen wollten für die kommenden RDG Wahlen , man kann es nur vermuten .

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