Am Wochenende kehrte die Eupener Kabarettgruppe „Jedermann“ mit ihrem neuen Programm auf die Bühne zurück. „Ausbaden“ lautet der Titel der Produktion, die am Samstag im Atelier in der Kirchstraße ihre Premiere feierte. Vor allem die Politiker, aber auch die ostbelgischen Medien bekamen ihr Fett weg.
Seit vielen Jahren gehört die Humor-Formation fest zur Eupener Kulturlandschaft. In dieser Zeit hat sich „Jedermann“ einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, der am Premierenwochenende trotz des einsetzenden Frühlingswetters für zwei ausverkaufte Vorstellungen sorgte.
Neben den Erfolgen der Vorjahre lockte aber auch der Titel des neuen Programms ins Atelier. Wer von uns muss am Ende was „ausbaden“ und wer fällt dabei ins Wasser…?
Breites komödiantisches Themenspektrum
In den letzten zwei Jahren hatte sich ausreichend Stoff für ein Kabarettprogramm angesammelt, darauf seien die „Jedermänner“ auch regelmäßig angesprochen und hingewiesen worden. „Da freuen Sie sich, dass Sie über die Dinge lachen können, die Sie selbst nicht auszusprechen wagen“, lautete die Anmoderation am Abend.
Enttäuscht wurden die hohen Erwartungen nicht. „Cleverle“ Oliver Paasch, die Aufwertung des DG-Parlaments, die Abschaffung der Stadtstewards, das Attentat auf Charlie Hebdo, die Ketchup-Aktion der Gewerkschaften, der neue Grieche im Kabinett, die Angst vor Überfremdung und das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel von Karl-Heinz Lambertz und Alexander Miesen sind nur eine kleine Auswahl des breiten komödiantischen Themenspektrums.
Vor allem das Stühlerücken zwischen Lambertz und Miesen fand im Rahmen der Veranstaltung einiges an Beachtung: „Alexander Miesen, der designierte Nachfolger und gleichzeitig Vorgänger von Lambertz als Parlamentspräsident, ist nun zudem sein Vorgänger im Senat. Und sein Nachfolger im Senat, Karl-Heinz Lambertz, ist sein Nachfolger und Vorgänger im Parlament der DG. Das kann einen schon verwirren.“
Der Grund für dieses Pöstchen-Geschiebe war schnell ausgemacht: „Schließlich will Lambertz die Gelegenheit bekommen, auch den Senat kostengünstig aufzuwerten und dessen Außenbeziehungen zu stärken.“
Die Anonymität der Kommentarschreiber
Auch das Grenz-Echo und Ostbelgien Direkt fanden im aktuellen Programm von „Jedermann“ Beachtung. Während die Alte Dame vom Werthplatz sich erfolglos einer journalistischen Qualitätskontrolle unterziehen musste, wurde im Zusammenhang mit OD die Anonymität der Kommentarschreiber angesprochen.
„Da gibt es diejenigen, die anonym schreiben, weil sie in der Verwaltung arbeiten und ihre Meinung nicht offen aussprechen dürfen, und diejenigen, die in einem politischen Büro sitzen und wegens ihrer Arbeit ihre Meinung äußern müssen“, hieß es.
Die vielseitigen Texte und Darstellungen der „Jedermänner“ brachten die Zuschauer zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken. Und bei manchen der humorös ausgearbeiteten Wahrheiten war den Zuschauern eher zum Heulen zumute. Damit präsentierte die Gruppe ein genauso ausgewogenes wie bissiges Programm, das bei den Zuschauern mit Sicherheit Spuren hinterlassen wird.
JANNIS MATTAR
HINWEIS: Weitere Vorstellungen finden am 17.4., 18.4., 19.4, 1.5., 2.5., 3.5. und 23.5. im Foyer des Jünglingshauses in der Neustraße in Eupen statt. Beginn freitags um 20 Uhr, samstags und sonntags um 19 Uhr. Der Einlass ist eine Stunde vor Beginn. Eintrittskarten stehen gegen einen Unkostenbeitrag von 8 Euro beim Kulturellen Komitee (Kirchstraße in Eupen) zur Verfügung.
Jedermann ist eine Bereicherung für Ostbelgien, vielleicht etwas zu Eupen-lastig, aber im Allgemeinen immer ein Highlight. Das Programm von Jedermann hat 10x mehr Informations- und Unterhaltungswert als viele der bezuschussten Kulturprogramme.
Richtiges Kabarett ist gut,wahr und günstig!
So richtig vom Volke noch mit der Hand gemacht!
Dem Originellen und Tatsächlichen kann keiner entweichen,und das ist gut so!
Da kommt der darbringende Schauspieler so mancher Wahrheit auf die Schliche die der Verursachte vorher so nichtssagend und eigensinnig ans Tageslicht brachte.
In Gedanken das selbiges wohl nie geschehe noch aufgedeckt würde.
Ist OD nicht auch ein Teil Kabarett!?
Auf jedenfall ein bereicherndes Medium.
Ich finde es nur schade, dass OD sich nicht weiter entwickelt.
OD bringt Nachrichten aus Eupen und kopiert aus der deutschen und wallonischen Klatschpresse, nicht wirklich aus Ostbelgien.
Ein bisschen Kritik muss sein, ansonsten aber ein erfolgreiches Medium, was natürlich in Ostbelgien nicht selbstverständlich ist.
@Altweltenaffe: Sie sind ganz schön anspruchsvoll ;) Sie dürfen nicht vergessen, dass OD noch keine 3 Jahre alt ist. Es ist auch kostenlos und erhält keinen einzigen Cent Zuschuss von der öffentlichen Hand (im Gegensatz zum BRF und zum Grenz-Echo). Alles zu seiner Zeit! Dieses Medium ist immer noch im Aufbau. Gruß
@ Altweltenaffe :
Eine FRAGE bitte : Etwas zu lange in der Sonne gelegen ? ☺
Sollen wir doch froh sein, dass es OBdirekt überhaupt gibt ! Wo findet man schon z.B. direkt nach dem Schlusspfiff einen kompletten Spielbericht über die AS ??? Und wenn hier schon mal über ein Thema berichtet wird, welches u.a. auch in anderen Medien auftaucht…. WO bitte kann man denn (ausser hier) so schön mitdiskutieren ???
Und was das „entwickeln“ betrifft : hast du denn auch die ERSTE (!) Veröffentlichung von OBdirekt damals gelesen ? (ich JA – und bis heute JEDEN Tag – oft 2 x !). Aber ALLES braucht seine Zeit : oder glaubst du etwa, ein Wernher von Braun sei vor vielen Jahren bei der NASA erschienen und hätte schon am 1. Arbeitstag zu seinen Kollegen gesagt : „So Jungs, hier bin ich. Gebt mir mal Kabel, ein paar Tonnen Material, Schrauben und Werkzeug – ich baue jetzt mal schnell eine Saturn-Rakete und dann ab ins All “ ……??? ☺☺☺
MfG.
Lieber Onkel Mischutka,
das hast Du aber fein geschrieben. Blos mit dem Herrn von Braun war das ein bisschen anders. Den haben die Amis nämlich aus dem Kriegsverbrecherknast, wo er wegen Beteiligung an der Nazi-Rüstung einsass herausgeholt, zusammen mit seinen Ingenieuren. Die Russen haben dann den schäbigen Rest bekommen und waren trotzdem schneller im All.
@ EdiG :
Hallo mein lieber Neffe : das mit dem Herrn von Braun habe ich auch so mal gelesen… ich habe ihn aber nur als Beispiel genannt. Ich hätte natürlich auch die Erfinder von Internet & C° nennen können. Die wurden ja damals als „Bekloppte“ bezeichnet, denn die Begründung war ja : Nie und nimmer würde sich mehr als eine „Handvoll Menschen“ für solchen „Quatsch“ interessieren….. Man sieht : alles was von grossem Erfolg gekrönt ist (und noch wird) hat mal ganz klein angefangen.
MfG (vom Onkel persönlich) ☺.
Gibt es noch weitere Aufführungen?
Ja klar, siehe Hinweis oben, unter dem Bericht.