800 Jahre Eynatten: Ein Dorf erinnert sich

Die Aachener Straße anno dazumal: Nicht nur Eupen, sondern auch Eynatten feiert im kommenden Jahr sein 800-jähriges Jubiläum.

Während die Eupener ungeduldig mit den Hufen scharren, um 2013 ihr 800-jähriges Jubiläum zu begehen, wollen auch die Eynattener nicht abseits stehen. Schließlich geht aus derselben Urkunde von 1213, auf die sich Eupen beruft, auch hervor, dass ein „Heldrich von Einatten“ als Sachwalter für die Nikolaus-Kapelle in Eupen fungieren soll.

Messerscharf schlossen die Einwohner der Grenzgemeinde, dass es wohl zur selben Zeit bereits in Eynatten eine Burg mit einem Burgherrn gegeben hat. „Wahrscheinlich hat es die Burg bereits im 11. Jahrhundert gegeben“, vermutet der Historiker Dr. Alfred Minke, den der Eynattener Verkehrsverein jetzt bei den Vorbereitungen zum 800-jährigen Jubiläums im nächsten Jahr mit ins Boot holte. Er soll sich um die historische Aufarbeitung des Zeitraums von 1213 bis 1920, den Beginn der belgischen Zeit der Grenzgemeinde, kümmern.

Zum Jubiläum eine historische Retrospektive

Rolf Kammler, Urenkel des Barons Franssen von Cortenbach und Mitglied des Festausschusses. Foto: Gerd Comouth

Für das nächste Jahr hat sich der Verkehrsverein ein umfassendes Programm einfallen lassen, mit dem Eynatten durchaus mit den Eupener Initiativen zum selben Ereignis konkurrieren kann. In einem etwa 300-seitigen Buch, das im September zur Eynattener Kirmes erscheinen soll, zeichnen Minke und der Heraldiker Fabrica Müllender für die ersten 600 Jahre des Ortes verantwortlich. Die ausgewiesenen Fachleute geben mit einer Chronik im Zeitraffer und Hintergründen zu alten Wappen das Fundament der historischen Retrospektive.

Nach der sachkundigen Einleitung folgen die zahlreichen Beiträge des einheimischen Redaktionsteams, das zahlreiche Veröffentlichungen auswertet und mit Aussagen von Zeitzeugen ergänzt. Die Palette der Kapitel reicht von A wie Adelsfamilien bis Z wie Zivilgemeinde. In den verschiedenen Kapiteln wird über Wasserreichtum und Verkehrswege, Pfarrleben und Schule, Steingruben und Töpferei, Handwerk und Gewerbe, Wirtschaften und Säle, Schmuggel und Kriegszeiten sowie über markante Persönlichkeiten berichtet.

Erinnerungen von Zeitzeugen auf DVD

Eine andere Initiative des Verkehrsvereins befasst sich mit Zeitzeugen, die ihre Eindrücke auf einer DVD wiedergeben. Es handelt sich um zehn Personen, die 80 bis 90 Jahre alt sind. Auf einer zweiten DVD, die ebenfalls zeitgleich mit dem Buch erscheinen soll, wird eine Gesprächsrunde der Nachkriegsgeneration dokumentiert.

Dr. Alfred Minke soll sich um die historische Aufarbeitung des Zeitraums von 1213 bis 1920 kümmern. Foto: Gerd Comouth

Für das ehrgeizige Projekt sucht der Verkehrsverein noch alte Postkarten, Fotos von Vereinen, Umzügen und Veranstaltungen sowie Super 8-Filmaufnahmen. Besonders fehlt es an Material zu den 30er und 40er Jahren, das noch möglichst bis Jahresende bei freddy.doum@skynet.be angeboten werden kann.

Einladung an alle Namensträger

Der rührige Verkehrsverein plant im nächsten Jahr zudem Themenwanderungen zum 800-jährigen Jubiläum und vor allem an den einzelnen Wochenenden im September zahlreiche Themen-Ausstellungen mit Fotos und Texten etwa zu Ton und Krügen, Burgen, Landwirtschaft und Wandel.

Zum Abschluss am 12. Oktober 2013 sind alle Namensträger Eynattens (von Eynatten/Einatten, vanEijnatten/Nijnatten) eingeladen, dem Dorf einen Besuch abzustatten.

Die Initiatoren hoffen übrigens, wie sie gegenüber „Ostbelgien Direkt“ erklärten, mit den Jubiläumsveranstaltungen auch zur Integration der Dorfbevölkerung beizutragen. Die Bevölkerungsstruktur Eynattens hat sich in der jüngsten Vergangenheit radikal geändert. Zählte die Gemeinde 1970 nur 1000 Einwohner, davon 80 Prozent in der Landwirtschaft tätig, waren es im vergangenen Jahr schon 3800. Davon waren nur 38 Prozent Belgier.

ULRICH KÖLSCH