Mit Lontzen endete am Donnerstag der Reigen der BRF-Wahldebatten, zumindest was die neun Gemeinden der DG betrifft. Es hat sich viel getan in der letzten Legislaturperiode. Das Wichtigste ist, dass es um die Finanzen von Lontzen heute viel besser bestellt ist als noch vor sechs Jahren. In der Debatte fiel sogar das Wort „Steuersenkung“.
Alfred Lecerf ist seit 18 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Lontzen und will dies weitere sechs Jahre bleiben. Das sehen die beiden Oppositionsfraktionen Energie und Ecolo ganz anders. Es sei nicht gut, wenn eine Liste, in diesem Fall die Liste Union, in Lontzen über einen so langen Zeitraum eine Alleinherrschaft ausübe, meinten unisono Patrick Thevissen, der neue Spitzenkandidat von Energie, und Marc Crützen von Ecolo.
900.000 Euro auf der hohen Kante
Die Debatte begann mit der guten Nachricht: In Lontzen klingelt die Kasse wieder, die Schreckenszeit der drohenden Zahlungsunfähigkeit ist vorbei. 900.000 Euro hat die Gemeinde „auf der hohen Kante“, was Thevissen sogar schon von der Möglichkeit einer baldigen Steuersenkung träumen ließ.
Bürgermeister Lecerf erläuterte kurz, wie es zu diesem Geldsegen gekommen ist, nämlich hauptsächlich durch Steuererhöhungen, ein Einfrieren der Investitionen der Gemeinde während zwei Jahren sowie eine Erhöhung der Gemeindedotation durch die DG.
Indes erinnerte Crützen daran, dass sich die Gemeinde finanziell zwar wieder gut stehe, man sich aber trotzdem die Frage stellen müsse, wie Lontzen in eine solche desaströse Finanzlage kommen konnte. Immerhin sei vor den Wahlen 2006 die finanzielle Lage eher verharmlost worden. Erst nach den Wahlen habe die Öffentlichkeit erfahren, wie es um die Finanzen der Gemeinde wirklich bestellt ist.
Lontzen leidet unter Mangel an Mobilität
Ein weiteres Thema in der BRF-Wahldebatte: die Mobilität. Bürgermeister Lecerf hob positiv hervor, dass man das CYS-Team geschaffen habe, sodass Jugendliche nach Veranstaltungen sicher nach Hause befördert werden könnten. Gleichwohl gibt es vor allem für Lontzen selbst ein großes Mobilitätsproblem. Während Walhorn und Herbesthal über relativ gute Busanbindungen nach Eupen, Aachen oder Kelmis verfügen, steht Lontzen ziemlich isoliert da, seitdem die Busverbindung von Welkenraedt über Herbesthal, Lontzen, Walhorn, Astenet und Hergenrath bis nach Kelmis nicht mehr existiert.
„Man muss unbedingt dafür sorgen, dass alle Ortschaften der Gemeinde Lontzen miteinander verbunden werden“, so Marc Crützen. Auch nach Ansicht von Patrick Thevissen müsste sich die Gemeinde stärker bei der TEC für eine Verbesserung der Busanbindungen in der Großgemeinde Lontzen engagieren. Lecerf zeigte sich seinerseits erfreut, dass sich im Ortsteil Lontzen ein Taxiunternehmen niedergelassen habe.
Vor allem in Herbesthal zu wenig Sport- und Spielplätze
In Lontzen, einer der jüngsten Gemeinden der DG, spielt die Jugendpolitik eine große Rolle. In diesem Zusammenhang beklagte Crützen, es gebe zu wenig Sport- und Spielplätze. Vor allem in Herbesthal seien im Jugendbereich große Defizite erkennbar. Crützen erinnerte an den Gebäudekomplex des früheren Bahnhofs von Herbesthal, der zu einer Ruine verkomme. Dieses Gebäude, das vor 18 Jahren durch die Gemeinde gekauft wurde, hätte längst saniert werden müssen und könnte heute als Jugendheim genutzt werden.
Patrick Thevissen monierte, es genüge nicht, der Jugend einfach ein Gebäude zur Verfügung zu stellen. „Es ist nicht damit getan, der Jugend ein Häuschen mehr zu bauen“, so Thevissen. Ein Jugendheim brauche auch einen Animator. Ganz allgemein aber müsse man die Jugendarbeit nicht nur an den Jugendheimen festmachen, sondern auch zur Jugendarbeit in den Vereinen einen Beitrag leisten.
Dem erwiderte Lecerf, er kenne keinen Verein in Lontzen, der keine Räumlichkeiten habe. Zudem erinnerte der Bürgermeister daran, dass in der offenen Jugendarbeit in Herbeshal eine Streetworkerin tätig sei.
East Belgium Park möglichst mit Windpark
Auf die Inbetriebnahme des East Belgium Park wartet man immer noch. Auch dieses Problem kam in der BRF-Wahldebatte zur Sprache. Lecerf führte die Verzögerungen auf Prozedurprobleme bei der Stromzufuhr zurück, auf die Lontzen keinen Einfluss habe. Anfragen von interessierten Unternehmen, die sich dort niederlassen möchten, gibt es laut Lecerf bereits. Indes plädierte Thevissen dafür, dass die Preise, die von den Unternehmen gefordert werden, konkurrenzfähig bleiben gegenüber anderen Industriezonen. Der Standort Lontzen müsse für Betriebe attraktiv sein.
Im East Belgium Park wird womöglich auch der Windpark entstehen, der eigentlich auf dem Walhorner Feld errichtet werden sollte, wo sich jedoch ein heftiger Bürgerprotest dagegen regte. Offenbar mit Erfolg: Nach Meinung aller drei Listen soll der Windpark nicht mehr in Walhorn, sondern im besagten East Belgium Park angesiedelt werden. (cre)