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In Frankreich ab 1. Juli Tempo 80 auf Landstraßen – auch in Belgien?

Ein Fahrzeug passiert am 09.01.2018 in Bordeaux (Frankreich) ein Verkehrschild, das die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h zeigt. Trotz Kritik setzt Frankreich das Tempolimit für Landstraßen ab 1. Juli von 90 auf 80 km/h herab. Foto: Nicolas Tucat/AFP/dpa

Trotz Kritik setzt Frankreich das Tempolimit für Landstraßen von 90 auf 80 km/h herab. Die neue Regel werde am 1. Juli 2018 in Kraft treten, kündigte Premierminister Édouard Philippe am Dienstag nach einem Ministertreffen in Paris an. Frankreich als Vorbild für Belgien bzw. für die Wallonische Region und andere Länder oder Regionen in Europa?

Die Regierung in Paris will damit die Zahl der Unfallopfer senken. Es geht um Straßen, bei denen es zwischen den beiden Fahrtrichtungen keine trennenden Elemente wie Leitplanken gibt.

Mehr tödliche Verkehrsunfälle

„Geschwindigkeit ist die häufigste Ursache für Unfälle mit Personenschäden in Frankreich“, sagte Philippe. 2016 sind in Frankreich 3.477 Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben – die Zahl sei zuletzt drei Jahre in Folge wieder gestiegen, erklärte der Premier.

Ein Kreuz zur Erinnerung an einen Verkehrstoten steht am 04.02.2014 an einer Landstraße bei Algermissen im Landkreis Hildesheim (Niedersachsen). Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der französische Regierungschef versprach, dass eventuelle zusätzliche Bußgeldeinnahmen durch das neue Tempolimit in einen Fonds fließen sollen, der Einrichtungen zur Versorgung von Verkehrsopfern finanziert.

Die Tempo-80-Pläne hatten in Frankreich schon vor der offiziellen Entscheidung heftige Debatten ausgelöst, Verbände von Autofahrern liefen Sturm. In Belgien gilt auf Landstraßen Tempo 90 für Personenwagen, in Deutschland Tempo 100.

In Belgien hatte Verkehrsminister François Bellot (MR) erst kürzlich für Autobahnen eine Heraufsetzung der maximalen Geschwindigkeit von 120 auf 130 km/h angekündigt, jedoch wurde der MR-Minister sogleich von den Regionen, die ein Mitspracherecht in dieser Angelegenheit haben, zurückgepfiffen.

Auf den flämischen Regionalstraßen gilt seit 2017 außerhalb von Ortschaften (insgesamt rund 6.000 km) ein Tempolimit von 70 km/h. Nur auf bestimmten Teilstücken (insgesamt rund 2.000 km) bleibt es bei 90 km/h.

Belgien: Bellot für flexible Regelung

Seitdem äußert sich Bellot nur noch sehr vorsichtig, wenn er auf das Thema Tempolimit angesprochen wird. Der föderale Minister empfiehlt neuerdings eine flexiblere Regelung je nach Verkehrsaufkommen.

„Am Morgen in Richtung Brüssel ist es nicht logisch, 120 km/h zu fahren. Das verursacht nur Unfälle in Serie. Man sollte die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen auf 90, 70 oder sogar 50 km/h reduzieren, wenn sehr dichter Verkehr herrscht“, so Bellot. Von einer Heraufsetzung des Tempolimits auf 130 km/h ist keine Rede mehr.

Der föderale Verkehrsminister François Bellot bei der Vorstellung des selbst fahrenden Easy-Mile-Fahrzeugs in Malmedy Anfang Oktober 2017. Foto: Belga

Was das Tempolimit auf Landstraßen betrifft, so befürwortet der europäische Autoclub ACE ein generelles Tempolimit von 80 km/h, wie es zum 1. Juli 2018 in Frankreich eingeführt wird. Eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit könne die Verkehrssicherheit erhöhen und helfen, Unfälle zu vermeiden, teilte eine Sprecherin mit. „Da macht Frankreich einen richtigen Schritt.“

Vorteilhaft wäre eine solche Maßnahme nach Ansicht des ACE auch, weil so der Unterschied zur zulässigen Geschwindigkeit für Lastwagen (Tempo 60) verringert werde. Gefährliche Überholmanöver könnten so reduziert werden.

Aber würden sich die Verkehrsteilnehmer überhaupt an niedrigere Höchstgeschwindigkeiten halten?

Deutsche Verkehrsexperten wie Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, bezweifeln das. Eine einheitliche Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h sei auf einer gut ausgebauten Straße für Auto- und Motorradfahrer nicht nachvollziehbar.

„Eine einheitliche Geschwindigkeit für außerorts wäre falsch und würde von den Verkehrsteilnehmern nicht akzeptiert werden“, so Brockmann, der damit rechnet, dass es zu vielen Verstößen kommen würde – und die Polizei vor einem neuen Problem stünde. (dpa/cre)

19 Antworten auf “In Frankreich ab 1. Juli Tempo 80 auf Landstraßen – auch in Belgien?”

  1. Jürgen Margraff

    In Frankreich düefen die führerscheinfreien Autos à la Ligier, 70 km/h schnell sein, lohnt es sich da, für den Unterschied zu den anvisierten 80 km/h einen Lappen zu beschaffen???

    • Ostbelgien Direkt

      @Arni: Richtig, mit Belgien ist hier eigentlich die Wallonie gemeint. Ist ja eigentlich ein Unding, dass man je nach Sprachregion anders fahren muss. Wir haben jedenfalls einen Absatz hinzugefügt: „Auf den flämischen Regionalstraßen gilt seit 2017 außerhalb von Ortschaften (insgesamt rund 6.000 km) ein Tempolimit von 70 km/h. Nur auf bestimmten Teilstücken (insgesamt rund 2.000 km) bleibt es bei 90 km/h.“ Gruß

  2. Ich fahre in Frankreich immer 90 Stundenkilometer auf Landstraßen – und ich bin sehr viel und sehr oft dort. Mir kommt es immer so vor, als sei ich einer von wenigen, die sich daran halten. Meist werde ich reihenweise überholt. Ich komme mir immer als Verkehrshindernis vor. und nun will man auf 70 reduzieren? Ok, dann halte ich mich daran, werde aber noch mehr zum Hindernis. Ja, das ist die französische Lebensweise, und die liebe ich :)

  3. ich find es richtig und würde es sehr begrüßen, wenn man sich in germany ebenfalls für eine sichere geschwindigkeit entscheiden würde.Das dann immer noch ein teil schneller unterwegs sein wird ist klar, aber gegen die unvernunft -besonders der jugend- ist kein kraut gewachsen.

    • Verstehe ich Sie richtig? Sie wollen in Deutschland die Höchstgeschwindigkeit drosseln, weil die Jugend zu schnell fährt und sich an keine Geschwindigkeitsbegrenzung hält?

      Würden Sie einem Normalgewichtigen dann auch eine Diät verordnen, weil ein paar Menschen Völlerei betreiben?

  4. Was ändert das? Fahrer die 90 km/h nicht respektieren, tun das auch nicht mit 80 km/h. Und ein Staat der 90 km/h nicht dursetzen kann, kann auch keine 80 km/h durchsetzen. Es ändern nur Zahlen auf Papieren und in Dateien, wie so oft in der Belgischen Politik, auf der Straße bleibt alles beim alten….

  5. Die Unfallverursacher sind überlicherweise die, die Geschwindigkeitslimits weit übertreten. Wieso muss dann jetzt wieder der Rest der Bevölkerung daran glauben? Entweder weil Politiker und Logik bzw. gesunder Menschenverstand nicht Hand in Hand gehen, oder es man auf mehr Bußgelder absieht, die auch bestimmt nicht in einen Fond einfliessen.

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