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In Herbesthal erinnert jetzt ein Denkmal an die jüdischen Kindertransporte vor 80 Jahren [Fotogalerie]

Foto: Gerd Comouth

AKTUALISIERT – Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am Sonntag, dem 27. Januar 2019, wurde am Bahnhof Herbesthal (Gemeinde Lontzen) auf Initiative von GrenzGeschichteDG und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lontzen ein Denkmal zur Erinnerung an die jüdischen Kindertransporte enthüllt.

Am Grenzbahnhof Herbesthal spielten sich vor genau 80 Jahren dramatische Szenen ab. Zwischen dem 2. und 8. Januar 1939 verweigerte die belgische Grenzpolizei in Herbesthal etwa 70 unbegleiteten jüdischen Kindern die Einreise nach Belgien und schickte sie ins Deutsche Reich zurück.

Trotz des Dauerregens waren viele Bürger nach Herbesthal gekommen, um der Zeremonie beizuwohnen. Rechts Lontzens Bürgermeister Patrick Thevissen bei seiner Ansprache. Foto: Gerd Comouth

Die Kinder hatten Eltern und Heimat verlassen müssen und waren zumindest bis zum deutschen Überfall auf Belgien am 10. Mai 1940 in Sicherheit vor den NS-Schergen.

Als Zeichen gegen das Vergessen erinnert seit Sonntag in Herbesthal auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände ein Denkmal an die damaligen Kindertransporte. Am Sonntag um 14 Uhr stellte der Aachener Künstler Sebastian Schmidt am ehemaligen Bahnhof von Herbesthal im Rahmen einer Zeremonie sein Werk vor. Schüler der Gemeindeschule Herbesthal und des Eupener RSI präsentierten zu diesem Anlass ihre themenbezogenen Schulprojekte.

Der Platz, auf dem das Denkmal zu stehen kommt, ist sorgsam ausgewählt worden. Direkt dahinter stehen zwei alte Güterwaggons, wie es sie bei den Transporten von jüdischen Kindern gegeben hat. Ähnliche Initiativen gab es an diesem Sonntag in Bahnhöfen in London, Berlin, Hoek van Holland, Prag und Danzig.

Der Künstler Sebastian Schmidt mit den Kindern, die für sein Kunstwerk Modell standen. Foto: Gerd Comouth

Neben Lontzens Bürgermeister Patrick Thevissen, dem deutschen Botschafter Martin Kotthaus und DG-Ministerpräsident Oliver Paasch sprachen im Rahmen der Enthüllung des Denkmals anlässlich des Holocaust-Gedenktages auch der Historiker Dr. Herbert Ruland sowie ein Zeitzeuge, der bei den Kindertransporten von 1939 dabei war (in der Fotogalerie anbei u.a. das letzte Bild).

Die Kinder, die für das Kunstwerk von Sebastian Schmidt Modell standen, waren ebenfalls anwesend, ebenso zahlreiche Bürger, die trotz des miesen Wetters gekommen waren, um der Enthüllung dieses bemerkenswerten Denkmals beizuwohnen. (cre)

Nachfolgend eine FOTOGALERIE mit Bildern von Gerd Comouth von der Zeremonie am Sonntag auf dem Herbesthaler Bahnhofsgelände. Zum Vergrößern Bild anklicken. Um von einem Foto zum anderen zu gelangen, genügt ein Klick auf den Pfeil am rechten Bildrand:

19 Antworten auf “In Herbesthal erinnert jetzt ein Denkmal an die jüdischen Kindertransporte vor 80 Jahren [Fotogalerie]”

  1. Gegen das Vergessen

    Auch in Ostbelgien wurden Menschen von , oft hiesigen, Nazischergen verhaftet und im Konzentrationslager umgebracht. Dazu höre und lese ich nie etwas. Wenn man diese Menschen vergisst ist es wie leugnen eines Teils unserer Geschichte.

    • Ich Frage mich seit vielen Jahren warum man immer wieder den Begriff “ die Nazis“ rauskamt wenn von diesen grausamen Taten berichtet wird.
      Warum berichtet man in den Medien Vorfällen im deutschen Fernsehen nicht einfach von NAZIDEUTSCHLAND.
      Damit soll ein Regim überhaupt so lange solchen Dreck veranstalten könnte bedurfte es breiter Unterstütztng durch das Volk.
      Der verwendete Begriff verglimpftlicht die Verantwortung der Bevölkerung bei diesen Grauentaten. Alle die dieses Regim geduldet haben gewöhnen mit zu dem Verein. Somit sollte man den Begriff die Nazudeutschen vor allem für die Geschichtswiedergabe junger Menschen verwenden wenn man verhindern will das man die Abstammung dieser Spezies in hundert Jahren nicht irgendwo am Nordpol vermutet. Aber vielleicht möchte man das ja gerade.

  2. Alfons van Compernolle

    Derartiges hat es ueberall gegeben, wo die Nazis einmarschiert sind , leider ! Wie ich auf ARD & ZDF aber auch auf HLN gelesen habe , wissen 1 von 20 Englaender noch nicht einmal mehr das es einen Holocaust und andere Schweinerein ueberhaupt gegeben hat. Schlimm, sehr schlimm was damals von den Nazis, diese sehr oft auch fruehere Nachbarn waren , auch meiner Familie angetan wurde.
    Wir sollten dabei aber Bitte nicht vergessen, dass dieses Elend eine mehr als 500 jaehrige Tradition hat. Ich denke hier an den Sklavenhandel, die spanischen & portugisischen Ausrottungsfeldzuege fuer Gold etc auf dem amerikanischen Kontinent , an die vielen Opfer im Kongo und Suedafrica und und und! Jeder Voelkermord , schlicht jeder Mord ist einer zuviel. Was Adolf & seine Mordschergen getan haben ist unglaublich unmenschlich grausam, es hatte aber Vorlaeufer und es endete nicht 1945 !
    Das groesste unberechenbare Raubtier ist der Mensch, was wir Menschen unseren Mitmenschen antun
    und auch aus machtpolitischen , aber nicht nur, antun koennen, ist unvorstellbar!
    Wenn es die Kirche Recht haben sollte ( was ich nicht Glaube) und es eine hoehere als die irdische Gerechtigkeit gibt, dann muessen wir uns alle sehr warm anziehen, die Rechnung kommt !
    A.H. und seine Schergen waren die schlimmsten, aber nicht die einzigen und sie werden nicht die einzigen bleiben,fuerchte ich.

  3. Doris H.

    Ich komme soeben von der Veranstaltung, die in Wind und Regen stattfand und trotzdem über zweihundert Menschen anlocken konnte. Es war eine besinnliche, berührende und bescheidene Feier. Am meisten haben mich die Arbeiten der Kunstklassen des RSI beeindruckt. Diese jungen Künstler haben mit viel Mitgefühl, Empathie und Feingefühl versucht, die schrecklichen Szenen in eindrucksvollen Bildern festgehalten. Ihnen sowie deren Kunstlehrern gilt meine besondere Anerkennung.

  4. Senseless

    Ich komme auch von besagter Feier. Abgesehen von Anlass und Inhalt, hat sich die Gemeinde Lontzen nicht mit Ruhm bekleckert. Die Veranstaltung fand ( für die, die das Glück hatten, dort ein Plätzchen zu ergattern) unter zwei halboffenen, mit Schimmel- und Stockflecken übersäten Zeltplanen statt. Auf dem Boden große Pfützen und Matsch.
    Die Veteranen mit Fahnen standen mehr als eine Stunde im strömenden Regen und ich hätte mal gerne gesehen, wenn an ihrer statt, die junge Schöffenriege dort gestanden hätte. Ich jedenfalls habe die stoische Gelassenheit der Veteranen bewundert.
    Die Redner, die allesamt inhaltlich und rethorisch etwas zu sagen hatten, mussten im Regen stehen, bez. standen unter dem persönlichen Schutz des Bürgermeisters, der sich als Schirm-Boy zur Verfügung stellte. Nach der Enthüllung des Denkmals strebten alle zur Ausstellung nur um festzustellen, dass die Räume zu klein waren, um alle triefenden und durchfrorenen Gäste aufzunehmen. So zogen viele Gäste -ich auch- einfach ab.
    Also, um es auf den Punkt zu bringen : für die Walhorner Kirmes ist ungleich besser gesorgt, in der Gemeinde Lontzen. Aber wie sagte Herr Ruhland so nett: wer weiß, welches Wetter gerade war, als die Kinder damals an diesem Bahnhof ankamen, da werden wir jetzt nicht über das Wtter schimpfen. Über das Wetter nicht, lieber Dr. Ruhland, über die Organisation darf man aber…!!!

  5. Stolzer Lontzener ...

    @Senseless… Hätte die Sonne geschienen, wäre alles schön gewesen, oder ? Für das Wetter, kann keiner was für und es gab noch Platz in den 2 Zelten. Von dort wo ich stand, habe ich Schöffen gesehen, die draussen standen bei den Veteranen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Sie Hr. oder Fr. Senseless eine Frustrierte Person sind, die nicht mehr der Mehrheit gehört, und jetzt Probleme hat auf der Oppositionsbank zu sitzen …

  6. senseless

    Liebe stolzener Lontzener,
    ich wohne noch nicht einmal in Ihrer Gemeinde. Ich war lediglich Besucher.
    Wie gesagt, das Wetter können wir (und das ist gut so) nicht beeinflussen, aber eine derartige Veranstaltung korrekt zu organisieren, könnten Sie noch üben. Oder fanden Sie die Organisation top? Wenn ja, haben wir eben unterschiedliche Auffassungen.
    Ein Schöffe stand wenige Minuten neben den Veteranen. Stimmt. Ist dafür ja auch nett anzusehen auf dem Pressefoto.

  7. Schade dass nicht ein einziges Bild von der Kunstausstellung hier gezeigt wird. Für die jungen Künstler wäre das eine schöne Anerkennung gewesen. Bis wann kann man die Ausstellung besichtigen und wie sind die Öffnungszeiten?

  8. Alfons van Compernolle

    Ja, dieses „Kunstwerk“ nenne ich mal ein „echtes plastisch-beeindruckendes Kunstwerk“ bei dem sich jeder Besucher der Erinnerungsstaette etwas vorstellen kann.
    Hingegen das in Berlin aufgebaute sogenannte Kunstwerk (Betonkloetze) bedarf schon viel Wohlwollen um es als „Erinnerungstaette“ fuer die Holocaustopfer anzuerkennen.
    Wir brauchen heute umso mehr derartige Erinnerungsstaette um der Jugend das III.-Reich-Grauen
    gegenwaertig zu machen. Dieses umso mehr da gerade in den letzten 20 Jahren immer mehr und immer Neo-Nationalisten , wie V.B. & N-VA & AFD & NPD etc etc ueberall massiv mit Leugnen, Luegnen, verharmlosen eine Neuauflage des alten Nationalsozialismus & Voelkerhass als Wahlkampfmittel einsetzen. Ich will die Hoffnung an den gesunden Menschenverstand des Waehlers
    nicht aufgeben und hoffe deshalb sehr, dass bei den anstehenden Wahlen diese Neo-NSDAP’ler
    dorthin geschickt werden , wohin sie gehoeren ins ewige „katholische Fegefeuer“!

  9. Peter Müller

    Ja, wenn unser Alfred noch dabei wäre, dann wäre das besser gemacht worden. Die Neuen, die nur durch den gleichen Trick wie in Eupen an die Macht gekommen sind, müssen noch viel lernen.

  10. Hein,Mari

    Sehr geehrter Herr Ruland,
    dank dem Apfelverein hat heute unsere Gruppe (aus Ehemaligen Sowjetunion stammenden und jetzt in Deutschland lebenden )das Denkmal in Lontzen,Herbstesthal besucht .
    Bestürzung,Erinnerung,Mitgefühl,Rührung ,Traurigkeit, die Gedanken an unsere eigenen Geschichten…
    dann die Anerkennung und Dankbarkeit.Wie wunderbar es ist, dass Ihr Verein das Geschehen nicht vergessen lässt!
    Wir, die Menschen von heute ( Einheimischen und Zugezogenen) brauchen Sie ,die für die Entstehung und Erhaltung solche Denkmäler einsetzen!Danke!

    Den jüdischen Kindern wurde damals die Möglichkeit zu leben geschenkt

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