Kultur

Der „Heinrich Böll von Ostbelgien“ wird 75 [VIDEO]

Schriftsteller und Autor Freddy Derwahl. Foto: privat

Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) ist Freddy Derwahl „der bekannteste deutschsprachige Schriftsteller Belgiens“. Am heutigen Dienstag, dem 16. November 2021, wird der Journalist und Autor 75 Jahre alt.

Während andere Journalisten oder Autoren, wenn sie das Pensionsalter erreicht haben, keinen Stift mehr anfassen oder keine Tastatur mehr berühren, ist Freddy Derwahl einer von jenen Rastlosen, für die das Schreiben ein Lebenselixier ist. Sofern es die gesundheitliche Verfassung erlaubt, liest und schreibt er.

Noch vor nicht allzu langer Zeit sind zwei neue Bücher von ihm erschienen. Eines davon, „Das Flüstern Gottes – Begegnungen auf inneren Reisen“, wurde im August 2021 sogar „Religiöses Buch des Monats“.

Der Eupener Journalist und Autor Freddy Derwahl mit seinen zwei jüngsten Publikationen „Bosch in Versuchung“ und das „Flüstern Gottes“. Foto: BRF

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, „die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet“, so die offizielle Erklärung. Weshalb Derwahls Buch ausgewählt wurde, sehen und hören Sie in dem Video am Ende dieses Artikels.

Freddy Derwahl gehört womöglich zu jenen Ostbelgiern, denen in der Ferne mehr Anerkennung zuteil wurde als in der Heimat. Das gilt für viele andere deutschsprachige Belgier auch.

Mathias Cormann war Mitte der 1990er Jahre ein gewöhnliches Mitglied des Raerener Gemeinderates, bevor es ihn nach Australien zog, wo er später Finanzminister wurde. Heute ist er Chef der OECD in Paris. Ältere Journalisten erinnern sich noch, wie abfällig sich Karl-Heinz Lambertz einst über den BRF-Journalisten Luc Walpot äußerte. Walpot verließ im Laufe der Zeit den BRF und machte später Karriere beim ZDF.

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Freddy Derwahl (M) als Rundfunkredakteur beim BHF mit den Kollegen Peter Thomas (l) und Hans Engels (r). Foto: BRF

“Nul n‘est prophète en son pays“, niemand ist Prophet in seinem Land, lautet eine alte Redensart, die auch deshalb zu Freddy Derwahl passt, weil sie einen religiösen Ursprung hat. Dieser Ausdruck aus dem 17. Jahrhundert stammt aus den Evangelien von Lukas und Matthäus. Oft sind es Neider, die Menschen, die es zu etwas gebracht haben, den Erfolg nicht gönnen. Dabei hat schon Wilhelm Busch betont: „Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“

In der deutschen Publizistik wird Derwahl immer wieder als „ein von Heinrich Böll geförderter Schriftsteller“ gewürdigt. Eine Begegnung mit dem Literaturnobelpreisträger von 1972 habe Derwahl in die Literatur geführt, ist bei etlichen Buchbesprechungen zu lesen. „Ostbelgien Direkt“ nimmt sich deshalb die Freiheit, Freddy Derwahl – und sei es nur zur Feier des heutigen Tages – zum „Heinrich Böll von Ostbelgien“ zu küren.

Es gibt runde Geburtstage und Jubiläen. 75 ist so ein Jubiläum. Und von der Zahl 75 handelt auch folgendes Gedicht, das Freddy Derwahl anlässlich seines 75. Geburtstages am Dienstag, dem 16. November, „Ostbelgien Direkt“ zugeschickt hat und das wir an dieser Stelle veröffentlichen. (cre)

75

jetzt bist du bald 75
schaust lange staunend zu
und gehst so ganz gemächlich
schon auf die 80 zu

das zählen wird stets schneller
zehn finger reichen aus
für flaschen aus dem keller
kaum saus nur etwas braus

die wünsche klingen forte
dein wunsch bleibt stets nur dein
dafür gibts keine worte
man möcht alleine sein

wenn ich es recht bedenke
ist stille größtes glück
es braucht keiner geschenke
man kehrt nach haus zurück

Nachfolgend die Würdigung zur Wahl von Freddy Derwahls Buch „Das Flüstern Gottes“ zum „Religiösen Buch des Monats August 2021“:

30 Antworten auf “Der „Heinrich Böll von Ostbelgien“ wird 75 [VIDEO]”

  1. Josef Emsiger

    Hier beim Freddy sind ja fast so viele Gratulanten wie gestern in Brüssel?! Da will ich auch nicht zögern um ihm noch viele Jahre Schreibkraft zu wünschen. Man sieht trotzdem dass da einiges zu Hoch geschaukelt wird. In Brüssel so gut wie in Eupen.

    • Hop Sing

      Emsiger : Ich würde mal zu mehr Augenmass und nüchterner Analyse raten. Böll und Derwahl in einem Atemzug zu nennen, hiesse etwa, den Wirtzfelder Schachmeister mit Garry Kasparow zu vergleichen….. Bezüglich Derwahl kann man auch Geschichten auftischen, die mit Sicherheit kein Ruhmesblatt darstellen.Also ruhig Blut und die Kirche im Dorf lassen.

      • Willi Müller

        Ihre bedeutungsschwangeren Andeutungen sind eine Frechheit und hier völlig fehl am Platz. Wer sind Sie denn, dass Sie sich hier zum Fachmann aufspielen. Ich wette sie produzieren hier nur heiße Luft und beben innerlich vor Neid und Missgunst.
        Schämen Sie sich, den Geburtstag eines wohlverdienten Menschen für Ihre miesen, kleinen Verdächtigungen zu nutzen.
        Einfach widerwärtig!

  2. Kritiker

    Gewiss ist Freddy Derwahl kein Heinrich Böll, aber er hat trotzdem eine Reihe von guten und wertvollen Büchern geschrieben. Für das kleine Ostbelgien ist er ein „literarischen Phänomen“. Meinen Glückwunsch.

    • Geschmäckle

      Nun mal langsam Kritiker! Deine Meinung ist die Deine, und meine ist schon etwas sanfter. Ein Phänomen? Wenn Sie es meinen? Ansonsten staffele ich doch um einiges etwas tiefer, Phänomene sind bei mir deutlich Höher zu suchen. Nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität. Und in den Bereich der Schriftsteller ist die Auswahl besonders breit und hoch! Unsere kleine Ecke ist nun mal winzig, auch wenn verschiedene Leute das anders sehen. S’ist nun mal so!

      • Natürlich hat Freddy Derwahl nicht die Auflagen, die einst Böll oder Lenz erreicht haben. Unsere DG ist und bleibt sehr klein im Vergleich zu Deutschland.Trotzdem haben seine Bücher vielen Menschen in der DG und bisweilen darüber hinaus Freude bereitet – nicht zuletzt wegen seiner zentralen Themen Heimat und Religion.

  3. besserwisser

    Luc Walpot ist der Internationale Journalist und macht seine Berichterstattungen aus Krisengebiete, sowie viele andere Berichte Hervorragend.
    Somit haben wir den 2ten Weltbekannten Jounalist aus der DG.
    Der bekannteste Ministerpräsident KHL hat absolut keine Ahnung was Journalismus bedeutet.

  4. Walther Janssen

    Auch ich möchte mich den Glückwünschen anschließen, und für sein künstlerisches Schaffen danken. Außerdem wünsche ich ihm eine gute Gesundheit und frohe Schaffenskraft. Der Vergleich von OD zu Heinrich Böll ist allerdings deplatziert.

    • Ostbelgien Direkt

      @Walther Janssen: Niemand hat behauptet, Freddy Derwahl sei ein Heinrich Böll. Er ist allenfalls der „Heinrich Böll VON OSTBELGIEN“. Bei der AS Eupen hatte früher auch mal jemand den bulligen Mittelstürmer Mario Pezzetti als „Gerd Müller vom Kehrweg“ bezeichnet. Er wollte sicher nicht behaupten, Mario Pezzetti sei Gerd Müller, denn einen wie Müller hat es damals wie heute nie mehr gegeben. Gruß

  5. Benjamin Kuber

    @besserwisser!
    der KHL war, und ist bekannt für seine schroffen Zurechtweisungen und Lehrerhaften Sprüche. Seine Art und Weise, wie er die Personen ansprach war nicht sehr schön noch Respektvoll an zu hören.
    Entspricht alles seiner Erscheinungsweise.

  6. Neben Marcel Bauer, der mit grandiosen Sachbüchern sowie mit „Schattenkinder“ einen hervorragenden Roman geschrieben hat, ist Freddy Derwahl wahrscheinlich der beste Schriftsteller in der DG.

  7. Korrektur

    Zu Willi Müller: Es gibt mehrere Romane mit diesem Titel. Bei Marcel Bauer handelt es sich um „Schattenkinder – Eine Kindheit im Krieg“. Zell/Mosel: Rhein-Mosel-Verlag, 2020, 420 S. ISBN 978-3-89801-437-3. Dieser Roman von Marcel Bauer ist wirklich gut geschrieben und spannend.

  8. Erwin Haep

    Freddy Derwahl hat die „secondaire“ im Collège Patronné (heute PDS) Eupen zweisprachig absolviert. Zugleich weckte er Erstaunen beim Deutschlehrer, ohne dass man in ihm schon einen Literaten sehen konnte. Dennoch ermöglichte er uns deutschsprachigen Mitschülern leichter und befreiter uns mit Goethe und Schiller zu identifizieren. Der Deutschlehrer schilderte, wie er selbst im Krieg Teile aus dem Faust las.
    F. D. war/ist immer ein Belgier; man müsste ihn fragen, ob er sich als ein deutschsprachiger Belgier aus Ostbelgien sieht.
    Wir Nachkriegskinder trugen die Last des Krieges. Aus Scham nahmen wir an, dass die Abiturienten aus Aachen uns überlegen waren, obwohl das Akademische in Belgien, mit Sicherheit im Collège, eine bedeutende Tiefe hatte. Freddy blieb unerschrocken, bzw wohltuend kritisch und hielt den Rücken steif bspw. in der Niermannaffaire. Sein Buch über les „Bosch“ ist in Belgien für einen Hiesigen nicht leicht zu verdauen. (Ich habe erst jetzt verstanden es um die Firma und Kriegslieferanten „Bosch“ ging).
    Es zeigt aber auch seine Verbindung der Literatur mit der Politik, wie man es auch bei Heinrich Böll findet.
    Es war die Zeit, wo wir in den Büchern und in der Kirchenkritik von Heinrich Böll eine Identifikationsfigur fanden. Umso erstaunlicher, dass Böll in einem treffsicheren Kommentar sich über F.D. äußert und darüber sinniert, F.D. in dem Mystischen und in der Sinnfindung „wohl einen Weg findet…
    Diese Religiosität, wie nun in dem Buch „das Flüstern Gottes“, schon das Wort „Flüstern“, ist ihm zu eigen; er hat nie eine Scheu gehabt, sich selbst, sein eigen wiederzufinden oder darzustellen, oft mit hintergründiger Bissigkeit und mit ethischer Tiefe. Ohnehin ist unser Lebensweg immer in Bewegung.

    • Arnold Heck

      „schon das Wort „Flüstern“, ist ihm zu eigen“
      Worte, auf die Freddy Derwahl praktisch einen Alleinanspruch besitzt, sind beispielsweise auch „Säbelrasseln“ oder die Formulierung „im Schatten der Türme von St. Nikolaus….

      • Beobachter

        Ich lese seit geraumer Zeit die Kommentare von Arnold Heck zu verschiedenen Themen auf OD und bin erstaunt, wie negativ er immer schreibt. Er hat wahrscheinlich kein einfaches Leben. Ich hoffe, dass er einmal das Gute kennenlernt. Ich wünsche es ihm sehr.

        • Hausmeister

          Also für mich beweist @Arnold nur dass er sich schon lange mit F.D. beschäftigt; genau wie ich ihn immer gelesen habe ob als Roman oder als Feuilleton im GE. Herr Heck hat sogar irgendwie Recht: Herr Derwahl hat tatsächlich einige ihm ganz eigene Wortschöpfungen und Redewendungen. Das ist ja nicht schlimm sondern eher sympathisch, denn es steigert seinen Wiedererkennungswert.

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