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Hat die 38-Stunden-Woche in Belgien ausgedient?

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Die föderale Regierung von Premier Charles Michel (MR) will sich für flexiblere Arbeitszeiten stark machen. Arbeitsminister Kris Peeters (CD&V) stellt dabei die klassische 38-Stunden-Woche für die Arbeitnehmer infrage.

Statt einer rigiden Wochenarbeitszeit von 38 Stunden soll es künftig möglich sein, in der einen Woche bis zu 45 Stunden zu arbeiten und in nicht sehr arbeitsintensiven Wochen auch mal weniger als 38. Kurzum, es soll laut Peeters schon bei 38 Stunden die Woche bleiben, aber über ein ganzes Jahr verteilt.

„Die Arbeitgeber können ihr Personal zu bestimmten Zeiten weniger oder auch mehr arbeiten lassen. Ein Vorteil wäre zum Beispiel, dass die Arbeitsstunden während der Sommermonate deutlich gesenkt werden könnten“, so Peeters.

Wie das VRT-Nachrichtenportal flanderninfo.net berichtete, kann sich Peeters zudem vorstellen, dass Überstunden nicht mehr unbedingt in Freizeit vergütet, sondern dem Personal bar ausbezahlt werden. Bis zu 100 bezahlte Überstunden will der Minister so pro Jahr möglich machen. Der Vorschlag müsse allerdings noch mit dem Regierungskabinett und mit den Sozialpartnern besprochen werden.

Kris Peeters (links) und Charles Michel. Foto: Belga

Kris Peeters (links) und Charles Michel. Foto: Belga

Zu dem Bestreben von Arbeitsminister Peeters, die 38-Stunden-Woche in Zukunft flexibler zu gestalten, fragte der BRF u.a. Volker Klinkes, den Geschäftsführer der IHK und des Allgemeinen Arbeitgeberverbands Eupen-Malmedy-St.Vith.

„Grundsätzlich ist das eine gute Sache, wenn man sich dieses Themas annimmt und Überlegungen anstellt, wie man über Flexibilisierung die Wettbewerbsvorteile für Unternehmen erhöhen kann“, sagte Klinges: „Gerade in Belgien kennen wir im internationalen Geschäft aufgrund der Situation der Arbeitskosten ja eher Wettbewerbsnachteile. Wenn dann Möglichkeiten geschaffen werden, um Vorteile zu erzielen, dann ist das sehr positiv.“

Klinges sieht unter Umständen auch Vorteile fürs Privatleben der Arbeitnehmer: „Über die Flexibilisierung hat man dann auch die Möglichkeit, zu gewissen Zeiten mehr Freizeit zu schaffen – für die Kinder, die Familie oder seine Hobbys.“

Bei den Gewerkschaften ist man da schon deutlich skeptischer. Die Gewerkschaften seien nicht grundsätzlich gegen eine Reform der 38-Stunden-Woche. Doch flexibel seien die Arbeitnehmer schon lange, sagte CSC-Bezirkssekretär Bernd Despineux: „Wir reden heute sehr viel von Burnout. Und viele Leute haben diese Burnouts, weil immer mehr verlangt wird, weil mehr Flexibilität da ist und es keinen konkreten Feierabend mehr gibt.“

FGTB-Sekretär Renaud Rahier lehnte eine Diskussion über die 38-Stunden-Woche nicht à priori ab und erklärte im BRF: „Das ist nichts Neues, zum Beispiel gibt es im Automobilbau das Plus-Minus-Konto. Wenn wir die Garantie haben, dass dann auch die Zeiterfassung korrekt erfolgt, würde das die Abschaffung der Gratis-Überstunden bedeuten. Das wäre doch schonmal etwas.“ (cre)

 

21 Antworten auf “Hat die 38-Stunden-Woche in Belgien ausgedient?”

  1. ….
    „Wir reden heute sehr viel von Burnout. Und viele Leute haben diese Burnouts, weil immer mehr verlangt wird, weil mehr Flexibilität da ist und es keinen konkreten Feierabend mehr gibt.“
    ….
    Das Problem ist weniger die Arbeitszeit als die Freizeit! Wenn ich höre welches Wochenendprogramm viele Leute haben, wundert es mich nicht wenn die Montagmorgens schon völlig fertig in die Arbeitswoche starten. Es ist der Freizeitstress der die Leute fertig macht, der Arbeitsstress kommt noch oben drauf und dann geht nichts mehr…..

  2. Mischutka

    Eine FRAGE bitte :
    Soll das auch für (Berufs-)Fußballer gelten ?
    Wäre doch „Super“ ….. Beim schlechtem Wetter (oder zu wenig Zuschauer) spielen die 2 x 15 Minuten …. bei gutem Wetter 2 x 75 Minuten …. – oder, damit die Jungs noch etwas mit der Familie planen können : Man spielt einfach während der Woche (z.B. Dienstags im Nachmittag – oder am Freitag, wenn die Ehefrauen beim Putzen sind)…..
    MfG.

  3. Harald Montfort

    Das wird dann so enden, dass man seine freie Zeit nicht mehr planen kann, sondern der Arbeitgeber dir , kurzfristig, sagt wann du zuhause bleiben darfst.
    Aber von einer liberalen Regierung kann man nur Arbeitgeberfreundliche Ideen erwarten.
    Wir gehen immer mehr in Richtung gut bezahlter Sklaven.

  4. Das ist doch nichts neues mit der Flex Arbeitszeit.Je nach Firma wird in der Hochsaison mehr gearbeitet,und in der Nebensaison weniger.Am Bau,in Gartenbetrieben usw. Heist also im Sommer viel und lange arbeiten ,und wenn das Wetter schlechter wird sitzt man im Haus.

  5. multi-kulti

    In kleineren Unternehmen ist das ganz normal, viele Jüngere möchten sogar eher etwas mehr als nur die 38 Stunden arbeiten wenn sie in Belgien sind (Anders sind diese auch nicht in Belgien zu halten). Bei denjenigen die nach Lux fahren kommt ja zuzüglich noch so einiges an Fahrtzeiten zusammen welche anscheinend gerne in Kauf genommen werden um einige € mehr zu ergattern..

    Und Unrecht hat der Dax sicherlich nicht mit Kommentar 1

    Aber verschiedene Beamte werden das nie verstehen

  6. ?syntax error

    Das ist Müll , ich habe mir das ganze überlegt und bin zu dem Schluss gekommen , das einfach mehr Leute eingestellt werden sollen.
    Es gibt Firmen , ich hab in einer solchen gearbeitet , in der jeder Arbeiter in der Woche ca. 10 Überstunden gemacht hat frei willig.(jeden Tag n Stündchen länger und Samstags morgens) .
    In der Firma waren ca. 29 Mann beschäftigt. Die Gewerkschaftler wissen warum nur 29 *zwinker*
    29 * 10 stunden =290 diese aufgeteilt in Arbeiter 290/38 ungefähr 7,6, könnte jeder natürlich ne 38 Std Woche haben und es könnten 7 Arbeiter zusätzlich eingestellt werden . 7 Leute freuen sich auf Arbeit , die anderen werden entlastet. Das einzige Problem ist das die Sozialen Lasten so verteilt sind, dass dieses System nicht funktioniert.
    Allerdings werden die Überstunden oft immer noch Schwarz bezahlt, so dass es diese Überstunden gar nicht gibt, auf der Statistik.Besonders in kleinen Betrieben wo die Gewerkschaft ,leider, die Finger nicht dran bekommt.
    Dadurch werden , auch für Aktionäre die Zahlen der Produktivität gleichzeitig geschönt, da mit weniger Personalkosten mehr Produziert wurde.
    29 Personen gleiche Stundenzahl(1392) +29*mal Grundkosten 36 Personen gleiche Stundenzahl(1392) +36* Grundkosten
    Würde man die Grundkosten über die reel geleisteten Stunden regeln,dazu sollte es einen Bonus geben sagen wir mal zum Beispiel 1 % pro zusätzlichen Arbeiter, ab 30 Arbeiter ,würde es die Firmenchefs interessieren einen Arbeiter mehr einzustellen , solange kein Geld über Überstunden gewaschen werden muss.
    Alles in allem , sind genügend Grundlagen geschaffen. Solange man die geltenden Gesetze aber nicht umsetzt, bringt auch diese neue Idee nichts außer Beschäftigungstherapie für Politiker.
    Es wird Zeit wieder an die Basis zurückzukehren , 2 Arbeiter mit jeweils 60 Std dürfen nicht billiger sein als 3 Arbeiter mit 40 Std.
    Zu diesem Zeck wurde die Aktiva Prämie win -win eingeführt, wo der Staat pro eingestelltem Arbeiter 500 € an den Arbeitgeber zahlen wollte , das Geld haben sich jedoch die Interim Firmen einverleibt.
    Schaft die Interim -Firmen ab , sie sind nur Schmarotzer ! Sie kassieren die Prämien die für die Mittelständischen Firmen gedacht waren.
    Solange nicht an der Basis gearbeitet wird und die Prämien nicht dort ankommen wo sie sollen , brauchen wir uns über Überstunden Abrechnung kaum sorgen zu machen weil die Mittelständischen Firmen bald nicht mehr da sind.

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