Politik

Halbzeit für Trump: Chaos-Jahre in Washington – Auch für zweite Hälfte seiner Show gilt: bitte anschnallen!

20.01.2017, USA, Washington: Der designierte US-Präsident Donald Trump ballt seine Faust, als er zu seiner Amtseinführung am Kapitol eintrifft. Am 20. Januar ist Trump zwei Jahre im Amt. Er will sich 2020 zur Wiederwahl stellen. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

Dass Donald Trump kein gewöhnlicher US-Präsident werden würde, war absehbar. Wie sehr er Washington, die USA und die alte Weltordnung durcheinanderwirbeln würde, war allerdings kaum zu ahnen. Nun steht die zweite Hälfte der Trump-Show an – bitte anschnallen!

Donald Trump steht vor wenigen Tagen auf dem verschneiten Hubschrauberlandeplatz am Weißen Haus vor Journalisten, eine Reporterin fragt den Präsidenten der USA: „Haben Sie jemals für Russland gearbeitet?“

Dass eine solche Frage überhaupt gestellt wird, dass Trump sich zu einem empörten Dementi genötigt sieht, das alles sagt viel über die ersten zwei Jahre dieser Präsidentschaft aus. Am Sonntag ist Halbzeit für Trumps Amtsperiode, die von Chaos, Skandalen und einer Außenpolitik der Abrissbirne gezeichnet ist. In der zweiten Halbzeit könnte der Ritt erst so richtig losgehen.

Trump schlägt umso mehr um sich, je stärker er sich in die Ecke gedrängt fühlt – und der Druck auf ihn wird zunehmen. Bei den Russland-Untersuchungen wühlt FBI-Sonderermittler Robert Mueller weiter in Trumps womöglich nicht ganz lupenreiner Vergangenheit. Wie ein Damoklesschwert schwebt ein drohendes Amtsenthebungsverfahren über Trump. Das Verfahren hätte nach derzeitigem Stand zwar keine Aussicht auf Erfolg, aber wer weiß, was Mueller zu Tage fördert.

20.01.2017, USA, Washington: Donald Trump legt neben Ehefrau Melania, die die Bibel in den Händen hält, den Amtseid als 45. Präsident der Vereinigten Staaten Amerikas ab. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

Nicht nur von Muellers Seite aus droht Trump Ungemach: Die Mehrheitsverhältnisse in Washington haben sich geändert, seit Jahresbeginn kontrollieren die oppositionellen Demokraten das Repräsentantenhaus. Sie laufen sich warm dafür, Trump in seiner zweiten Halbzeit mit eigenen Untersuchungen zu überziehen. So dürften sie etwa versuchen, sich Trumps Steuererklärungen zu beschaffen, die frühere Präsidenten freiwillig veröffentlicht haben. Trump verweigert das mit der Begründung, die Erklärungen seien „extrem kompliziert“.

Für Trump ist mit den neuen Verhältnissen nach der Kongresswahl auch ein Luxus aus der ersten Halbzeit Geschichte: Dass seine Republikaner beide Kammern des US-Parlaments kontrollieren, er also bislang für viele Vorhaben gar nicht auf Stimmen der Demokraten angewiesen war. Nicht nur persönlich, auch politisch wird es für den Präsidenten ungemütlicher werden. Bei Gesetzesvorhaben ist er auf Kompromisse mit den Demokraten angewiesen – und Kompromisse sind nicht Trumps Stärke.

Vor der zweiten Halbzeit wird allerdings erst einmal Bilanz gezogen, und ein Urteil fällt auf jeden Fall rundum positiv aus: das von Trump über Trump. „Keine Regierung hat in den ersten zwei Jahren mehr getan als die Trump-Regierung“, hat er im vergangenen Monat gesagt und in ähnlicher Form dutzendfach behauptet. Dieses Eigenlob gehört zu den 7645 falschen oder irreführenden Behauptungen Trumps, die die „Fact Checker“ der „Washington Post“ zwischen der Amtseinführung des Präsidenten und dem Ende des vergangenen Jahres gezählt haben.

Foto: Shutterstock

Es ist eine irre Zahl, im Schnitt gab Trump im abgelaufenen Jahr durchschnittlich mehr als 15 solcher Äußerungen pro Tag von sich – nach Zählung der „Washington Post“ fast dreimal so viele wie noch 2017. Die Kurve in der Statistik weist seit Beginn der Zählung stetig nach oben, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass dieser Trend gebrochen würde. Das heißt nicht unbedingt, dass Trump bewusst lügt. Oft scheint es, als würde er sich einfach nicht um Details scheren.

Alarmierend ist auf jeden Fall, dass Angaben des Präsidenten der Vereinigten Staaten prinzipiell erst einmal nicht zu trauen ist. Alarmierend ist auch, dass Trumps Präsidentschaft die Amerikaner so polarisiert hat, dass in einer zentralen Frage häufig kein Konsens mehr herrscht: Was wahr ist und was nicht. Nach einer Umfrage der Universität Quinnipiac vom vergangenen Juli vertrauen unter den Anhängern von Trumps Republikanern 75 Prozent darauf, dass bei wichtigen Themen eher Trump die Wahrheit sagt als die Medien.

Dass Trumps Eigenlob einer Überprüfung nicht standhält, bedeutet nicht, dass seine Regierung keines seiner Ziele erreicht hätte: Der Präsident hat eine Steuer- und eine Strafrechtsreform durchgebracht. Trotz des Handelskriegs, den Trump mit China vom Zaun gebrochen hat, brummt die US-Wirtschaft, die Arbeitslosenzahlen sind niedrig. Trump hat nicht nur zwei Supreme-Court-Richter ernannt, sondern auch mehr als 80 weitere Bundesrichter – alle auf Lebenszeit. Das könnte die US-Justiz auf Jahrzehnte konservativ prägen.

Auch die republikanische Partei hat Trump auf Linie gebracht, auf wichtigen Posten sind seine Kritiker von seinen Fans ersetzt worden. Dabei verstößt Trumps Politik oft gegen republikanische Prinzipien. Ein Beispiel: Traditionell steht die Partei für Haushaltsdisziplin, und Trump versprach im Wahlkampf, er werde die damals mehr als 19 Billionen Dollar Staatsschulden der USA binnen acht Jahren tilgen. Stattdessen stiegen die Schulden in Trumps erster Halbzeit auf die sagenhafte Summe von fast 22 Billionen Dollar an.

Trumps erstaunlichster Erfolg als Politiker dürfte allerdings dieser sein: Dass der Milliardär vor allem weißen Angehörigen der unteren Mittelschicht weismachen konnte, einer von ihnen zu sein. Der Sender CNN nennt das „den größten Trick, den Donald Trump jemals abgezogen hat“. Als Trump kürzlich beim längsten „Shutdown“ der Geschichte auf die Lage der vielen Bundesangestellten angesprochen wurde, deren Gehalt wegen des teilweisen Regierungsstillstands nicht bezahlt wurde, sagte er allen Ernstes: „Ich kann das nachvollziehen.“

25.07.2018, USA, Los Angeles: Dieses Foto zeigt den zerstörten Stern des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump auf dem Hollywood Walk of Fame. Foto: Reed Saxon/AP/dpa

Trumps Anhänger sind oft christlich, puritanisch und konservativ. Dennoch vergeben sie Trump Dinge, bei denen sich ihnen eigentlich die Nackenhaare aufstellen müssten: zum Beispiel Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels sowie an das ehemalige Playmate Karen McDougal im Präsidentschaftswahlkampf 2016. Beide Frauen behaupten, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, er dementiert.

Ohne Konsequenz blieben auch frühere Äußerungen Trumps, deren Aufzeichnungen im Wahlkampf auftauchten und nach denen er Frauen ungefragt ans Geschlechtsteil fasste. Bei Trumps Vorgänger Barack Obama wurde kritisch beäugt, wenn er nur die Füße hochlegte. Eine Überschrift aus der konservativen „Washington Times“ vom 4. September 2013 lautete: „Obamas Fuß auf dem Schreibtisch des Oval Office sendet Schockwellen um die Welt“. Seit Trump im Oval Office sitzt, haben sich die Maßstäbe dafür, was ein Skandal ist, dramatisch verschoben.

Trumps Verhalten ist gelegentlich so unfassbar, dass der amerikanische Bestseller-Autor Matthew Quirk urteilte, in einem Politthriller würde ihm kein Verlag einen solchen Plot abkaufen. „Für einen Roman ist das alles völlig übertrieben“, schrieb Quirk auf der Nachrichtenseite Vox. „Wenn die Realität gänzlich unglaubwürdig wird, was bleibt dann noch für einen Autor zu tun?“

Auch Trumps befremdliches Anbiedern an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und an den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un prallt an vielen seiner Anhänger ab. Das gilt ebenso für den Verdacht, dass es geheime Absprachen zwischen dem Trump-Lager und Vertretern Russlands im Wahlkampf 2016 gegeben haben könnte, was Mueller bei seinen Ermittlungen prüft – und was Trump dementiert.

12.06.2018, Singapur: US-Präsident Donald Trump (r) und der Machthaber von Nordkorea, Kim Jong Un, geben sich die Hand bei ihrem Treffen im Capella Resort auf der Insel Sentosa. Foto: Kevin Lim/The Straits Times/dpa

Dass Russland sich in den Wahlkampf eingemischt hat, davon sind US-Sicherheitsbehörden überzeugt. Trump äußerte daran im vergangenen Jahr dennoch Zweifel – ausgerechnet bei einer Pressekonferenz mit Putin, der sich ins Fäustchen gelacht haben dürfte.

Während Putin und Kim die Präsidentschaft Trumps zupass kommt, gilt das weniger für traditionelle Verbündete der USA. Trump hat die alte Weltordnung auf den Kopf gestellt. Regelmäßig brüskiert er Nato-Partner, besonders Deutschland – das wichtigste EU-Land – ist ins Visier geraten. Die „New York Times“ berichtete vor wenigen Tagen unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, im vergangenen Jahr habe Trump mehrfach einen Austritt der USA aus der Nato ins Spiel gebracht – ein Schritt, der das 70 Jahre alte Bündnis zerstören könnte.

Wie sehr Trump zum Erstarken rechter Populisten in Europa und von Autokraten anderswo beigetragen hat, ist nicht messbar. Seine Versuche, Regeln und Gepflogenheiten auszuhebeln, die unverbrüchlich schienen, dürfte ihnen aber als Inspiration dienen. Ex-Außenminister Rex Tillerson, der im März entlassen wurde, sagte vor kurzem, er habe auf Trumps Vorhaben oft antworten müssen: „Herr Präsident, ich verstehe, was Sie tun wollen, aber Sie können das so nicht tun. Das verstößt gegen das Gesetz, das verstößt gegen Abkommen.“

Tillerson nannte Trump „einen Mann, der ziemlich undiszipliniert ist, nicht gerne liest, keine Berichte liest, bei vielen Dingen nicht ins Detail gehen will, sondern gewissermaßen eher sagt: ‚Das ist, was ich glaube‘.“ Das ähnelt Beschreibungen in Enthüllungsbüchern wie dem von Star-Reporter Bob Woodward. Dort wird ein Bild von Trump als ahnungslosem Regierungschef gezeichnet, das Weiße Haus wird als „Crazytown“ beschrieben – als ein Hort des Chaos.

Trumps Antwort auf die Aussagen seines früheren Außenministers – der zu Dutzenden unfreiwilligen und freiwilligen Abgängen aus der Regierung gehört – ließ nicht lange auf sich warten: „Rex Tillerson hatte nicht die nötige geistige Leistungsfähigkeit, er war strohdumm und ich konnte ihn nicht schnell genug loswerden“, schrieb Trump auf seinem Lieblingsmedium Twitter. Auch das gehört zum Politikstil Trumps: unter der Gürtellinie auszuteilen.

Die Anti-Trump-Digitaluhr im New Yorker Stadtteil Queens. Foto: Johannes Schmitt-Tegge/dpa

Die „New York Times“ zählt mehr als 550 „Menschen, Orte und Dinge“, die Trump seit seiner Präsidentschaftskandidatur bislang beleidigt hat. Besonders oft zum Ziel werden Medien, die kritisch über ihn berichten: Sie verunglimpft Trump als „Feinde des Volkes“. Dass der US-Präsident die freie Presse derart angreift, könnten Autokraten in anderen Staaten als Freibrief verstehen, gegen unliebsame Journalisten vorzugehen. Umso mehr gilt das, seit Trump der Ermordung des „Washington Post“-Kolumnisten Jamal Khashoggi im Oktober keine Konsequenzen für das Königshaus in Saudi-Arabien folgen ließ.

Die oppositionellen Demokraten in den USA wettern gegen Trumps Chaos-Politik, ein Herausforderer hat sich in Trumps erster Halbzeit aber nicht herauskristallisiert. Am Sonntag wird die Trump-Show in die zweite Hälfte gehen, und womöglich steht danach sogar eine Verlängerung an, wenn das Publikum – der amerikanische Wähler – das so entscheidet. Showmaster Trump hat schon angekündigt, dass er sich 2020 der Wiederwahl stellen will – und zumindest am Wahrheitsgehalt dieser Aussage des US-Präsidenten zweifelt bislang niemand. (dpa)

24 Antworten auf “Halbzeit für Trump: Chaos-Jahre in Washington – Auch für zweite Hälfte seiner Show gilt: bitte anschnallen!”

  1. Réalité

    Hallo Karl H Berens!
    bitte Ihre Wasserstandsmeldungen über den grössten KLAUN aus den USA! Auch Ihre Wetten bzgl Amtszeit von dem!
    Jedenfalls geht der in die Historie ein: als grösstes TRUMPeltier der Neuzei!?
    Da fehlen einem die Worte, den Typen zu beschreiben!
    Passte am besten in einer Gans(z)leberzuchtfarm, hat dern richtigen Schnabel dazu!
    Zum sich kaputt lachen wenn der loslegt, und mit seinen Händen abstossend losflattert!

  2. Idée fixe

    Besser als ein Journalist der Süddeutschen im vergangenen Jahr dessen Namen ich vergessen habe kann man es nicht zusammenfassen:

    Vor allem hat Trump die politische Kultur durch eine nie nachlassende Kanonade an Lügen, Beleidigungen und Erniedrigungen vergiftet. Rassismus, Antisemitismus, Xenophobie und Frauenfeindlichkeit sind nun alltägliche Handelsware im politischen Geschäft der USA. In Trump schlummert ein totalitärer Vernichtungswille, der jedem Demokraten Angst machen muss.

        • Idée fixe

          Werte Daniela ,

          Ironie hat ihre Grenzen.

          Sie vergessen das dieser Herr sich nicht in seiner Muttersprache åußert. Vielleicht versuchen Sie sich noch mal und schreiben ihre geistreiche Artikulation mal in niederländischer oder flãmischer Sprache. Davon ausgehend das ihr Kleinhirn dazu nicht in der Lage ist, können wir eher davon ausgehen von Ihnen wieder nur stumpfsinniges zu hören.

          • Werden Sie mal bitte nicht unverschämt. Der Herr ist Deutscher, aus Hamburg und wohnt gerade mal seit zehn Jahren in Gent.
            Selbst wenn dem nicht so wäre, ich habe einen Witz gemacht und brauche dazu weder Ihr Einverständnis noch Ihre Frechheiten, Sie Spassbremse.

    • karlh1berens

      Kapitalismus braucht Kriege jeder Art
      Schon die Teilnahme von zwei strategischen Bombern an einer Militärübung beunruhigt die USA …
      Daß die USA – ihre Administration und wegen denen auch die Bevölkerung – sowieso schon seit Jahrzehnten beunruhigt sind, hat nichts mit dem aktuellen Geschehen zu tun, sondern mit dem Hadard-Spiel, das die US-Administration betreibt. Der Kommentar des US-Außenministers Mike Pompeo, wonach zwei korrupte Regierungen die öffentlichen Gelder plündern und die Freiheit unterdrücken würden, während ihre Völker leiden, ist nichts anderes als pure Heuchelei. Suchen die USA nicht bereits seit Jahrzehnten nach Vorwänden und Schuldzuweisungen, um mit ihrer medialen Überlegenheit Rußland zu diskreditieren und damit letztlich einen Angriffskrieg zu provozieren oder zu rechtfertigen?

      Mit dem Fall der Mauer bzw. dem scheinbaren Ende des Kalten Krieges durch die Auflösung des Ostblocks ist den USA-Militär- und Polit-Betonköpfen der große Feind ausgegangen. Das konnten sie nicht hinnehmen, denn schließlich „leben“ sie quasi von diesem Schreckgespenst „Feindbild“, das sie medial immer wieder aufzubauen wußten, wenn es zu verblassen drohte.

      In Wirklichkeit wollen alle Menschen hüben wie drüben, ob hier in Deutschland bzw. Europa, den USA oder in Rußland, einfach nur in Frieden leben. Ohne mediale Hetze gibt es keine Kriege, denn erst durch die Blödmaschinen der Medienpropaganda – daß Propaganda dumm macht, sollte eigentlich unstrittig sein – werden die Leute, die einem Krieg zustimmen sollen, so verblendet, daß sie die Orientierung verlieren und am Ende, nur um diesen quälenden Zustand wieder verlassen zu können, resigniert zustimmen – so eine mögliche These über die Wirkungweise der propagandistischen Kriegshetze, der wir seit rund 20 Jahren ausgesetzt sind. Eine andere Theorie besagt, daß Kriege den Unmut der Bevölkerung, die angestaute Wut über die zahllosen Zwänge im Kapitalismus zu beruhigen vermag, indem man den Beherrschten und Ausgebeuteten einen Sündenbock präsentiert, der von nun an alle Schuld auf sich laden muß, für alles, was irgendwie schief läuft, und sei es ein Tornado, der mal wieder Teile der USA verwüstet. Für Unglücke kann daher nur der Russe verantwortlich sein, und wer etwas anderes zu denken oder gar zu äußern wagt, den ereilt der mediale Schuldspruch und oft genug auch das berufliche Aus.

      Die Basis für das Funktionieren der Blödmaschinen ist der entfremdete Mensch, dem man während seines Heranwachsens eine natürliche Entwicklung nicht gestattet hat. Er mußte die Entwicklung seiner Seele (Psyche) weitgehend erst den Bedürfnissen der Mutter unterordnen, dann des Vaters und der restlichen Familie, später den Einschränkungen in Kindergarten und Schule, und wenn er dann noch nicht ausreichend genormt (normal) ist, noch einmal in Studium und Beruf zurechtgestutzt wird. Das alles macht den Menschen anfällig für Irritationen und Orientierungslosigkeit, und genau da springen die Massenmedien ein und richten ihn mittels täglichen Nachrichten auf die gewüschten Haltungen aus, liefern ihm via Soap Operas psychische Identifikationsmöglichkeiten und lassen ihn so – kontrolliert und programmgesteuert – all das erleben, was sein reduziertes Gefühlsleben von sich aus eigentlich gar nicht mehr hergibt.

      Es gibt zahllose Möglichkeiten, dem Menschen das Denken abzugewöhnen: Scheiterhaufen, Drogen, Arbeit, Rausch, Versprechungen, Drohungen, Illusionen, Autorität, Glaube, Liebe, Hoffnung, Angst, Gewalt und vieles mehr bezwecken vor allem eines: Die Denkfähigkeit herabzusetzen und so die Kritikfähigkeit weitgehend auszuschalten. Wer nicht in sich selbst ruht – und das ist mit Sicherheit die Mehrheit –, wer nicht in guter und steter Verbindung mit seiner ureigenen Gefühlswelt steht, der ruht in fremden Gefühlen und Beurteilungsmustern, die er oft genug aus dem Fernsehen übernommen hat. Das Fernsehen begleitet den Großteil der heute lebenden Menschen seit ihrer Kindheit, was zur Folge hat, daß sich bereits Kinder an den dort erzählten Geschichten und vorgeführten Handlungsmustern ein Beispiel nehmen, ja diese Figuren und Visiotypen fest in ihr künstliches Selbstbild einbauen. Diese Blödmaschine Fernseher ist Teil des allumfassenden Empörungs- und Gefühlsmanagements, das in Verbindnung mit dem Versuch, das Denken der Menschen zu kontrollieren, zu nichts als Orientierungslosigkeit und den damit verbundenen Spaltungen der Gesellschaft führt. Zivilisation aus diesem Blickwinkel betrachtet ist nichts anderes als das gegenseitige Abdämpfen von Denken und der Strafe, die es dafür setzen soll.

      Die Medien vermitteln dem Konsumenten aber auch – um die Desorientierung, die sie anrichten, zu verschleiern – gleichzeitig ein Gefühl des Richtig-Liegens (Millionen Fliegen können sich nicht irren, wenn sie Scheiße fressen …), der umfassenden Informiertheit (immer auf dem neuesten Stand sein) und damit verbunden ein zwar trügerisches, dafür aber um so hartnäckigeres Gefühl der Überlegenheit (Selbstüberschätzung/Narzißmus fütternd), so daß der zwar willenlose, aber sich stark und zugehörig fühlende Medienkonsument seine zunehmende Verblödung nicht einmal im Ansatz mitbekommt. Damit geht dem verblödeten Massenmenschen eine wichtige Erkenntnis, eine Voraussetzung und Motivation zum eigenen Denken unwiderbringlich verloren: Er muß sich für der Weisheit letzter Schluß halten und darf sich nicht dumm fühlen. Doch genau dieses Sich-dumm-Fühlen ist eine Grundvoraussetzung zum eigenständigen Denken, denn wenn man glaubt, schon über alles richtig orientiert zu sein, dann muß man seinen Denkapparat ja nicht mehr damit belasten, eine realitätsnahe Orientierung zu finden. Man glaubt sich durch die Illusion der Bilder und des dazu Gesprochenen/Geschriebenen bereits nahe so an der Realität wie nur möglich. Daß wir heute gut 99 Prozent dessen, was wir über unsere und andere Gesellschaften wissen, nur aus den Medien „wissen“, weiß der Normalkonsument nicht, und wenn man es ihm sagt, weist er das fast schon reflexartig weit von sich.

      So sind dann auch immer jene, die von sich nicht nur behaupten, sondern vollständig davon überzeugt sind, gegen Manipulation der Reklame, Propaganda, des Fernsehens und der Printmedien grundsätzlich gefeit zu sein, am anfälligsten dafür – weil sie es nicht mehr für nötig befinden, sich entsprechend selbst zu beobachten und zu versuchen, die Manipulation zu erkennen, ja sie verleugnen nicht selten glatt die Möglichkeit, daß überhaupt manipuliert wird, zumindest nicht in ihren Lieblingsblättern und -sendungen.

      »Fernsehen macht dumm«, »Unser Bildungssystem produziert karrieristische Fachidioten«, »Der Kapitalismus braucht Konsumtrottel«. Wenn eine Gesellschaft auf das in ihr (zu Recht) grassierende Unbehagen an »allgemeiner Verblödung« statt mit handfesten Gegenmaßnahmen bevorzugt mit kulturpessimistischen Slogans und Verschwörungstheorien reagiert, wird klar, wie sehr sie sich bereits in ihrem Dummsein eingerichtet, es gar zum System erhoben hat. Markus Metz und Georg Seeßlen analysieren die Mechanismen, mit denen Dummheit heute produziert wird, nebst den fatalen Strategien, mit denen die meisten Individuen sie »bewältigen« und dadurch noch verstärken. Wer sich der Dynamik der »Blödmaschinen« nicht blind oder – noch schlimmer – sehend ergeben möchte, muß ihre Strukturen begreifen. Nur so entsteht die Chance, sie zu zerschlagen.
      https://books.google.com/books?id=1vs1CgAAQBAJ

      Das muß natürlich jeder für sich entscheiden und durchführen … werft eure Fernseher auf den Müll!

    • Kolumnist

      „Alleine dieser Titel beweist die Parteilichkeit von OD. Ekelhaft.“

      Nicht OD, sondern dpa wenn Sie genau hinschauen. Und das sagt alles.
      Habe schon in einem (oder mehreren Posts ) meine Meinung zu dpa und sonstigen „Presseagenturen“
      aus dem Merkel-Land geäußert. Wie gesagt, vieles was Trump von sich gibt ist einfach irre, aber wenn man die Medien in den anderen europäischen Ländern so verfolgt, Frankreich, Italien usw.) gibt es kein Land, deren Medien inkl. Talk-shows, ausschließlich NUR negativ über Trump berichten, außer Deutschland. Dort gibt es eine ganze Reihe Medien, die meinen, sie seien der Nabel der Welt, nach dem Motto:“ am deutschen Wesen usw…….Ist einfach so.

      • Parteiisch

        Welche Seite ist das hier? Wieso wurde es übernommen? Vor wenigen Wochen gab’s doch noch einen Beitrag hier, auf OD, in dem es darum ging, daß NUR parteiisch (ein „l“ zuviel, oben) über Trump berichtet wird. DAnn noch ein Beitrag über wie schlecht Medien-Journalisten heute berichten. Und und und. Und dann sowas hier.

    • Clinton, Bush und Obama waren dann wohl sicher sein Vorbild und Hillary Clinton hätte sie alle in den Boden gelogen…es ist die Neoliberale Lügenpolitik, die auch in der EU das sagen hat…

    • Mithörer

      @Logisch
      „Trump lügt nachweislich bis zu zehnmal am Tag“
      Und die Medien stehen ihm in nichts nach. Wie war das noch mit der Pressemeldung, Trump hätte seinen Anwalt aufgefordert, dem Kongress die Unwahrheit zu sagen. Einfach köstlich, wie jetzt gewisse Medien und Journalisten zurückrudern müssen.

      • @ Mithörer

        Wer rudert wo?
        Ich kenne die Berichte, selbst in den Boulevardmedien wie Bild und Krone, nur in Frageform oder Konjunktiv nachdem Herr Cohen eine solche Assage getätigt hat.
        Von einer Gegendarstellung ist mir nichts bekannt. Selbst Fox-News, der „Leib und Magensender“ des POTUS hat dem (noch) nicht widersprochen.

        • Mithörer

          @EdiG
          Natürlich, sie sind ja nur auf deutsche Medien foxussiert. Schauen sie mal in die französchsprachigen Medien. Ja, ja, und dann diese Vorwürfe, die mit einem Fragezeichen am Ende versehen sind (Bild, Krone, …). Eine häufig verwendete Methode der Printmedien, um etwas zu behaupten und dann doch nochts gesagt zu haben. Mit Dreck werfen in der Hoffnung, dass schon etwas hängen bleibt in den Köpfen der Leute.

          • @ Mithörer

            „Fox-News“ ist, soweit mir bekannt ist, kein deutsches Medium. Das die Aussagen von Herrn Trumps Ex-Anwalt Cohen im Konjunktiv wiedergegeben werden ist, da es nicht Aufgabe der Medien ist sie zu beurteilen, völlig normal.
            In Amerika werden diese Aussagen noch ganz anders wahrgenommen und diskutiert. Immerhin äussert sich hier ein Beteiligter zu einer strafbaren Aktion.
            Sollte es diese Anweisung des Präsidenten gegeben haben und ist sie beweisbar wäre das (achtung Konjunktiv) durchaus ein Grund für ein Amtsenthebungsverfahren.

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