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Großaktion der Polizei im Hambacher Forst gegen deutsche Braunkohlegegner

29.08.2018, Nordrhein-Westfalen, Morschenich: Im Hambacher Forst liegt ein Schild mit der Aufschrift "Rettet den Wald". Foto: Christophe Gateau/dpa

Der Streit im Braunkohle-Revier Hambacher Forst spitzt sich zu: Mit einem großen Aufgebot ist die deutsche Polizei in Teile des Waldes vorgerückt – seit Jahren wohnen dort Rodungsgegner in Baumhäusern.

Die deutsche Polizei ist am Mittwochmorgen mit einem großen Aufgebot in Teile des Hambacher Forstes vorgerückt. Der rund 40 Kilometer westlich von Köln gelegene Wald im Rheinischen Braunkohlerevier ist teilweise von Tagebau-Gegnern und Waldschützern besetzt.

Mitarbeiter des Energieunternehmens RWE begannen mit schwerem Gerät, Hindernisse wie Baumstämme am Waldboden wegzuräumen. Die Polizei schütze die Arbeiter dabei, sagte Polizeisprecher Paul Kemen.

Der Einsatz verlief zunächst friedlich. Bei einer Personenkontrolle vor Beginn habe es einen Zusammenstoß mit zwei Menschen gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Näheres war dazu zunächst nicht bekannt.

14.07.2015, Nordrhein-Westfalen, Elsdorf: Ein Schaufelradbagger steht im Braunkohletagebau Hambach. Foto: Marius Becker/dpa

Der Energiekonzern RWE Power will für den Braunkohleabbau mehr als 100 der verbliebenen 200 Hektar Wald abholzen, kann damit aber frühestens mit Beginn der Rodungssaison ab 1. Oktober anfangen. Die Rodung ist seit Jahren genehmigt und laut RWE nötig, um den Tagebau fortzusetzen.

Gegen die Abholzung gibt es aber seit langem heftige Proteste von Waldbesetzern vor Ort. Darüber hinaus fordert ein breites Bündnis von Natur- und Klimaschützern einen Rodungsstopp, solange die nationale Kohlekommission in Berlin miteinander im Gespräch ist.

Mehrere Hundert Polizisten seien im Einsatz, berichtete ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Rodungsgegner ließ sich zunächst nicht feststellen. RWE wolle „offensichtlichen Müll“ aus dem Wald beseitigen, teilte die Polizei per Twitter mit. Außerdem sollten Beweismittel und Gegenstände sichergestellt werden, die für Straftaten oder den Bau von Barrikaden geeignet seien.

Die rund 60, teils seit Jahren bewohnten Baumhäuser von Rodungsgegnern sollten dagegen nicht geräumt werden, betonte die Polizei. Das sagte die Polizei auch im Wald per Lautsprecher durch.

„Extrem gewaltbereite Linksextreme“

Bislang waren im Hambacher Forst nach früheren Angaben der Polizei etwa Holzpaletten und große Wassertanks als Baumaterial für Barrikaden genutzt worden. Ein altes Auto sei als Barrikade einbetoniert gewesen. Auch sogenannte Krähenfüße, die bei Einsatzfahrzeugen die Reifen zerstören können, hatte die Polizei zuletzt Ende August sichergestellt.

24.08.2018, Kerpen: Polizisten gehen auf einem Waldweg im Hambacher Forst. Foto: Henning Kaiser/dpa

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Montag in Düsseldorf gewarnt, dass man es im Hambacher Forst mit „extrem gewaltbereiten Linksextremen“ zu tun habe, die aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten europäischen Ausland anreisten. „Diese selbst ernannten Umweltschützer wollen nicht Bäume retten, sondern den Staat abschaffen“, sagte Reul.

Die Aktivisten vor Ort wiesen Reuls Vorwürfe zurück. «Die Polizei versucht, die komplette Bewegung zu kriminalisieren und zu diffamieren», sagte Emil Freytag von der «Aktion Unterholz». Er verwies darauf, dass die Polizei den Hambacher Forst als «gefährlichen Ort» definiert habe und seitdem Personen ohne konkreten Anlass kontrollieren könne.

Die deutsche Kohlekommission soll bis Ende des Jahres einen Ausstieg aus der Kohleverstromung ausarbeiten und Vorschläge für die Finanzierung und Gestaltung des Strukturwandels in Tagebau-Regionen wie dem Rheinischen Revier vorlegen. Im vergangenen Jahr kamen noch 22,5 Prozent des deutschen Stroms aus Braunkohle und 14,1 Prozent aus Steinkohle. (dpa)

15 Antworten auf “Großaktion der Polizei im Hambacher Forst gegen deutsche Braunkohlegegner”

  1. Gemein(d)e

    Das hat doch mit Protest schon lange nichts mehr zu tun , das ist mittlerweile nur noch“ Krawallmacher gegen Polizei“. Polizisten mit Waffen und Feuer anzugreifen geht gar nicht und an genau diesem Punkt haben die Protestler meine Sympatie verloren.

    Das was da auf einer Seite abgeholzt wird, wird auf der anderen Seite ja wieder angepflanzt , und da der Wald ein Nutzwald war oder ist, sind dort auch keine sehr alten Bäume. Zudem wurde das alles von der Rot-GRÜN Regierung verhandelt ,beschlossen und unterschrieben.

    Aber bis das Ganze umgesetzt ist und neue Energie Ressourcen erschlossen sind, brauchen wir noch etwas Kohle und Strom. Ich kann nicht auf der einen Seite verlangen Atomkraftwerke auszuschalten , dann direkt noch die Kohlekraftwerke auszuschalten , ohne dem ganzen Zeit zur Umsetzung zu geben.
    Da der Kohle -Ausstieg ja auch schon beschlossene Sache ist, nur eben noch nicht heute.

    Mir kommen die Randalierer wie kleine Kinder vor, die schreien:“ Ich will das ab JETZT SOFORT haben , *auf dem Bodenwerfen*Menoo,Menno ,Menno.“Die Randalierer machen sich nur noch lächerlich.

    • Pensionierter Bauer

      Sehr Richtig,@Dax, und diese Flächen werden im Gegensatz zu den Abbauflächen vom Tagebau wahrscheinlich nicht wieder mit hochstämmigen Bäumen aufgeforstet. Der Klimawahn treibt schon sonderbare Blüten.

  2. Der Hambacher Forst liegt im Rheinland, im Südosten des wohl größten europäischen Braunkohle-Tagebaus.

    Vor Beginn der Kohleförderung war der Wald 4.100 Hektar groß; nach Angaben des Tagebau-Betreibers RWE wurden bislang 3.900 Hektar für den Kohleabbau gerodet.

    Nach Angaben des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat der Wald eine 12.000 Jahre lange Geschichte. Es gibt dort Vorkommen streng geschützter Arten wie Bechsteinfledermaus, Springfrosch und Haselmaus.
    ….
    Das ist dem BUND hingegen egal…
    https://tinyurl.com/y798ccl6

  3. Peer van Daalen

    Warum hat man diesen – in naher Zukunft nicht mehr existierenden sogenannten „Wald“ – während der letzten Hitze- und Trockenperiode nicht einfach angezündet und abgefackelt???

    Damit wir uns nicht missverstehen – auch ich bin GEGEN !!! den Braunkohletagebau Hambach. Wir brauchen den Braunkohle-Tagebau definitiv nicht mehr.

    Aber diese versifften ´Pseudo-Polit-Baum-Affen´ aus Neandertal haben diesen Flecken Erde dort doch ohnehin schon seit geraumer Zeit in eine Müllkippe mit geschändeter Natur verwandelt (vernagelte Bäume, mutwillig vergossene Diesel- und Benzinlachen etc.).

    Das sind kriminelle Terroristen, denen es mit einer geradezu infantilen und perversen Lust Freude bereitet, Straftaten zu begehen und Menschen schwer zu verletzen.

    Weg mit diesen Pennern …

      • Niemals mehr Photovoltaik

        „Windräder und PV Dächer produzieren a) viel zu wenig, und b) niemals nach Bedarf! “

        So ist es Dax und wenn, wie beispielsweise von der Regierung in Namur beabsichtigt, demnächst
        die (kleinen) PV-Produzenten für die Einspeisung von „grünem“ Strom in die Netze eine sog. „Einspeisegebühr berappen müssen, ( zwischen 500 und 800 € pro Jahr für die sog. „Prosumer“),dann lohnt sich das ganze für viele nicht mehr . Die Regierung der WR hatte zudem schon vor einiger Zeit beschlossen,die Dauer der Gewährung der GZ nach ihrem Gutdünken von 15 Jahre auf 10 Jahre zu reduzieren ( Betrug am Bürger!) ; dazu noch die vorgenannte Gebühr. Wobei diese Banditen aus Namur die Leute vor Jahren dazu animiert haben, in PV-Anlagen zu investieren.

    • Wetten dass heute in der WDR Lokalzeit Aachen diese Ereignisse als Kampf der „Klimaschützer“ gegen die Kohleindustrie dargestellt werden. Die MINT Versager in den Sendeanstalten verstehen ja noch nicht einmal dass ihre grün-versifften Sendungen ohne den bösen „Kohlestrom“ erst gar nicht ausgestrahlt werden könnten….

  4. abendland

    verlogene grüne öko-marxisten: für windkraft ist der wald leider nicht grün genug.

    auf der einen Seite den hambacher forst schützen vor den all zu bösen natur-kaputtmacher-kapitalisten, und auf der anderen Seite hektarweise wald abholzen für eine sinnlose energiewende. und gehen dabei militant vor. also sind diese beschränkten auch nicht besser als islamisten oder reichsbürger, die die realität nach den konzepten irgendeiner fantasiewelt „korrigieren“ wollen.

    https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/steine-aus-dem-hambacher-forst-auf-die-polizei/

    wie wäre es mit einem kompromis: den hambacher abholzen, und windräder draufbauen?
    :-) der umwelt zuliebe.

  5. Strommann

    Die Aktivisten im Hambacher Forst sind die gleichen die gegen Thiange und Doel protestieren . Wenn ihnen der Wald jetzt genommen wird , flammen die Aktivitäten gegen die Kraftwerke wieder intensiver weiter . Hambacher Forst ist ein Deutsches Problem , da will ich mich als Belgier nicht drin einmischen . .Ich finde das umgekehrt aber auch , Thiange ist unser Problem , da soll sich kein Auswertiger einmischen . Die Regierung in Belgien sagt sie bleiben am Netz und dann ist das so . So ist die Rodung des Waldes auch vom deutschen Staat abgesegnet , dann muss man das auch so annehmen . Im generellen frage ich mich warum immer wieder Demonstriert werden muss , es bringt nur Ausschreitungen und Verletzte auf allen Seiten und ändern wird sich nichts.

    • @ Strommann

      Der Hambacher Forst ist ein deutsches Problem, das ist richtig.
      Aber Tihange kann durchaus auch zum deutschen Problem werden.
      Wenn im Hambacher Forst die Bäume fallen ist das eine Notiz auf Seite drei im GE. Wenn in Tihange ein Unfall passiert und der Wind schlecht steht gibt es mehr als eine Notiz in der Aachener Zeitung.

      Warum wird demonstriert wenn sich doch nichts ändert? Ein Sponti Spruch aus den frühen 70ern, er wird auch gerne Bert Brecht zugeschrieben, sagt:“ Wer kämpft kann verlieren aber wer nicht kämpft hat schon verloren.“
      Wir sahen damals die Notwendigkeit „auf die Strasse zu gehen“ darin begründet das uns sonst keiner wahrnimmt.
      Im Gegensatz zur Industrie hat die Jugend keine Lobby. Sie wird aber die Folgen dessen was heute passiert zu tragen haben.

      • Ja Edi die Jugend, die armen. Smartphone ab 10 Jahre, eigener Fernseher im Zimmer sowieso, Abi-Reise per Flugzeug nach Kreta, tolle Klamotten zu Billigstpreisen, jedes Wochenende irgendwo ein Event…. Die sind wahrlich zu bedauern was 50 Jahre Industriegesellschaft ihnen hinterlässt. Die paar die da im Hambacher Forst Robin Hood spielen so wenig repräsentativ wie die Messdiener! „Tihange abschalten“ oder „Kohleausstieg“ aber nur bis das Akku vom Handy leer ist, dann hört der Spass – sprich Weltenrettung – aber auch schon auf.

        • @ Dax

          Wenn sich der Blutrausch und die rote Farbe vor Ihren Augen verzogen hat lesen Sie den Text einfach nochmal. Auch wenn ich bezweifle das Sie in der Lage sind den Gedanken dahinter zu verstehen hilft das manchmal.

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