Politik

Deutsche Ministerin Giffey tritt wegen der Plagiatsaffäre um ihren Doktortitel zurück

20.06.2019, Berlin: Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Lange wurde über ihren Doktortitel und die möglichen Konsequenzen diskutiert und spekuliert: Nun hat die deutsche Familienministerin selbst die Konsequenzen gezogen – und ihren Rücktritt erklärt.

Nach wochenlangen Diskussionen über die Aberkennung ihres Doktortitels ist die deutsche SPD-Politikerin Franziska Giffey am Mittwochvormittag von ihrem Amt als Bundesfamilienministerin zurückgetreten.

Wie das Familienministerium mitteilte, bat Giffey in der Sitzung des Bundeskabinetts Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Entlassung aus ihrem Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

29.11.2019, Berlin: Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, kommt zum unter dem Motto „Wandel“ stehenden 68. Bundespresseball im Hotel Adlon. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Als Begründung nannte sie das laufende Verfahren der Freien Universität Berlin zur Überprüfung ihres Doktortitels und die Diskussionen rund um ihre Dissertation. „In den letzten Tagen sind erneut Diskussionen um meine Dissertation aus dem Jahr 2010 aufgekommen“, erklärte Giffey am Mittwoch. Das Verfahren um die Überprüfung ihres Doktortitels sei im Jahr 2020 wieder aufgerollt worden. Sie habe daraufhin erklärt, ihren Titel nicht mehr zu führen, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens.

Nun habe ihr die Freie Universität Berlin im laufenden Prüfungsverfahren bis Anfang Juni Zeit für eine Stellungnahme gegeben, die sie wahrnehmen werde, erklärte Giffey weiter. Danach solle das laufende Verfahren abgeschlossen sein.

„Die Mitglieder der Bundesregierung, meine Partei und die Öffentlichkeit haben aber schon jetzt Anspruch auf Klarheit und Verbindlichkeit. Daher habe ich mich entschieden, die Bundeskanzlerin um Entlassung durch den Bundespräsidenten aus meinem Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu bitten“, erklärte sie. Trotz dieser Entscheidung stehe sie weiterhin zu ihrer Aussage, ihre Dissertation nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben zu haben.

Die 43-jährige Ostdeutsche galt als Nachwuchshoffnung der deutschen Sozialdemokratie. Bevor sie mit nur 39 Jahren Bundesministerin wurde, hatte sie sich als Bürgermeisterin des Berliner Problembezirks Neukölln einen Namen gemacht.

Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im September ist sie SPD-Spitzenkandidatin und kämpft damit um das Amt des Regierenden Bürgermeisters der Bundeshauptstadt. Ihre Spitzenkandidatur bleibe von ihrer Entscheidung, als Familienministerin zurückzutreten, unberührt, erklärte Giffey am Mittwoch.

In den vergangenen Jahren waren schon mehrere deutsche Spitzenpolitiker wegen Plagiatsvorwürfen zurückgetreten, unter ihnen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, 2011) und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU, 2013).

40 Antworten auf “Deutsche Ministerin Giffey tritt wegen der Plagiatsaffäre um ihren Doktortitel zurück”

  1. Werner Radermacher

    Frau Giffey war eine gute Bürgermeisterin von Berlin – Neukölln. Dort war sie immer nah bei den Menschen und hatte auch offen die Probleme angesprochen, die einen Multikultibezirk betreffen. Deshalb hoffe ich, dass sie im Herbst trotz allem Regierende Bürgermeisterin von Berlin wird.

    • Der kleine Belgier

      @Werner Radermacher,
      Frau Giffey ist eine Betrügerin.
      ich kenne auch gute Leute, die aber weil sie die entsprechenden Papiere nicht haben, auch deswegen
      -keinen Lehrer Beruf ausüben. ( obwohl Sie gut sind)
      -keinen Artzberuf ausüben ( obwohl Sie gut sind )
      -keinen Richterberuf ausüben ( obwohl Sie gut sind )
      usw…………
      Frau Giffey ist absolut nicht gut, denn Sie kennt keine Skrupel um mit einem gefälschten Dr.
      Titel nur für sich die eigenen Vorteile zu nutzen.

    • Don Quichotte

      Extrabreit, damit es Alle einordnen können: Zu Epochtimes findet man auf Wikipedia folgendes:

      „Epoch Times Deutschland und Rechtspopulismus
      Epoch Times Deutschland wird von Medienanalysten wegen ihrer positiven Berichterstattung über rechtspopulistische Gruppen wie die Alternative für Deutschland und Pegida kritisiert. Meedia und die österreichische Tageszeitung Der Standard beschrieben die Epoch Times als einen der „Favoriten“ der Pegida-Anhänger, sie berichte verstärkt kritisch über Einwanderungsthemen, Flüchtlinge und Muslime.[113][114] Auch laut Deutschlandfunk würden im Vergleich zu anderen nationalen Medien mehr kritische Artikel gegen Migranten veröffentlicht.[115] Laut der Wochenzeitung Die Zeit war die Epoch Times im September 2017 noch vor der Jungen Freiheit und PI-News das „Leitmedium der Rechtspopulisten“. Sie bediene den gemäßigten AfD-Wähler. Zum Thema Flüchtlinge und Dieselskandal würden die Artikel der Epoch Times das stärkste Leserecho hervorrufen.[116] Zeit-Journalist Benedikt Herber schrieb dazu, dass die Epoch Times es schaffe, durch die Themenauswahl ein rechtes Publikum anzusprechen, ohne sich selbst klar zu positionieren. Dadurch sei es ihr gelungen, profitabel zu werden.[117] New Republic warf ihr vor, mit Verschwörungstheorien „gemeinsame Sache mit europäischen Nationalisten“ zu machen. Als Beispiel nannte Stefanie Albrecht Berichte unter anderem über Chemtrails, Pizzagate und angeblich von Flüchtlingen ermordete Kinder: „Die Mitarbeiter gaben zu, Tatsachen nicht zu überprüfen.“[118]

  2. Da kann man bohren, so viel man will. Die Schuld liegt bei den Unis.
    Jeder Doktorand ist frei, seine These zu verfassen und macht das auch nicht im Alleingang.
    Nach so vielen Jahren nachkarten, nur um jemanden abzusägen, der in seinem Fach erfolgreich ist ?

    • Promovierter, aber nicht fake

      Nein, bei der Uni UND natürlich dem ÜbeltäterIn…
      Ansonsten kann jedes Verbrecher auf alles nur nicht den TäterIn geschoben werden. Aber bei Ihrer Kommunismus pur-Einstellung kein Wunder.

      • Walter Keutgen

        Promovierter, aber nicht fake, né. Aber vielleicht liegt die Doktorenschwemme in Deutschland daran, dass die Doktorandenväter und -mütter nicht genug Zeit haben all die Doktoranden zu beaufsichtigen.

        • Axel Stoll

          Möchtest Du jetzt sagen das Ich meinen Titel erschlichen habe?

          Ich bin Dr Axel Stoll! promovierter Naturwissenschaftler , Skalarwellen sind mein Fachgebiet sowie freie Energien und Hoch-Technologien im antiken Indien

          • Walter Keutgen

            ma, ja, denn in anderen Ländern ist der Doktortitel nicht so nützlich wie in Deutschland, er ist kein Türöffner. In Belgien und Frankreich macht man ihn, wenn man in die Forschung will und da ist das fast zwingend notwendig. Ich hatte eine US-amerikanische Kollegin die ihre E-Mails mit Ph.D. unterschrieb, obwohl sie keine bessere Stelle ergattert hatte – liegt wohl an der Schwemme. Es ist auch eine Frage des Geldes: Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre gab es keine Assistentenstellen mehr für Doktoranden in Belgien, also musste man vier Jahre seines Lebensunterhalts aus anderen Mitteln bestreiten. In Deutschland gibt es großzügigen Bafög. Für die Mittelschichten ist es einfacher, ihre Kinder lange studieren zu lassen, denn die Einkommensteuer lastet in den Steuerklassen nicht so schwer wie in Belgien.

  3. der heilige Josef

    Jetzt stehen der guten Frau Hochstapler auch noch Übergangsgelder in Höhe von 221000 Euro zu . Sollte sie im September zu Berlins Bürgermeisterin gewählt werden wären es aber nur 54000 Euro, auch nicht schlecht für 5 Monate.

  4. Der kleine Belgier

    @der heilige Josef,
    Sie haben leider recht und das ist sehr traurig.
    Auch muss man bedenken, dass sie mit dem gefälschten Doktortitel Stellen und Gehälter bekommen hat, die ihr normalerweise nicht zugestanden hätten.
    Nicht nur ein Rücktritt wäre richtig sondern auch die Rückerstattung dieser Gelder.

      • Politiker haben Immunität viel kann nicht passieren, meine Meinung ein Dr. Titel braucht man nicht in der Politik, wer ihn hat OK aber mehr Diäten usw gibt es nicht so hat sich jeder Dr. Titel da erledigt, jedem steht frei in der freien Marktwirtschaft zu arbeiten da verdient er mehr, oder wenn er mehrmals versagt fliegt er hinaus und landet irgendwann mal auf dem Sozialamt

      • Walter Keutgen

        Verbecherin, ob es ein Verbrechen, ein Delikt oder eine Übertretung ist bleibe mal dahingestellt. Aber sogar die FU-Behörde hat sich nicht eindeutig positioniert. Es gibt in der Tat mehrere Zitatmethoden und die Doktormutter hatte eine vorgegeben. Da es eine empirische Arbeit war, hat frau Giffey sicher auf Methoden einiger Koryphäen zurückgegriffen und diese falsch oder ungenügend zitiert. Das könnte auch bei Vergleichen, sagen wir mal zwischen Neukölln und Eupen-Sankt-Vith, passieren, niemand würde aber denken, dass sie auch in Eupen-Sankt-Vith Untersuchungen angestellt hat, der Fehler wäre dann den Autor der gleichen Forschung in Eupen-Sankt-Vith nicht anzugeben

      • Verbrechen ist ein Rechtsbegriff, nach § 12 des deutschen StGB definiert als Straftat, die mit einem Jahr Freiheitsstrafe oder mehr bestraft wird.
        Plagiate bei Doktorarbeit sind überhaupt keine Straftat, rechtlich relevant nur urheberrechtlich, also zivilrechtlich, weil man sich mit fremden Federn des wirklichen Urhebers geschmückt hat, und verwaltungsrechtlich, wenn es dann zum Entzug des Doktortitels kommt.

          • Danke, dass hier einem Juristen mal Jura erklärt wird. Bin ich in diesem Forum aber gewohnt. Zur Sache: Der Tatbestand des § 106 Urheberrechtsgesetz passt nicht auf Fehlzitate oder unterlasse Zitierungen.

              • Angesichts der Anzahl der Hassprediger und Gewaltverherrlicher in diesem Forum halte ich mich bedeckt, so wie ja übrigens die Mehrzahl der Kommentierenden. Ich bedanke mich für Ihre Anregung, halte es es aber für angemessener, dies jedem selbst zu überlassen. Es ist ebenso bedauerlich wie überraschend, dass sich deshalb jemand beleidigt fühlt. Mit freundlichen Grüßen und ehrlichem Mitgefühl! XYZ

                • Walter Keutgen

                  Oh nein, kurze Zitate sind unter Angabe der Quelle immer erlaubt. So weit zu „an sich“. Der Doktorand und jeder andere braucht nicht um Erlaubnis zu bitten. Wirklich Jurist? Sie zitieren hier deutsche Gesetze.

                  • Wenn ich den Sachverhalt richtig verstehe, handelt es sich um eine zurückgetretene deutsche Ministerin. Da wird wohl deutsches Recht besser passen als belgisches.
                    Wir wollen uns da nicht festbeißen, aber ob ein Zitat in einer wissenschaftlichen Arbeit kurz oder lang ist, ist nicht das Problem. Es geht darum, dass es überhaupt als Zitat gekennzeichnet wird und dass man nicht so tut, als hätte man den klugen Gedanken selbst gehabt.

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