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Geschwindigkeitskontrollen und Alkoholtests in Zukunft auch durch Stadtstewards?

Stadtstewards "auf Streife". Foto: Belga

Innenministerin Joëlle Milquet (CdH) will den Stadtstewards den Zugang zum Polizeidienst erleichtern. Aus den „Friedenswächtern“ in Lila, die man regelmäßig durch die Innenstädte spazieren sieht, könnten Polizeibeamte ohne Waffe werden. Die Gewerkschaften schlagen Alarm. Für sie wäre eine solche Reform in höchstem Maße ungerecht.

Wer Polizist werden will, muss derzeit eine dreijährigen Ausbildung mitmachen. Für die Stadtstewards würden drei Jahre Berufserfahrung als Stadtwächter und eine zusätzliche Ausbildung von lediglich sechs Monaten bereits genügen.

Rückkehr des Gemeindepolizisten?

Zwei Eupener Stadtstewards. Foto: Gerd Comouth

Zwei Eupener Stadtstewards. Foto: Gerd Comouth

“Das ist ungerecht, reicht nicht aus und wäre kontraproduktiv, weil die neuen Steward-Polizisten über nicht genügend Kenntnisse verfügen”, kritisierte Eddie Lebon von der Polizeigewerkschaft: „Für Stewards soll eine verkürzte Ausbildung gelten. Wenn sich jedoch ein Soldat zum Polizisten weiterbilden lässt, muss er den kompletten Lehrgang mitmachen.“

Lebon befürchtet außerdem, dass die mit der großen Polizeireform erreichte Vereinheitlichung zum Teil aufgehoben und der frühere Gemeindepolizist wieder eingeführt werde.

Die Funktion des Stadtstewards wurde seinerzeit geschaffen, um ein größeres Sicherheitsgefühl in den Städten und Gemeinden zu schaffen. Knapp 2000 Stewards gibt es in ganz Belgien. Eupen ist die einzige Gemeinde in der DG, in der es solche „Friedenswächter“ gibt. Sie regeln den Verkehr vor Schulen, stellen Ordnungswidrigkeiten fest, dürfen aber keine Bußgeldbescheide verteilen.

Klinkenberg wartet nähere Einzelheiten ab

Zwei flämische Stadtstewards auf Patrouille. Foto: vvsg.be

Zwei flämische Stadtstewards auf Patrouille. Foto: vvsg.be

Bei der Polizei würden sie in die unterste Polizeistufe kommen. Das heißt, sie wären ein Beamter ohne Waffe, der im Verkehr eingesetzt wird, aber auch Geschwindigkeits- oder Alkoholkontrollen durchführen darf.

„Ostbelgien Direkt“ fragte den Eupener Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF), der auch Präsident des Polizeirats ist, was von einer solchen Reform zu halten sei. Klinkenberg erklärte, er warte auf nähere Angaben zu diesem Vorhaben. Erst dann könne er dazu Stellung beziehen.

Die wahren Hintergründe dieses Reformvorhabens sind in der Tat vielen nicht ganz klar. Sollen die Gemeindefinanzen entlastet werden, weil die Kommunen nicht mehr für die Entlohnung der Stewards aufkommen müssten? Auch Bürgermeister Klinkenberg konnte sich auf das, was über dieses Reformvorhaben bisher bekannt ist, keinen Reim machen. (cre)

14 Antworten auf “Geschwindigkeitskontrollen und Alkoholtests in Zukunft auch durch Stadtstewards?”

  1. NeuKetteniser

    Wenn sich schon Eupens Bürgermeister (gleichzeitig auch Präsident des Polizeirates) auf dieses angebliche Reformvorhaben (!?) keinen Reim bilden kann – das sagt doch schon genug aus. Die Stadtstewards sollten m. M. ihren Dienst versehen wie bisher und nicht auch noch zusätzliche Kompetenzen übertragen bekommen, denen sie möglicherweise nicht gewachsen sind.

  2. Der Mediengott

    Ich fänd es schön, wenn es auch nochmal nen klassischen Wachmeister zu sehn gäbe, der nicht nur im warmen bzw klimatisierten Büsschen sein Leben fristet. Sprich Bürgernähe, persönlicher Kontakt. Ich bin nicht oft in Eupen. Von daher seh ich sie viel zu seltn, sprich hab ich sie deswegn übersehn? Die Stewards ja die sieht man hier und da mal, ob die ihren Job gut machen, Gute Frage…hatte mal ein Knöllchen, aber das wars auch schon. Die sind ja sowas wie das Ordnungsamt in Deutschland. Hmmm…

  3. Vereidiger

    Warum werden diese Leute eigtl. „Stadt-Steward“ genannt? Diese Bezeichnung gibt es offiziell doch gar nicht!
    In Belgien heißen sie „Ordnungshüter“ (od. auch „gardien de la paix“ bzw. „gemeenschapswacht“) – steht doch deutlich sichtbar auf den Jacken drauf und ist Gesetz…

  4. Das entwickelt sich in Richtung Kommunaler Ordnungsdienst, so wie man ihn in Aachen sehen kann. Warum auch nicht, die Polizei hat genug Arbeit mit der Verbrechensbekämpfung, da kann auch ein Steward das Radargerät bedienen…

  5. Die Tratschtanten, die aktuell als Stewards unterwegs sind, will man (wenn auch minimale) Polizeigewalt geben? Ja super.

    Zwei von denen sind mir bekannt, und denen unterstelle ich alles, bloss kein ansatzweise objektives Urteilsvermögen. Von daher will ich die Zwei nicht mit mehr Authorität als möglich unterwegs sehen.

  6. Das wäre wirklich arm, da kann an ja bald Jeden losschicken. Stehen mehr rum und tratschen sich durch die Straßen, grüssen nichtmal, wenn man Ihnen entgegen kommt…
    Wünschen alle Belgier die totale Kontrolle immer und überall?

  7. 4701Kettenis

    Es geben durchaus unfähigere Personen,in höheren Positionen-welche ob hineingewählt oder nicht ein scheintoten Dasein geniessen und dafür am Ende des Monats fürstlich entlohnt werden…
    Unter den Blinden ist der Einäugige König…

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