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Bewährungsstrafe für Schlecker, aber seine Kinder müssen in Haft

Anton Schlecker (2.v.l) geht am 02.05.2017 in Ehingen (Baden-Württemberg) mit seiner Frau Christina (r) und seinen Kindern Meike (l) und Lars (2.v.r) durch die Stadt. Foto: Thomas Warnack/dpa

Anton Schlecker müsse von der drohenden Pleite gewusst haben, ist das Landgericht Stuttgart überzeugt. Trotzdem schaffte er Millionen beiseite. Nach einem langen Prozess folgt nun der Schuldspruch – für seine beiden Kinder ist die Strafe empfindlich.

Das Stuttgarter Landgericht hat die Schlecker-Kinder Lars und Meike zu Freiheitsstrafen verurteilt. Ihr Vater Anton erhielt in dem Urteil zum Ende des Bankrott-Prozesses am Montag eine Bewährungsstrafe.

Der ehemalige Drogerieketten-Besitzer Anton Schlecker kommt am 27.11.2017 vor dem Landgericht in Stuttgart an. Fast sechs Jahre nach der Insolvenz der einst größten Drogeriemarktkette Europas sprach das Landgericht Stuttgart am Montag sein Urteil. Foto: Deniz Calagan/dpa

Unter anderem wegen Verschleppung der Insolvenz und Betrugs sollen Lars und Meike Schlecker ins Gefängnis. Im Fall von Lars beschlossen die Richter zwei Jahre und neun Monate Haft, im Fall von Meike zwei Jahre und acht Monate.

Der frühere Drogeriemarkt-Unternehmer selbst bekam wegen Bankrotts eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Außerdem muss Anton Schlecker eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen zu je 150 Euro zahlen.

Den Schlecker-Kindern hatte die Tochterfirma LDG gehört, über die Schlecker die gesamte Logistik der Drogeriefilialen abwickelte. Das Gericht sah in ihrem Fall nicht nur den Vorwurf des Bankrotts als erwiesen an, sondern darüber hinaus Beihilfe zum Bankrott, Insolvenzverschleppung und Untreue.

2012 Insolvenz – Rettung schlug fehl

Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre Haft für Anton Schlecker sowie 34 Monate für Lars und 32 Monate für Meike Schlecker gefordert. Die Verteidigung hatte das für völlig überzogen gehalten.

Schlecker, einst größte Drogeriemarktkette Europas, hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Eine Rettung schlug fehl, etliche tausend Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Eine Filiale der Drogeriemarktkette Schlecker. Foto: Shutterstock

Um die Pleite an sich ging es nicht vor Gericht – sondern um die Frage, wann Schlecker die drohende Zahlungsunfähigkeit erkannt hat oder hätte erkennen müssen. Als sogenannter Einzelkaufmann haftete er mit seinem privaten Vermögen für das Unternehmen. Von diesem Zeitpunkt an hätte er daher kein Geld mehr aus dem Konzern ziehen oder privat an andere übertragen dürfen.

Mitte November hatten der Ex-Firmenchef und seine Kinder noch einmal vier Millionen Euro an den Insolvenzverwalter gezahlt, die in die Insolvenzmasse fließen sollen – zur Wiedergutmachung des Schadens.

Zuvor hatte die Familie schon zehn Millionen Euro an den Verwalter überwiesen. Insgesamt haben die Gläubiger früheren Angaben zufolge mehr als eine Milliarde Euro an Forderungen angemeldet.

In zwei Wochen beginnt im österreichischen Linz ein Zivilverfahren gegen Schleckers Ehefrau Christa und die beiden Kinder, in dem es um Schadenersatz-Forderungen des Insolvenzverwalters der ehemaligen Schlecker-Tochterfirma Dayli geht. Im sächsischen Zwickau läuft bereits ein Verfahren, wie das dortige Landgericht der „Wirtschaftswoche“ bestätigte.

Der Insolvenzverwalter eines früheren Schlecker-Personaldienstleisters verlangt ebenfalls Geld zurück. Christa Schlecker war anfangs auch im Stuttgarter Strafprozess angeklagt, das Verfahren wurde aber eingestellt. (dpa)

16 Antworten auf “Bewährungsstrafe für Schlecker, aber seine Kinder müssen in Haft”

    • Zaungast

      „Kinder Bewährungsstrafe und Papa frei.“
      Häh?
      Schlecker senior hat zwei Jahre auf Bewährung bekommen. Der Mann ist jetzt 73!

      Seine beiden Kinder erhielten Haftstrafen, aber ohne Bewährung. So steht’s oben.

      Es gibt aber mit Sicherheit eine Berufungsverhandlung und ein neues Urteil, das bekanntermaßen oft günstiger für die Angeklagten ausfällt. Eventuell noch die Revision beim BGH und Rücküberweisung.
      Vorher brauchen die also nicht in den Knast.

  1. Ekel Alfred

    Die Schlecker’s bekommen im Gefängnis Sondersuiten, wie bei Hoeness…..mit freiem Ausgang….und dürfen an die Börse gehen….um das beiseite geschaffte Geld immer unter Kontrolle zu haben….

  2. Zeugnissssss

    Aber, aber, wer Geld hat muss sich doch nicht schämen….
    Er hat nur selten blöde Berater oder er dachte er sei schlau !
    Er hätte bei Zeiten einiges legal zur Seite bringen können ohne dass irgendwer dafür in den Knast muss …

  3. Es müsste wirklich ein Gesetz geben, das wie in diesem Fall, die gesamten Güter eingezogen werden (und verteilt werden an die Gläubiger oder Belegschaft), danach von mir aus Harz4 (halt für Deutschland) und wie bei einer privat Insolvenz erst nach 5 Jahren können die wieder scheffeln, wäre nur Fair.

    • Radio Euro

      Schlecker dürfte von seiner Persönlichkeit so von sich eingenommen gewesen sein, dass es für ihn nicht vorstellbar war, dass seine Firma mal so endet. Die meisten größeren Firmen in Deutschland haben doch Gesellschafterformen die die Verantwortlichen davor schützen, dass sie mit ihrem Privatvermögen haften. Es gibt nur sehr wenige, die das anders handhaben.

      • @ Radio Euro

        Die anderen Rechtsformen haben aber eine Berichtspflicht. Eine GmbH hat Bilanzpflicht und muss diese Bilanzen dem Finanzamt vorlegen. Eine Insolvenzverschleppung oder Bilanzfälschung wäre da vielleicht auch dem einen oder anderen Gesellschafter aufgefallen.
        Bei einer Privatgesellschaft, die von einem Patriarchen geführt wird, ist das wesentlich einfacher..
        Die Verurteilung erfolgte auch nicht wegen der Insolvenzverschleppung sondern weil aus der zu erwartenden Konkursmasse Gelder entnommen und damit veruntreut wurden.
        Das Handeslblatt schrieb dazu ( sinngemäss): „Eine salomonische Lösung“. Wie bei der Bahncard 50+ zahlt der Alte ziemlich genau die Hälfte dessen was die Jungen zahlen müssen.

  4. Quatschtante

    Ja ja ist schon alles scheiße gelaufen, mein Anton war Privatmann und alleine für seine
    Firma verantwortlich.
    Aaaaber wie so immer,der der Geld hat (oder schnell mal auf Seite gescheffelt hat) kommt immer mit einem blauen Auge davon.
    War doch alles absehbar.
    Eure Schlecker Tante. …

  5. Radio Euro

    Der alte Schlecker hat seine Firma verloren, vermutlich einen Teil seines Vermögens (bei einer anderen Gesellschafterform hätte er alles behalten können….) und den Ruf den er in der Gesellschaft hatte. Er wird keine Firma mehr leiten, er hat also eine günstige „Sozialprognose“.

    Die Kinder waren angestellt und haben Geld zu privaten Zwecken der Firma entnommen, die ihnen vermutlich nicht gehörte (der Alte hat ihnen ja ein Gehalt gezahlt). Dass sie sich gegenüber anderen Angestellten vermutlich als Chefs aufgespielt haben, ist da nicht entscheidend. Sie haben auch keine günstige „Sozialprognose“, sie sind noch relativ jung und könnten noch mal auf die Idee kommen, nicht von Hartz IV leben wollen zu müssen sondern arbeiten oder eine Firma gründen wollen. Da ist eine Strafe auf Bewährung zu wenig.

    Hoeneß hat sich nicht selbst als Präsident des FC Bayern München installiert, er wurde auf einer Mitgliederversammlung gewählt. ICH hätte ihn nicht (noch mal) gewählt, wenn dann muss man mit dem Finger auf die zeigen, die ihn wieder gewählt haben – DAS finde ich unmöglich.

  6. ?_?_?_?_?_?_

    Gott bewahre uns vor Politiker die nur ihr eigenes Wohl im Sinn haben,
    vor Gerichten die die Kleinen hängen und die Großen laufen lassen
    und vor Polizisten die zu Straßenräuber mutieren……
    da Gott das nicht in unsern Land verhindert hat muss man sich wohl selber helfen….
    denn es heißt …
    „Hilf dir selbst dann hilft dir Gott.“

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