Sport

Gerangel um Nationalstadion in Brüssel: Belgien, wie es leibt und lebt

Das König-Baudouin-Stadion in Brüssel. Foto: Wikipedia

Der Bau eines neuen Nationalstadions im Hinblick auf die Bewerbung Brüssels als Ausrichter des Eröffnungsspiels oder des Finales der Fußball-EM 2020 ist zu einem typisch belgischen Politikum geworden. Schuld daran ist die Standortfrage, die alles noch komplizierter macht, als es in einem Land wie Belgien ohnehin schon ist.

Am 25. Mai hatte sich die Regierung der Region Brüssel-Hauptstadt bei einer Klausurtagung in …Ostende darauf verständigt, dass das neue Nationalstadion auf dem Parking C des Heysel-Geländes errichtet werden soll, also in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Nationalstadion, dem König-Baudouin-Stadion. Dieses werde abgerissen und zusätzlichen Wohnraum bieten, hieß es.

So weit, so gut! Das Problem: Das Gelände, auf dem die neue Arena gebaut werden soll, gehört zwar der Stadt Brüssel, befindet sich aber auf dem Gebiet der Gemeinde Grimbergen, also in der flämischen Region.

Klare Absprachen sind erforderlich

Der Parking C, auf dem das neue Stadion errichtet werden soll (Kreis), befindet sich zwischen dem Brüsseler Ring und dem Romeinsesteenweg. Links unten erkennt man das König-Baudouin-Stadion. Graphik: autosalon.be

Der Parking C, auf dem das neue Stadion errichtet werden soll (Kreis), befindet sich zwischen dem Brüsseler Ring und dem Romeinsesteenweg. Links unten erkennt man das König-Baudouin-Stadion. Graphik: autosalon.be

Kein Wunder, dass nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Entscheidung der Brüsseler Regierung sich der flämische Ministerpräsident Kris Peeters (CD&V) zu Wort meldete und Brüssel um zusätzliche Erläuterungen bat. Bis dahin alles im grünen Bereich: Wenn ein Stadion auf einem Gelände erbaut wird, das der Stadt Brüssel gehört, sich aber auf dem Gebiet der Region Flandern befindet, sind klare Absprachen erforderlich, etwa in Fragen der Genehmigungen, der Mobilität oder der Finanzen.

Doch mit der Zeit wurde die Diskussion um die neue Arena immer belgischer. Wie es um den Sprachgebrauch stehe, wenn sich das Stadion auf flämischem Territorium befindet, ironisierte ein Kolumnist der Zeitung „La Libre Belgique“: „Werden die Flamen alle Fans der Roten Teufel dazu verpflichten, Niederländisch zu sprechen? Dürfen die Hotdog-Verkäufer nicht mehr Französisch sprechen? Wird sich der Stadionsprecher nur noch in Niederländisch zu Wort melden?“

Belgien, wie es leibt und lebt…

Mit oder ohne Leichtathletik-Piste?

Das König-Baudouin-Stadion in Brüssel hat bald ausgedient. Foto: Wikipedia

Das König-Baudouin-Stadion in Brüssel hat bald ausgedient. Foto: Wikipedia

Vor allem gilt es zu klären, ob es sich bei dem neuen Nationalstadion, das 55.000 Zuschauern Platz bieten soll, um ein reines Fußballstadion handeln wird oder doch wieder um eine Mehrzweckanlage mit Leichtathletik-Piste, die Brüssel allein schon wegen des jedes Jahr stattfindenden Meetings „Memorial Yvo Van Damme“, das weltbekannt ist und unbedingt fortbestehen muss, benötigt.

Laufbahnen sind jedoch inzwischen in Fußballkreisen verpönt, weil sie für die Zuschauer die Sicht erschweren und der Stimmung im Stadion eher abträglich sind. Sie könnten folglich die Chancen für die Bewerbung schmälern, wenngleich Brüssel als Europas Hauptstadt für eine Fußball-EM, die nicht nur in ein oder zwei Ländern, sondern in einer Vielzahl von europäischen Städten stattfindet, geradezu prädestiniert ist.

Trotzdem muss Brüssel über ein Stadion verfügen, das modernsten Anforderungen genügt. Als Vorbild gilt Pressemeldungen zufolge die „Friends Arena“ von Stockholm. Geschätzte Kosten: 250 Millionen Euro.

Das König-Baudouin-Stadion wurde zwar im Hinblick auf die Fußball-EM in Belgien und den Niederlanden im Jahr 2000 modernisiert, erfüllt aber schon längst nicht mehr die Bedingungen für eine EM oder für die Austragung eines Endspiels der Champions League.

Inzwischen sind die Diskussionen zu einer „Kakophonie“ entartet. Jeder will mitreden – selbst diejenigen, die im Prinzip gar nichts mit dem Großprojekt zu tun haben. Dies gilt zum Beispiel für den wallonischen Sportminister André Antoine (CdH), der sich darüber ärgerte, dass man ihn nicht konsultiert hat. In Anspielung auf den Namen der Gemeinde Grimbergen, nach der auch ein bekanntes belgisches Bier benannt ist, prophezeite Antoine dem Projekt Nationalstadion auf dem Parking C des Heysel-Geländes bereits eine „mise en bière“.

Ein „zweites Zaventem“ in Grimbergen?

Als Vorbild für das neue Nationalstadion in Brüssel dient angeblich die

Als Vorbild für das neue Nationalstadion in Brüssel dient angeblich die

Eine „mise en bière“ gibt es, wenn eine Leiche in den Sarg gelegt wird. Für Antoine ist das Vorhaben also eine Totgeburt. Zudem befürchtete der wallonische Sportminister ein „zweites Zaventem“. Der Nationalflughafen befindet sich ebenfalls auf dem Gebiet der flämischen Region. Derlei Überlegungen zeugen von großem Misstrauen, könnte doch gut sein, dass Belgien nach den Föderalwahlen von 2014 wieder eine große Regierungs- oder sogar Staatskrise kennt und von einer Spaltung bedroht wird.

André Antoine plädiert inzwischen für das Gelände „Schaerbeek Formation“ und stellt zwei Forderungen: Der RSC Anderlecht soll in das Projekt Nationalstadion einbezogen wird, weil der Rekordmeister, der schon lange ein größeres Stadion wünscht, als künftiger Nutzer infrage kommt. Zudem soll Premierminister Elio Di Rupo (PS) an den Gesprächen beteiligt werden, weil es sich schließlich um ein Projekt von nationaler Bedeutung handele.

Derweil warf die Tageszeitung „Le Soir“ die eigentlich ziemlich simple Überlegung in den Raum, ob man das Projekt „Parking C des Heysel-Geländes“ nicht einfach in die Tonne werfen, das heutige König-Baudouin-Stadion abreißen und an gleicher Stelle das neue Nationalstadion errichten soll. Dass vorher niemand auf diesen Gedanken gekommen ist… (cre)

9 Antworten auf “Gerangel um Nationalstadion in Brüssel: Belgien, wie es leibt und lebt”

  1. Werner Pelzer

    Zitat OD: „Derlei Überlegungen zeugen von großem Misstrauen, könnte doch gut sein, dass Belgien nach den Föderalwahlen von 2014 wieder eine große Regierungs- oder sogar Staatskrise kennt und von einer Spaltung bedroht wird.“

    Mir wird schon jetzt Übel an den Gedanken daran.

    Ansonsten zum Thema Stadion: Einfach traurig, was die Herrn Politiker uns immer wieder zumuten.

  2. Eastwind

    Die Idee, das König-Baudouin-Stadion abzureißen und an der Stelle Wohnungen zu bauen, dafür aber ein neues Stadion auf dem Parking C des Heysel zu errichten, ist effektiv bescheuert. Weshalb nicht ein neues Stadion dort, wo sich jetzt das König-Baudouin-Stadion befindet und neue Wohnungen auf dem Parking C? Oder will man das alte Heyselstadion einfach wegrasieren, um die Erinnerung an das Heysel-Drama, das Belgiens Ansehen in der ganzen Welt geschadet hat, definitiv auszulöschen?

  3. Eastwind

    Das Stade de France in Paris hat doch einen Kompromiss gefunden zwischen reinem Fußballstadion und Mehrzweckarena mit Leichtathletikpiste. Wenn Leichtathletik stattfindet , werden die unteren Tribünenränge abgebaut. Dadurch wird die Leichtathletikpiste freigegeben. Das Fassungsvermögen reduziert sich dadurch auf 75.000 (statt 90.000). Aber dadurch entspricht es allen Anforderungen je nach Art der Veranstaltung.

  4. scheich abdul klappstuhl

    Die Lösung für das K.B.Stadion wäre relativ einfach : die total unpassende Haupttribüne (passt zum restlichen Stadion wie die Faust aufs Auge) ganz abreissen und eine Neue komplett zum restlichen Stadion integriert errichten sowie Athletenbahn & Spielfeld etwas tieferlegen.Mit dem Fassungsvermögen (c.a.55000 pers.) dürfte es dann keine Probleme geben und mit der Sicht von allen Plätzen wäre es auch besser bestellt

    P.S. Der bericht von EMW ist in der falschen Rubrik gelandet

    Mfg Scheich A.K.

    • Réalité

      Ergebenste Hoheit!
      Der Dank an Sie Hoheit und an das ganze Morgenland für Ihre Idee und Einfall!Wir,hier im Abendland kamen jedoch auf eine noch bessere Idee!
      -Setzen Sie doch mal Ihre Kamele in Marsch in Richtung „Kaperbergvilläch“in dem Abendländischen Städtchen „OIPEN“!Dort befindet sich bereits eine wunderschöne Arena,die „OIPENARENA“,fast neu in einer ganz neuen „stahlharten Art“gebaut!Allerdings,müsste dieses Stadion etwas ausgebaut werden,da für „Eva-Fina“ Normen nicht vorgesehen!Die Erbauer hatten damals schon die Idee,daraus eine vielseitige Sportstâdte daraus zu machen!Setzen Sie sich Hoheit mal mit Ihrem Emirscheichvetter in Katar in Verbindung,da er da das Hoheitsrecht hat!Wahrscheinlich wegen der vermuteten dortigen Ölquellen!Oipenviläch benötigt z Zeit dringend „Öldollars“ weil nur mehr kleine Brötchen da vorzufinden sind,und denen in Kürze die Flocken fehlen werden!Vergessen Sie nicht in Ihren Kontakten den obersten Häuptling und Emir des Regionalen Scheichstums D.G.zu unterrichten,da er hervorragende Auslandskontakte,so u.a. auch nach dem „guten Morgenland“ hat!Gute Parkmöglichkeiten sind bereits vorhanden in der Nähe, zwischen der früheren Heilstädte und dem Regionalen Staatsrundfunksender.Es sollen noch mehr Parkplätze erbaut werden-kein Problem also!Um Ihrem Namen die nötige Ehre zu erweisen,werden wir,da hier mehr Holz als Öl und Sand vorhanden ist,dafür sorgen das alle Tribünen mit „KLAPPSTÜHLEN“ bestuhlt werden!Somit erfüllen wir auch die Normen der „Stuhltester aus Kelmis“!
      Hoffe sehr,Ihnen hiermit gedient zu haben Hoheit!
      Ich entbiete Ihnen hiermit meinen Respekt und Hochachtung,mit einem wohlwollenden“guten Abend“aus dem Lande wo Milch und Honig fliesst,an das dortige Morgenland,Land der aufgehenden Sonne und Kamele und Öl und vieles mehr!
      SalemAleikum Hoheit !

      • Réalité

        @ scheich abdul Gartenstuhl
        Sorry Hoheit!
        „ergebenst meine aufrichtigste Entschuldigern“
        ich vergass!Vor Ort sind dermassen viele Baumaschinen und Gastarbeiter vorhanden,dadurch haben Sie und Ihr Stab also sofort und billiges Personal vor Ort!Sogar könnten Sie des Nachts unter Schichten arbeiten lassen unter den Tiefstrahlern der vielen „Ihnen zu Ehren verbeugten Laternen“!Das Stadion sollte auch „als Boxarena“ gebrauchbar sein,da ab und an Boxkämpfe veranstaltet werden.Die jetzige Halle ist zu klein geworden.Oipenviläch eignet sich sehr gut für das neue Stadion:gute Lage, nahe anderer Scheichtümer,eigenes Ministerkabinet mit vielen Ministern u eigene Regierung und Personal,nahe grossem Binnenhafen,Flugplatz und ganz besonders in Nähe einer grossen Rennstrecke,wo Sie dann gerne Kamelrennen organisieren können!Wichtig auch!Ihre Kamele brauchen nie durstig zu sein,da Wasser in Massen vorhanden!
        In der inständigen Hoffnung,Ihnen,allerleefsten Scheich,hiermit Ihren vom Bart umrahmten Munde etwas Wässerich jemacht zu haben,verneige ich mich vor Ihnen,zugleich mit einem ergebenen Kniefall,noch tiefer wie tief,und erbitte gütigst:Jetzt oder nie,geben Sie sich imgange!
        Möge der Stern über Bethlehem Ihnen immer den Weg beleuchten!
        Salemaleikumon machetjut!
        (Vieleicht denken Sie auch an die Bauchtänzerinnen mottzebringe…!?)

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern