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Terrorismus oder einfaches Verbrechen? – Mysteriöse Entführung eines 13-Jährigen in Genk verstört ganz Belgien

Die Hintergründe des brutalen Kidnapping-Falls in Genk (Provinz Limburg) sind nebulös. Foto: Shutterstock

AKTUALISIERT – Terrorismus oder einfaches Verbrechen? Das fragen sich jetzt viele in Belgien. Denn die Hintergründe eines brutalen Kidnapping-Falls sind nebulös. Nur eines beruhigt: Der Junge lebt.

Es ist die längste Geiselnahme eines Kindes in Belgien, ein verstörendes Verbrechen, das zum Glück erstmal ein glimpfliches Ende fand: Ein 13-jähriger Junge, der Mitte April von schwer bewaffneten und maskierten Gewalttätern aus seinem Elternhaus entführt worden war, ist nach 42 Tagen wieder frei und unversehrt.

Sechs Verdächtige sind hinter Gittern, ein siebter nur unter Auflagen frei. So viel steht fest. Doch fast alle anderen Fragen sind offen.

01.06.2020, Belgien, Hasselt: Staatsanwalt Guido Vermeiren (l) und Kris Vandepaer von der föderalen Kriminalpolizei Limburg nehmen an einer Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Hasselt anlässlich der Entführung eines 13-jährigen Jungen teil. Foto: Marc Dirix/BELGA/dpa

Wer sind die sieben Männer, gegen die ein Ermittlungsrichter in der ostbelgischen Provinz Limburg in der Nacht zum Dienstag Haftbefehl erließ? Ist tatsächlich der in Belgien bekannte Islamist Khalid B. darunter? Wo liegt das Motiv? Sind Vater und Onkel des Opfers tatsächlich wegen Drogenhandels verurteilt? Floss Lösegeld? Wo war der Junge gefangen? Wie geht es ihm? Leider kein Kommentar, sagt Pieter Strauven, Sprecher der Staatsanwaltschaft Limburg, am Dienstag.

So bleibt zunächst nur die Skizze dieses verworrenen Falls, die die Ermittler nach der Freilassung des Kindes in der Nacht zum Montag zeichneten. Nach offiziellen Angaben dringen in der Nacht vom 20. auf den 21. April schwer bewaffnete und maskierte Entführer in das Zuhause der Familie in Genk ein und verschleppen den 13-Jährigen mit Gewalt. Sie nutzen ein gestohlenes Fahrzeug.

Während der 42 Tage der Geiselnahme gibt es immer wieder Kontakte zwischen den Entführern und der Familie des Opfers. Lösegeld wird gefordert. Zwei Mal schicken die Entführer Lebenszeichen des Kindes.

Welche Rolle spielte der islamistische Extremist Khalid B.?

In der Nacht zum 1. Juni dann wird der Junge etwa einen Kilometer von seinem Elternhaus entfernt ausgesetzt und geht zu Fuß nach Hause. Sobald das Kind in Sicherheit ist, beginnen Razzien in der Provinz Limburg und in Antwerpen, sieben Männer im Alter von 24 bis 45 Jahren werden festgesetzt. Jetzt wurde der Fall, an dem 25 Ermittler sechs Wochen lang rund um die Uhr gearbeitet haben, öffentlich bekannt gemacht. Mehrere Journalisten, die von der Sache wussten, haben bislang still gehalten, um das Kind zu schützen.

Nun verbreiten Medien Details, die der freundliche Behördensprecher Strauven leider nur mit „kein Kommentar“ quittieren kann. So soll das geforderte Lösegeld fünf Millionen Euro betragen haben – und zumindest zum Teil auch gezahlt worden sein.

Foto: Shutterstock

Der Vater und der Onkel des 13-Jährigen seien wegen internationalen Drogenhandels zu 6 beziehungsweise 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, meldet die Nachrichtenagentur Belga. Im Laufe des Prozesses sei bekannt geworden, dass die mit der Familie in Verbindung gebrachte Verbrecherorganisation 30 Millionen Euro Gewinne eingestrichen habe. Das soll die Entführer zu ihrer Lösegeldforderung angestachelt haben.

Doch welche Rolle spielt dann der verurteilte islamistische Extremist Khalid B., der laut Belga unter den festgenommenen Verdächtigen ist? Der heute 45-Jährige ist nach einem Bericht der Zeitung „De Standaard“ schon seit 2002 im Fadenkreuz belgischer Ermittler. 2012 und 2013 soll der Mann junge Kämpfer rekrutiert und in den Krieg nach Syrien geschickt haben. Dafür erhielt er dem Bericht zufolge eine Gefängnisstrafe von zehn Jahren, die später auf drei Jahre verkürzt wurde.

„Terrorismus oder einfaches Verbrechen?“, fragt die Zeitung „Le Soir“ und verweist darauf, dass beides bisweilen eng verknüpft sei. So sehe die Polizei den Drogenhandel als eine der Geldquellen der Terrororganisation Islamischer Staat.

Staatsanwaltssprecher Strauven hat auch dazu nur ein „kein Kommentar“. Er betont aber die wichtige Unterstützung internationaler Kollegen im Zuge der Ermittlungen, darunter die deutsche, niederländische, französische und US-amerikanische Polizei. „Dafür wollen wir uns ausdrücklich bedanken.“ Weitere Festnahmen und eine Ausweitung der Ermittlungen schließt er nicht aus.

Der nächste wichtige Termin dürfte der kommende Freitag werden. Dann steht die Haftprüfung der festgesetzten Verdächtigen an. (dpa)

32 Antworten auf “Terrorismus oder einfaches Verbrechen? – Mysteriöse Entführung eines 13-Jährigen in Genk verstört ganz Belgien”

  1. Peer van Daalen

    Warum wird hier verschwiegen, daß es sich bei einem der Geiselnehmer um den syrischen Kämpfer Khalid Bouloudo aus Maaseik handelt, der unter Bewährung stand, weil er junge Kämpfer für den bewaffneten Kampf der Daesh/ISIS in Syrien rekrutiert hat. Von den mutmaßlichen Drogengeschichten mal abgesehen …

    • Aha, ein Geiselnehmer ist bekannt? Bisher wurden zwar einige Leute festgenommen, von Verurteilungen steht nichts im Text? Gegebenenfalls – ich weiß, es ist abwegig – wird auch noch nicht weiteres berichtet, weil noch Ermittlungen laufen und diese in der Regel besser laufen, wenn man nicht alle Informationen preis gibt bis man sich sicher ist alle und die richtigen zu haben. Ich weiß, klingt komisch, is aber so!

    • Walter Keutgen

      Peer van Daalen, im Artikel steht doch: „Unklar ist auch die Rolle eines verurteilten islamistischen Extremisten, der laut Belga unter den jetzt festgenommenen Verdächtigen war. Der 45-jährige Khalid B. ist demnach einer der am strengsten beobachteten Islamisten Belgiens.“

      • @ Walter Keutgen

        “ … am strengsten beobachteten Islamisten Belgiens. …“

        Richtig Herr Keutgen, aber genau so wie seine Rolle bei der Entführung, sollten den Steuerzahler die enormen Kosten für diese intensive Überwachung interessieren. Es wäre weitaus sinnvoller diese Summen für die Betreuung unserer alten Menschen auszugeben und den Herrn Extremisten in sein Ursprungsland zurück zu schicken.

        • Bravo Justiz??

          Der Herr Extremist wurde von einem flämischen Gericht zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

          Vom Berufungsgericht im Mai 2019 bekam er eine Strafe von 3 Jahren auf Bewährung – mit anderen Worten ein Freispruch!!! Deshalb war er auf freiem Fuß.

          Wenn der Bursche für 10 Jahre „eingefahren“ wäre, hätte diese Entführung möglicherweise garnicht stattgefunden und dem 13 jährigen Kind wäre viel erspart geblieben – soviel zum Thema „höhere Strafen nutzen nichts!“

      • Peer van Daalen

        @ Herr Keutgen: Die von mir oben angesprochenen Details wurden hier auf OD-direkt erst mit etwa halbtägiger Verspätung !!!nachträglich!!! veröffentlicht. Steht auch DICK oben drüber „AKTUALISIERT“!!!

        Da waren diese Details auf dem Le Soir schon fast wieder kalter Kaffee.

        Gut! Das kann man bei oberflächlicher Betrachtung schon mal übersehen, sollte aber einen alten Fuchs wie Ihnen eher nicht so schnell passieren…

        • Ostbelgien Direkt

          @Peer Van Daalen: Es ist wirklich bedauerlich, dass „Ostbelgien Direkt“ mit seinen rund 100 Journalisten viel langsamer ist als die Zeitung Le Soir, obwohl diese nur einen hauptberuflichen Redakteur sowie einen Fotografen als freien Mitarbeiter beschäftigt. Das ist wirklich nicht nachzuvollziehen. Wir möchten uns hiermit auch offiziell bei Ihnen entschuldigen… 😉 Gruß

          • Peer van Daalen

            Entschuldigung angenommen … :-).

            Sie hätten allerdings auch ein paar wenige Stunden warten können, bis die für alle bekannte Nachrichtenlage ausreichend! hergibt, was einen Artikel wert gewesen wäre.

            Das wäre so über Nacht sogar auch keinem besonders aufgefallen.

            So allerdings vermittelt das das Gefühl eines möglichen Clickbaitings. Das haben Sie nicht nötig, denke ich!

    • Pensionierter Bauer

      Es ist aber genau diese von Ihnen hier gewünschte Ignoranz der Wahrheit, die den Rassismus entstehen und aufleben läßt. Wenn Polizei und Presse, dass was jeder doch weiß verschweigt, dann kann man diese Institutionen doch nicht mehr ganz für voll nehmen.
      Gleich um was es geht, es muss immer die volle Wahrheit gesagt werden. Ein verschweigen hat nur Sinn, wenn noch ermittelt werden muss.

    • Populist

      Unsere Berufs-Gutmenschen und Gewohnheits-Bärchenwerfer sind jetzt traurig. Sie können ihre Bereicherung nicht ungehemmt feiern. Ihre bunte Weltordnung hat einen weiteren Riss bekommen.

    • Bemerkenswert ist die Geschwindigkeit und die Härte, mit der gegen Coronadistanzübertreter vorgegangen wird, und die übliche Laschheit bei solchen Fällen wie oben erwähnt.
      Das hat nichts mit Rassismus zu tun sondern mit dem Gefühl, das viele Gesetzesübertretungen nicht adäquat bestraft werden.
      Wie oft waren die Täter bei den vielen Anschlägen in den letzten Jahren z.B. polizeibekannt?
      Wer aber in den letzten Wochen z.B. in Deutschland einkaufen war, musste mindestens 500,- EUR zahlen. Bei Wiederholungstäter war die Staatsanwaltschaft auch sehr schnell aktiv.
      Erstaunlich ob der Überlastung des gesamten Justizapparates.

      • Besorgte Mutter

        @Atheist, da kann ich Ihnen nur zustimmen. Es ist doch schon sehr erstaunlich wenn man hier harte Islamisten unter laschen Bedingungen frei herum laufen läßt, auf der anderen Seite aber die Ordnungshüter sich auf Facebook herumtreiben um zu sehen
        welcher Wirt sich dann nicht zu hundert Prozent an die „Covid19 Bestimmungen“ hält, siehe Ordnungshüterskandal an der Talsperre bei Libby und auf Ternell. Während hochgefährliche Islamisten und Drogengroßhändler frei herumlaufen, erfreut sich unsere Frau Staatsänwältin daran Menschen die für Freiheit demonstrieren mit der vollen Härte des Gesetzes zu drohen. Da werden Leute die einen Tisch durch Eupen transportierten schon nach kurzer Zeit hart von unseren Richtern abgeurteilt.
        Leute merkt ihr etwas?
        Wir, im allgemeinen gesetzestreuen, Einheimischen werden von diesem kranken Bananenstaat so richtig veräppelt!

        • Hierarchie, Politik, Richter

          Ja, Trump ist aber schuld! ;-)) Es ist nicht der Polizist auf der Straße, es ist die Hierarchie und die Politik (vor allem diese), es sind auch oft die Richter. Reden mit Polizist X, er wird es Ihnen klar und deutlich sagen.

    • Hier geht’s zwar um die Entführung und nicht um die Straftaten des Vaters, Sie können aber „überall“ nachlesen, dass er in einen angeblich sehr lukrativen Drogenhandel verwickelt war.
      Nur weil Sie es nicht gelesen haben, müssen Sie nicht behaupten, es würde verschwiegen !

    • Walter Keutgen

      Ermittler, im Artikel steht doch: „Der Vater und der Onkel des 13-jährigen seien wegen internationalen Drogenhandels zu sechs beziehungsweise 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, meldete Belga.“

  2. Nochmal! Die von mir oben genannten fehlenden Details wurde hier auf OstBelgien-direkt erst mit einem halben Tag Verspätung nachträglich!!! hinzugefügt, Da hatte der Le Soir schon längst in aller Breite drüber berichtet und Namen und Hintergründe genannt.

    Immerhin, – im Schnarchnasenblatt GE hat es bis zur Stunde keine Aktualisierung der Nachrichtenlage zu diesem Fall gegeben …

  3. @PvD:
    Es wird nix verschwiegen, keine OD-Verschwörung – bis jetzt !!
    Sie können doch nicht wirklich OB-Direkt vorwerfen, nicht so ausführlich zu sein, wie das ganze Land deckende Medien. Dafür erhalten wir East-Belgium-Sweets, frisch auf den Bildschirm !

    Dass der US-Präsident nunmehr unter die Ayatollahs gegangen ist, wenn auch mit Bibel anstatt mit Koran, habe ich auch noch nicht gelesen – aber vielleicht auch nur verpasst…

  4. Verzeihung, es war doch nur eine Geste der Freundlichleit und der Offenheit. Inshallah, In deren Heimat ist Drogenhandel ein schwerwiegendes Verbrechen und würde mit dem Tot bestraft. Jetzt hat man einfach mal so ein kleiner Warnschuss gegeben.

  5. Schön das eine weitere Satanisten/Extremisten/Islamisten-Zelle ausgehoben wurde.
    Gibt wieder weitere Verbindungen um die Sache dann noch systematischer zu erledigen. Die Russen und Amis sind ja Experten mit ihren Verhör Methoden und stehen unseren belgischen Kollegen in Rat und TaT zur Seite. die wissen auch was wehtut, genau wie der Achmed der jetzt nicht mehr lacht Met. Diese @relegionsfanatiker“- Extremisten wissen das ja auch , wie man mit einem kleinen Kind etwas schreckliches machen kann in deren schwarzen Messen 😵😱🖤🖤🖤

  6. Schöne Bereicherung!

    Es steht jetzt fest, es waren ISlamisten!
    „Enfant enlevé 42 jours à Genk: trois arrestations, dont „l’ami de Ben Laden“
    https://www.lalibre.be/belgique/judiciaire/enfant-enleve-42-jours-a-genk-trois-arrestations-dont-l-ami-de-ben-laden-5edbab2fd8ad58250fb71506
    Zum Glück sind Pädophile und Entführer keine Rasse, sonst würden wohl die Gutmenschen wieder rufen „Kein Rassismus!“. Eine Frage habe ich doch an sie: Seit wann ist der der Islam eine Rasse?

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