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Studie: Gas-Exporte in die Europäische Union spülen Milliarden in die Kriegskasse von Kremlchef Putin

01.10.2025, Belgien, Zeebrügge: Greenpeace-Aktivisten bei der Blockade eines Gas-Terminals. Mehr als 70 Aktivisten aus 17 Ländern beteiligten sich an der Blockade des LNG-Terminals mit Kajaks und einer aufblasbaren Nachbildung von Kremlchef Putin und US-Präsident Trump. Foto: Eric De Mildt/Greenpeace Belgium/dpa

Russland profitiert nach einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace noch immer in erheblichem Maße von Energiegeschäften mit Unternehmen aus EU-Staaten.

Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres seien 12,8 Milliarden Kubikmeter (bcm) russisches Flüssigerdgas (LNG) in die EU importiert worden, heißt es in einer kurz vor einem EU-Gipfel in Kopenhagen veröffentlichten Untersuchung. Im ganzen Jahr 2021, also vor dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, seien es 15,9 Milliarden Kubikmeter LNG gewesen. Deutlich zurückgegangen sind demnach nur die Lieferungen von Pipeline-Gas aus Russland.

Nach Schätzungen von Greenpeace hat allein das russische Unternehmen Yamal LNG in den Jahren zwischen 2022 und 2024 insgesamt 40 Milliarden US-Dollar (34 Mrd. Euro) eingenommen und davon rund 9,5 Milliarden US-Dollar an Gewinnsteuer in die russische Staatskasse abgeführt. Als wichtigste Kunden in der EU nennt die Organisation den französischen Ölkonzern Total, das bundeseigene deutsche Energieunternehmen Sefe sowie die spanische Naturgy.

23.05.2024, Mecklenburg-Vorpommern, Sassnitz-Mukran: Von Schleppern begleitet transportiert der LNG Tanker „Rias Baixas Knutsen“ (r) eine Ladung LNG zum Energie-Terminal „Deutsche Ostsee“. Foto: Stefan Sauer/dpa

Demnach steuerte Total schätzungsweise 2,5 Milliarden US-Dollar zu den Gewinnsteuern des russischen Staates bei, Sefe 1,45 Milliarden US-Dollar und Naturgy 1,25 Milliarden US-Dollar. Mit jeweils dreistelligen Millionenbeträgen folgten dann Engie (Frankreich), Shell (UK/Niederlande) sowie das in Zypern registrierte Unternehmen Gunvor.

– Milliarden für die russische Kriegskasse: Von den 9,5 Milliarden Dollar Gewinnsteuer habe Russland schätzungsweise 271.000 Angriffsdrohnen vom iranischen Bautyp Shahed, 2.686 T-90M-Kampfpanzer oder 9,5 Millionen 152-mm-Artilleriegeschosse kaufen können, kritisierte Greenpeace. Die Menge der Artilleriegeschosse entspreche etwa drei Jahren der aktuellen russischen Jahresproduktion von drei Millionen Schuss. Bei den Drohnen gehe es um eine Menge, die etwa 271 Mal größer sei als die, die Russland im Frühjahr in einer Woche gegen die Ukraine eingesetzt habe.

Als besonders problematisch sehen die Autoren, dass die vier wichtigsten russischen LNG-Importländer Frankreich, Spanien, Belgien und die Niederlande den Zahlen zufolge von 2022 bis Juni 2025 mehr Geld für den Import von russischem LNG ausgaben, als sie der Ukraine im gleichen Zeitraum an bilateraler Hilfe bereitstellten. Sie importierten demnach russisches LNG im Wert von 34,3 Milliarden Euro, während sie 21,2 Milliarden Euro an bilateraler Unterstützung für die Ukraine bereitstellten.

23.02.2022, Niederlande, Rotterdam: Tanks im Hafen von Rotterdam. Foto: Federico Gambarini/dpa

Bemerkt wird zudem, dass der französische Konzern Totalenergies einen 20 Prozent-Anteil an Yamal LNG und einen Anteil von 19,4 Prozent an der Muttergesellschaft Novatek hält. Demnach profitierte das Unternehmen während der Energiekrise erheblich von diesen Beteiligungen. Seit 2022 habe TotalEnergies schätzungsweise 5,06 Milliarden US-Dollar an Dividenden aus Yamal LNG sowie zusätzliche 1,74 Milliarden US-Dollar an Dividenden aus Novatek erhalten, schreiben die Autoren.

Europäische Energieunternehmen erklären ihre fortgesetzten Geschäfte mit Yamal LNG insbesondere mit dem Bedarf und/oder langfristigen Verträgen.

– Umweltschützer sehen Weg aus „Gasfalle“: In ihren Schlussfolgerungen zu der Untersuchung kritisieren die Greenpeace-Experten, die noch immer bestehende Abhängigkeit von russischem LNG fülle direkt die Kriegskasse von Kremlchef Wladimir Putin und bedrohe Frieden und Sicherheit in Europa. Gleichzeitig sorge der verstärkte Import von US-Gas dafür, dass sich Europa der politischen Agenda von US-Präsident Donald Trump aussetze, der sich zunehmend als unzuverlässiger Partner erweise. Der einzige Ausweg aus der „Gasfalle“ bestehe darin, dass Europa seine Abhängigkeit von fossilem Gas beende, indem es auf ein Energiesystem umstelle, das auf heimischer, erneuerbarer Energie basiere.

Eine solche Entwicklung ist bislang allerdings nicht in Sicht. Zwar hat die EU-Kommission jüngst vorgeschlagen, die Einfuhr von russischem LNG in die EU spätestens Anfang 2027 komplett zu stoppen und Unternehmen Sicherheiten für den Fall von möglichen Schadenersatzforderungen wegen nicht erfüllter langfristiger Verträge zu geben. Zugleich wurde allerdings US-Präsident Trump in Aussicht gestellt, dass amerikanisches LNG entstehende Lücken füllen könnte. (dpa)

23 Antworten auf “Studie: Gas-Exporte in die Europäische Union spülen Milliarden in die Kriegskasse von Kremlchef Putin”

  1. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    Wer jetzt noch glaubt, es gibt kein Drehbuch, dem die führenden Welt Schauspieler gemeinsam, gerne Folge leisten……
    Es ist schon Filmreif :Der eine Landesführer organisiert ein Krieg, damit der nächste, unauffällig einen weiteren organisieren kann und wiederum ein anderer, seinem Volk den Vorteil der Rüstungsindustrie präsentiert, anstelle der Autoindustrie. Währenddessen erhält man durch den organisierten Menschenhandel auch günstige Fachkräfte.
    Aufgrund der dadurch verständlichen Panik, bereichert sich wiederum ein anderer, durch Manipulationen und insider wissen am Markt, mit Kryptowährungen. Letzten Endes belohnt man den der begonnen hat, mit der Abnahme von Gas.
    Das eingefrorene Geld? wird man wohl auftauen und sich ehrlich teilen. Wer soll das kontrollieren? Danach bauen die politischen Bauunternehmer, wieder alles auf und im Anschluss kann man immer noch Friede Freude Eierkuchen spielen , bei dem man Friedensnobelpreise regnen lässt.
    Das wird der Kino Knaller.

    • Corolöres

      „Währenddessen erhält man durch den organisierten Menschenhandel auch günstige Fachkräfte“, der ist gut! Günstige Fachkräfte, die den Tag auf der Straße rumlungern oder ihre Zeit im Sisha- und Teetreff absitzen, während sich die wirklichen Fachkräfte den Hintern aufreißen um die günstigen Fachkräfte zu finanzieren.

      • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

        #Corolöres/ Natürlich muss ein Teil davon, zum Ablenkungsmanöver und der gesellschaftsspaltung beitragen.
        Aber schon seit mindestens einem Jahr, haben in Deutschland 50.000 Ukrainer einen festen Arbeitsvertrag. Wie die Zahlen mittlerweile aussehen, ist nicht so einfach zu ermitteln. Und in anderen EU-Ländern erst reicht nicht.
        Viele aus den EU- Original Ländern, haben nicht mehr die Gelegenheit, sich den Hintern aufzureißen, weil sie eben durch die neue hinzugekommenen ersetzt wurden und auch noch werden. Die EU-vernichterin hat schon betont, dass die Türen für Moldau weit offen stehen. Und das in Zeiten, bei denen Morde und Polizeieinsätze in den EU original Ländern, zur Tagesordnung gehören.
        Es würde mich nicht wundern, wenn mittlerweile in der EU, täglich mehr Zivilisten durch die (politisch indirekte) Provokation sterben, als Zivilisten in der Ukraine, durch den Krieg. Finde den Fehler.

    • Vordergründig: Der Westen kauft kein Gas bei Russland…
      Hintertgründig: Man sanktioniert Russland, damit es sein Gas billiger verkaufen muss um es loszuwerden und kauft es hintenrum günstig ein und verkauft es teuer verflüssigt als LNG-Gas zum Preis von seinem eigenen teuren Fracking-Dreck…
      Wieso sonst sollte Trumptydumpty sich nach dem „Deal“ mit der Euro Uschi sonst so auf die Schenkel geklopft haben nach dem Motto: „Die EU schenkt mir Millionen!“

      • Der Alte

        Das mit dem billigerem Gas könnte eine gute Idee sein, gäbe es nicht chinesische oder indische Zwischenhändler, die ebenfalls Geld verdienen wollen. Zudem ist per Schiff transportiertes Gas immer teurer als solches, das durch (mittlerweile du UA gesprengte) Pipelines gedrückt wird.

  2. Eher wird das 47. Sanktionspaket beschlossen als dass auf das billige Gas verzichtet wird.
    Von den Atombrennstäben, die vorzugsweise auch von Putins Gnaden in alle Welt exportiert werden, hört man auch nichts. Ein Schelm, …..

  3. Da in der Energiewirtschaft letztlich alles mit allem zusammen hängt hilft auch hier ein Blick auf die aktuellen Zahlen:
    https://www.elia.be/fr/donnees-de-reseau
    Wie man unschwer feststellen kann steigt nach jeder weiteren Abschaltung eines KKW der Anteil der Gasverstromung tendenziell weiter an. Die Tage werden kürzer und bei herbstlichen und winterlichen Hochdruckwetterlagen bleibt für die Stromproduktion, an die auch vermehrt die Mobilität (E-Autos) und die Heizwärme (Wärmepumpen) hängt, nur noch das Gas. Putin-Gas wollen wir nicht, Trumps Frackin-Gas wollen wir auch nicht, und das was die grünen Infantilen wollen, Wind und Sonne, gibt es nicht. Dumm gelaufen wenn Öko-Träumer glauben energiepolitische Weichen stellen zu können….

  4. Bittere Realität

    Wir leben sowieso in einer verlogenen Gesellschaft während stündlich über die Ukraine berichtet wird, findet man fast überhaupt nichts in den Medien über den kriegerischen Konflikt im Sudan der aber nach Einschätzung vieler Experten der weitaus größere Katastrophenfall ist, von dem unsere Erde zur Zeit geplagt wird.

    • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

      #Dax/ Dumm gelaufen ist es für Leute, die jahrelang ihren Strom bezahlt haben und von den versteckten Kosten durch den Rückbau nichts erfahren werden. Dazu trägt man von politischer Seite bei, indem man seit Jahren, den Rückbau auf die nächste Generation verschieben möchte und deshalb auch fragwürdige peinlichkeits Persönlichkeiten im Netz, die Werbetrommel für AKW’s rühren lässt.
      Mir persönlich wäre es jedenfalls peinlich,
      sich für einen Krümel vom Kuchen lächerlich zu machen. In anderen Branchen läuft es ja auch nicht anders. Man konzentriert die gesamte Wirtschaft, nur noch auf wenige Anbieter und lässt den anderen keine Chance sich zu entwickeln. Es ist natürlich viel einfacher für die Mächtigen der Politik, nur mit wenigen verhandeln zu müssen. Und es ist natürlich viel einfacher für die Wirtschaftsgrößen unsere Politiker in Schach zu halten.

  5. Alfons van Compernolle

    Berichtet doch bitte einmal etwas neues , so eine alte Kamelle , die bisher nicht abgetellt ist , weil Belgien / Deutschland / Frankreich sowohl das Gas als auch das Erdoel , wenn auch im geringeren Liefermengen, aber immer noch noetig hat und Trump nicht ueber den Weg trauen ( tue ich auch nicht ) und die
    Araber den Oelhahn als Waffe benutzen. Das man frueher Oel und Gas aus heimischer Steinkohle
    gewonnen hat , hat man vergessen. LEIDER

    • Willi Müller

      @ Alfons van Compernolle
      Nein, Alfons, nichts ist vergessen. Ich habe im Keller noch von meinem Opa den guten alten Steinkohleumwandler stehen. Der funktioniert immer noch wie eine eins. Wenn ich mal trocken fahre kommt der zum Einsatz. Da wird mal ein Eimerchen Öl erzeugt.

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